Lithium bei der Parkinson-Krankheit: Ein Überblick über aktuelle Forschung und therapeutische Anwendungen

Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch motorische und nicht-motorische Symptome gekennzeichnet ist. Obwohl es keine Heilung gibt, zielen moderne Therapien darauf ab, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Neben etablierten Medikamenten werden auch bekannte Substanzen aus anderen Indikationen sowie neue Wirkstoffentwicklungen bei Parkinson-Patienten erprobt. In diesem Zusammenhang rückt Lithium, ein alkalisches Mineral, das traditionell zur Behandlung bipolarer Störungen eingesetzt wird, zunehmend in den Fokus der Forschung.

Lithium: Ein vielseitiges Spurenelement

Lithium ist ein essentielles Spurenelement, das für das mentale und körperliche Immunsystem von Bedeutung ist. Es gehört zur gleichen Familie wie Natrium und Kalium. Es unterstützt die Neurogenese im Hippocampus und reguliert entzündungsfördernde und -hemmende Botenstoffe. Lithium wird seit Mitte des 20. Jahrhunderts zur Behandlung bipolarer Störungen, Manie oder Depressionen eingesetzt und gilt als Goldstandard bei der Behandlung der bipolaren Störung.

Neuroprotektive Effekte von Lithium

Studien deuten darauf hin, dass Lithium neuroprotektive Eigenschaften besitzt, die das Gehirn vor Schäden durch neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson schützen könnten. In Tiermodellen für Morbus Parkinson, Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen konnten solche Wirkungen nachgewiesen werden, deren Mechanismen bisher weitgehend ungeklärt sind.

Noch im präklinischen Stadium befinden sich Lithiumsalze, etwa Lithiumcarbonat (Beispiel: Hynorex®). Dies sind die effektivsten Arzneistoffe bei bipolaren Störungen. Ihnen werden zusätzlich neuroprotektive Effekte zugeschrieben. In Tiermodellen für Morbus Parkinson, Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen konnten solche über bisher weitgehend ungeklärte Mechanismen vermittelte Wirkungen nachgewiesen werden.

Lithiumorotat: Eine vielversprechende Form der Lithium-Supplementierung

Lithiumorotat ist das Mineralsalz der Orotsäure, die von Pflanzen und Tieren zur Synthese ihrer DNA und RNA verwendet wird. Es wird in deutlich geringeren Dosierungen eingesetzt als Lithiumsalze bei der Behandlung bipolarer Störungen. Es wird langsamer ausgeschieden und hat eine längere Halbwertszeit als andere Lithium-Salze.

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Dr. Hans Nieper setzte die Orotate bereits in den 1980er Jahren klinisch ein. Er vermutete, dass diese Salze einfacher die Zellmembranen durchdringen können. Seine Hypothese wurde später wissenschaftlich bestätigt: Die Orotate fungieren in der Tat als Transporter von Mineralstoffen in Zellen und Gewebe. Da wissenschaftlich belegt ist, dass es unsere Neuronen (Nervengewebe) schützt, ist es sehr nützlich bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder multipler Sklerose. Zudem kann Lithiumorotat, und natürlich nur das Orotat, auch bei chronischen Kopfschmerzen, zur Unterstützung bei Epilepsie und als Hilfe bei Alkoholentzug als Medikament eingesetzt werden. Die Anwendung von Lithiumorotat in einer Dosierung zwischen 125-200 mg ist einfach und frei von Nebenwirkungen.

Lithium-Orotat bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Lithium-Salzen wie Lithium-Carbonat:

  • Bessere Bioverfügbarkeit: Lithium-Orotat wird effizienter im Darm resorbiert und hat eine längere Halbwertszeit im Körper, was zu stabileren Lithium-Spiegeln führt.
  • Höhere Konzentration im Gehirn: Aufgrund eines speziellen Transportmechanismus wird Lithium-Orotat besser über die Blut-Hirn-Schranke transportiert, was besonders vorteilhaft für die Behandlung von neurologischen und psychischen Erkrankungen ist.
  • Geringere Dosierung erforderlich: Lithium-Orotat benötigt geringere Dosierungen, um die gleichen therapeutischen Effekte zu erzielen, was das Risiko von Nebenwirkungen reduziert.
  • Weniger Nebenwirkungen: Aufgrund der niedrigeren erforderlichen Dosierungen sind die Nebenwirkungen von Lithium-Orotat im Vergleich zu anderen Lithium-Salzen deutlich geringer.
  • Zusätzliche Vorteile von Orotat: Orotat selbst unterstützt die Gehirnfunktion und Gedächtnisleistung, was die positiven Effekte von Lithium-Orotat weiter verstärkt.

Therapeutische Anwendungen von niedrig dosiertem Lithium

Niedrig dosiertes Lithium kann in verschiedenen Bereichen therapeutisch eingesetzt werden:

  1. Bipolare Störung: In niedrigen Dosen kann Lithium helfen, Stimmungsschwankungen zu stabilisieren und Rückfälle bei bipolaren Patienten zu verhindern, oft mit weniger Nebenwirkungen als bei höheren Dosen.
  2. Depressionen: Studien haben gezeigt, dass niedrige Lithiumdosen additiv zu Antidepressiva wirken können, insbesondere bei behandlungsresistenten Depressionen. Sie können die Wirksamkeit von Antidepressiva erhöhen und die Zeit bis zum Rückfall verlängern.
  3. Neuroprotektive Effekte: Es gibt Hinweise darauf, dass Low-Dose-Lithium neuroprotektive Eigenschaften hat, die das Gehirn vor Schäden durch neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson schützen könnten. Forschung in diesem Bereich ist vielversprechend und zeigt potenzielle Anwendungsmöglichkeiten.
  4. Angststörungen und Stressbewältigung: Einige Kliniker setzen Low-Dose-Lithium zur Behandlung von Angststörungen und zur Verbesserung der Stressbewältigung ein, da es eine stabilisierende Wirkung auf die Stimmung haben kann.
  5. Weitere Anwendungen: Das Interesse an der Verwendung von niedrig dosiertem Lithium erstreckt sich auch auf Geriatrie und die allgemeine kognitive Gesundheit, wobei das Potenzial zur Verbesserung der Lebensqualität und kognitiven Funktionalität untersucht wird.

Zur Prävention und Behandlung von neuroinflammatorischen Zuständen wie Long-COVID und Post-Vac-Syndrom wird eine viel niedrigere Dosierung empfohlen. Eine tägliche Einnahme von etwa 115 mg Lithium-Orotat, was etwa 5 mg reinem Lithium entspricht, ist ausreichend. Diese Dosierung ist etwa 40-mal geringer als die bei der Behandlung bipolarer Störungen.

Mikrodosiertes Lithium zur Prävention von Neuroinflammation

Mikrodosiertes Lithium kann helfen, chronische Neuroinflammation zu verhindern und bestehende Teufelskreise zu durchbrechen, die zu Erkrankungen wie Depression, Alzheimer und Long-COVID und Post-VAC führen.

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Antivirale Eigenschaften von Lithium

Lithium hat antivirale Eigenschaften und kann die Replikation von Viren, einschließlich Coronaviren, hemmen. Es wurde gezeigt, dass Lithium die Schwere von COVID-19-Infektionen reduzieren kann.

Herausforderungen und zukünftige Forschung

Trotz des vielversprechenden Potenzials von Lithium bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit gibt es noch einige Herausforderungen. Die Mechanismen, durch die Lithium neuroprotektive Effekte vermittelt, sind noch nicht vollständig geklärt. Darüber hinaus ist die Datenlage zur Wirksamkeit von Lithium bei Parkinson-Patienten noch begrenzt.

Zukünftige Forschung sollte sich darauf konzentrieren, die genauen Mechanismen der Lithiumwirkung aufzuklären und die Wirksamkeit von Lithium in klinischen Studien mit Parkinson-Patienten zu untersuchen. Insbesondere sollte untersucht werden, ob die längerfristige Gabe von niedrig dosiertem Lithium in der Behandlung von Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung klinische Verbesserungen erzielen kann.

Fazit

Lithium ist ein vielversprechendes Spurenelement mit potenziellen neuroprotektiven Effekten, die bei der Behandlung der Parkinson-Krankheit von Nutzen sein könnten. Insbesondere Lithiumorotat scheint aufgrund seiner besseren Bioverfügbarkeit, höheren Konzentration im Gehirn und geringeren Nebenwirkungen eine attraktive Option zu sein. Weitere Forschung ist jedoch erforderlich, um die genauen Mechanismen der Lithiumwirkung aufzuklären und die Wirksamkeit von Lithium in klinischen Studien mit Parkinson-Patienten zu bestätigen.

Wichtiger Hinweis

Die Anwendung von Low-Dose-Lithium erfordert eine sorgfältige Überwachung und individuelle Anpassung, um die bestmöglichen Ergebnisse zu erzielen und Nebenwirkungen zu minimieren.

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Wie funktioniert die Behandlung mit Lithium-Orotat?

  1. Fragebogen ausfüllen: Beantworten Sie Fragen zu vorliegenden Erkrankungen sowie Ihren Beschwerden. Mögliche Kontraindikationen, die einer niedrig-dosierten Lithium-Therapie im Wege stehen könnten, werden ausgeschlossen.
  2. Termin zur Blutentnahme vereinbaren: Vor einer Lithiumtherapie sollte die Untersuchung eines Blutbildes, der Nierenwerte, der Schilddrüsenwerte (TSH, fT3, fT4), der Lithiumspiegel, sowie eine Vollblutmineralanalyse erfolgen. Optional ist auch die Analyse des Hippocampus-Wachstumsfaktors (BDNF - brain derived nerve factor) möglich.
  3. Ärztliche Diagnose: Nach ausführlicher ärztlicher Prüfung und Indikationsstellung erhalten Sie - falls medizinisch sinnvoll - und keine Kontraindikationen bestehen, ein Rezept für die Low-Dose Lithium-Therapie.

Die Kosten für die niedrig-dosierte Lithiumtherapie werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Sowohl die Beratung als auch die Behandlungsgebühren werden privat nach der Gebührenordnung für Ärzte abgerechnet.

Das Parkinson-Syndrom: Ein Überblick

Das Parkinson-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist. Es gibt verschiedene Arten von Parkinson-Syndromen, darunter:

  1. Primäres Parkinson-Syndrom (Morbus Parkinson): Die eigentliche "Parkinsonkrankheit", idiopathischer Parkinson, Morbus Parkinson oder primäres Parkinsonsyndrom, ist eine langsam fortschreitende neuro-degenerative Erkrankung und zählt weltweit zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen.
  2. Sekundäre Parkinson-Syndrome: Verschiedene Medikamente, z.B. Neuroleptika, Lithium, können als Nebenwirkung ein so genanntes „Parkinsonoid“ verursachen oder Gifte, z.B. MTPT, Kohlenmonoxid, Mangan.
  3. Atypische Parkinson-Syndrome: Diese unterscheiden sich vom IPS dahingehend, dass deren klinischer Verlauf häufig mit einer rascheren Verschlechterung einhergeht und durch anderweitige Beschwerden (z.B. häufige Stürze nach hinten oder Demenz zu Beginn der Erkrankung) verkompliziert wird.

Die Diagnose des Morbus Parkinson stützt sich auf die Anamnese, die neurologische Untersuchung und gegebenenfalls weitere Untersuchungen wie eine kernspintomographische Untersuchung des Gehirns.

Die Parkinsontherapie erfolgt symptomatisch, d.h. sie reduziert die Symptome.

Medikamente, die Parkinson-Symptome auslösen können

Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die Parkinson-Symptome auslösen können, darunter:

  • Chlorpromazin oder Haloperidol (gegen Psychosen)
  • Lithium (gegen bipolare Störungen)
  • Metoclopramid (gegen Übelkeit)
  • Flunarizin (zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen)

Der Arzt wird gezielt nach der Einnahme von Medikamenten fragen, welche diese Wirkstoffe enthalten.

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