Parkinson-Demenz und Verwirrtheit: Ein umfassender Überblick

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die hauptsächlich durch motorische Symptome wie Zittern, Muskelsteifheit und verlangsamte Bewegungen gekennzeichnet ist. Allerdings können im Verlauf der Erkrankung auch nicht-motorische Symptome auftreten, darunter kognitive Beeinträchtigungen bis hin zur Demenz und Verwirrtheit. Dieser Artikel beleuchtet die Zusammenhänge zwischen Parkinson, Demenz und Verwirrtheit und gibt Einblicke in Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Persönlichkeitsveränderungen und Stimmungsextreme bei Parkinson

Im Rahmen von Parkinson können Persönlichkeitsveränderungen und Stimmungsextreme sowohl für Betroffene als auch für Angehörige eine große Belastung darstellen. Diese Veränderungen können emotional sogar belastender sein als die rein körperlichen Symptome. Es ist wichtig, dass Betroffene oder Angehörige den behandelnden Arzt informieren, wenn sie Wesensveränderungen feststellen. Im Idealfall sollte der Arzt bereits frühzeitig über die Möglichkeit von Persönlichkeitsveränderungen aufgeklärt haben. Bei psychotischen Veränderungen kann ein Medikamentenwechsel erforderlich sein. Auch bei anderen Persönlichkeitsveränderungen kann eine Anpassung der Parkinson-Therapie die Stimmungslage verbessern. Bei Selbst- oder Fremdgefährdung kann eine stationäre Behandlung notwendig sein, insbesondere bei psychotischen Symptomen oder starker Verwirrtheit.

Offene Kommunikation und Notfallplanung

Betroffene und Angehörige sollten frühzeitig offen über mögliche Persönlichkeitsveränderungen sprechen, idealerweise in Anwesenheit des Hausarztes. Es ist ratsam, spezielle Wünsche des Betroffenen bezüglich des Umgangs mit geistiger Verwirrtheit, depressiven oder demenziellen Veränderungen zu besprechen und einen Notfallplan für den Fall einer Depression oder Psychose zu erstellen. Eine Patientenverfügung für den Fall einer späteren Demenz ist ebenfalls sinnvoll. Offene Gespräche über belastende Persönlichkeitsveränderungen können helfen, die Situation zu erleichtern. Wenn dies nicht möglich ist, kann es entlastend sein, mit Freunden oder Verwandten zu sprechen.

Frühsymptome und Diagnose von Morbus Parkinson

Morbus Parkinson ist eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems, bei der die Symptome durch aktuelle Therapieansätze gelindert werden können. Unspezifische Frühsymptome können bereits vor der Diagnose auftreten, wie z.B. eine REM-Schlafverhaltensstörung (Ausleben von Träumen im Schlaf) oder eine Riechstörung. Typische motorische Frühsymptome sind Zittern, Verkrampfung, Verlangsamung von Bewegungen oder reduziertes Mitschwingen eines Armes. Die Diagnose führt in der Regel zu einer Therapie, die die Motorik verbessert.

Wirkungsschwankungen und fortgeschrittene Stadien

Im Laufe der Zeit kann sich die Wirkdauer der Parkinson-Medikamente verkürzen, was zu sogenannten Off-Phasen führt, in denen sich die Symptomatik vor der nächsten Medikamenteneinnahme verschlechtert. In einem fortgeschrittenen Stadium der Parkinson-Krankheit können Symptome auftreten, die nicht mehr so gut auf die Medikamente ansprechen. Dies können motorische Symptome wie eine stärker vorgebeugte Haltung, Gehblockaden, Haltungsinstabilität, Sprechstörungen oder Schluckprobleme sein, aber auch nicht-motorische Symptome wie geistige Veränderungen.

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Atypische Parkinson-Krankheit und Begleiterkrankungen

Eine rasche Verschlechterung des Zustands ist bei einer klassischen Parkinson-Erkrankung ungewöhnlich und kann auf eine atypische Parkinson-Krankheit oder eine Begleiterkrankung hindeuten. Atypische Parkinson-Krankheiten zeigen ein schlechteres Ansprechen auf die Medikamente und ein rascheres Voranschreiten. Begleiterkrankungen können Schlaganfall, Zuckerkrankheit, Dehydration oder Mangelernährung sein.

Die Rolle des Partners und der Angehörigen

Partner und Angehörige können wichtige Informationen über Frühsymptome wie Schlafstörungen, seelische Veränderungen oder motorische Veränderungen liefern, die dem Betroffenen selbst möglicherweise nicht auffallen. Sie können auch bei der Motivation zu mehr Bewegung und bei der Beobachtung des Zustands des Betroffenen helfen.

Motorische Komplikationen und bildgebende Verfahren

Im Verlauf der Erkrankung können Wirkungsschwankungen und Überbewegungen (Dyskinesien) auftreten. Bildgebende Verfahren spielen eine wichtige Rolle in der Diagnostik, insbesondere bei atypischen Parkinson-Krankheiten oder unzureichendem Ansprechen auf Medikamente. Ein Dopa-Test oder Apomorphin-Test kann vor einer Parkinson-Operation durchgeführt werden. Apomorphin ist ein Dopamin-Agonist, der bei plötzlichen Off-Zuständen eingesetzt werden kann.

Therapieansätze und Lebensqualität

Eine Parkinson-Erkrankung wird in der Regel durch Therapie besser, spontane Verbesserungen sind selten. Die Lebenserwartung der Parkinson-Patienten hat sich durch die Einführung der Dopa-Therapie deutlich verbessert. Die Therapie zielt darauf ab, dem Nervenzellverlust entgegenzuwirken und die Symptome zu verbessern. Neben der medikamentösen Therapie sind auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Bewegung und Sport entscheidend.

Freezing und Dyskinesien

"Freezing", das plötzliche Einfrieren in der Bewegung, tritt besonders beim Gehen auf und kann durch optische Signale am Boden oder Physiotherapie trainiert werden. Dyskinesien, Überbewegungen, treten als Nebenwirkung der Parkinson-Medikamente auf und sind auf schwankende Dopamin-Spiegel im Gehirn zurückzuführen.

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Begleittherapie und Lernprozesse

Neben der medikamentösen Therapie ist die Begleittherapie wichtig, um verloren gegangene Fähigkeiten und automatische Bewegungen wiederzuerlernen. Übende Behandlungsverfahren nutzen Lernprozesse des Gehirns und steigern die Selbstsicherheit und Motivation der Patienten.

Motorische Symptome im Detail

Bradykinesie ist die Verlangsamung der Bewegungsabläufe, Hypokinese bedeutet, dass Bewegungen seltener und schwächer ausgeprägt sind, und Akinese ist eine hochgradige Bewegungsarmut bis zur völligen Bewegungslosigkeit. Ein plötzliches Absetzen von Medikamenten oder schwere Erkrankungen können zu einer akinetischen Krise führen, die lebensbedrohlich ist. Im späteren Verlauf können „On-Off“-Perioden auftreten, die von der Medikamenteneinnahme unabhängige Schwankungen der Bewegungsfähigkeit darstellen. Es gibt auch von der Medikamenteneinnahme abhängige Schwankungen, die „End-of-Dose“- oder „Wearing-Off“-Phasen.

Tremor, Rigor und Gleichgewichtsstörungen

Der Ruhetremor ist das typischste Zeichen der Parkinson-Erkrankung. Der Rigor ist eine gleichzeitige Tonuserhöhung in den antagonistischen Muskeln, die als Steifheitsgefühl erlebt wird. Gleichgewichtsstörungen treten überwiegend im späteren Verlauf der Krankheit auf.

Weitere Symptome und Komplikationen

Weitere mögliche Symptome sind Palilalie (Wiederholung von Wörtern), Schluckstörungen, niedriger Blutdruck, chronische Verstopfung, Reizblase, Störungen der Blasenentleerung, sexuelle Funktionsstörungen, oberflächliche Atmung, gestörte Wärme- oder Kälteempfindung, übermäßiges Schwitzen, erhöhte Talgproduktion der Haut, Riechstörung, Schmerzen und anormale Körperempfindungen.

Schlafstörungen und Depressionen

Schlafstörungen sind häufig und beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich. Eine besondere Schlafstörung ist die REM-Schlaf-Verhaltensstörung. Depressionen treten in 30-60% der Fälle auf und können auch Anfangssymptom sein.

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Kognitive Beeinträchtigungen und Verhaltensstörungen

Eine Demenz entwickelt sich bei weniger als 30% der Patienten. Bei Patienten mit Störungen der Denkleistung besteht die Gefahr von Halluzinationen und Verwirrtheit durch Anti-Parkinson-Medikamente. Es können auch Störungen der Impulskontrolle und Punding (stereotypes, nicht zielorientiertes Verhalten) auftreten.

Psychose und Halluzinationen

Halluzinationen sind Fehlwahrnehmungen eines Sinnesorganes ohne Reizgrundlage aus der Außenwelt. Eine Psychose bezeichnet eine Gruppe psychischer Erkrankungen, die die Einsicht und Fähigkeit, den üblichen Anforderungen des täglichen Lebens zu entsprechen, maßgeblich beeinträchtigen oder den Bezug zur Realität erheblich stören.

Pharmakologische Behandlung

Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, die Dopaminkonzentration zu erhöhen oder die Dopaminrezeptoren direkt zu stimulieren. Zu den wichtigsten Medikamentenklassen gehören Anticholinergika, Amantadin, Levodopa, COMT-Hemmer und MAO-B-Hemmer.

Anticholinergika

Anticholinergika können Rigor und Tremor verbessern, werden aber aufgrund von Nebenwirkungen selten verschrieben.

Amantadin

Amantadin kann Rigor, Ruhetremor und Müdigkeit behandeln und die Schwere von Levodopa-induzierten Dyskinesien begrenzen.

Levodopa

Levodopa ist der Goldstandard der medikamentösen Therapie und wird mit einem Dopamin-Decarboxylase-Inhibitor kombiniert. Es soll das fehlende Dopamin im geschädigten Striatum ersetzen. Längerer Gebrauch kann zu motorischen Komplikationen wie Dyskinesien und On-Off-Fluktuationen führen.

COMT-Hemmer

COMT-Hemmer hemmen den Abbau von Levodopa und können Levodopa-induzierte Nebenwirkungen verstärken.

MAO-B-Hemmer

MAO-B-Hemmer erhöhen die dopaminerge Aktivität im Striatum und können als erste Behandlungsoption eingesetzt werden.

Dopaminagonisten

Dopaminagonisten stimulieren die Aktivität des Dopaminsystems durch Bindung an die dopaminergen Rezeptoren.

Delirium: Akute Verwirrtheit

Ein Delirium ist eine akute, häufig fluktuierende Funktionsstörung des Gehirns, die mit kognitiven Störungen, Vigilanzstörungen, Halluzinationen und Wahnvorstellungen einhergeht. Es wird häufig im Kontext einer Krankenhausbehandlung beobachtet.

Ursachen und Diagnose des Delirs

Die Ursachen für ein Delir sind vielfältig, darunter Infektionen, Schmerzen, psychische und körperliche Belastungen sowie Nebenwirkungen von Medikamenten. Die Diagnose kann schwierig sein, da die Symptome leicht mit denen einer Demenz verwechselt werden können.

Therapie und Prävention des Delirs

Die Therapie des Delirs verläuft mehrgleisig und zielt darauf ab, die auslösenden Ursachen zu beseitigen oder zu minimieren, die Medikamente auf Verträglichkeit zu überprüfen und symptomatische Arzneimitteltherapie sowie nicht medikamentöse Interventionen einzuleiten. Letztere zielen darauf ab, dem Patienten die Orientierung im Alltag zu erleichtern. Das HELP-Programm (Hospital Elder Life Program) ist eine nicht medikamentöse Strategie zur Verhinderung des Delirs.

Demenz bei Parkinson

Eine Demenz betrifft mehr als 10% der über 75-Jährigen. Etwa 20% aller über 75-Jährigen mit idiopathischem Parkinson-Syndrom (IPS) entwickeln 8 Jahre nach Diagnosestellung eine Demenz.

Atypische Parkinson-Syndrome und Demenz

Atypische Parkinson-Syndrome sind schwieriger abzugrenzen und können mit Demenz einhergehen.

Parkinson-Demenz im Detail

Eine Parkinson-Demenz trifft rund 30 bis 40 Prozent der an Parkinson Erkrankten, der Beginn der Demenz ist ab dem 70. Lebensjahr zu beobachten. Sie äußert sich zunächst anders als eine Alzheimer-Demenz, in späteren Stadien treten aber auch hier Vergesslichkeit und Persönlichkeitsänderungen auf.

Symptome und Verlauf der Parkinson-Demenz

Im Gegensatz zu einer Alzheimer-bedingten Demenz äußert sich eine Parkinson-Demenz zunächst vor allem in Aufmerksamkeitsstörungen und einer Verlangsamung des Denkens. Persönlichkeitsveränderungen können ebenfalls auftreten. Im späteren Krankheitsverlauf treten dann ebenso wie bei einer Alzheimer-Demenz Gedächtnisstörungen auf.

Diagnose und Prävention der Parkinson-Demenz

Nicht jede Vergesslichkeit oder Verwirrtheit ist automatisch eine Parkinson-Demenz. Es werden Tests wie der „Uhrentest“ oder der „Mini-Mental-Status-Test“ eingesetzt. Regelmäßige körperliche Übungen können das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit und das Risiko für die Entwicklung einer Parkinson-Demenz wesentlich senken.

Behandlung und Lebenserwartung

Auf medikamentöser Seite werden gegen den Mangel an Acetylcholin sogenannte „Acetylcholin-Esterase-Hemmer“ eingesetzt. Im Gegensatz zur reinen Parkinson-Krankheit versterben an Parkinson-Demenz Erkrankte häufig innerhalb von rund sieben Jahren nach der Demenz-Diagnose.

Atypische Parkinson-Syndrome: Ein Interview mit Prof. Ceballos-Baumann

Atypische Parkinson-Syndrome umfassen eine Vielzahl von ähnlichen Erkrankungen mit gemeinsamen Symptomen. Im Gegensatz zur Parkinson-Krankheit fehlt meist das Zittern, dafür treten andere neurologische Symptome hinzu. Atypische Parkinson-Syndrome verlaufen außerdem in der Regel schneller.

Erkrankungen und Ursachen

Zu den atypischen Parkinson-Syndromen zählen neurodegenerative Parkinson-Syndrome wie die Multisystematrophie (MSA), die progressive supranukleäre Blickparese (Steele-Richardson-Olszewski-Syndrom), die kortikobasalen Syndrome, die diffuse Lewy-Körper-Erkrankung oder Lewy-Körper-Demenz. Des Weiteren gehören auch sekundäre Parkinson-Syndrome dazu wie das Parkinson bei subkortikaler vaskulärer Enzephalopathie und der Normaldruckhydrozephalus. Atypischen Parkinson-Syndromen liegt eine Schädigung oder Degeneration von Nervengewebe im Gehirn zugrunde, die über die typischen Auffälligkeiten bei der Parkinson-Krankheit hinausgeht.

Symptome und Betroffene

Stürze, Gleichgewichtsprobleme, Kreislaufregulationsstörungen, ausgeprägte Blasenstörungen sowie kognitive Störungen und Demenz können schon gleich am Anfang der Erkrankung in Erscheinung treten. Atypische Parkinson-Syndrome betreffen meist Menschen zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr.

Diagnose und Abgrenzung

Die Diagnose atypischer Parkinson-Syndrome erfolgt durch Neurologinnen und Neurologen und basiert auf eine Kombination aus klinischer Untersuchung, Verlaufsbeobachtung und dem Ausschluss anderer Erkrankungen. Symptome wie Kreislaufschwindel, Stürze, Gleichgewichtsstörungen, abnorme Augenbewegungen, Muskelzuckungen und kognitive Beeinträchtigungen bei Beginn eines Parkinson-Syndroms gelten als Ausschlusskriterien für die Parkinson-Krankheit.

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