Krämpfe durch Alkohol: Ursachen, Auswirkungen und Vorbeugung

Alkohol ist ein gesellschaftlich akzeptiertes Genussmittel, dessen Konsum jedoch weitreichende Folgen für den Körper haben kann. Neben den bekannten Auswirkungen auf Leber und Gehirn kann Alkohol auch Muskelkrämpfe auslösen oder verstärken. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen für Krämpfe im Zusammenhang mit Alkoholkonsum, die verschiedenen Arten von alkoholbedingten Nervenschädigungen und gibt Ratschläge zur Vorbeugung und Behandlung.

Die Rolle von Alkohol bei Muskelkrämpfen

Viele Menschen kennen das Phänomen: Nach einem Abend mit erhöhtem Alkoholkonsum treten in der Nacht oder am nächsten Tag schmerzhafte Muskelkrämpfe auf, besonders häufig in den Waden. Alkohol kann die Krampfneigung fördern, da er den Wasser- und Elektrolythaushalt des Körpers beeinträchtigt.

Ursachen von Muskelkrämpfen durch Alkohol

  • Dehydration: Alkohol entzieht dem Körper Flüssigkeit. Dieser Flüssigkeitsmangel kann die Übertragung elektrischer Impulse auf die Muskulatur stören, was zu Krämpfen führt.
  • Elektrolytungleichgewicht: Alkohol kann zu einem Mangel an wichtigen Mineralstoffen wie Magnesium und Kalium führen. Diese Elektrolyte sind jedoch entscheidend für die Muskelkontraktion und -entspannung. Ein Ungleichgewicht kann die Muskelfunktion stören und Krämpfe verursachen.
  • Milchsäureansammlung: Starker Alkoholkonsum kann zu einer Ansammlung von Milchsäure in den Muskeln führen, ähnlich wie nach intensiver körperlicher Anstrengung. Diese Milchsäureansammlung kann Muskelkrämpfe und Muskelkater verursachen.
  • Nervenschädigungen: Langfristiger und übermäßiger Alkoholkonsum kann Nervenschädigungen verursachen, die als alkoholische Polyneuropathie bekannt sind. Diese Schädigung kann die Nervenfunktion beeinträchtigen und zu Muskelkrämpfen, Schmerzen und anderen neurologischen Symptomen führen.

Was passiert im Körper beim Alkoholkonsum?

Wenn Alkohol konsumiert wird, gelangt Ethanol (C2H6O) über die Mundschleimhaut, Speiseröhre, Magen und Darm ins Blut. Die Menge des aufgenommenen Alkohols hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Außentemperatur, Kohlensäure im Getränk, Zuckerkonsum, ob auf nüchternen Magen getrunken wird, Alter, Geschlecht, Gewicht und Gesundheitszustand.

Die Leber spielt eine zentrale Rolle beim Alkoholabbau in drei Schritten:

  1. Umwandlung von Alkohol in Acetaldehyd.
  2. Umwandlung von Acetaldehyd in Acetat (Essigsäure).
  3. Verstoffwechselung und Ausscheidung von Acetat.

Neben der Leber sind auch Nieren, Darm und Lunge am Alkoholabbau beteiligt. Der Körper wandelt etwa 98,9 % des Alkohols durch Oxidation um und baut ihn ab, während etwa 1,1 % unverändert über Nieren (0,3 %), Lungen (0,7 %) und Haut (0,1 %) ausgeschieden werden.

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Negative Auswirkungen von regelmäßigem Alkoholkonsum

Regelmäßiger Alkoholkonsum kann eine Vielzahl negativer Auswirkungen haben:

  • Bewusstseinsveränderungen: Schon geringe Mengen Alkohol können das Bewusstsein verändern.
  • Nervensystem: Beeinträchtigung des zentralen und peripheren Nervensystems, was zu Neuropathien führen kann.
  • Hormonhaushalt: Veränderung des Hormonhaushaltes, z. B. geringerer Testosteronspiegel und verminderte Wachstumshormonproduktion.
  • Muskelaufbau: Beeinträchtigung des Muskelaufbaus.
  • Schlafqualität: Verminderung des REM-Schlafs, der für wichtige Gehirnfunktionen notwendig ist.
  • Immunsystem: Erhöhte Anfälligkeit für Bakterien und Viren.
  • Herz-Kreislauf-System: Negative Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System.
  • Energiestoffwechsel: Beeinträchtigung der Fettverbrennung und des gesamten Energiestoffwechsels.

Bei Alkoholikern kann es durch mangelhafte Ernährung zu einer dauerhaften Nervenschädigung, der alkoholischen Neuropathie, kommen.

Alkoholbedingte Nervenschädigungen (Alkoholische Polyneuropathie)

Übermäßiger Alkoholkonsum kann zu Schädigungen des peripheren Nervensystems führen, einer Erkrankung, die als alkoholische Polyneuropathie bezeichnet wird. Dabei sind mehrere Nerven erkrankt, so dass motorische, sensible oder vegetative Nerven nicht mehr oder nicht mehr vollständig funktionieren.

Ursachen und Risikofaktoren

Die toxische Wirkung des Alkohols und seiner Abbauprodukte sowie eine begleitende Mangelernährung gelten als Hauptursachen für die alkoholische Polyneuropathie. Ab einer täglichen Alkoholzufuhr von mehr als 12 g (Frauen) bzw. 24 g (Männer) können Nervenschädigungen auftreten, wenn diese Grenze über einen längeren Zeitraum überschritten wird.

Symptome

Die Symptome einer alkoholischen Polyneuropathie können vielfältig sein und reichen von Missempfindungen wie Kribbeln in Händen und Füßen über Störungen in der Temperatur- und Druckwahrnehmung bis hin zu starken Schmerzen und Lähmungen in den Extremitäten. Betroffene leiden häufig unter unkontrollierbaren Muskelzuckungen, Muskelkrämpfen und Muskelschwäche.

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  • Sensible Störungen: Schmerzen, Kribbeln, Taubheitsgefühle, Brennen, "Ameisenlaufen".
  • Motorische Störungen: Muskelschwäche, Muskelkrämpfe, unkontrollierbare Muskelzuckungen, Muskelschwund.
  • Vegetative Störungen: Impotenz, Verdauungsbeschwerden, Herzrhythmusstörungen, Beeinträchtigung lebenswichtiger Organe wie Lunge oder Herz (im schlimmsten Fall Atemstillstand oder Herzrhythmusstörungen).

Die sensiblen Neuronen sind in der Regel am anfälligsten für Schädigungen durch einen zu hohen Konsum von Alkohol. Für gewöhnlich sind die Zehen als erstes von Schmerzen, Kribbeln oder anderen Störungen betroffen, die meist symmetrisch auftreten.

Diagnose

Die Diagnose einer Polyneuropathie erfolgt in mehreren Schritten, beginnend mit einem Arzt-Patient-Gespräch zur Erhebung der Krankengeschichte. Dabei sind Angaben zum Alkohol- und Drogenkonsum besonders wichtig. Neurologische Untersuchungen, wie die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, können die Diagnose bestätigen. Blutuntersuchungen können Hinweise auf einen Vitamin-B12-Mangel oder auffällige Leber- und Nierenwerte liefern.

Behandlung

Die wichtigste Maßnahme zur Behandlung der alkoholischen Polyneuropathie ist der Verzicht auf Alkohol. In vielen Fällen bilden sich die Symptome bei Alkoholabstinenz zurück. Da es Suchtkranken schwerfällt, aus eigenem Willen auf alkoholische Getränke zu verzichten, ist in vielen Fällen professionelle Unterstützung erforderlich. Im Rahmen eines stationären Entzugs erhalten Betroffene die Gelegenheit, ihren Körper vollständig vom Alkohol zu befreien und zu entwöhnen.

Zusätzlich können folgende Maßnahmen helfen:

  • Vitamin- und Nährstoffsubstitution: Ausgleich von Mangelerscheinungen, insbesondere von B-Vitaminen.
  • Schmerztherapie: Medikamente zur Linderung von Schmerzen, wobei opioide Schmerzmittel aufgrund ihres Suchtpotenzials nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden sollten.
  • Physikalische Therapie: Transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) zur Linderung chronischer Schmerzen.
  • Psychotherapie: Behandlung von Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Schlafstörungen.

Weitere Auswirkungen von Alkohol auf den Körper

Neben Muskelkrämpfen und Nervenschädigungen kann Alkoholkonsum auch andere negative Auswirkungen auf den Körper haben:

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  • Erhöhtes Risiko für allergische Reaktionen: Alkohol kann allergische Reaktionen verstärken oder eine Alkoholunverträglichkeit auslösen.
  • Lebererkrankungen: Die Leber ist für den Abbau von Alkohol verantwortlich und wird durch übermäßigen Konsum stark belastet.
  • Schädigung des Gehirns: Langfristiger Alkoholkonsum kann zur Schrumpfung des Hirngewebes führen und Gedächtnisleistung, Konzentrationsvermögen, Urteilsvermögen und Intelligenz beeinträchtigen.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht das Risiko von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Schlaganfall.
  • Krebserkrankungen: Erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen der Leber, Mundhöhle, Rachenraum, Speiseröhre, des Enddarms und der weiblichen Brustdrüse.
  • Persönlichkeitsveränderungen: Unzuverlässigkeit, Reizbarkeit, Unruhe, Eifersucht, Ängste, Depressionen bis hin zu Selbstmordgedanken.
  • Demenz: Erhöhtes Risiko einer Demenzerkrankung bei regelmäßigem Konsum größerer Mengen Alkohol.
  • Magen-Darm-Probleme: Alkoholkonsum kann zu Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis) führen.

Vorbeugung von Krämpfen durch Alkohol

  • Moderater Alkoholkonsum: Vermeiden Sie übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Ausreichende Flüssigkeitszufuhr: Trinken Sie ausreichend Wasser oder andere nicht-alkoholische Getränke, um Dehydration zu vermeiden.
  • Elektrolytzufuhr: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Elektrolyten wie Magnesium, Kalium und Natrium durch eine ausgewogene Ernährung oder Nahrungsergänzungsmittel.
  • Gesunde Lebensweise: Regelmäßige Bewegung, Dehnübungen und eine ausgewogene Ernährung können helfen, Krämpfen vorzubeugen.
  • Geeignete Schlafposition: Vermeiden Sie Schlafpositionen, in denen die Füße nach unten zeigen. Schlafen Sie besser auf dem Rücken und platzieren Sie ein Kissen unter den Knien.

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