Prinz Henrik von Dänemark, der Ehemann von Königin Margrethe II., war eine schillernde und oft kontroverse Figur. Seine letzten Lebensjahre waren von einer zunehmenden Demenzerkrankung überschattet, die nicht nur sein eigenes Leben, sondern auch das seiner Familie und die öffentliche Wahrnehmung beeinflusste.
Diagnose und öffentliche Bekanntmachung
Im September 2017 gab das dänische Königshaus bekannt, dass Prinz Henrik an Demenz leide. Diese Nachricht folgte auf eine Reihe von Schlagzeilen, die der Prinz mit ungewöhnlichen und teils schroffen Äußerungen verursacht hatte. So hatte er im Sommer 2017 erklärt, er wolle nicht wie geplant neben seiner Ehefrau Königin Margrethe in der Domkirche von Roskilde beigesetzt werden. Er beklagte, dass er bei der Hochzeit vor 50 Jahren nicht zum König gemacht worden sei, sondern nur zum Prinzgemahl.
Die Diagnose umfasste einen "Verfall der kognitiven Fähigkeiten", der größer war, als für sein Alter zu erwarten gewesen wäre. Die Erkrankung konnte sein Verhalten, seine Reaktionen, sein Urteilsvermögen und seine Emotionen beeinflussen und damit auch das Zusammenspiel mit der Außenwelt.
Die öffentliche Bekanntmachung der Demenzerkrankung war ungewöhnlich offen für ein Königshaus. Es wird vermutet, dass die Absicht dahinter war, das zuletzt ungewöhnliche Verhalten von Prinz Henrik zu erklären und zu entschuldigen.
Henriks Hadern mit seiner Rolle
Der gebürtige Henri de Laborde de Monpezat aus Südwestfrankreich hatte Margrethe 1967 geheiratet. Im Anschluss fasste er in seiner neuen Heimat Dänemark nie so recht Fuß und ist bis heute - im Gegensatz zu seiner Frau - nicht sehr beliebt.
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Nicht nur Henriks Humor war den Dänen fremd, sondern auch sein Hadern mit seiner Rolle in der Monarchie: Darüber, dass er nach der Thronbesteigung Margrethes 1972 nicht zum König ernannt wurde, sondern Prinzgemahl blieb, äußerte er sein Bedauern. 2016, im Alter von 81 Jahren, zog er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurück.
Prinz Henrik hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass er mit seinem Titel als Prinz nicht glücklich war, sondern gern König gewesen wäre. In einem Interview beklagte er sich, seine Frau respektiere ihn nicht so, wie es in einer Ehe üblich sei. "Sie macht aus mir einen Narren. Ich habe mich nicht mit der Königin vermählt, um in Roskilde begraben zu werden", sagte Prinz Henrik der dänischen Zeitung Se og Hør.
Auswirkungen der Krankheit
Die Demenzerkrankung beeinflusste nicht nur Prinz Henriks Verhalten und Äußerungen, sondern auch seine Gesundheit. Anfang Januar 2018 wurde er in Ägypten, wo er sich seit Anfang des Jahres aufhielt, wegen einer Lungenentzündung in ein Krankenhaus eingeliefert. Später wurde er zur weiteren Untersuchung in das Rigshospitalet in Kopenhagen gebracht, wo die Ärzte zudem einen gutartigen Tumor im linken Lungenflügel entdeckten.
Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich in den folgenden Wochen zusehends. Sein jüngerer Sohn, Prinz Joachim, zeigte sich Anfang der Woche noch erleichtert, dass sich der Tumor als gutartig herausstellte. "Es geht ihm besser", sagte der 48-Jährige. Doch die dänische Boulevardzeitung "BT" zitierte Prinz Henriks Bruder, Étienne de Monpezat, mit den Worten: "Es sieht aus, als sei es eine Frage von Wochen."
Tod und Vermächtnis
Prinz Henrik starb am 13. Februar 2018 im Alter von 83 Jahren auf Schloss Fredensborg im Beisein seiner Frau Königin Margrethe und seiner beiden Söhne.
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Trotz seiner Krankheit und der Kontroversen, die er im Laufe seines Lebens verursacht hatte, wurde Prinz Henrik von vielen Dänen respektiert und geschätzt. Er hatte sich im Laufe der Jahre den Respekt seiner neuen Landsleute verdient, nicht zuletzt durch sein ehrenamtliches Engagement und seine vielfältigen kulturellen Interessen. Er schrieb Kochbücher, segelte, sammelte und fertigte Kunst.
Sein Hadern mit seiner Rolle als Prinzgemahl und seine Weigerung, neben seiner Frau in Roskilde beigesetzt zu werden, führten zu einer öffentlichen Debatte über seine Anerkennung und seinen Platz in der dänischen Monarchie.
Königin Margrethes Umgang mit der Situation
Königin Margrethe wusste offenbar deutlich länger von Prinz Henriks Zustand, als gedacht. Das geht aus dem Buch „Monark og menneske“ hervor, das am 3. November erscheint. Darin beschreibt der Journalist Thomas Larsen, wie sich der Gesundheitszustand von Prinz Henrik über Jahre verschlechterte und seine Persönlichkeit veränderte.
Königin Margrethe nahm die Erkrankung ihres Mannes sehr mit. „Es waren einige wirklich harte Jahre für sie und ich denke, für sie war es am Ende einsam. Menschen, die einen dementen Ehepartner hatten, wissen, dass diese (Krankheit) tödlich und schwächend ist. Auf die Frage, ob sein Tod eine Erleichterung war, antwortete Königin Margrethe: „Ja, es ist schwer, es laut zu sagen. Das hört sich nicht gut an, wenn man es sagt. Aber ich war froh, dass er nicht länger blieb, um seiner selbst willen. Und auch für mich."
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