Lernen, Gedächtnis, Gehirn und Verhalten: Ein untrennbarer Zusammenhang

Unser Gehirn ist ein faszinierendes Organ, das von Geburt an in ständigem Wandel ist und uns durch alle Lebensphasen als Lernbegleiter dient. Ob in der Schule, im neuen Job, beim Erlernen einer neuen Sprache oder einfach nur, wenn uns ein Thema interessiert - im Alltag bietet sich uns immer und überall die Gelegenheit, neues Wissen zu erwerben und unsere Fähigkeiten ein Leben lang zu trainieren und zu verbessern.

Die Grundlagen des Lernens

Lernen ist ein Prozess, in dem unsere Verhaltensweisen, Fähigkeiten, Emotionen und Motivation dauerhaft und merklich verändert werden, sobald wir uns mit unserer Umwelt oder einem Lerngegenstand auseinandersetzen. Aus unserer Umgebung nehmen wir - bewusst sowie unbewusst - Informationen auf, filtern, bewerten und verarbeiten sie. Auf unbekannte Reize, die uns interessant erscheinen, reagieren wir mit einem Verhalten und beobachten anschließend, ob und wie es wiederum unser Umfeld beeinflusst. Je nachdem, wie die Konsequenz ausfällt, speichern wir die Verhaltensweise neu ab oder passen bereits verinnerlichte Handlungsmuster entsprechend an. Gelernte Inhalte bleiben "relativ dauerhaft" in unserem Gedächtnis bestehen, sofern wir sie regelmäßig anwenden.

Dr. Edwin Ullmann, Akademischer Direktor i.R., vergleicht das Gehirn mit einer lebenslangen Dauerbaustelle, die ständig umgebaut und erweitert wird, eine Tatsache, die wir nutzen können.

Verschiedene Arten des Lernens

Es gibt verschiedene Arten des Lernens, die sich in ihrer Funktionsweise und ihrenAnwendungsbereichen unterscheiden:

  1. Behavioristisches Lernen: Hier verarbeiten wir Informationen abhängig von Belohnung und Bestrafung. Diese einfache Form der Verhaltensänderung ist für uns dringend notwendig, da wir in einer Welt leben, in der wir aufeinander Rücksicht nehmen müssen, weil die Welt sonst kollabieren würde.
  2. Kognitives und kognitivistisches Lernen: Diese sind wichtige Grundlagen für pädagogische Ansätze und Lernumgebungen, denn sie setzen sich mit dem Verständnis, den Einflüssen und der Verarbeitung von Informationen im Gehirn auseinander. Im kognitiven Lernen geht es vor allem darum, mithilfe der internen Faktoren Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Problemlösung neues Wissen effektiv aufzubauen und neue Fähigkeiten zu erwerben. Als kognitive Lernende sind wir passive Empfänger von neuen Informationen, die beispielsweise von einem Lehrer vermittelt werden. Kognitives Lernen bedeutet so viel wie Lernen durch Einsicht. Beim kognitivistischen Lernen hingegen erarbeiten wir uns das Wissen aktiv, etwa im Projektunterricht oder in einer Gruppenarbeit. Wir müssen es also selbst interpretieren, verarbeiten und mit bestehendem Wissen verknüpfen, um es anwenden zu können. Beim kognitivistischen Lernen geht man davon aus, dass wir diese Vollzüge unterscheiden lernen, einordnen lernen, dass wir Analysen durchführen können, dass wir Gemeinsamkeiten herausarbeiten können aber auch Unterschiede.
  3. Konstruktivistisches Lernen: Um neues Verhalten, Wissen und Fähigkeiten selbst zu konstruieren, stützen wir uns auf unsere individuelle Interpretation der Welt, Vorerfahrungen, Kontexte und Ziele. Wir dürfen niemals davon ausgehen, dass wir die Welt objektiv wahrnehmen können, sondern wir sind immer auf das angewiesen, was wir aus den Eindrücken, die wir aus der Welt empfangen - mit unseren Sinneskanälen, aber auch mit unserem Wissen, das wir bereits haben - machen.
  4. Neurobiologisches Lernen: Aus neurobiologischer Sicht kann man das Lernen in verschiedenen Bereichen betrachten, wie zum Beispiel der Wahrnehmung, der Aufmerksamkeit oder der Sprache. Es ist auch möglich, die Auswirkungen von Stress und Emotionen auf das Lernen zu untersuchen.

Die Rolle des Gehirns beim Lernen und Gedächtnis

Das menschliche Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen (Neuronen), die miteinander vernetzt sind und durch elektrische und chemische Signale kommunizieren. Beim Lernen werden diese Verbindungen zwischen den Neuronen verstärkt oder geschwächt - je nachdem, wie häufig und wie intensiv wir bestimmte Informationen wiederholen bzw. abrufen.

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Neuronale Verbindungen und Synapsen

Jede einzelne von ihnen besitzt tentakelartige Fortsätze, genannt "Axone" und "Dendriten", mit denen sie elektrische Signale aussenden (Axon) und empfangen (Dendrit) können. Beim Lernen und beim Erinnern aktivieren sich bestimmte Neuronen. Die elektrischen Signale, die dabei durch sie hindurchfließen, werden über die Axone zu den Dendriten anderer Zellen oder zu Muskeln und Drüsen weitergeleitet. Dabei können sich Axone bis zu einem Meter lang erstrecken. Zudem setzen sie chemische Botenstoffe (Neurotransmitter) frei, mit welchen sie an den Verbindungsstellen (Synapsen) der Zielneuronen andocken, um eine Übertragung des Signals zu ermöglichen. Im Gehirn können sich aus vielen verschlungenen kleinen Pfaden regelrechte Gehirn-Autobahnen entwickeln.

In den ersten Lebensjahren bilden sich in großer Zahl neue Synapsen - das Gehirn erlebt einen regelrechten Wachstumsschub. Ein Neugeborenes kommt mit rund 2.500 Synapsen pro Neuron zur Welt. Ab dem Teenageralter gehen Tausende synaptische Verknüpfungen jedoch verloren, denn das Gehirn beginnt, nicht benötigte oder selten genutzte Verbindungen nach und nach "auszusortieren". Je älter ein Mensch wird, desto anstrengender ist es für sein Gehirn, neue Netzwerke zu bilden. Erwachsene müssen deshalb oftmals mehr Zeit und Kraft investieren, um neue Fähigkeiten zu erlernen. Sie haben jedoch auch Vorteile gegenüber Jugendlichen: Zum einen ihre Lebenserfahrung, die ihnen helfen kann, neue Informationen schneller zu verarbeiten und Zusammenhänge zwischen neuem und vorhandenem Wissen schneller zu erkennen.

Unsere Nervenbahnen sind mit einer Schutzschicht umgeben, die wie eine Isolationsschicht wirkt, wodurch der Stromfluss innerhalb unserer Nervenbahnen deutlich schneller ist. Diese Entwicklung ist tatsächlich erst in unserer allerletzten Entwicklungsstufe, mit Vollendung des 30. Lebensjahres, geschafft. Am Lebensende sinkt neben der körperlichen auch die geistige Leistungsfähigkeit. Wie viele Synapsen im Alter abgeschaltet werden, ist zwar von Person zu Person anders und hängt von der genetischen Veranlagung, Umweltfaktoren und der allgemeinen Gesundheit des Gehirns ab.

Die verschiedenen Gedächtnissysteme

Das Gedächtnis ist die Fähigkeit des Gehirns, Informationen wie vergangene Ereignisse, Erfahrungen und Wissen zu speichern, abzurufen und zu nutzen. Es ist kein spezifisches Organ, sondern existiert in dem Netzwerk von neuronalen Verbindungen, die über das gesamte Gehirn verteilt sind. Einige Hirnregionen beeinflussen die Bildung und Speicherung von Gedächtnisinhalten allerdings entscheidend mit.

Der Hippocampus etwa liegt im Schläfenlappen (Temporallappen) des Gehirns und ist eine der wichtigsten Hirnregionen für unsere Langzeiterinnerungen. Das Kurzzeitgedächtnis scheint hingegen hauptsächlich in der Stirnregion (präfrontaler Kortex) verortet zu sein.

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Es gibt verschiedene Arten von Gedächtnis, die sich in ihrer Funktion und Speicherdauer unterscheiden:

  1. Sensorisches Gedächtnis: Dies ist eine Art Puffer, welcher Informationen aus der Umwelt aufnimmt und wenige Sekunden zwischenspeichert, um sie zu filtern und gegebenenfalls zu verarbeiten.
  2. Arbeitsgedächtnis: Dieses kann Informationen für Sekunden- oder Minutenspannen behalten und gleichzeitig nutzen, um an Aufgaben zu arbeiten, Probleme zu lösen oder Entscheidungen zu treffen. Das Arbeitsgedächtnis sitzt im Frontalhirn, also direkt hinter unserer Stirn, und ist ein sehr lebendiger Teil unseres Gehirns. Es besteht erst einmal aus der sogenannten zentralen Exekutive - das ist unsere Aufmerksamkeit. Dann haben wir einen 'visuellen Notizblock', damit können wir visuelle Reize wahrnehmen. Und wir haben einen sogenannten 'Rehearsal-Prozess' - die innere Sprache: Wir können Informationen als erwachsener Mensch so circa 1,4 Sekunden auditiv behalten, dann müssen wir sie allerdings mit innerer Sprache wiederholen, damit wir sie weiterverwenden können. Das brauchen wir für alle täglichen Abläufe. Dann haben wir noch so einen kleinen Pufferspeicher, damit wir kleine Zwischenrechnungen machen können. Der deklarative Teil des Arbeitsgedächtnisses, auch episodisches Gedächtnis genannt, speichert explizite Informationen wie Fakten, Namen und Ereignisse, während das prozedurale Gedächtnis für Fähigkeiten wie Laufen, Schreiben oder Fahrradfahren, aber auch für erlernte Ängste oder Konditionierungen zuständig ist. Das Arbeitsgedächtnis wird zum Kurzzeitgedächtnis gezählt.
  3. Langzeitgedächtnis: Dieses ist nahezu unbegrenzt und kann beliebig viele Informationen über Jahre hinweg oder sogar ein ganzes Leben lang speichern. Es enthält all das Wissen, die Erfahrungen und die Fähigkeiten, die wir im Laufe unseres Lebens erworben haben. Was im Langzeitgedächtnis landet, können wir abrufen oder ausführen, ohne dass wir lange darüber nachdenken müssen. In der Historie war man immer der Ansicht, dass es ein sogenanntes 'Archiv im Kopf' gibt. Man hat im 19.Jahrhundert die Vorstellung einer Bibliothek gehabt, in der Regale sind, wo man dann in die Enzyklopädie nur hineinzugreifen braucht und die entsprechende Seite aufschlägt. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts dachte man, das sei wie bei Schallplatten, die dann rausgeholt werden und abgespielt werden können. Dann kam das Computerzeitalter - da war der Begriff der Festplatte im Kopf en vouge. Damit Fähigkeiten ins Langzeitgedächtnis gelangen können, müssen wir sie zumeist mehrmals wiederholen oder üben, um die Verbindungen zwischen den beteiligten Neuronen zu stärken.
  4. Limbisches System: Dieses liegt unterhalb des Neokortex und oberhalb der Eingänge des Rückgrats - also des Thalamus. Dieser evolutionstechnisch gesehen sehr alte Teil wird manchmal auch als 'Reptiliengehirn' bezeichnet. Es ist deshalb so wichtig, weil es in der Evolution für die Aufmerksamkeit zuständig ist und eigentlich auch das Überleben des Spezies Mensch mit beeinflusst hat. Das limbische System ist eng mit dem Gedächtnis verbunden und spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung, Speicherung und Abrufung von Erinnerungen. Es umfasst verschiedene Hirnregionen, unter anderem den für die Bildung des Langzeitgedächtnisses wichtigen Hippocampus, die Kernregionen des Gehirns (Amygdala) und den Hypothalamus, welcher an der Verarbeitung von Emotionen und der Regulation des Hormonhaushalts beteiligt ist.

Lernen im Laufe des Lebens

Lernen ist ein lebenslanger Prozess, der bereits vor der Geburt beginnt und bis zum Lebensende stattfindet. Schon der Fötus im Mutterleib ist in der Lage, anhand von Geräuschen, Berührungen und Bewegungen, die zu ihm durchdringen, erste Erfahrungen zu sammeln. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, sind schon eine ganze Menge Synapsen im Gehirn da - nur sind diese Synapsen nicht miteinander verknüpft. Das muss sich so vorstellen, dass die Neuronen im Gehirn relativ isoliert für sich dahinschwimmen. Und dann prasseln plötzlich alle Informationen von außen auf das Kind ein. In seinen ersten Lebensjahren lernt ein Mensch vor allem durch Erfahrungen und Interaktionen mit seiner Umwelt. Ist erstmal eine Basis geschaffen, können wir im Laufe des Lebens immer komplexere Fertigkeiten erwerben. Auch wenn wir es nicht immer bewusst wahrnehmen: Im Erwachsenenalter lernen wir stetig weiter. Dass Lernen im Alter sehr schwierig ist oder nicht mehr möglich ist, davon ist man mittlerweile abgerückt - man hat diese bekannte 'Adoleszenz-Maximum-Hypothese' längst über Bord geworfen. Diese Hypothese besagte, dass wir unseren Höhepunkt unserer Lernfähigkeit mit Ende der Adoleszenz erreicht haben. Inzwischen sagt man, es hängt wirklich vom einem selbst ab. Man kann es auf den Punkt bringen für das Lernen im Alter: Benutze es oder es verfällt. Man weiß natürlich, dass auch die Behaltensfähigkeit etwa ab dem 60 Lebensjahr langsam nachlässt. Aber das heißt wirklich nicht, dass man nicht auch bis ins höchste Alter neugierig bleiben darf und neue Dinge hinzulernen kann. Das Gehirn ist eigentlich vergleichbar mit so einer Art lebenslangen Dauerbaustelle: Es wird immer umgebaut, es wird immer wieder etwas Neues gebaut - und das kann man nutzen.

Intelligenz und Lernen

Der Begriff Intelligenz beschreibt unsere kognitive Leistungsfähigkeit - sprich, unser Potenzial, erfolgreich in einer Vielzahl von Situationen zu agieren. Dazu müssen wir in der Lage sein, Probleme zu lösen, komplexe Zusammenhänge zu verstehen, kritisch und abstrakt zu denken sowie zu reflektieren. Die Intelligenz eines Menschen wird durch eine komplexe Interaktion von genetischen, umweltbedingten und neurobiologischen Faktoren beeinflusst. Die Zusammenhänge zwischen dem Gehirn und Intelligenz sind noch nicht vollständig erforscht. Inzwischen ist aber bekannt, dass sie unter anderem von Gehirnregionen beeinflusst wird, die an der Verarbeitung und Speicherung von Informationen mitwirken. Studien haben belegt, dass intelligentere Menschen in der Regel auch eine höhere Aktivität in diesen Regionen aufweisen.

Es gibt verschiedene Modelle und Ansätze, um Intelligenz zu beschreiben und zu kategorisieren. Die kristalline Intelligenz bezieht sich auf unsere Fähigkeit, Wissen und Erfahrung wie Wortschatz, Allgemeinbildung und berufliche Kenntnisse aus der Umwelt zu erwerben, zu speichern und anzuwenden. Die fluide Intelligenz ist oft genetisch beeinflusst - sie bezieht sich auf die Fähigkeit, unabhängig von Erfahrung und Wissen abstrakte Informationen zu verarbeiten, Muster zu erkennen, Zusammenhänge herzustellen und komplexe Probleme zu lösen. Die Fähigkeit, auf der Basis von Erfahrungen und praktischem Wissen handwerkliche oder technische Aufgaben zu lösen, wird als mechanische Intelligenz bezeichnet. Intelligenz ist nichts Statisches. Natürlich, eine Hochbegabung beispielsweise, die kann ich nicht durch Lernen herbeiführen, die ist gegeben. Aber Intelligenz muss man immer als Prozess sehen. Und ein Intelligenzquotient, den ich ermittle, kann sich durchaus im Lauf von zwei Jahren verändern und auch qualitativ unterscheiden.

Technologien und ihre Auswirkungen auf das Gehirn

In der heutigen Zeit prägen digitale Technologien unseren Alltag. Menschen jeden Alters nutzen Plattformen oder Geräte zur Kommunikation und Information. Dank Smartphone und Navigationsgerät können sie ihrem Wissensdurst und Informationsbedürfnis praktisch von überall nachgehen. Zusätzlich liefern Anwendungen mit künstlicher Intelligenz wie ChatGPT neue Impulse. All diese Technologien stellen enorme Informationsmengen zur Verfügung, helfen bei ihrer Verarbeitung und vernetzen Menschen miteinander. Da sich das Leben für viele Personen immer mehr in der Online-Welt abspielt, haben sich Forschende damit beschäftigt, wie Technologien das Gehirn und das Verhalten verändern können.

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Ein recht neuer Begriff in Verbindung mit Technologien ist die sogenannte „Digitale Demenz“. Er drückt aus, dass bei Personen kognitive Fähigkeiten (Kommunikationsfähigkeit, Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Entscheidungsfähigkeit) nachlassen, wenn sie übermäßig viel digital unterwegs sind. Gründe dafür gibt es einige. Ein Beispiel: Wenn Personen ihre Termine in der Kalenderfunktion des Smartphones verwalten, müssen sie sich nicht selbst erinnern - eine Technologie-Abhängigkeit, selbst bei einfachen Aufgaben, kann langfristig zu einer verminderten Leistung beim Gedächtnisabruf führen. Studienergebnisse legen zudem nahe, dass digitale Tools wie Smartphones und soziale Medien eine Teilaufmerksamkeit begünstigen. Das geschieht durch dauerhafte Ablenkungen, hervorgerufen durch ständige Benachrichtigungen oder permanentes Scrollen. Betroffene „tauchen“ dann nicht mehr in eine Aufgabe ein, sondern beschäftigen sich oberflächlich mit mehreren gleichzeitig. Wer dauerhaft teilaufmerksam ist, bei dem können die Produktivität und das Gedächtnis nachlassen.

Technologien sind aber nicht grundsätzlich schlecht zu bewerten, es kommt auf die Auswahl an. So gibt es durchaus Online-Anwendungen, die neuronale Schaltkreise anregen und so die Hirnleistungen verbessern, einen wohltuenden Schlaf ermöglichen oder andere positive Effekte auf die Gehirngesundheit ausüben. Technologien bieten auch erweiterte Möglichkeiten, um zu lernen - selten war es so einfach, eine neue Sprache einzustudieren. Außerdem können sie soziale Kontakte über weite Distanzen hinweg unterstützen. Und manchmal lösen sie sogar Probleme, die sie selbst geschaffen haben. Hirnforschende betonen in dem Zusammenhang, dass aktives Wissen weiterhin unabdingbar ist. Schließlich müssen die von der Technologie bereitgestellten Daten hinterfragt, eingeordnet und kombiniert werden - nur so wird aus Informationen Wissen und in einem Geflecht mit anderen Wissensbereichen Bildung. Menschen können sich so auch mit kritischen Inhalten, beispielsweise in sozialen Medien, befassen.

Tipps für den Umgang mit Technologien

Um die Vorteile technologischer Einflüsse zu nutzen und mögliche Nachteile, wie abnehmende Produktivität, minimieren, können folgende Strategien helfen:

  • Digitale Entgiftung: Technologiefreie Zeiten oder Alternativen wie ein klassisches Taschenbuch helfen, kognitive Funktionen zurückzugewinnen - idealerweise mit festen Detox-Zeiten, zum Beispiel nach 19 Uhr oder sonntags.
  • Technologien achtsam verwenden: Jeder Mensch kann sich bewusst entscheiden, wann, wo und wie er Technologien einsetzt. Das kann so aussehen, dass jemand für lange Strecken das Navigationsgerät nutzt, sich bei Zielen in der Umgebung aber anstrengt, den Weg selbst zu finden. Auf diese Weise fördert man gesündere Gewohnheiten.
  • Sich bewegen: Körperliche Aktivität tut Körper sowie Geist gut - Bewegung verbessert nicht nur die Schlafqualität, sondern kann auch die kognitiven Leistungen optimieren und beim Abschalten helfen.
  • Medienkompetenz entwickeln: Um die digitalen Fähigkeiten auszubauen, gibt es spezielle Schulungen, zum Beispiel in der Volkshochschule. Bei der Medienkompetenz geht es darum, die Technologien verantwortungsvoll einzusetzen und die eigenen digitalen Gewohnheiten zu reflektieren. Dabei können auch Smartphone-Tools helfen, die einen Überblick über die Mediennutzung geben.
  • Aufmerksamkeitswecker stellen: Um bei der Sache zu bleiben und sich durch digitale Einflüsse nicht ablenken zu lassen, können Personen beispielweise eine „Eieruhr“ stellen.

Die Lernfähigkeit verbessern

Die Lernfähigkeit beschreibt die kognitive Fähigkeit, Informationen aufzunehmen, zu speichern und bei einem gewünschten Abruf wieder anwenden zu können. Zudem umfasst die Lernfähigkeit die Intelligenz, die überhaupt erst die Grundlage dafür legt, Lernvorgänge aufbauen zu können. Weiterhin kommen Faktoren hinzu, die nichts mit der Intelligenz zu tun haben, wie etwa: die Neugier, die Ausdauer, der Fleiß, die Motivation und das Selbstvertrauen.

Jeder Mensch und jedes Tier besitzt eine angeborene Lernfähigkeit, die sich im Laufe der persönlichen Entwicklung jedoch wandelt. Zum Beispiel lernen Kindern schneller, leichter und mehr, Erwachsenen hingegen intensiver und effektiver, wenn denn der Wille vorhanden ist. Die Lernfähigkeit unseres Gehirns hat mit Mitte 20 ihren Höhepunkt. Mit gezieltem Training ist das Gehirn vor Verfall geschützt.

Die Lernfähigkeit kann bewusst oder unterbewusst stattfinden. Das Lernen steht in einem untrennbaren Zusammenhang mit dem Gedächtnis. Ohne das Gedächtnis ist demnach kein Lernen möglich. Die Lernfähigkeit kann in 2 Arten des Gedächtnisses ablaufen:

  • Im bewussten (deklarative, explizit) Gedächtnis. Wenn wir uns vornehmen bestimmte Dinge zu lernen. Hier wiederum gibt es die Unterformen semantisches- und episodisches Gedächtnis.
  • Im unbewussten (non-deklarativ) Gedächtnis. Hierzu gehören beispielsweise Verhaltensweisen, die wir uns als Kinder auf Grundlage unserer Umgebung aneignen.

Verantwortlich dafür ist die Erkenntnis, dass auch im Erwachsenenalter noch neue, wenn auch wenige, neue Gehirnzellen produziert werden. Nichtsdestotrotz nimmt im Laufe des Lebens die Anzahl von Nervenzellen ab. Dies hängt mit der Art und Weise, wie unser Gehirn funktioniert, zusammen. Unser Gehirn möchte möglichst wenig Energie verbrauchen, daher lässt es Gehirnzellen, die nicht gebraucht werden, absterben. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass es sinnvoll ist, möglichst viele Teile des Gehirns zu trainieren, um sicherzustellen, dass ein Großteil der Nervenzellen benutzt wird und somit vom Absterben verschont bleibt.

Die Fähigkeit des Lernvermögens ist die Basis dafür, dass wir unsere Umwelt analysieren und uns an sie anpassen können. So ist ein sinnvolles Verhalten in einer bestimmten Umgebung möglich. Dazu gehören jedoch auch Veränderungen, die man bei Unzufriedenheit selbst in die Wege leitet. Zudem ermöglicht uns die Lernfähigkeit und bilden zu können, also neues Wissen anzuzeigen und dieses weiterhin anwenden zu können sowie erfolgreich zu lernen. Die Resultate des Lernens sind nicht direkt messbar oder beobachtbar, sondern können nur aus dem Verhalten des Individuums abgeleitet werden.

Eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung dieser Fähigkeit ist die Neugier im Kindesalter. Wenn ein Kind mit seiner Umgebung vertraut ist, dann sucht es ständig nach etwas Neuem. Sich wechselnde Situationen und unbekanntes regen dann die Neugierde an. Monotonie hingegen kann sich negativ auf die Entwicklung der Lernfähigkeit auswirken.

Gedächtnistraining zur Verbesserung der Lernfähigkeit

Die kognitiven Fähigkeiten sowie die Langzeitpotenzierung lassen sich durch ein gezieltes Gedächtnistraining verbessern. In 1. Linie wird dabei das Arbeitsgedächtnis trainiert, um dessen Kapazität zu steigern und resultierend daraus das Lernvermögen zu erhöhen. Lernen und die Ausbildung des Gedächtnisses sind Prozesse, die sowohl anatomisch als auch physiologisch eng miteinander verbunden sind.

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