Die Logopädie spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Morbus Parkinson, da viele Patienten unter Sprech- und Schluckbeschwerden leiden. Diese Beschwerden können durch gezielte logopädische Behandlungen gelindert werden. Die Einschränkungen der Beweglichkeit, die bei Parkinson auftreten, können auch die Muskeln im Gesicht, Mund, Rachen und Kehlkopf betreffen und somit die Abläufe beim Sprechen und Schlucken verändern.
Auswirkungen von Parkinson auf Sprechen und Schlucken
Die Parkinson-Erkrankung kann vielfältige Auswirkungen auf die Kommunikationsfähigkeit und die Nahrungsaufnahme haben:
- Schluckstörungen: Häufig tritt vermehrter Speichelfluss auf. Das Kauen kann länger dauern, und es können Nahrungsreste im Mund oder Rachen verbleiben. Die Betroffenen empfinden die Nahrungsaufnahme als beschwerlich und ziehen sich oft von gemeinsamen Mahlzeiten zurück. Bei stark ausgeprägten Schluckbeschwerden kann die Versorgung mit Flüssigkeit, Nahrung und Medikamenten gefährdet sein.
- Sprechstörungen: Typische Symptome sind Heiserkeit, leises und undeutliches Sprechen, sowie eine Beschleunigung des Sprechtempos. Dieses „Nuscheln“ beeinträchtigt die Verständlichkeit, was zu Nachfragen der Gesprächspartner führt. Auch Wortfindungsschwierigkeiten und eine Verlangsamung können auftreten, was die Teilnahme an Gesprächen erschwert.
- Soziale Isolation: Beeinträchtigungen der Verständlichkeit oder ausgeprägte Wortfindungsprobleme können zu Verunsicherung und sozialem Rückzug führen.
Diagnostik von Schluckbeschwerden
Schluckbeschwerden müssen zunächst diagnostisch abgeklärt werden, um Art und Schweregrad zu bestimmen. Dies kann unter Umständen apparative Zusatzdiagnostik erforderlich machen.
Logopädische Behandlungsmöglichkeiten
Die Logopädie bietet eine Reihe von Tipps und Übungen zur Linderung von Schluckbeschwerden und Sprechstörungen bei Parkinson. Durch regelmäßiges Training können Stimme, Sprechen und Wortfindung verbessert werden, was zu mehr Selbstsicherheit und Sprechfreude führt.
Übungen bei Schluckbeschwerden
Gezielte Übungen können die Bewegungsabläufe beim Schlucken verbessern.
Lesen Sie auch: Logopädische Tätigkeiten im neurologischen Bereich
Übungen bei Sprechstörungen
Regelmäßiges Training kann Stimme und Sprache verbessern, so dass die Verständlichkeit wiederhergestellt wird und die Betroffenen mehr Selbstvertrauen und Freude am Sprechen haben.
LSVT LOUD: Ein Therapieansatz im Fokus
Eine spezielle Therapieform, die besonders gute Erfolge bei Parkinson-Patienten zeigt, ist die LSVT LOUD Methode (Lee Silverman Voice Treatment). Diese evidenzbasierte logopädische Behandlungsmethode zielt darauf ab, die Lautstärke und Stimmqualität der Patienten zu verbessern.
Was ist LSVT LOUD?
LSVT LOUD ist ein Ansatz der Sprech- und Stimmtherapie, der speziell für Menschen mit Morbus Parkinson und Sprechbeeinträchtigungen entwickelt wurde. Ursprünglich aus den USA stammend, hat sich diese Therapieform weltweit etabliert. LSVT steht für „Lee Silverman Voice Treatment“.
LSVT LOUD vs. LSVT BIG
Es gibt zwei Hauptformen der LSVT-Therapie: LSVT LOUD (Logopädie) und LSVT BIG (Ergotherapie). LSVT LOUD konzentriert sich auf eine lautere und kräftigere Sprechweise, während LSVT BIG darauf abzielt, große und weite Bewegungen auszuführen.
Für wen ist LSVT LOUD geeignet?
LSVT LOUD ist für Parkinson-Patienten mit mäßigen bis schweren Beeinträchtigungen geeignet. Fast 90 % der Betroffenen entwickeln im Laufe der Erkrankung Einschränkungen des Sprechens und der Stimme. Häufige Symptome sind undeutliche und monotone Sprechweise, geringe Sprechlautstärke sowie ein niedriges oder hohes Sprechtempo. Die Therapie setzt hier an und hat eine hohe Erfolgsquote, besonders bei frühzeitigem Beginn.
Lesen Sie auch: Karriere als Fachtherapeut Neurologie Logopädie
Ablauf der LSVT LOUD Therapie
Die LSVT LOUD Therapie ist ein computergestütztes Verfahren. Die Übungen werden meist mit einem speziell entwickelten Computerprogramm durchgeführt, das die Therapieergebnisse über ein Mikrofon ermittelt und aufzeichnet. Dies ermöglicht den Patienten, die Resultate visuell zu beobachten und ihre Selbstwahrnehmung zu verbessern. Die Therapie wird individuell an den Patienten angepasst und abwechslungsreich gestaltet. Das tägliche Üben zu Hause unterstützt die Therapie.
Typische LSVT LOUD Übungen
Das LSVT LOUD Programm umfasst verschiedene Übungsformen:
- Übungen zur langen und lauten Tonproduktion mit aktiver Kieferöffnung
- Übungen zum lauten Übergang von tiefer zu hoher Tonlage
- Anwendung der Lautstärke und Stimmkraft in Sätzen mit Wiederholungen
- Lautes Lesen von Wortmaterial in Listenform
- Lautes Lesen von Fragen und Antworten in der Spontansprache
Verordnung von LSVT LOUD
Die LSVT Therapie kann von Hausärzten, Neurologen oder HNO-Ärzten mit einer logopädischen Verordnung verschrieben werden. Diese umfasst in der Regel zunächst 10 Einheiten von je 60 Minuten in einer hohen Frequenz von idealerweise 4 Einheiten pro Woche. Im Anschluss kann die Therapie mit niedrigerer Frequenz fortgesetzt werden.
Wer bezahlt LSVT LOUD?
Bei einer ärztlichen Verordnung für Stimmtherapie übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten, abzüglich einer geringfügigen Zuzahlung. Privat- und Beihilfeversicherte können die Beträge bei ihrer privaten Krankenkasse einreichen.
LSVT LOUD in der Praxis Logopädie Embach
Die Praxis Logopädie Embach ist Mitglied im Kölner Parkinson Netzwerk der Uni Klinik Köln. Das gesamte Team ist für die LSVT®-LOUD Therapie zertifiziert.
Lesen Sie auch: Kommunikation verbessern bei Myasthenia Gravis
LSVT®-LOUD: Gezieltes Sprachtraining bei Morbus Parkinson
LSVT®-LOUD ist ein wissenschaftlich gut untersuchtes Sprachtraining, das speziell für Parkinson-Patienten entwickelt wurde. Es zielt darauf ab, das Sprachvermögen allein über die Lautstärke des Sprechenden zu verbessern. Das Training wird in Form intensiver Einzelübungen durchgeführt (vier Mal wöchentlich über einen Zeitraum von vier Wochen je eine Stunde). Durch die Übungen erkennen die Parkinson-Patienten ihre bisherige Stimme als zu leise und trainieren sich eine „neue“, lautere Stimme an. Ziel ist es, sich im Alltag ohne Anstrengung verständlich zu machen und an Unterhaltungen teilnehmen zu können. Gleichzeitig stärkt LSVT®-LOUD die am Sprechen, Schlucken und Atmen beteiligte Muskulatur.
Evidenz für LSVT®-LOUD
Der Erfolg der LSVT®-LOUD-Therapie zur Behandlung von Sprech- und Schluckstörungen bei Parkinson-Patienten ist durch verschiedene Studien belegt.
Weitere Therapieansätze bei Morbus Parkinson
Neben der Logopädie sind auch die Physio- und Ergotherapie wichtige Bestandteile der Behandlung von Morbus Parkinson. Sie beschäftigen sich mit dem Bewegungsapparat des menschlichen Körpers und sollen dessen Funktion aufrechterhalten, verbessern oder wiederherstellen. Regelmäßige körperliche Aktivität und Sport können ebenfalls zum Therapieerfolg beitragen.