Krämpfe nach Einlauf: Ursachen, Durchführung und Risiken

Die Darmentleerung kann aus verschiedenen Gründen erschwert oder unmöglich sein. Oft ist ein entleerter Darm eine Grundvoraussetzung für operative Eingriffe oder medizinische Untersuchungen. In diesen Fällen wird ein Einlauf durchgeführt. Dieser Artikel beleuchtet Indikationen, Nebenwirkungen und Risiken von Einläufen und geht insbesondere auf die Ursachen von Krämpfen nach einem Einlauf ein.

Was ist ein Einlauf?

Bei einem Einlauf (auch Darmspülung, Darmeinlauf, Klysma oder Klistier genannt) wird Flüssigkeit über den Anus in den Darm eingeleitet. Die mechanische, thermische oder chemische Reizung der Darmwand und der peripheren Darmnerven regt die Stuhlausscheidung an. Je nach Indikation, Funktion, Flüssigkeitsmenge und Prinzip werden unterschiedliche Arten von Darmeinläufen eingesetzt.

Ein Einlauf dient der Darmreinigung und kann bei Verstopfung entlasten. Schwangeren wird er vor der Geburt angeboten. Der Begriff Einlauf oder Darmeinlauf kann verwirrend sein. Gemeint ist eine Darmspülung, bei der Flüssigkeit über den After in den Darm eingeführt wird. Oft ist auch von Darmreinigung die Rede oder der Einlauf wird mit "Klistier" gleichgesetzt - genau genommen ist letzteres aber ein Werkzeug. Das Klistier oder Klysma wird bei der Darmspülung verwendet, um Flüssigkeit durch den Anus in den Enddarm zu spülen (Spülflüssigkeit, die in selteneren Fällen auch Medikamente oder Nährstoffe enthalten kann).

Arten von Einläufen

  • Medikamenteneinlauf: Einbringen von Medikamenten.
  • Klistiere: Spüllösungen enthalten meist Sorbit (osmotische Wirkung) oder Glycerin (reizt die Darmschleimhaut und löst den Defäkationsreflex aus).
  • Einläufe mit Leitungswasser und Glycerin: Mischung aus 20 ml Glycerin und 1000 ml Wasser (körperwarm).

Darmrohre sind in verschiedenen Größen und Materialien erhältlich. Miniklistiere und Klistiere werden oft als komplettes Einlaufsystem mit Darmrohr und Spüllösung angeboten.

Wann ist ein Einlauf notwendig?

Die Durchführung eines Einlaufs ist aus verschiedenen Gründen sinnvoll. Medizinisch sinnvoll ist ein Einlauf bei Verstopfung des Darms oder als Vorbereitung auf eine medizinische Untersuchung wie die Darmspiegelung (zur Früherkennung von Darmkrebs oder bei funktionellen Darmproblemen). Allerdings sollten gerade Menschen, die häufiger unter Verstopfung leiden, medizinische Hilfe suchen - der Einlauf zu Hause ist zwar ein Hilfsmittel bei Verstopfung, sollte aber nicht regelmäßig angewendet werden.

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  • Vorbereitung auf eine Darmspiegelung (Koloskopie): Für eine optimale Einsicht in den Darm. Um die höheren Abschnitte des Darms zu sichten, kommt eine orthograde Darmspülung zum Einsatz. Für die Koloskopie des Enddarmbereiches reicht eine Darmspülung unmittelbar vor der Untersuchung aus.
  • Therapie: Ein Einlauf kann auch als Therapie eingesetzt werden.
  • Fastenkur: Der Einlauf soll vor und während des Fastens der Reinigung und Entlastung des Darms dienen. Mediziner betrachten diese Praktik allerdings mit kritischen Augen.
  • Vor der Entbindung: Am Ende der Schwangerschaft wird den werdenden Müttern vor der Entbindung häufig ein Einlauf angeboten - deren Einsatz ist aber umstritten. Hebammen können ertasten, ob der Darm sehr voll ist.
  • Als therapeutische Maßnahme: Der Einlauf findet als Therapie oder unterstützende Maßnahme in folgenden Situationen Anwendung: vor der Entbindung (wird kontrovers diskutiert), bei hartnäckiger Verstopfung (Obstipation), bei einer frischen Einstülpung (Invagination) eines Darmanteils in den folgenden Darmabschnitt, bei Darmträgheit nach einer Operation, bei erhöhtem Kaliumspiegel (Hyperkaliämie), zur gezielten Einbringung von Medikamenten bei Colitis ulcerosa.

Vorbereitung und Durchführung

Vor Beginn der Behandlung muss für die bedingungslose Intimsphäre des Patienten gesorgt sein. Der Einlauf sollte daher zu einem Zeitpunkt durchgeführt werden, in dem weder Mitpatienten oder Besucher im Raum anwesend sind oder die Essensausgabe stattfindet. Vielen Patienten begegnen der Durchführung eines Einlaufs mit Angst vor Schmerzen und Scham. Die detaillierte Aufklärung über den Vorgang ist daher dringend angebracht.

Ganz allgemein sind die Herstellung und Durchführung eines Einlaufes auch zuhause möglich, da die dafür benötigten Komponenten in jeder Apotheke erhältlich sind. Gerade unerfahrene Personen sollten jedoch davon absehen, da das Verfahren nicht ganz frei von Risiken und Nebenwirkungen ist. Einfacher in der Anwendung für den Einlauf zu Hause sind Klistiere.

Benötigte Materialien

  1. Einmalhandschuhe (Eigenschutz)
  2. Händedesinfektionsmittel
  3. Darmrohr (Applikation des Einlaufs in den After)
  4. Schlauchklemme (Regulierung des Zulaufs/Ablaufs der Einlaufflüssigkeit)
  5. Beutel für bzw. mit Einlaufflüssigkeit

Je nach Einlaufart kann der Abschnitt der Flüssigkeitsapplikation variieren.

Verschiedene Techniken

  • Hebe-Senk-Einlauf: Der Flüssigkeitsbeutel wird auf und ab gesenkt.
  • Retrograde Darmspülung: Das Darmrohr wird mit einem Y-Ansatz versehen. An einen Anschluss wird der Flüssigkeitsbeutel angeschlossen, an den anderen ein Abflussschlauch, der in ein Auffanggefäß geleitet wird. Abwechselnd wird Flüssigkeit in den Darm ein- und ausgeleitet. Für das Einlaufen wird der Abflussschlauch abgeklemmt und 400 ml Flüssigkeit in den Darm eingebracht. Im Anschluss wird der Flüssigkeitsschenkel abgeklemmt und der Abflussschlauch geöffnet.
  • Klistiere: Flascheninhalt auspressen bzw. -drücken.

Durchführung zu Hause

Ein Einlauf kann unkompliziert zu Hause selbst durchgeführt werden - mit ein bisschen Vorbereitung. Nach dem Vorbereiten der Flüssigkeit sollten die Klistierspritze oder der Irrigator-Schlauch vorsichtig mit einer Drehbewegung in den After eingeführt werden - etwa zwei bis drei Zentimeter tief. Wichtig ist, dass dabei keinerlei Schmerzen zu spüren sein sollten. Der Darmtrakt ist sehr empfindlich und Verletzungen sollten auf jeden Fall vermieden werden. Im Anschluss muss die Flüssigkeit langsam in den Darm gepumpt werden. Wenn der Druck zu groß ist und ein großer Drang spürbar ist, auf die Toilette zu gehen, sollte keine weitere Flüssigkeit in den Darm geführt werden. Nach dem Einbringen der Spülflüssigkeit kann die Klistierspritze (Klistierrohr) vorsichtig wieder aus dem After gezogen werden. Ideal ist es, fünf bis 15 Minuten zu warten, bevor man zur Darmentleerung auf die Toilette geht.

Der Patient entspannt seinen Sphinkter durch die Atmung durch den Mund, was das Einführen des Darmrohres weniger unangenehm macht. Der Spülbeutel darf nicht zu hoch hängen, da dies den Druck der einlaufenden Flüssigkeit erhöht und zu Verletzungen des Kolons führen kann. Ideal ist die Positionierung etwa auf Betthöhe (manuell oder mittels Infusionsständer). Klistiere kommen meist als erste Abführmaßnahme zum Einsatz. Sie sind leicht in der Handhabung und weniger belastend.

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Risiken und Nebenwirkungen

Ein Einlauf birgt gewisse Risiken und Nebenwirkungen vor allem dann, wenn er nicht richtig durchgeführt wird. Vorsichtig sollten Menschen sein, die Herz-Kreislauf-Probleme haben: Sie sollten vor einem Darmeinlauf, den sie selber zu Hause machen möchten, mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin sprechen, denn bei falscher Anwendung können zusätzliche Kreislauf-Probleme auftreten.

Zu den Risiken und Nebenwirkungen von Einläufen zählen unter anderem Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Flüssigkeitsverlust, Kreislaufprobleme, Verletzungen der Darmwand und Infektionen.

Hier eine detailliertere Auflistung:

  • Durchstechung der Darmwand
  • Zerreißung des Darms durch übermäßige Dehnung
  • Durchblutungsstörungen der Darmwand, gegebenenfalls mit Absterben des betroffenen Darmabschnitts
  • Verbrühungen durch zu heiße Flüssigkeiten
  • Störung des Elektrolythaushaltes
  • Infektion
  • Belastung des Kreislaufs, vor allem bei kreislaufschwachen Patienten

Kontraindikationen

Da eine Darmspülung immer eine Reizwirkung auf die Darmaktivität und Darmschleimhaut ausübt, gibt es Situationen, in denen ein Einlauf nicht durchgeführt werden sollte:

  • Erbrechen oder Bauchschmerzen mit unklarer Ursache
  • Akute Baucherkrankungen, zum Beispiel Bauchfellentzündung
  • Frühschwangerschaft
  • Drohende Fehlgeburt
  • Nach Operationen am Dickdarm
  • Blutungen im Verdauungstrakt
  • Darmverschluss
  • Chronisch entzündliche Darmerkrankungen (z.B. Morbus Crohn, Colitis ulcerosa)

Krämpfe nach Einlauf: Ursachen und Behandlung

Psychischer Stress, eine schwer verdauliche Mahlzeit, chronische Darmerkrankungen: So unterschiedlich die Ursachen für Darmkrämpfe sein können, so vielfältig sind auch die Behandlungsmöglichkeiten. Häufig sind Darmkrämpfe eine Reaktion des Körpers auf ein unverträgliches Lebensmittel oder ein besonders üppiges Gericht. Neben diesen, vergleichsweise harmlosen Ursachen, können aber auch ernste Erkrankungen für die Schmerzen verantwortlich sein. Besonders, wenn Sie unter sehr starken oder wiederkehrenden Darmkrämpfen leiden, sollten Sie Ihre Beschwerden ärztlich abklären lassen.

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Mögliche Ursachen für Krämpfe nach einem Einlauf:

  • Reizung der Darmschleimhaut: Die eingebrachte Flüssigkeit kann die Darmschleimhaut reizen und dadurch Krämpfe auslösen.
  • Zu kalte Flüssigkeit: Kaltes Wasser kann zu einer Verkrampfung des Darms führen.
  • Elektrolytstörungen: Ein Einlauf kann den Elektrolythaushalt stören, was Krämpfe begünstigen kann.
  • Vorerkrankungen: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen oder das Reizdarmsyndrom können die Wahrscheinlichkeit von Krämpfen erhöhen.
  • Überdehnung des Darms: Eine zu große Flüssigkeitsmenge kann den Darm überdehnen und Krämpfe verursachen.
  • Entgiftungsreaktion: Ein Einlauf kann Giftstoffe, Stoffwechselabfälle und alte Stuhlreste lösen. Diese gelangen kurzfristig ins Blut, bevor sie ausgeschieden werden („Herxheimer-Reaktion“, Rückvergiftung). Dies kann Kopfschmerzen, Müdigkeit oder ein leichtes Krankheitsgefühl auslösen.

Was tun bei Krämpfen nach einem Einlauf?

  • Wärme: Eine Wärmflasche oder ein warmes Bad können krampflösend wirken.
  • Entspannung: Stress kann Krämpfe verstärken. Versuchen Sie, sich zu entspannen, z.B. durch Atemübungen oder Meditation.
  • Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser oder Tee, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
  • Elektrolyte: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten, z.B. durch isotonische Getränke oder Elektrolytpulver aus der Apotheke.
  • Arzt konsultieren: Bei starken oder anhaltenden Krämpfen sollten Sie einen Arzt aufsuchen, um die Ursache abzuklären und gegebenenfalls weitere Behandlungen einzuleiten.

Was ist nach einem Einlauf zu beachten?

Nach der Durchführung eines Einlaufes kann es im Anschluss noch immer zu Darmentleerungen und Windabgängen kommen. Dies ist völlig normal und sollte dem Patienten erklärt werden. Gerade bei stationär durchgeführten Einläufen gilt: fühlt sich der Patient zu schwach und nicht in der Lage allein auf die Toilette zu gehen, so sollte er sich beim Pflegepersonal melden. Ansonsten besteht ein vergrößertes Sturzrisiko. Bei Bedarf werden auch Stuhlproben des Einlaufs genommen.

Nach dem Einlauf sollten Sie versuchen, die Darmentleerung für den vereinbaren Zeitraum zu unterdrücken. Melden Sie sich beim Pflegepersonal, wenn Sie Hilfe beim Toilettengang benötigen oder aber, wenn Sie auf der Toilette waren. Manchmal ist es nach einem Einlauf wichtig, dass Sie die Toilettenspülung nicht betätigen, sodass die Pflegekraft die Stuhlmenge, Farbe und Konsistenz beurteilen kann.

Die Kosten für einen Einlauf in Verbindung mit einer medizinischen Indikation übernimmt für gewöhnlich die Krankenkasse.

Alternativen zum Einlauf

Es gibt verschiedene Alternativen zum Einlauf, um die Darmtätigkeit anzuregen und Verstopfung zu behandeln:

  • Ballaststoffreiche Ernährung: Ballaststoffe fördern die Darmbewegung und erhöhen das Stuhlvolumen.
  • Ausreichend Flüssigkeit: Trinken Sie ausreichend Wasser, um den Stuhl weich zu halten.
  • Bewegung: Regelmäßige Bewegung regt die Darmtätigkeit an.
  • Abführmittel: In Absprache mit dem Arzt können Abführmittel eingesetzt werden.

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