Lebenserwartung bei Multipler Sklerose: Was Sie wissen sollten

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des zentralen Nervensystems, die das Gehirn und das Rückenmark betrifft. Die Diagnose MS kann zunächst beängstigend sein, da sie das Leben der Betroffenen in vielerlei Hinsicht beeinflussen kann. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass die Lebenserwartung von Menschen mit MS dank moderner Therapien kaum eingeschränkt ist. Ein erfülltes und glückliches Leben mit MS ist also durchaus möglich.

Was ist Multiple Sklerose?

Multiple Sklerose ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise die Myelinschicht angreift, die die Nervenfasern im Gehirn und Rückenmark umgibt. Diese Myelinschicht ist wichtig, da sie die Nerven isoliert und dafür sorgt, dass Nervensignale effizient weitergeleitet werden. Wenn die Myelinschicht beschädigt wird, können die Nerven ihre Funktion nicht mehr richtig erfüllen, was zu einer Vielzahl von Symptomen führen kann.

Die Ursachen von MS sind noch nicht vollständig geklärt. Man geht jedoch davon aus, dass sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen. Zu den Umweltfaktoren, die das Risiko für MS erhöhen können, gehören Rauchen, bestimmte Infektionen (wie das Epstein-Barr-Virus), Vitamin-D-Mangel und Übergewicht.

Symptome der Multiplen Sklerose

Die Symptome der Multiplen Sklerose sind vielfältig und können von Person zu Person stark variieren. Sie hängen davon ab, welche Bereiche des zentralen Nervensystems von den Entzündungen betroffen sind. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Sehstörungen: Verschwommenes Sehen, Doppeltsehen, Entzündung des Sehnervs (Optikusneuritis)
  • Gefühlsstörungen: Taubheitsgefühle, Kribbeln, Brennen oder Schmerzen in Armen, Beinen oder im Gesicht
  • Motorische Störungen: Muskelschwäche, Spastik, Koordinationsprobleme, Gleichgewichtsstörungen, Gangstörungen
  • Fatigue: Müdigkeit und Erschöpfung, die durch Ruhe nicht besser wird
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Konzentrationsschwierigkeiten, Gedächtnisprobleme, Sprachstörungen
  • Blasen- und Darmfunktionsstörungen: Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Verstopfung
  • Sexuelle Funktionsstörungen: Erektionsstörungen, verminderte Libido
  • Depressionen und Angstzustände

Verlauf der Multiplen Sklerose

Der Verlauf der Multiplen Sklerose ist sehr unterschiedlich und kann von Person zu Person stark variieren. Es gibt verschiedene Verlaufsformen:

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  • Schubförmig-remittierende MS (RRMS): Dies ist die häufigste Verlaufsform. Dabei treten die Symptome in Schüben auf, die mehrere Tage oder Wochen andauern können. Zwischen den Schüben bilden sich die Symptome ganz oder teilweise zurück (Remission).
  • Primär progrediente MS (PPMS): Bei dieser Verlaufsform verschlimmern sich die Symptome von Anfang an kontinuierlich, ohne dass es zu Schüben kommt.
  • Sekundär progrediente MS (SPMS): Diese Verlaufsform entwickelt sich oft aus einer RRMS. Dabei gehen die Schübe allmählich in eine kontinuierliche Verschlechterung der Symptome über.

Diagnose der Multiplen Sklerose

Die Diagnose der Multiplen Sklerose kann schwierig sein, da die Symptome sehr vielfältig sind und auch bei anderen Erkrankungen auftreten können. In der Regel werden folgende Untersuchungen durchgeführt:

  • Neurologische Untersuchung: Dabei werden die Funktionstüchtigkeit des Nervensystems untersucht und Einschränkungen festgestellt.
  • Magnetresonanztomografie (MRT): Mit einer MRT-Untersuchung des Gehirns und des Rückenmarks können Entzündungsherde sichtbar gemacht werden.
  • Nervenwasseruntersuchung (Liquorpunktion): Bei einer Liquorpunktion wird Nervenwasser entnommen und auf bestimmte Eiweißmuster untersucht, die auf MS hindeuten können.
  • Bluttests: Bluttests können durchgeführt werden, um andere Erkrankungen auszuschließen, die ähnliche Symptome verursachen können.

Therapie der Multiplen Sklerose

Multiple Sklerose ist derzeit nicht heilbar. Die Behandlung zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Schübe zu reduzieren und das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen. Es gibt verschiedene Therapieansätze:

  • Schubtherapie: Bei einem akuten Schub werden Kortisonpräparate eingesetzt, um die Entzündung zu hemmen. In manchen Fällen kann auch eine Blutwäsche (Plasmapherese oder Immunadsorption) erforderlich sein.
  • Verlaufsmodifizierende Therapie: Diese Medikamente sollen das Immunsystem modulieren und so die Krankheitsaktivität reduzieren. Sie können das Risiko für Schübe senken und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen.
  • Symptomatische Therapie: Diese Behandlungen zielen darauf ab, die einzelnen Symptome der MS zu lindern, z. B. Schmerzen, Spastik, Fatigue oder Blasenfunktionsstörungen.
  • Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie: Diese Therapien können helfen, die körperliche Funktion, die Selbstständigkeit im Alltag und die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern.
  • Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, mit den emotionalen Belastungen der Erkrankung umzugehen und Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
  • Komplementäre Therapien: Viele Menschen mit MS greifen auf komplementäre Therapien zurück, um ihre Beschwerden zu lindern. Dazu gehören z. B. Homöopathie, Akupunktur, Yoga oder Entspannungsübungen. Es ist wichtig, solche Therapien immer mit dem Arzt zu besprechen.

Lebenserwartung bei Multipler Sklerose

Die Lebenserwartung von Menschen mit Multipler Sklerose hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verbessert. Dank moderner Therapien und einer besseren Versorgung ist die Lebenserwartung heute oft nur noch geringfügig verkürzt. Studien zeigen, dass die Lebenserwartung von Menschen mit MS im Durchschnitt etwa drei bis fünf Jahre unter der Lebenserwartung von Menschen ohne MS liegt.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der individuelle Verlauf der Erkrankung und die Prognose von vielen Faktoren abhängen, z. B. von der Verlaufsform der MS, dem Alter bei der Diagnose, dem Vorliegen von Begleiterkrankungen und dem Lebensstil.

Faktoren, die die Lebenserwartung beeinflussen können

Es gibt verschiedene Faktoren, die die Lebenserwartung von Menschen mit Multipler Sklerose beeinflussen können:

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  • Schweregrad der Erkrankung: Ein schwerer Verlauf der MS mit rascher Zunahme der Behinderungen kann die Lebenserwartung verkürzen.
  • Komplikationen: Menschen mit MS haben ein erhöhtes Risiko für bestimmte Komplikationen, z. B. Lungenentzündung, Harnwegsinfektionen, Thrombosen oder Dekubitus. Diese Komplikationen können die Lebenserwartung verkürzen.
  • Begleiterkrankungen: Das Vorliegen von Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs kann die Lebenserwartung ebenfalls beeinflussen.
  • Lebensstil: Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, ausreichend Schlaf und dem Verzicht auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum kann die Lebenserwartung positiv beeinflussen.
  • Psychische Gesundheit: Depressionen und Angstzustände können die Lebensqualität und die Lebenserwartung beeinträchtigen. Es ist wichtig, psychische Probleme frühzeitig zu erkennen und behandeln zu lassen.
  • Soziale Unterstützung: Ein starkes soziales Netzwerk und die Unterstützung durch Familie, Freunde und Selbsthilfegruppen können die Lebensqualität und die Lebenserwartung verbessern.

Leben mit Multipler Sklerose

Die Diagnose Multiple Sklerose kann das Leben der Betroffenen in vielerlei Hinsicht verändern. Es ist wichtig, die Erkrankung anzunehmen und sich aktiv mit ihr auseinanderzusetzen. Hier sind einige Tipps, die Ihnen helfen können, mit MS ein erfülltes Leben zu führen:

  • Informieren Sie sich: Je besser Sie über die Erkrankung informiert sind, desto besser können Sie damit umgehen.
  • Nehmen Sie Ihre Behandlung ernst: Halten Sie sich an die Empfehlungen Ihres Arztes und nehmen Sie Ihre Medikamente regelmäßig ein.
  • Achten Sie auf einen gesunden Lebensstil: Ernähren Sie sich ausgewogen, treiben Sie regelmäßig Sport, schlafen Sie ausreichend und verzichten Sie auf Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum.
  • Suchen Sie sich Unterstützung: Sprechen Sie mit Ihrer Familie, Ihren Freunden oder einer Selbsthilfegruppe über Ihre Ängste und Sorgen.
  • Akzeptieren Sie Ihre Grenzen: Lernen Sie, Ihre Grenzen zu erkennen und zu akzeptieren. Überfordern Sie sich nicht und gönnen Sie sich ausreichend Ruhepausen.
  • Bleiben Sie aktiv: Versuchen Sie, weiterhin Ihren Hobbys und Interessen nachzugehen und am sozialen Leben teilzunehmen.
  • Konzentrieren Sie sich auf die positiven Dinge: Versuchen Sie, trotz der Erkrankung die positiven Aspekte des Lebens zu genießen.

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