Lesen ist Denken mit fremdem Gehirn: Eine Erkundung der Bedeutung und Förderung des Lesens

Einleitung

"Lesen ist denken mit fremdem Gehirn", ein Zitat von Jorge Luis Borges, unterstreicht die tiefe Bedeutung des Lesens. In unserer modernen Welt, die zunehmend von digitalen Medien geprägt ist, bleibt die Lesekompetenz eine Schlüsselqualifikation. Dieser Artikel untersucht die vielfältigen Aspekte des Lesens, von seiner Definition und Bedeutung bis hin zu Strategien zur Leseförderung und dem Umgang mit wissenschaftlichen Texten.

Lesekompetenz als Schlüsselqualifikation

Lesen ist weit mehr als nur die Fähigkeit, Buchstaben zu entziffern. Es ist eine Kulturtechnik, die ein breites Spektrum an Fertigkeiten, Fähigkeiten, Kenntnissen, Strategien und Techniken umfasst. Lesekompetenz beinhaltet das Verständnis von kontinuierlichen Texten wie Beschreibungen, Erzählungen und Anweisungen, aber auch von nicht-kontinuierlichen Texten wie Grafiken, Tabellen und Karten.

Leseförderung in der Grundschule

Um Lesekompetenz frühzeitig zu fördern, gibt es zahlreiche Maßnahmen, die bereits in der Grundschule ansetzen. Dazu gehören die Einrichtung von Schülerbibliotheken, die Teilnahme an Lesefitness-Trainings und der Einsatz webbasierter Leseförderprogramme.

Antolin: Ein innovatives Online-Programm zur Leseförderung

Ein Beispiel für ein solches Programm ist Antolin, ein webbasiertes Tool, das die Leseförderung auf innovative Weise unterstützt. Antolin bietet eine riesige Datenbank mit Verständnisfragen zu Tausenden von Kinder- und Jugendbüchern. Schülerinnen und Schüler können nach dem Lesen eines Buches Fragen dazu online beantworten, entweder in der Schule oder zu Hause.

Für Lehrkräfte stellt Antolin ein ideales Analyseinstrument dar, um starke Leser zu identifizieren und Kinder, die Schwierigkeiten haben oder besondere Unterstützung benötigen, gezielt zu fördern.

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Die Wahl der Lektüre: Interessen und Motive

Die Entscheidung, was wir lesen, treffen wir in der Regel selbst, basierend auf unseren Interessen, dem Coverdesign oder Empfehlungen von Freunden. Wir lesen, weil uns das Thema interessiert, weil wir unser soziales Umfeld beeindrucken wollen oder um mitreden zu können.

Lesen als Instrument akademischer Erziehung

Im Hochschulbereich ist das Lesen von Texten, die von anderen ausgewählt wurden, ein zentrales Instrument akademischer Erziehung. Hier ist das Lesen weniger Genuss als vielmehr eine Notwendigkeit, um sich mit wissenschaftlichen Inhalten auseinanderzusetzen.

Das Lesen wissenschaftlicher Texte will gelernt sein

Wissenschaftliche Texte unterscheiden sich von Romanen und Gedichten vor allem darin, dass sie unsere Erinnerungsfähigkeit und unsere Fähigkeit, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, besonders beanspruchen.

Beim Lesen wissenschaftlicher Texte ist es wichtig, den Ausgangspunkt des Textes zu verstehen: Welches wissenschaftliche Problem behandelt der Autor? Welche Behauptung stellt er auf? Eine Schwierigkeit besteht darin, sich nicht von jedem Detail des Textes ablenken zu lassen, sondern den roten Faden zu finden und ihm zu folgen.

Strategien für das Lesen wissenschaftlicher Texte

Kernaussagen identifizieren

Die erste Aufgabe besteht darin, die Kernaussagen eines Textes zu identifizieren und sich klar zu machen, dass man vieles, was der Text enthält, auch vergessen darf.

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Den Text verrätseln

Wissenschaftliche Texte zu lesen heißt, sie zu verrätseln: Sich nicht einfach nur Wort für Wort durchzuarbeiten, sondern sich zu fragen, welche Problemstellung hier von Interesse ist.

Den eigenen Standpunkt vergegenwärtigen

Es ist wichtig, sich den Standpunkt zu vergegenwärtigen, von dem aus man den Text betrachtet, und sich diesen während des Lesens immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Was ist der spezifische Grund, weswegen man den Text in die Hand nimmt?

Umgang mit zugemuteten Texten

Studierende gehen sehr kreativ mit zugemuteten Texten um. Es kann sich lohnen, sich mit dem Lesen wissenschaftlicher Texte systematisch statt bastelnd zu beschäftigen. Letztlich ist es ein Handwerk, das Tricks, Kniffe und Abkürzungen umfasst, um große Textmengen bearbeitbar zu machen.

Anlässe für systematisches Lesen

Es gibt verschiedene Anlässe, sich mit dem Lesen wissenschaftlicher Texte systematisch auseinanderzusetzen:

  • Die Dozentin nimmt die Lektüre der genannten Literatur tatsächlich ernst.
  • Die Texte stellen die zentrale Arbeitsgrundlage dar.
  • Man stellt fest, dass man sich übermäßig lange mit den zu lesenden Texten beschäftigt.
  • Der Text sieht inhaltlich gesehen vielversprechend aus, hält sich aber nicht an die Gebote wissenschaftlicher Konversation.
  • Man schreibt unter Zeitdruck eine Studienarbeit und hat dafür einen Berg Literatur auf dem Schreibtisch angehäuft.

Lesemethoden: SQ3R und PQ4R

Es gibt verschiedene Lesemethoden, die helfen können, wissenschaftliche Texte effektiver zu bearbeiten. Dazu gehören die SQ3R-Methode und die PQ4R-Methode.

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SQ3R-Methode

Die SQ3R-Methode umfasst die folgenden Schritte:

  1. Überblick gewinnen: Machen Sie sich mit dem Aufbau des Textes vertraut (Abstract, Inhaltsverzeichnis, Umschlag etc.).
  2. Fragen: Stellen Sie Fragen an den Text.
  3. Lesen: Achten Sie beim Lesen auf die Überschriften; suchen Sie die Hauptaussagen; achten Sie auf hervorgehobene Textteile, Fachausdrücke, Fremdwörter, Illustrationen und Definitionen.
  4. Rekapitulieren: Fertigen Sie Notizen über das Gelesene an oder erklären Sie es einem Kommilitonen.
  5. Repetieren: Überfliegen Sie nochmals alle Überschriften der einzelnen Kapitel; versuchen Sie, die wichtigsten Aussagen in Erinnerung zu rufen.

PQ4R-Methode

Die PQ4R-Methode ist der SQ3R-Methode sehr ähnlich und umfasst die folgenden Schritte:

  1. Vorprüfung: Verschaffen Sie sich einen Überblick über die Kapitel und Abschnitte des Buches.
  2. Fragen: Stellen Sie Fragen an den Text, idealerweise zu jedem Abschnitt.
  3. Lesen: Versuchen Sie, Ihre zu jedem Abschnitt formulierten Fragen zu beantworten.
  4. Nachdenken: Denken Sie über das Gelesene nach, suchen Sie nach Beispielen und versuchen Sie, den Text auf Ihr vorhandenes Wissen über den dargestellten Gegenstand zu beziehen.
  5. Rekapitulieren: Versuchen Sie nach jedem Abschnitt, Ihre zuvor formulierten Fragen zu beantworten.
  6. Repetieren: Gehen Sie den Text noch einmal im Geiste durch; versuchen Sie, die wesentlichen Punkte wiederzugeben. Beantworten Sie die Fragen, die Sie an den Text gestellt haben!

Frank Smiths Ansatz

Frank Smith setzt das Verrätseln an die dritte Stelle:

  1. Überfliegen Sie den Text: Versuchen Sie, so schnell wie möglich herauszubekommen, um was es in dem Text geht. Kümmern Sie sich nicht um Details!
  2. Zusammenfassen: Schreiben Sie eine Zusammenfassung, die mindestens Antwort auf die Frage „Um was geht es in dem Text?“ gibt.
  3. Fragen formulieren: Formulieren Sie mindestens fünf Fragen, auf die der Text eine Antwort gibt! Nutzen Sie hierzu Ihre Zusammenfassung und Ihr Vorwissen. Schauen Sie sich den Text aber nicht erneut an!
  4. Antworten vorhersagen: Versuchen Sie nun, ohne den Text anzuschauen, Antworten auf Ihre Fragen zu geben.
  5. Antworten überprüfen: Lesen Sie jetzt den Text schnell durch, um Ihre Antworten zu überprüfen.

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