Die Neurochirurgie in Deutschland hat sich zu einem hochspezialisierten und fortschrittlichen Feld der Medizin entwickelt. Zahlreiche Kliniken im ganzen Land bieten ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Verfahren zur Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des Nervensystems. Dieser Artikel gibt einen Überblick über einige ausgewählte neurochirurgische Kliniken in Deutschland, ihre Schwerpunkte und Behandlungsmöglichkeiten.
Neurochirurgische Klinik Solingen
Die Klinik für Neurochirurgie in Solingen widmet sich der Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen des zentralen Nervensystems, insbesondere des Gehirns und des Rückenmarks. Jährlich werden über 1.000 Operationen durchgeführt, wobei der Schwerpunkt auf degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule liegt. Ziel dieser Eingriffe ist die signifikante Verbesserung der Lebensqualität der Patienten und die Minimierung von Funktionseinschränkungen.
Ein weiteres zentrales Behandlungsfeld ist die operative Therapie von Hirntumoren. Obwohl Hirntumoren im Vergleich zu anderen Krebsarten relativ selten sind (etwa 6.000 diagnostizierte Fälle von bösartigen Hirntumoren pro Jahr in Deutschland), stellen sie eine besondere Herausforderung dar. Viele Hirntumoren, wie Meningeome und Neurinome, sind gutartig, erfordern aber dennoch eine sorgfältige und präzise chirurgische Intervention. Darüber hinaus werden auch Metastasen behandelt, die sich aus Krebserkrankungen anderer Körperteile entwickeln.
Ein weiterer Schwerpunkt ist die Behandlung von Schädel-Hirn-Traumata, die vor allem bei jungen Männern unter 30 Jahren eine der häufigsten Todesursachen in Deutschland darstellen. Die stationäre Versorgung dieser Patienten umfasst eine komplexe Diagnostik und Therapie, die darauf abzielt, Lebensfunktionen zu erhalten und zu stabilisieren. Ebenso kritisch ist die Behandlung von Gehirnblutungen, die oft als Folge von Schlaganfällen auftreten. Die Klinik für Neurochirurgie ist eng mit der operativen Intensivstation und der Schlaganfalleinheit vernetzt, um eine umfassende Patientenbetreuung auch in kritischen Fällen zu gewährleisten.
Im Operationssaal stehen modernste Therapieverfahren zur Verfügung. Mithilfe von Operationsmikroskopen und Neuronavigationssystemen können Hirntumoren und andere neurochirurgische Herausforderungen mit einer Präzision angegangen werden, die minimalinvasiv ist und das umliegende gesunde Gewebe schont. Die Leistungskompetenz wird zusätzlich durch internationale Kooperationen gestärkt. In der Klinik arbeiten Ärzte, Pflegepersonal und Patienten eng zusammen, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen.
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Neurochirurgische Klinik am Klinikum Dortmund
Die Neurochirurgische Klinik am Klinikum Dortmund gehört zu den größten Abteilungen ihrer Art in Nordrhein-Westfalen. Als Haus der Maximalversorgung bietet die Klinik eine individuell zugeschnittene Therapie an. Dabei wird sie von über 20 Fachabteilungen des Krankenhauses unterstützt.
Die neurochirurgische Expertise steht zur Verfügung bei allen Arten von Tumorerkrankungen des Zentralen und Peripheren Nervensystems und seiner angrenzenden Strukturen in Kooperation mit dem Westfälischen Krebszentrum, bei Gefäßerkrankungen des Gehirns und Rückenmarks in enger Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie und der Klinik für Radiologie und Neuroradiologie, sowie bei degenerativen Erkrankungen der gesamten Wirbelsäule. Im Falle von Unfällen werden alle Arten von Verletzungen an Gehirn, Rückenmark und Nerven in enger Zusammenarbeit mit den Kliniken für Unfallchirurgie und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie behandelt.
Als Schwerpunktzentrum für Schädelbasis-Chirurgie ist die Klinik enger Kooperationspartner des zertifizierten Kopf-Hals-Tumor-Zentrums. Gemeinsam mit der HNO-Klinik wird die rein endoskopische Operation von Hypophysenadenomen und Tumoren der vorderen Schädelbasis, sowie die interdisziplinäre Behandlung von Akustikusneurinomen angeboten. Ein ausgewiesener Schwerpunkt liegt in der Kinderneurochirurgie gemeinsam mit den Kollegen der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und der Klinik für Kinderchirurgie und -Urologie.
Neurochirurgische Klinik Stuttgart
Die Neurochirurgische Klinik Stuttgart ist eine der leistungsfähigsten neurochirurgischen Kliniken in Deutschland. Als Klinik der Maximalversorgung bietet sie rund um die Uhr das gesamte Spektrum der Neurochirurgie an. Mit neun Oberärzten und zwölf Assistenzärzten in Weiterbildung wird eine optimale Betreuung der Patienten gewährleistet.
Die Klinik ist apparativ auf dem neuesten Stand neurochirurgischer Technik einschließlich Neuronavigation, funktionellem prächirurgischen Mapping (mit transkranieller Magnetstimulation), komplettem Neuromonitoring, fluoreszenzgestützten Verfahren bei Tumor- und Gefäßchirurgie und der Möglichkeit zur Wachoperation. Die gesamte Betreuung von neuroonkologischen Erkrankungen erfolgt interdisziplinär im Verbund mit dem Stuttgart Cancer Center (SCC) - Tumorzentrum Eva Mayr-Stihl. Die Wirbelsäulenkompetenz wird im Stuttgart Spine Center (SSC) gebündelt, zusammen mit der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie und der Orthopädischen Klinik des Olgahospitals. Das Zentrum für Neuroonkologische Tumoren ist durch die Deutsche Krebsgesellschaft e.V. zertifiziert.
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Neurochirurgische Klinik der Charité - Universitätsmedizin Berlin
Die Klinik für Neurochirurgie der Charité - Universitätsmedizin Berlin befindet sich an den Charité-Campi: Campus Charité Mitte, Campus Benjamin Franklin sowie Campus Virchow Klinikum. An den Standorten Mitte und Steglitz werden täglich mehrere ambulante Sprechstunden in der Neurochirurgischen Hochschulambulanz angeboten. Der Arbeitsbereich Pädiatrische Neurochirurgie befasst sich speziell mit der neurochirurgischen Behandlung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen.
Neurochirurgische Gemeinschaftspraxis Knappschaft Kliniken Recklinghausen
Die Neurochirurgische Klinik wird von Privat-Dozent Dr. Maximilian Puchner geleitet. Zusammen mit der leitenden Oberärztin Dr. Frauke Lohmann leitet er eine niedergelassene neurochirurgische Praxis in den Knappschaft Kliniken Recklinghausen für Patienten aller Kassen (Neurochirurgische Gemeinschaftspraxis). Hierdurch wird die ambulante Vor- und Nachbehandlung für alle Patienten ermöglicht. Dr. Puchner hat für mehrere Krankheitsbilder Kooperationen mit anderen Spezialisten etabliert, um die Behandlungsqualität zu steigern.
Neurochirurgische Klinik Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum
Die Neurochirurgische Klinik ist eine der wenigen Kliniken in Deutschland, die alle neurochirurgischen Subspezialitäten abdeckt. Dies ist durch umfangreiche Kooperationen mit anderen Fachgebieten innerhalb und außerhalb des Hauses, teilweise auch mit den Grundlagenwissenschaften auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum, möglich.
Die operative Therapie von Tumoren des Gehirns oder Rückenmarks ist einer der großen Schwerpunkte. Alle technischen Möglichkeiten zur Sicherstellung einer möglichst kompletten Entfernung des Tumors bei gleichzeitiger Erhöhung der Sicherheit für den Patienten wie z.B. die Neuronavigation, die fluoreszenz-gestützte Entfernung von Tumorgewebe und der intraoperative Einsatz des Ultraschalls während der Resektion sind vorhanden. Wichtige Funktionen des Gehirns bzw. der Hirnnerven werden zudem direkt stimuliert oder durch das intraoperative Neuromonitoring kontinuierlich überwacht. Dazu zählen auch sogenannte „Wach-Ops“ bei entsprechender Lokalisation des Tumors. (Neuroonkologisches Zentrum) Die Epilepsiechirurgie stellt eine Erweiterung dieses Schwerpunktes dar. Zunächst werden zumeist entsprechende Elektroden implantiert, um den epileptogenen Herdbefund eindeutig zu identifizieren und zu lokalisieren. In einem zweiten Schritt erfolgt dann unter Nutzung der o.g. technischen Möglichkeiten die Entfernung des Hirngewebes, das den Krampfanfall auslöst. Bei kindlichen Epilepsien werden komplexe operative Therapien wie die Hemisphärotomie angeboten. Die funktionelle Stereotaxie bei krankhaften Bewegungsstörungen, wie z. B. Morbus Parkinson, sowie die rahmengestützte Biopsie von unklaren Prozessen des Gehirns runden das Spektrum ab.
Der zweite große eigenständige Schwerpunkt ist die Versorgung von degenerativen, tumorösen, entzündlichen und traumatischen Wirbelsäulenerkrankungen. Neben den minimal-invasiven, mikroneurochirurgischen Operationen bei degenerativ bedingten Erkrankungen wie Bandscheibenvorfällen, spinalen Stenosen oder Facettgelenkszysten werden auch große Verschraubungsoperationen durchgeführt. Aufgrund des Einsatzes der spinalen Navigation können auch bei langstreckigen Versorgungen kleine weichgewebsschonende Zugänge genutzt werden. Die Wiederherstellung der normalen Stellung (sagittale Balance) der Wirbelsäule wird in allen Wirbelsäulenabschnitten durch Zugänge von vorne, der Seite oder von hinten, ggf. in Kombination, erreicht.
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Die interdisziplinäre Behandlung von Gefäßaussackungen (Aneurysmen) und -missbildungen (Angiome) sind der Hauptinhalt der Kooperation mit der Neuroradiologie des Hauses, bei der neben einer operativen Versorgung modernste interventionelle Verfahren Anwendung finden. In der Klinik gibt es ferner die Expertise zur Diagnostik und operativen Versorgung von einfachen Kompressionssyndromen peripherer Nerven z.B. Karpaltunnelsyndrom und Kubitaltunnelsyndrom, aber auch von komplexen druck- oder unfallbedingten Schädigungen des gesamten peripheren Nervensystems mit erforderlichen Nervenrekonstruktionen.
Neben der Krankenversorgung nimmt die Klinik, in dem Bemühen junge Mediziner für das Fach Neurochirurgie zu begeistern, an der Lehre im Rahmen des reformierten Studienganges der Ruhr-Universität Bochum teil. Darüber hinaus laufen in den fachlichen Schwerpunkten interdisziplinäre Forschungsprojekte.
Neurochirurgie Heidelberg
Die Neurochirurgie Heidelberg ist eines der führenden neurochirurgischen Zentren Europas. Fest verankert im Neurozentrum der Kopfklinik und den benachbarten Fachkliniken der Universitätsmedizin, bietet die Klinik eine neurochirurgische Therapie auf höchstem medizinischem Niveau. In fünf hochmodernen Operationssälen wird das gesamte Spektrum von Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems behandelt.
Die rege klinische und experimentelle Forschungsaktivität sowie die enge fachliche Vernetzung mit national und international hochrangigen Forschungszentren sind ideale Voraussetzungen für eine erstklassige Qualität der Lehre und Forschung. Pro Jahr werden etwa 12.000 Patienten behandelt und mehr als 3.500 Operationen durchgeführt. Neben dieser großen Erfahrung greifen die Spezialisten dabei auf ein einzigartiges Spektrum an modernster OP-Technologie zurück. So wird ein Großteil der Operationen unter Verwendung leistungsfähiger OP-Mikroskope in mikrochirurgischer Technik ausgeführt. Computergestützte Neuronavigation, intraoperatives MRT und Doppler-Ultraschall sowie elektrophysiologisches Neuromonitoring sind Standardverfahren bei Eingriffen in funktionell kritischen Hirn- und Nervenregionen. Auch bei der Diagnostik werden beispielsweise für Patienten mit intrakraniellen Tumoren eine transkranielle Magnetstimulation (TMS) oder spezielle MRT-Untersuchungen mit Faserbahndarstellung routinemäßig durchgeführt. Dank einer speziell ausgerüsteten neurochirurgischen Intensivstation und der unmittelbaren Nähe zu allen benachbarten universitären Fachkliniken können auch schwer bis kritisch erkrankte Patienten zu jeder Zeit optimal versorgt werden.
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