Ein Schlaganfall ist ein plötzliches und oft lebensveränderndes Ereignis, das durch eine Störung der Blutversorgung im Gehirn verursacht wird. Jährlich sind in Deutschland etwa 270.000 Menschen von einem Schlaganfall betroffen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Aspekte des Schlaganfalls, einschließlich seiner Ursachen, Symptome, Lokalisation im Gehirn und Behandlungsmöglichkeiten.
Einführung
Ein Schlaganfall, auch Apoplex genannt, ist eine akute Erkrankung, bei der die Blutversorgung des Gehirns unterbrochen wird. Dies führt zu einer Unterversorgung von Nervenzellen mit Sauerstoff und Nährstoffen, was zu deren Absterben führen kann. Die Geschwindigkeit der Schädigung, die betroffene Hirnregion und das Ausmaß der Schädigung sind entscheidend für die resultierenden Symptome. Der Schlaganfall ist eine der häufigsten Todesursachen und eine Hauptursache für Pflegebedürftigkeit im Erwachsenenalter.
Ursachen von Schlaganfällen
Schlaganfälle können grundsätzlich drei Hauptursachen haben:
- Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall): Ein Blutgefäß im Gehirn wird durch ein Blutgerinnsel verengt oder verschlossen. Dies führt zu einer Minderdurchblutung (Ischämie) oder einem Durchblutungsstopp in dem betroffenen Gebiet. Hirninfarkte machen etwa 80-85% aller Schlaganfälle aus.
- Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall): Ein Blutgefäß im Gehirn reißt oder platzt, wodurch Blut in das umliegende Gewebe austritt. Dieses Blut kann zusätzlichen Druck auf das Gehirn ausüben und weitere Schäden verursachen. Gehirnblutungen sind für etwa 10-15% der Schlaganfälle verantwortlich.
- Transitorische Ischämische Attacke (TIA): Eine kurzzeitige Durchblutungsstörung im Gehirn, oft durch ein kleines Blutgerinnsel verursacht. Im Gegensatz zum Hirninfarkt resultiert eine TIA nicht in einer dauerhaften Schädigung des Gehirngewebes, da sich die Blockade schnell wieder auflöst. Eine TIA ist jedoch ein Warnsignal und sollte ernst genommen werden.
Insgesamt ereignen sich 95% aller plötzlich auftretenden neurologischen Defizite aufgrund einer vaskulären (gefäßbezogenen) Ursache.
Risikofaktoren für Schlaganfälle
Ein Risikofaktor ist ein Umstand oder eine Verhaltensweise, die das Risiko eines Schlaganfalls erhöht. Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorhandensein eines Risikofaktors nicht zwangsläufig bedeutet, dass eine Person einen Schlaganfall erleiden wird. Allerdings steigt das Risiko mit der Anzahl und Schwere der vorhandenen Risikofaktoren.
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Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:
- Hoher Blutdruck (Hypertonie): Der wichtigste Risikofaktor für Schlaganfälle. Eine Senkung des systolischen Blutdrucks um 10 mmHg kann das Schlaganfallrisiko um etwa ein Drittel verringern.
- Erhöhte Fibrinogenspiegel: Ein Bestandteil des Blutgerinnungssystems.
- Diabetes mellitus (erhöhte Blutzuckerspiegel):
- Rauchen:
- Lipoprotein A: Eine Untergruppe des LDL-Cholesterins.
- Herzrhythmusstörungen: Insbesondere Vorhofflimmern, da sie die Bildung von Blutgerinnseln im Herzen begünstigen können.
- Erhöhte Cholesterinwerte (Hyperlipidämie)
- Bewegungsmangel
- Übergewicht (Adipositas)
- Hoher Alkoholkonsum
- Arteriosklerose
- Karotisstenose
- Hormonelle Verhütungsmittel (insbesondere in Verbindung mit Rauchen)
- Polyglobulie
- Entzündliche Veränderungen (z.B. durch Chlamydien-Infektion)
Nicht beeinflussbare Risikofaktoren sind Alter, Geschlecht und genetische Prädisposition. Frauen haben ein höheres Schlaganfall-Risiko als Männer.
Symptome eines Schlaganfalls
Die Symptome eines Schlaganfalls können je nach betroffenem Hirnareal variieren. Da das Gehirn die Schaltzentrale für unseren Körper ist und vielfältige Aufgaben mithilfe von Nervenzellen steuert, führt eine Schädigung dieser Zellen zu neurologischen Ausfällen. Es ist wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen, um schnellstmöglich medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Plötzliche Lähmungen oder Taubheitsgefühle: Betreffen oft eine Körperseite, insbesondere Gesicht, Arm oder Bein. Ein hängender Mundwinkel kann ebenfalls ein Zeichen sein.
- Sehstörungen: Doppelbilder, Gesichtsfeldausfälle (Hemianopsie), Erblindung auf einem Auge oder Schwierigkeiten beim räumlichen Sehen. Betroffene übersehen möglicherweise Gegenstände oder Menschen auf einer Seite.
- Sprach- und Sprechstörungen: Unverständliches oder undeutliches Sprechen, Schwierigkeiten, Sprache zu verstehen, Wortfindungsstörungen, Stottern oder Sprachverlust.
- Schluckstörungen: Schwierigkeiten beim Schlucken von Speichel oder Nahrung, was das Risiko des Verschluckens erhöht.
- Schwindel und Gangunsicherheit: Plötzlicher Schwindel, Gleichgewichtsstörungen, Dreh- oder Schwankschwindel.
- Starke Kopfschmerzen: Plötzlich auftretende, heftige Kopfschmerzen ohne erkennbare Ursache.
- Bewusstseinsstörungen
- Koordinationsprobleme
- Verwirrtheit
Der FAST-Test
Der FAST-Test ist eine einfache Methode, um Schlaganfallsymptome schnell zu überprüfen:
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- F (Face): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
- A (Arms): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben? Senkt sich ein Arm ab?
- S (Speech): Bitten Sie die Person, einen einfachen Satz nachzusprechen. Ist die Sprache verwaschen oder unverständlich?
- T (Time): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf (112). "Time is brain" - jede Minute zählt!
Vorboten eines Schlaganfalls
In einigen Fällen treten vor einem vollständigen Schlaganfall Warnsignale auf, die als Transitorische Ischämische Attacken (TIA) bezeichnet werden. Diese Symptome sind ähnlich denen eines Schlaganfalls, dauern jedoch nur kurz an und verschwinden wieder. Es ist wichtig, diese Warnsignale ernst zu nehmen und umgehend einen Arzt aufzusuchen.
Lokalisation des Schlaganfalls und ihre Auswirkungen
Die Symptome eines Schlaganfalls hängen stark von der Lokalisation der Schädigung im Gehirn ab, da verschiedene Hirnareale für unterschiedliche Funktionen zuständig sind. Überwiegend bewirkt ein Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte Funktionsausfälle auf der rechten Körperseite oder umgekehrt.
- Arteria carotis interna und Arteria cerebri media: Ein Verschluss dieser Arterien führt häufig zu Lähmungen einer Körperhälfte (Hemiparese), da sie große Teile des motorischen Kortex versorgen. Apraxie (Unfähigkeit, bestimmte Handlungen durchzuführen) und Ataxie (Störung der Bewegungsabläufe) können ebenfalls auftreten.
- Arteria vertebralis und Arteria basilaris: Infarkte im Hirnstammbereich können zu einer Vielzahl von Symptomen führen, darunter Bewusstseinsstörungen, Koma, Ausfälle von Hirnnervenfunktionen, Koordinationsstörungen und Störungen der Vitalfunktionen wie Atmung und Herzschlag.
- Rechte Gehirnhälfte: In der rechten Gehirnhälfte liegen visuell-räumliche Fähigkeiten. Patienten mit einem Schlaganfall in der rechten Gehirnseite sind meist räumlich desorientiert und haben Aufmerksamkeitsprobleme. Einige zeigen einen sogenannten „Halbseiten-Neglect“ - die linke Körperseite wird plötzlich nicht mehr wahrgenommen, obwohl keine Sehstörung vorliegt. Weiterhin kann eine Agnosie vorliegen - bestimmte Dinge werden nicht erkannt - zum Beispiel Gegenstände. Bei einer sogenannten „Prosopagnosie“ können die Betroffenen Gesichter nicht erkennen - manchmal sogar nicht einmal ihr eigenes Spiegelbild.
- Linke Gehirnhälfte: In der linken Gehirnhälfte befindet sich bei 95 Prozent der Rechtshänder das Sprachzentrum. Das heißt, dass ein rechtshändiger Schlaganfallpatient mit einer Schädigung in der linken Gehirnhälfte mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls eine Aphasie (Sprachstörung) aufweist. Eine Aphasie bezieht sich auf das Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben.
- Okzipitallappen (Hinterhauptlappen): Bei Störungen im Bereich der Sehrinde kommt es zu plötzlichen Sehstörungen in Form einer Hemianopsie (halbseitiger Gesichtsfeldausfall).
Diagnose eines Schlaganfalls
Bei Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine schnelle und präzise Diagnose entscheidend. Folgende diagnostische Verfahren kommen in der Regel zum Einsatz:
- Klinisch-neurologische Untersuchung: Der Arzt untersucht den Zustand und die Funktion von Gehirn, Nerven und Muskeln, um erste Erkenntnisse zu gewinnen.
- Bildgebende Verfahren:
- Computertomographie (CT): Eine schnelle und zuverlässige Methode, um Blutungen im Gehirn auszuschließen und frühe Anzeichen eines Infarkts zu erkennen.
- Magnetresonanztomographie (MRT): Bietet eine detailliertere Darstellung des Gehirns und kann auch kleinere Infarkte sichtbar machen.
- Angiographie: Dient zur Darstellung der Blutgefäße im Gehirn, um Verengungen oder Verschlüsse zu identifizieren.
- Elektrokardiogramm (EKG): Um Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern zu erkennen, die ein Risikofaktor für Schlaganfälle sein können.
- Ultraschalluntersuchung (Dopplersonographie): Zur Beurteilung der Blutgefäße im Halsbereich (z.B. Halsschlagader) und zur Messung der Hirnströme.
- Blutuntersuchungen: Zur Bestimmung von Risikofaktoren wie erhöhten Cholesterin- oder Blutzuckerwerten sowie zur Überprüfung der Blutgerinnung.
Behandlung eines Schlaganfalls
Die Behandlung eines Schlaganfalls zielt darauf ab, die Durchblutung des Gehirns so schnell wie möglich wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern. Die Art der Behandlung hängt von der Ursache des Schlaganfalls ab.
Akutbehandlung des Hirninfarkts
- Thrombolyse: Eine Infusion mit einem gerinnselauflösenden Medikament (Alteplase), die innerhalb weniger Stunden nach Symptombeginn verabreicht werden muss, um das verschlossene Blutgefäß im Gehirn aufzulösen.
- Mechanische Thrombektomie: Die mechanische Entfernung des Blutgerinnsels mittels eines Katheters, die ebenfalls innerhalb weniger Stunden nach Symptombeginn erfolgen muss.
- Medikamentöse (konservative) Behandlung: Engmaschige neurologische Überwachung und Kontrolle des Blutdrucks bei gleichzeitiger Bereitstellung eines ausreichenden Blutflusses zum Gehirn.
Akutbehandlung der Hirnblutung
- Blutdrucksenkung: Um die Blutung zu stoppen und weiteren Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
- Beeinflussung der Blutgerinnung: Um die Blutung zu kontrollieren.
- Operative Ausräumung: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um das ausgetretene Blut zu entfernen und den Druck auf das Gehirn zu entlasten.
Maßnahmen zur Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls
- Blutdrucksenkung:
- Normalisierung der Blutfette:
- Gewichtsreduktion:
- Behandlung einer Herzerkrankung:
- Aufgabe von Rauchgewohnheiten:
- Gesunde Ernährung:
- Regelmäßige Bewegung:
- Medikamentöse Therapie: Z.B. mit Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel, um die Verklumpungsneigung von Blutplättchen zu vermindern. Bei Patienten mit einem besonders hohen Embolie- und Apoplexrisiko kann eine "Blutverdünnung" mit einem Medikament, das die Gerinnungsfähigkeit des Blutes wesentlich herabsetzt (z.B. Marcumar ®), erforderlich sein.
- Operation oder "Schlüsselloch - Techniken": Bei einer höhergradigen Stenose (Engstelle) an einem Blutgefäß am Hals.
Rehabilitation nach einem Schlaganfall
Die Rehabilitation ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung nach einem Schlaganfall. Ziel ist es, die verlorengegangenen Fähigkeiten wiederzuerlangen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
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Die Rehabilitation umfasst in der Regel:
- Physiotherapie (Krankengymnastik): Zur Verbesserung der Beweglichkeit, Kraft und Koordination.
- Ergotherapie (Beschäftigungstherapie): Zur Wiedererlangung von Fähigkeiten, die für alltägliche Aktivitäten erforderlich sind, wie z.B. Anziehen, Essen oder Schreiben.
- Logopädie (Sprachtherapie): Zur Behandlung von Sprach- und Sprechstörungen sowie Schluckstörungen.
- Neuropsychologie: Zur Behandlung von kognitiven Beeinträchtigungen wie Gedächtnisproblemen oder Aufmerksamkeitsstörungen.
- Sozialberatung: Zur Unterstützung bei sozialen und finanziellen Fragen.
Die Rehabilitation kann stationär in einem Rehabilitationszentrum, teilstationär in einer Tagesklinik oder ambulant zu Hause erfolgen.
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