Die Lamina terminalis: Anatomie, Funktion und ihre Rolle im Gehirn

Die Lamina terminalis ist eine dünne, unpaarige Struktur im Gehirn, die eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Homöostase und der Regulierung verschiedener Körperfunktionen spielt. Sie befindet sich zwischen der Commissura anterior und dem Chiasma opticum und schließt den dritten Ventrikel nach rostral ab.

Anatomie der Lamina terminalis

Die Lamina terminalis erstreckt sich vom Vorderrand des Chiasma opticum zur Commissura anterior und bildet den vorderen Abschluss des Hypothalamus. Sie grenzt dorsal an den Sulcus hypothalamicus, der die Grenze zum Thalamus bildet. Kaudalwärts geht sie ohne deutliche Grenze in das Mittelhirn über.

Innerhalb der Lamina terminalis befinden sich zwei wichtige Strukturen:

  • Organum vasculosum laminae terminalis (OVLT): Dies ist eines der zirkumventrikulären Organe, das sich durch das Fehlen einer Blut-Hirn-Schranke auszeichnet. Dadurch kann das OVLT Veränderungen in der Zusammensetzung des Blutes wahrnehmen und entsprechende Reaktionen auslösen.
  • Nucleus praeopticus medianus (MnPO): Dieser Kern spielt eine wichtige Rolle bei der Regulierung der Körpertemperatur, des Schlaf-Wach-Zyklus und des Fortpflanzungsverhaltens.

Funktion der Lamina terminalis

Die Lamina terminalis ist an einer Vielzahl von physiologischen Prozessen beteiligt, darunter:

  • Osmoregulation: Das OVLT in der Lamina terminalis ist sehr empfindlich gegenüber Veränderungen der Osmolarität des Blutes. Bei einem Anstieg der Osmolarität, beispielsweise durch Dehydration, werden Neurone im OVLT aktiviert, die wiederum die Freisetzung von Vasopressin (ADH) aus der Neurohypophyse stimulieren. Vasopressin fördert die Wasserrückresorption in der Niere und trägt so zur Aufrechterhaltung des Flüssigkeitshaushaltes bei.
  • Regulation der Vasopressinausschüttung: Die Lamina terminalis spielt eine zentrale Rolle bei der Kontrolle der Vasopressinsekretion. Das OVLT und der MnPO interagieren miteinander, um die Freisetzung von Vasopressin in Reaktion auf Veränderungen der Osmolarität, des Blutdrucks und des Blutvolumens zu modulieren.
  • Thermoregulation: Der MnPO in der Lamina terminalis ist an der Regulation der Körpertemperatur beteiligt. Er empfängt Informationen von Thermorezeptoren im Körper und aktiviert entsprechende Mechanismen zur Wärmeerzeugung oder Wärmeabgabe, um die Körpertemperatur im optimalen Bereich zu halten.
  • Regulation des Blutdrucks: Die Lamina terminalis trägt zur Regulation des Blutdrucks bei, indem sie die Aktivität des sympathischen Nervensystems beeinflusst. Das OVLT kann Veränderungen des Blutdrucks wahrnehmen und Signale an andere Hirnregionen senden, die an der Blutdruckregulation beteiligt sind.

Die Rolle der Lamina terminalis im limbischen System

Die Lamina terminalis steht in enger Verbindung zum limbischen System, einem Netzwerk von Hirnstrukturen, das für Emotionen, Motivation und Gedächtnis verantwortlich ist. Über die Area septi bestehen Beziehungen zum limbischen System, zum extrapyramidal-motorischen und sensiblen Systemen. Insbesondere der Nucleus accumbens, der als der motorische Effektorkern des limbischen Systems betrachtet wird, ist funktionell eng mit der Lamina terminalis verbunden.

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Der Hippocampus, eine weitere wichtige Struktur des limbischen Systems, erhält Afferenzen aus dem Cortex entorhinalis über zwei Verbindungen: den Tr. alveolaris und den Tr. perforans. Die Efferenzen des Hippocampus verlaufen über den Fornix und erreichen vor allem das Corpus mamillare. Von dort ziehen Axone über Thalamus (Ncl. anterior), Gyrus cinguli, Gyrus parahippocampalis (mit Regio entorhinalis) zum Hippocampus zurück. Dieser Schaltkreis, auch bekannt als Papez-Kreis, spielt eine wichtige Rolle bei der Gedächtnisbildung und der räumlichen Orientierung.

Der Mandelkern (Amygdala), der ebenfalls zum limbischen System gehört, liegt vor dem Unterhorn des Seitenventrikels im vorderen dorso-medialen Teil des Temporallappens. Er ist in den Prozess involviert, durch den sensorische Reize motivationale und emotionale Bedeutung gewinnen. Über die Verbindungen zum Thalamus und zum Hypothalamus beeinflusst der Mandelkern viszerale Prozesse und das Verhalten.

Der Hypothalamus und die Lamina terminalis

Der Hypothalamus, der sich von der Lamina terminalis bis zum Mittelhirn erstreckt, ist ein zentraler Knotenpunkt für Nervenbahnen, die dem Selbsterhalt des Organismus dienen. Er bildet einen wichtigen Bestandteil des Zwischenhirns und nimmt die Basis des Zwischenhirns (ZH) ein und bildet dort dessen einzige freie Oberfläche. Der Hypothalamus reguliert elementare Verhaltensweisen wie Essen, Trinken, Explorationstrieb und Sexualtrieb.

Der Hypothalamus kann in drei Kerngruppen unterteilt werden, die sich von anterior (rostral) nach posterior (kaudal) erstrecken:

  • Vordere Kerngruppe (chiasmatische Region): Diese Gruppe umfasst den Ncl. praeopticus medialis, den Ncl. suprachiasmaticus (SCN), den Ncl. supraopticus (SON), den Ncl. paraventricularis (PVN) und die Area hypothalamica anterior (AHA).
  • Mittlere Kerngruppe (tuberal): Diese Gruppe umfasst den Ncl. dorsomedialis, den Ncl. ventromedialis und den Ncl. infundibularis.
  • Hintere Kerngruppe (mamilläre Region): Diese Gruppe umfasst die Corpora mamillaria, den Ncl. posterior und den Ncl. tuberomammillaris.

Der Ncl. suprachiasmaticus (SCN) im Hypothalamus spielt eine zentrale Rolle bei der Regulation der circadianen Rhythmen. Er erhält Afferenzen aus der Retina und passt die endogenen circadianen Rhythmen an die exakte physikalische Zeit an. Die rhythmischen Signale werden an andere Hirnstrukturen vermittelt und erreichen auch das Corpus pineale, das durch die rhythmische Hormonbildung (Melatonin) dem Gesamtorganismus mitteilt, "was die Stunde geschlagen hat".

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Erkrankungen und Störungen im Zusammenhang mit der Lamina terminalis

Läsionen oder Funktionsstörungen der Lamina terminalis können zu einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen führen, darunter:

  • Diabetes insipidus: Eine Schädigung der Lamina terminalis oder des Hypothalamus kann zu einem Mangel an Vasopressin führen, was zu Diabetes insipidus führt. Betroffene Patienten scheiden große Mengen an verdünntem Urin aus und leiden unter starkem Durst.
  • Hyperthermie: Eine Läsion im Ncl. anterior des Hypothalamus, der an der Thermoregulation beteiligt ist, kann zu Hyperthermie führen. Eine Schädigung dieser Region verhindert, dass sich der Körper selbst runterkühlen kann.
  • Narkolepsie: Tritt auf, wenn der laterale Hypothalamus nicht in der Lage ist, Orexin zu sekretieren, eine Substanz, die in vielen Bereichen des Gehirns die Wachheit fördert.
  • Hyperprolaktinämie: Ein Verlust der hemmenden Dopamin-Sekretion durch den Hypothalamus kann zu erhöhten Prolaktinspiegeln im Blut führen.

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