Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das für Betroffene weitreichende Folgen haben kann. Jedes Jahr erleiden in Deutschland etwa 270.000 Menschen einen Schlaganfall, und rund 700.000 Menschen leben mit den Folgen dieser Erkrankung. Umso wichtiger ist eine umfassende Rehabilitation, die darauf abzielt, die durch den Schlaganfall hervorgerufenen Einschränkungen zu verbessern und den Patienten eine möglichst selbstständige Bewältigung des Alltags zu ermöglichen.
Schlaganfall: Ursachen und Folgen
Bei einem Schlaganfall liegt eine akute Minderversorgung eines Teils des Gehirns mit Blut vor. Das entsprechende Gewebe erhält zu wenig Sauerstoff und kann in der Folge absterben. In der Akutbehandlung eines Schlaganfalls geht es darum, diese Minderversorgung wieder aufzuheben und die regelrechte Durchblutung des gesamten Gehirns wiederherzustellen.
Ein Schlaganfall kann für Betroffene weitreichende Folgen haben. Etwa 15% versterben innerhalb der ersten vier Wochen nach dem Ereignis. Von den Überlebenden kann statistisch gesehen nur ein Drittel ein Leben ohne Einschränkungen führen. Ein weiteres Drittel kann den Alltag zwar eigenständig bewältigen, muss jedoch mit körperlichen oder psychischen Beeinträchtigungen leben. Ein weiteres Drittel ist dauerhaft auf pflegerische Unterstützung angewiesen.
Mögliche Beeinträchtigungen, die durch einen Schlaganfall hervorgerufen werden können, sind nicht nur körperliche Einschränkungen wie Lähmungen, sondern auch kognitive Defizite wie der sogenannte Neglect. Hierbei handelt es sich um die Vernachlässigung oder Nichtbeachtung einer Körperhälfte. Nach einer möglichen Halbseitenlähmung nehmen Patienten dann beispielsweise die betroffene Körperhälfte als vollkommen fremd wahr. Im Rahmen einer Rehamaßnahme kann diese Wahrnehmung trainiert und verbessert werden.
Ziele der neurologischen Rehabilitation
Neurologische Rehabilitationsmaßnahmen zielen darauf ab, die durch den Schlaganfall hervorgerufenen Einschränkungen zu verbessern, sodass Patienten ihren beruflichen und sozialen Alltag möglichst selbstständig bewältigen können. Des Weiteren soll der Umgang mit der eigenen Erkrankung und den damit einhergehenden Funktionsdefiziten vermittelt und verbessert werden. Den Betroffenen soll durch die Rehabilitation nach einem Schlaganfall die möglichst selbstständige Bewältigung des Alltags ermöglicht bzw. erleichtert werden. Die Maßnahme zielt dabei sowohl auf die körperliche, psychische, soziale sowie berufliche Wiedereingliederung ab.
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Therapieangebote in der Kurklinik
Rehamaßnahmen nach einem Schlaganfall bieten den Patienten ein multimodales Konzept auf der Basis verschiedener Behandlungsansätze. Speziell geschulte Therapeuten unterstützen die Patienten dabei auf verschiedenen Ebenen. Zu den wichtigsten Therapieansätzen gehören:
Physiotherapie
In vielen Fällen ist die Ansteuerung der Muskulatur nach einem Schlaganfall vorübergehend oder dauerhaft geschädigt. Damit die Muskulatur nicht zu sehr abbaut, muss diese krankengymnastisch beübt werden. Dies schafft die Bedingungen dafür, dass Beweglichkeit und Koordination verbessert und mögliche Muskelspastiken gelindert werden. Durch gezielte Übungen und Therapien können Beweglichkeit und Kraft trainiert und die Koordination verbessert werden. Dadurch können die betroffenen Patienten ihre alltäglichen Aktivitäten wieder besser bewältigen und unabhängiger werden. Die Physiotherapie ist im Zusammenhang mit der Nachsorge nach einem Schlaganfall von großer Bedeutung, da sie maßgeblich zur Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten und der Verbesserung der Lebensqualität beiträgt. Durch gezielte Übungen und Techniken hilft die Physiotherapie den schlaganfallbetroffenen Patienten, ihre Beweglichkeit wiederzugewinnen und den Alltag eigenständig zu bewältigen.
Logopädie
Patienten erhalten regelmäßige logopädische Behandlungen, im Rahmen derer die Sprache verbessert oder auch neu erlernt wird. Zudem leiden Betroffene oft unter Schluckstörungen, die ebenfalls mitbehandelt werden können.
Ergotherapie
Im Rahmen einer Ergotherapie werden motorische Fähigkeiten insofern trainiert, dass Patienten die alltäglichen Dinge des Lebens möglichst selbstständig bewältigen können. Hier werden Patienten bei Dingen wie dem selbstständigen An- und Auskleiden, Waschen oder Essen angeleitet und unterstützt.
Weitere Therapiemöglichkeiten
Neben der Krankengymnastik, Logopädie und Ergotherapie gibt es noch zusätzliche Therapiemöglichkeiten für Patienten. Hierzu gehören beispielsweise psychologische Beratungen, Wärme- und Kälteanwendungen oder Maßnahmen, die Patienten bei der Wiedereingliederung in den beruflichen Alltag unterstützen. Für jeden Patienten wird je nach Beschwerdebild ein individueller Therapieplan entworfen, in dem auch eventuell bestehende Nebenerkrankungen miteinbezogen werden.
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Roboter-, computer- und virtual reality-gestützte Therapie
Neue Therapieansätze liefert die roboter-, computer- und virtual reality-gestützte Therapie. Durch eine computergeschaffene Wirklichkeit werden Bewegung, Gleichgewicht, Koordination und kognitive Fähigkeiten gleichzeitig trainiert. So werden in spezialisierten Rehabilitationskliniken unter anderem Möglichkeiten zum Wiedererlangen der Gangfähigkeit oder der Funktion der Arme angeboten.
Bobath-Konzept
Dieses wird häufig bei Schlaganfall-Patienten angewendet. Im Vordergrund steht hier die Fähigkeit der gesunden Hirnareale die Funktionen der beschädigten Hirnregionen zu übernehmen. Denn unser Nervensystem kann bei richtiger Stimulation und entsprechendem Training neue Nerven-Netzwerke bauen, die die alten ersetzen.
Constraint-induced movement therapy (CIMT)
Diese Therapie wird gemäß ihres Erfinders auch als Taub’sches Training bezeichnet. Ärzte lassen die Betroffenen zwei Wochen an der gesunden Hand einen Handschuh tragen. Damit wird gefördert, dass die schwächere Hand für Alltagsaufgaben benutzt wird. Zusätzlich erhalten Sie mehrere Tagen in der Woche ein mehrstündiges physiotherapeutisches Training.
Transkutane elektrische Neurostimulation (TENS)
Die Ärzte kleben Hautelektroden auf Körperstellen, die chronische Schmerzen verursachen.
Phasen der Schlaganfall-Reha
Rehabilitationsmaßnahmen nach einem Schlaganfall werden in verschiedene Phasen unterteilt. Man unterscheidet dabei die Phasen A bis F, wobei die Phase A die Akutbehandlung eines Schlaganfalls im Krankenhaus beinhaltet und unter Phase F dauerhafte pflegerische Maßnahmen zusammengefasst werden. Die klassische Rehabilitation erfolgt daher in den Phase B bis D.
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- Phase B (Frührehabilitation): Schließt sich unmittelbar an die Akutbehandlung an. Es kann durchaus sein, dass die Patienten in dieser Phase noch auf intensivmedizinische Maßnahmen wie beispielsweise eine kontinuierliche Kontrolle der Vitalwerte angewiesen sind.
- Phase C: In dieser Phase kann der Patient bereits in gewissem Maße selbstständig mitarbeiten, ist jedoch noch auf kontinuierliche pflegerische Unterstützung angewiesen.
- Phase D (Medizinische Rehabilitationsmaßnahme): Diese erfolgt in der Regel noch im Rahmen eines stationären Aufenthaltes in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik. Die Patienten sind in dieser Phase meist schon relativ selbstständig.
- Phase E: Findet meist als ambulante Maßnahme statt und legt den Fokus vor allem auf die Reintegration in den beruflichen Alltag. Oft können die Patienten parallel bereits einige Stunden ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Die tägliche Arbeitszeit kann dann kontinuierlich gesteigert werden.
- Phase F: Patienten, die kontinuierlich in ihrem Alltag auf pflegerische Maßnahmen angewiesen sind, werden in eine Rehabilitationsmaßnahme der Phase F eingegliedert. Neben der Pflege erhalten die Patienten zudem oft parallel therapeutische Anwendungen wie Physiotherapie oder Ergotherapie.
Alle diese Phasen müssen nicht zwingend in dieser Reihenfolge durchlaufen werden. Für jeden Patienten muss das Rehabilitationskonzept individuell angepasst werden, sodass für die jeweilige gesundheitliche Situation immer die passenden Behandlungsmaßnahmen erfolgen können. So können Patienten beispielsweise direkt von der Akutphase in die Rehabilitationsphase der Stufe D wechseln.
Dauer der Reha
Die tatsächliche Dauer einer Rehabilitationsmaßnahme nach einem Schlaganfall lässt sich kaum abschätzen. Sie hängt sehr vom Ausmaß der Funktionsbeeinträchtigungen und von individuellen Faktoren ab. In der Regel wird eine Rehabilitationsmaßnahme vom jeweiligen Kostenträger zunächst für einen Zeitraum von drei Wochen genehmigt. Zum Ende dieser drei Wochen entscheiden die behandelnden Ärzte, Pfleger und Therapeuten zusammen mit dem Patienten, ob weitere Rehabilitationsmaßnahmen notwendig sind. Dann wird ein entsprechender Antrag gestellt und die Rehabilitation nach Bewilligung fortgeführt. In einer Rehamaßnahme machen Patienten unterschiedlich große Fortschritte und haben daher auch immer einen individuellen Bedarf an therapeutischen Maßnahmen. Die Dauer der Rehabilitation nach einem Schlaganfall kann also sehr stark zwischen verschiedenen Patienten variieren. Die genaue Dauer der Reha ist sehr individuell und hängt von der Schwere Ihres Schlaganfalls ab. Unsere Erfahrung zeigt, dass es äußerst bedeutsam ist, bereits zu einem frühen Zeitpunkt mit der Therapie zu starten und erste Übungen zur Mobilisierung einzuleiten, um Ihre Beweglichkeit zu fördern.
Kostenübernahme
Die beiden betreffenden Kostenträger für eine Rehabilitationsmaßnahme sind die Krankenkasse und die Rentenversicherung. Grundsätzlich gilt, dass Maßnahmen, die in einem Krankenhaus durchgeführt werden, von der zuständigen Krankenkasse übernommen werden. Bei berufstätigen Patienten sind in der Regel die Rentenversicherungsträger für die Kostenübernahme zuständig. In einigen Fällen kann eine gewisse Zuzahlung für die Maßnahme anfallen. Es empfiehlt sich, nach der Akutbehandlung die individuelle Kostenübernahme mit der zuständigen Krankenkasse zu klären, um einen entsprechenden Antrag stellen zu können.
Auswahl der richtigen Reha-Klinik
Die Rehabilitationsmaßnahme nach einem Schlaganfall sollte stets in einer spezialisierten neurologischen Rehaklinik erfolgen. Diese bieten Patienten ein individuelles und interdisziplinäres Behandlungskonzept unter enger Zusammenarbeit zwischen Ärzten, Pflegepersonal und Therapeuten.
Bei der Auswahl einer geeigneten Reha-Klinik nach einem Schlaganfall sind unter anderem folgende Entscheidungskriterien und Faktoren bedeutsam:
- fachliche Spezialisierung bezogen auf Art und Schwere der Schädigung
- neurologische Rehabilitationskonzepte und spezielle Therapieangebote
- örtliche, persönliche und zeitliche Faktoren
- Art der Hirnschädigung und Schweregrad der Folgen
Einige Kliniken konzentrieren sich auf Patienten mit schwereren Beeinträchtigungen, andere haben ihren Fokus auf der fortgeschrittenen, eher alltagsbezogenen Rehabilitation und beruflich orientierten Therapien von Patienten mit milderen Beeinträchtigungen. In einer guten neurologischen Reha-Klinik arbeiten Teams aus Spezialisten verschiedener Disziplinen wie Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Neuropsychologie, Sporttherapie und Sozialarbeit zusammen, um Patientinnen und Patienten einen umfassenden und zielführenden Reha-Prozess zu ermöglichen.
Patienten bevorzugen oft eine Reha-Klinik, die nahe an ihrem Wohnort bzw. dem ihrer Angehörigen liegt. Das verbessert die Erreichbarkeit für Besuche der Familie, was emotional unterstützen kann. Doch nicht immer befindet sich die fachlich am besten geeignete Reha-Klink in der Nähe. Es empfiehlt sich daher, den Radius bei der Suche zu erweitern und die Spezialisierung der Klinik in den Entscheidungsprozess einzubeziehen. Auch persönliche Empfehlungen, der Ruf einer Klinik, Erfahrungsberichte und Bewertungen anderer Patienten und Angehöriger können hilfreich sein.
Tipps für die Auswahl der geeigneten Reha-Klinik
- Holen Sie sich Rat bei Ihren behandelnden Ärztinnen und Ärzten, dem therapeutischen Team und dem Sozialdienst im Krankenhaus ein.
- Machen Sie von Ihrem Wunschrecht ruhig Gebrauch und ergänzen Sie Ihren Vorschlag im Reha-Antrag. Achten Sie darauf, dass persönliche Gründe im Einklang mit den medizinischen Notwendigkeiten stehen.
- Beschränken Sie sich nicht auf örtliche Kriterien. Eine weiter entfernt gelegene Reha-Klinik kann aufgrund ihrer Spezialisierung besser geeignet sein.
Ernährung und Bewegung in der Nachsorge
Ernährung und Bewegung spielen eine entscheidende Rolle in der Nachsorge nach einem Schlaganfall. Um eine erfolgreiche Rehabilitation zu erreichen, ist es wichtig, die richtige Kombination aus medizinischer Behandlung, physischer Therapie und psychologischer Unterstützung zu finden. Die Ernährung und Bewegung können dabei wesentliche Bestandteile sein.
Eine gesunde Ernährung ist nicht nur wichtig für das allgemeine Wohlbefinden, sondern auch für die Unterstützung des Heilungsprozesses nach einem Schlaganfall. Durch eine ausgewogene Ernährung können beispielsweise Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Diabetes reduziert werden, die das Risiko für einen erneuten Schlaganfall erhöhen können.
Zusätzlich zur Ernährung spielt auch regelmäßige Bewegung eine entscheidende Rolle in der Nachsorge nach einem Schlaganfall. Physiotherapie und rehabilitative Übungen können helfen, die Muskelfunktion wiederherzustellen und die Beweglichkeit zu verbessern. Dabei ist es wichtig, dass die Bewegungstherapie individuell auf den Patienten abgestimmt wird, um mögliche Einschränkungen und körperliche Beeinträchtigungen zu berücksichtigen.
Fazit
Eine umfassende und individuell angepasste Rehabilitation ist entscheidend für eine erfolgreiche Genesung nach einem Schlaganfall. Durch die Kombination verschiedener Therapieansätze, die Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse des Patienten und die Einbeziehung von Ernährung und Bewegung kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert und eine möglichst selbstständige Bewältigung des Alltags ermöglicht werden.
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