Kribbeln und Taubheitsgefühle in den Fingern sind weit verbreitete Beschwerden, die viele Ursachen haben können. Diese Missempfindungen können von harmlosen, vorübergehenden Zuständen bis hin zu Anzeichen für ernsthafte Erkrankungen reichen. Dieser Artikel beleuchtet die verschiedenen Ursachen von Kribbeln und Taubheit in den Fingern und stellt Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten vor.
Ursachen von Kribbeln und Taubheit in den Fingern
Kribbeln in Armen, Fingern und Händen kann viele verschiedene Ursachen haben. Häufig kommen eingeengte Nerven als Auslöser in Betracht. Aber auch Durchblutungsstörungen oder Nährstoffmängel können dahinterstecken.
Karpaltunnelsyndrom (KTS)
Gefühlsstörungen in den Fingern und von der Hand ausstrahlende Schmerzen, die sich manchmal über den Oberarm bis zur Schulter ziehen, können Anfangssymptome des so genannten Karpaltunnel-Syndroms (KTS) sein. Das Karpaltunnelsyndrom ist die am häufigsten vorkommende Nerveneinengung an der Hand. Es wird durch eine Kompression des Nervus medianus verursacht, der in der Höhe der Handwurzel zusammen mit Sehnen durch den Karpalkanal verläuft.
Symptome:Häufig setzen Taubheitsgefühle und Kribbeln zunächst an den Kuppen der ersten drei Finger einer Hand ein - also dem Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Mit der Zeit kommen leichte Schmerzen hinzu, die insbesondere nachts oder nach intensiver Handarbeit auftreten. Betroffene neigen dann oft instinktiv dazu, die Beschwerden durch Schütteln der Hand lösen zu wollen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung können sich ausgeprägte Schmerzen entwickeln, die von der Hand in den Unterarm bis in die Schulter- und Nackengegend ziehen. Besteht das Karpaltunnel-Syndrom über mehrere Jahre, können die betroffenen Finger taub werden und es kommt zu einer Schwächung der Daumenmuskulatur. „Mit dem Fortschreiten der Erkrankung bildet sich die Daumenballen-Muskulatur sichtbar zurück und die Greifkraft des Daumens lässt deutlich nach. Auch die Schmerzen können nachlassen, was jedoch auf eine starke Schädigung der Nervenfasern hinweisen kann“, warnt der Neurologe aus Köln.
Ursachen:Eingeengt und geschädigt wird der Nerv durch beständige Druckbelastung durch das Umgebungsgewebe der Handwurzel und deren Band. Meist sind eine Fehlhaltung und eine gleichzeitige Überlastung des Handgelenks die Ursache für die Verengung. Daneben können auch hormonelle Ursachen, wie in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren, Stoffwechselerkrankungen, knöcherne Verformungen sowie rheumatische Erkrankungen das Syndrom begünstigen. Auch eine Verletzung an der Hand oder ein Handgelenksbruch können ein Karpaltunnel-Syndrom begünstigen.
Risikofaktoren:Menschen, die viel am Computer arbeiten und auch Sportler mit einseitigen Bewegungsabläufen sind besonders gefährdet, ein Karpaltunnel-Syndrom zu entwickeln. Seit langem wissen Mediziner, dass Karpaltunnel-Beschwerden durch intensive Handarbeit entstehen können. Beim Karpaltunnel-Syndrom gerät der Nervus medianus unter Druck, der an einer Engstelle durch das Handgelenk führt. Ursache ist meist eine Schwellung, die durch belastende Bewegungen entsteht, ferner durch nächtliches Schlafen mit abgeknickten Handgelenken, starke Gewichtszunahme oder hormonelle Einflüsse wie Schwangerschaft und Wechseljahre. Frauen sind drei bis vier Mal häufiger als Männer betroffen.
Andere Ursachen für eingeengte Nerven
Neben dem Karpaltunnelsyndrom können auch andere Nervenengpässe zu Kribbeln und Taubheit in den Fingern führen:
Einengung des Ellennervs (Sulcus-ulnaris-Syndrom): In der Folge treten Kribbeln und Taubheitsgefühle am kleinen Finger und Ringfinger auf, später eventuell auch Handlähmungen bis hin zur „Krallenhand“. Das Sulcus-ulnaris-Syndrom kann zum Beispiel entstehen, wenn sich jemand oft auf den Ellenbogen aufstützt oder monotone Bewegungen mit dem Ellenbogen macht.
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Plexus brachialis: Seine Fasern verlassen das Rückenmark in deinem Wirbelkanal auf Höhe der letzten 3 Halswirbel und des ersten Brustwirbels. Im zentralen Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) können Durchblutungs-Störungen, Verletzungen, Infektionen und chronische neurologische Entzündungen wie Multiple Sklerose das Kribbeln und Taubheitsgefühle verursachen.
Durchblutungsstörungen
- Raynaud-Syndrom: Taube Finger, die kribbeln und weiß (blass) verfärbt sind, deuten auf das Raynaud-Syndrom hin. Dabei kommt es zu anfallsartigen, schmerzhaften Gefäßkrämpfen, die in einer vorübergehenden Mangeldurchblutung der Finger (seltener der Füße) resultieren. Nachdem die Finger wegen Blutmangels weiß geworden sind, verfärben sie sich im weiteren Verlauf blau und - sobald sich der Gefäßkrampf löst - schließlich rot.
- Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Bei der PAVK ist der Blutfluss in den Beingefäßen behindert. Das äußert sich durch Schmerzen - zu Beginn nur beim Gehen. Typischerweise sind diese Schmerzen so ausgeprägt, dass sie immer wieder zum Stehenbleiben zwingen („Schaufensterkrankheit“).
- Schlaganfall: Bei einem Schlaganfall wird ein Teil des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet. Häufig passiert das durch ein Blutgerinnsel, das ein Hirngefäß verstopft, seltener durch eine Hirnblutung. Die Minderdurchblutung führt zu einem Sauerstoffmangel, der je nach Ausmaß lebensbedrohlich sein kann. Kribbeln und Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen in Arm, Bein oder Gesicht können auf einen Schlaganfall hinweisen - vor allem, wenn sie nur eine Körperseite betreffen.
Nährstoffmängel
Eine Mangelversorgung bestimmter Mikronährstoffe kann ebenfalls hinter Kribbeln in Armen, Fingern oder Händen stecken. Mögliche Ursachen sind beispielsweise:
- Magnesiummangel: Eine Unterversorgung mit dem Mineralstoff Magnesium kann Muskelkrämpfe, Kribbeln in Händen und Füßen sowie Herzrhythmusstörungen hervorrufen.
- Kaliumüberschuss: Ein Zuviel an Kalium im Blut kann unter anderem Missempfindungen wie Kribbeln in Füßen und Händen sowie Muskelschwäche verursachen und die Atmung beeinträchtigen.
- Vitamin-B12-Mangel: Kribbeln an Händen/Füßen kann ein Anzeichen für einen Mangel an Vitamin B12 (Cobalamin) sein. Weitere mögliche Mangelsymptome sind zum Beispiel Blutarmut (Anämie) und Gangstörungen.
- Calcium-Mangel: Bei Diabetes, Vitamin-B12- und Calcium-Mangel droht ebenfalls Gefahr: Dysbalancen im Stoffwechsel und Hormonhaushalt können schnell zulasten der Nerven- und Gefäßfunktionen gehen.
Weitere Ursachen
- Vergiftungen: Ebenso kann eine Vergiftung taube Fingerspitzen auslösen. Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, haben mitunter chronische Schäden an den Nerven zur Folge, die zu Missempfindungen führen.
- Medikamente: Verschiedene Medikamente können als Nebenwirkungen zu Missempfindungen wie tauben Fingerspitzen führen. Dazu zählen bestimmte Antiepileptika und Antibiotika, wie beispielsweise Nitrofurantoin, Chloramphenicol oder Sulfonamide. Kribbeln und Taubheitsgefühle treten bisweilen auch als unerwünschte, aber meist vorübergehende Nebenwirkung einiger Medikamente auf.
- Tumoren: In seltenen Fällen können auch Krebserkrankungen hinter tauben Fingerspitzen stecken.
- Psychische Störungen: Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten. Darunter verstehen Medizinerinnen und Mediziner körperliche Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben. Müdigkeit, Muskelverspannungen, Zungenbrennen oder auch Kribbeln sind mögliche Symptome einer somatoformen Störung.
- Verspannungen: Verspannungen im Hals-, Nacken- oder Schulterbereich können bis in die Hände ausstrahlen und zu tauben Fingerspitzen führen.
- Bandscheibenvorfall: Die Bandscheiben liegen zwischen den Wirbelkörpern, die den Wirbelkanal bilden. Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark, darum herum liegen zahlreiche Nervenwurzeln. Die Bandscheiben bestehen im Inneren aus einer gelartigen Masse. Tritt diese bei einem Bandscheibenvorfall aus, kann sie auf die Nervenwurzeln drücken und Schmerzen verursachen. Je nachdem, wo der Vorfall auftritt, sind beispielsweise Kribbeln und Lähmungserscheinungen im Bein oder in Arm und Hand möglich. Auch wenn bei dir ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule diagnostiziert wurde, kannst du in Absprache mit deiner Ärztin oder deinem Arzt Dehnübungen ausprobieren.
Gefühlsstörungen als Begleitsymptom von Erkrankungen
Je nach Lokalisation, Ausprägung und Verlauf der Missempfindungen - ob sie plötzlich einsetzen, sich allmählich entwickeln oder wiederholt auftreten - können sie auf bestimmte körperliche oder neurologische Erkrankungen hinweisen und ein wichtiges diagnostisches Signal darstellen.
- Polyneuropathie: Bei dieser Schädigung der peripheren Nerven reagieren besonders die feinen Nervenenden in den Füßen und Händen empfindlich, wodurch erste Beschwerden oft dort beginnen. Typisch ist eine beidseitige Ausbreitung der Missempfindungen in strumpf- oder handschuhartiger Verteilung. Auslöser können unter anderem Diabetes, Alkoholkonsum über längere Zeit, ein Vitamin-B12-Mangel, Infektionen oder Gifte sein.
- Multiple Sklerose: Gefühlsstörungen, Sensibilitätsstörungen und Missempfindungen wie Kribbeln, Taubheit oder neuropathische Schmerzen zählen zu den frühesten und häufigsten Symptomen einer Multiplen Sklerose (MS). Bei der chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems greift das körpereigene Immunsystem die Nervenfasern an, was zu einer gestörten Reizweiterleitung im Gehirn und Rückenmark führen und u. a. ausgeprägte Empfindungsstörungen versuchen kann.
- Parkinson: Bei Parkinson handelt es sich um eine neurodegenerative Erkrankung, bei der bestimmte Nervenzellen im Gehirn allmählich absterben. Neben den typischen Symptomen wie Muskelsteifigkeit, Bewegungsverlangsamung und dem charakteristischen Zittern können auch Gefühlsstörungen wie Kribbeln, Taubheitsgefühle oder ein diffuses Missempfinden auftreten - vor allem dann, wenn neben den Bewegungszentren auch sensorische Bahnen oder die Wahrnehmungsverarbeitung betroffen sind.
- Migräne: Insbesondere bei einer Migräne mit Aura können Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle frühe Anzeichen einer beginnenden Attacke sein. Die Missempfindungen treten häufig im Gesicht oder den Extremitäten auf und gehören zur sogenannten Aura-Phase, die der eigentlichen Kopfschmerzphase vorausgeht.
Diagnose von Kribbeln und Taubheit in den Fingern
Die Diagnose ist in den meisten Fällen gut zu stellen, da die Symptome oft typisch sind. Ausgeschlossen werden muss, dass die Beschwerden von einer Schädigung der Halswirbelsäule ausgehen. Bei anhaltendem oder wiederkehrendem Kribbeln in Armen, Händen oder Fingern beziehungsweise falls Beschwerden wie Lähmungserscheinungen hinzukommen, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
- Anamnese: Um die genauen Ursachen herauszufinden, ist zunächst ein ausführliches persönliches Gespräch wichtig.
- Körperliche Untersuchung: Zunächst werden die Finger und die Hand untersucht. Dabei wird geprüft, wie beweglich und empfindlich diese sind und ob Gefühlsstörungen und Missempfindungen auftreten. Nimmt man Reize auf der Haut nicht mehr richtig wahr, etwa einen Piks mit der Nadel, sind meist die kleinen Nervenenden geschädigt. Um zu klären, ob ein KTS vorliegt, erfragt der Neurologe zunächst Vorgeschichte und Beschwerden. Dann folgen meist zwei einfache Tests.
- Phalen-Test: Beim Phalen-Test presst der Patient die Handflächen wie beim Beten aneinander und knickt zugleich die Handgelenke im 90-Grad-Winkel ab. Mit dieser Haltung provoziert man die Enge. Tritt nach zwei Minuten kein Kribbeln auf, liegt kein KTS vor.
- Hoffmann-Tinel-Zeichen: Beim Hoffmann-Tinel-Zeichen beklopft der Arzt den Mediannerv in der Innenseite des Handgelenks mit dem Finger. Führt das zum Kribbeln in den Fingerspitzen, ist dies ein Hinweis auf ein KTS. Wer ein Karpaltunnelsyndrom bei sich vermutet, dem kann ein Selbsttest einen ersten Hinweis geben. Beim sogenannten Hoffmann-Tinel-Test klopft man bei ausgestreckter Hand auf die Innenseite des Handgelenks. Schmerzen oder Kribbeln sind ein Anzeichen, das man ärztlich abklären lassen sollte.
- Blutuntersuchungen: Mit Blut-Tests lassen sich weitere Hinweise auf die möglichen Ursachen finden. Gemessen werden zum Beispiel: der Blutzuckerspiegel, die Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe, Entzündungswerte.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Eine Messung der Nervenleitgeschwindigkeit, die ein Neurologe vornehmen kann, vermag Aufschluss über das Ausmaß der Schädigung geben. Eine eindeutige Aussage erlaubt die elektrische Diagnostik, die Elektroneurographie. Mit leichten Stromimpulsen messen wir, wie viel Zeit der Mediannerv für die Weiterleitung eines Reizes benötigt. Dauert es zu lange, das heißt länger als 4,2 bis 4,5 Millisekunden, hat der Nerv eine Funktionsstörung erlitten. Dann kann eine Therapie erforderlich werden. Zur Diagnose eines Karpaltunnelsyndroms misst der Arzt die Leitfähigkeit der Nerven und untersucht den Bereich per Ultraschall. Zur Messung der Nervenleitfähigkeit (Elektroneurografie) schickt ein Neurologe über Elektroden schwache Stromimpulse durch den Arm. Ein Impuls auf der einen Seite des Karpaltunnels muss zu einer Muskelreaktion auf der anderen Seite führen. Ist die Leitfähigkeit gestört, spricht das für ein Karpaltunnelsyndrom. Zeigt die Untersuchung einen normalen Befund, liegt kein Karpaltunnelsyndrom vor.
- Weiteruntersuchung: Je nach Verdachtsdiagnose kommen weitere Untersuchungen infrage.
Behandlungsmöglichkeiten
Wird die Erkrankung frühzeitig erkannt und behandelt, stehen die Chancen auf Heilung ohne Folgeschäden sehr gut. Zwar ist das Kribbeln oft zunächst harmlos, du solltest aber dennoch aktiv werden und deine Nerven von dem zu hohen Druck befreien.
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Konservative Behandlung
Im Frühstadium kann eine Ruhigstellung des Handgelenks mit Hilfe einer Schiene ausreichend sein. Gegebenenfalls kann zusätzlich eine entzündungshemmende und schmerzstillende Behandlung durchgeführt werden. Bevor die Ärzte zum Skalpell greifen, kann versucht werden, mit konservativem Maßnehmen den Stau auf der Nervenautobahn aufzulösen. Die Ruhigstellung der Hand kann Linderung bringen. Mithilfe einer speziellen Schiene wird in der Nacht ein Abknicken der Hand verhindert. Während der Behandlung sollten unnötige Belastungen des Handgelenkes vermieden werden. Ist die Erkrankung noch nicht in einem fortgeschrittenen Stadium, werden konservative Behandlungsmöglichkeiten eingesetzt. Dabei wird das nächtliche Tragen einer Handgelenkschiene empfohlen, um die Beugestellung des Handgelenks zu vermeiden und die Hand ruhig zu stellen. Oft reicht das schon aus, um die Beschwerden zu lindern, es sollte allerdings darauf geachtet werden, eine Überbelastung des Handgelenks zu vermeiden.
- Kortison: Auch die Einnahme von Kortison kann in manchen Fällen gute Erfolge bringen. Eine weitere Methode sind Kortisonspritzen. Sollte die Ruhigstellung des Handgelenkes keine Erleichterung gebracht haben, gibt es die Möglichkeit einer Behandlung mit Kortison. Es hemmt Entzündungen, führt zu einem Abschwellen des Bindegewebes und somit zu einer Druckentlastung des Mittelnervs. Das Kortison wird dabei direkt in den Karpaltunnel injiziert. Sind die Beschwerden stärker, kann auch auf eine Therapie mit Kortison (lokale Injektion in den Karpaltunnel) zurückgegriffen werden. Kortison wirkt abschwellend, schmerzlindernd und entzündungshemmend. Gut schlägt häufig das einmalige Spritzen von entzündungshemmendem Kortison in die Engstelle an, ein in Deutschland eher selten angewandtes Verfahren. Diese Behandlung ist besonders für Schwangere geeignet, deren Hormonhaushalt sich nach der Geburt wieder umstellt.
- Ergonomie: Bei der Computerarbeit ist eine ergonomisch geformte Tastatur ratsam sowie die Nutzung einer Maus, deren Maße zur Größe der Hand passen und die flüssig zu bewegen ist. Um die Gelenke bei der Mausbedienung zu schonen, hilft die Anschaffung einer Handballenauflage. Wer viel am Computer arbeitet, sollte darauf achten, dass der Schreibtischstuhl so eingestellt ist, dass die Unterarme beim Sitzen auf einer Linie mit der Tastatur liegen. Hände und Handgelenke sollten dabei eine Linie mit den Unterarmen bilden.
- Pausen und Dehnübungen: Sie können der Erkrankung durch Pausen und dem Beheben chronischer Fehlbelastung sowie durch Handgelenkschoner vorbeugen. Bei Tätigkeiten, die das Handgelenk anhaltend und wiederkehrend stark belasten, sollten ausreichend Pausen eingelegt werden, um die Handgelenke zu dehnen und auszuschütteln. Drehe die Finger nach außen und immer weiter zurück bis die Finger im besten Fall zu dir nach hinten zeigen. Du lässt deine Handfläche am Boden oder auf dem Tisch und erzeugst eine intensive Dehnung am Handgelenk. Um die Dehnung zu intensivieren, bewege die Schultern zurück.
- Weitere Tipps:
- Neutrale Handposition: Wiederholtes Beugen des Handgelenks fördert das Karpaltunnelsyndrom.
- Gelenkschoner nutzen: Handgelenkschoner aus der Apotheke helfen, bei der Arbeit oder auch im Schlaf eine neutrale Handposition zu behalten.
- Kraft sparen: Wer mit möglichst wenig Kraftaufwand arbeitet, vermeidet eine Überlastung der Handgelenke.
- Bei der Arbeit auf Werkzeuge in der richtigen Größe achten: Eine zu große oder zu kleine Maus kann die Handgelenke überlasten.
- Hände warmhalten: Bei Arbeiten in einer kalten Umgebung werden die Hände eher steif und schmerzen.
- Bei längeren Telefonaten einfach mal zwischendurch die Hände wechseln.
- Vorsicht vor Vibrationen: Elektrische Geräte wie Bohrer sollten mit schwingungsdämpfenden Griffen ausgestattet sein.
Operative Behandlung
Bringt das nichts, hilft nur noch ein ambulanter operativer Eingriff. Er dauert nur etwa 15 Minuten. Dabei wird das Dach des Karpalkanals durchtrennt, um so eine Druckentlastung zu schaffen. Die Öffnung wird - wie so oft in der Natur - wieder zusammenwachsen, aber meist so, dass der Nerv nicht mehr behindert wird. Der Eingriff erfolgt unter Voll- oder Teilnarkose. Die Hand kann am ersten Tag nach dem Eingriff bewegt und leicht belastet werden. Und so gehören die lästigen Staus auf der Nervenautobahn dann der Vergangenheit an. Eine Operation ist ratsam, wenn Beschwerden wie Taubheitsgefühl, schmerzhafte Missempfindungen in den Fingern und das Nachlassen der Kraft im Daumen anhaltend sind. Der Eingriff wird ambulant, meist mit örtlicher Betäubung (sogenannter Arm-Plexus) durchgeführt und dauert ungefähr 15 bis 20 Minuten. Der behandelnde Arzt durchtrennt das Karpalband über dem Karpaltunnel, um so den Druck auf den Mittelnerv im Tunnel zu verringern. Außerdem wird das Gewebe entfernt, welches den Nerv einengt. Bei einer frühzeitigen Diagnose und einer präzise durchgeführten Operation bestehen gute Heilungsaussichten. Nach der Operation sinkt der Druck im Karpaltunnel sofort, was zu einer raschen Linderung der Beschwerden innerhalb weniger Tage bis Wochen führt. Bei einer ausgeprägten Nervenschädigung kann es allerdings ein paar Monate dauern, bis die Symptome weitgehend verschwunden sind. In Fällen, wo die Erkrankung bereits seit vielen Jahren oder Jahrzehnten besteht, kann es sein, dass sich der Nerv nicht mehr erholt.
- Offene Operation: Beim klassischen offenen Verfahren durchtrennt der Chirurg das Karpalband am Handgelenk und das einengende Bindegewebe, um den Nerv zu befreien. Der Eingriff dauert 10 bis 15 Minuten. Probleme durch das fehlende Karpalband sind nicht zu erwarten. Beim minimalinvasiven Verfahren wird ein Endoskop durch einen kleinen Schnitt am Ende des Unterarms eingeführt und in den Karpaltunnel vorgeschoben. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile: Bei der offenen Operation kann eine empfindliche Narbe zurückbleiben.
- Nach der Operation: Um die Heilung und Wiederherstellung der ursprünglichen Bewegungsfunktionen zu fördern, sollten bereits einen Tag nach dem Eingriff Fingerbewegungsübungen durchgeführt werden. Ein früher Beginn der Übungen trägt dazu bei, dass die Finger schneller ihre Beweglichkeit zurückgewinnen. Die Hand darf allerdings während der ersten zwei bis drei Wochen nicht belastet werden. Körperlich sehr schwere Tätigkeiten sollten erst nach sechs Wochen wiederaufgenommen werden. Leichte Tätigkeiten können nach ca. zwei Wochen wieder durchgeführt werden. Im Anschluss an die Operation muss die Hand kurzfristig ruhiggestellt werden.
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