Die Parkinson-Krankheit ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist, darunter steife Bewegungen und Zittern. Nach der Alzheimer-Krankheit ist Morbus Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung in Deutschland. Typische Symptome sind Zittern (Tremor), verlangsamte und verminderte Bewegungen sowie Haltungsinstabilität.
Frühsymptome und Diagnose
In der Frühphase der Parkinson-Krankheit können unspezifische Symptome wie Schlafstörungen, Verstopfungen und Geruchsstörungen auftreten. Auch ein fehlendes Mitschwingen des Armes beim Gehen oder eine leisere und monotonere Stimme können erste Anzeichen sein. Viele Betroffene leiden im frühen Stadium auch an Verstopfung und Schlafstörungen. Ein schlechter Geruchssinn bis hin zum Geruchsverlust und Depressionen können ebenfalls Hinweise sein, lange bevor die typischen motorischen Symptome auftreten. Eine REM-Schlafverhaltensstörung, bei der Betroffene sprechen, schreien oder sich ruckartig im Traum bewegen, gilt als erstes spezifisches Symptom.
Die Diagnose der Parkinson-Krankheit wird in erster Linie durch eine gründliche Befragung des Betroffenen und eine körperliche Untersuchung gestellt. Ärzte fragen nach der Krankengeschichte und untersuchen die Hauptsymptome Akinese, Rigor, Tremor und Haltungsinstabilität. Im Rahmen der Frühdiagnostik kann ein Riechtest durchgeführt werden, da ein gestörter Geruchssinn oft vor den motorischen Symptomen auftritt. Zusätzlich kann ein Apomorphin- oder L-Dopa-Test durchgeführt werden. Bildgebende Untersuchungen wie Ultraschall, Computertomografie (CT) und Kernspintomografie (MRT) können ebenfalls eingesetzt werden, um andere Ursachen auszuschließen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Parkinson-Krankheit betrifft bestimmte Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra im Hirnstamm. Dort kommt es zur Störung der Energiesysteme der Mitochondrien, zu oxidativem Stress und zu Ablagerungen von fehlgefalteten Proteinen (alpha-Synuklein) in den Nervenzellen. In der Folge verlieren die Nervenzellen ihre Funktion und sterben ab, wodurch es an Botenstoffen wie Dopamin mangelt. Dopamin spielt eine wichtige Rolle für die Bewegung.
Es gibt verschiedene Formen der Parkinson-Erkrankung. Nur bei etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle liegen einzelne schädliche Genmutationen vor, die vererbt werden können. Dann spricht man von familiären Parkinson-Formen. Ob darüber hinaus polygenetische Varianten im Genom das allgemeine Risiko für Parkinson erhöhen können, ist Gegenstand der Forschung.
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Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken. Es wird angenommen, dass es bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt, wodurch die Zusammensetzung der Mikroorganismen ungünstig verändert wird. Am Ende gehen die Nervenzellen durch Ablagerung von falsch gefaltetem alpha-Synuklein zugrunde.
Symptome und Verlauf
Die Parkinson-Krankheit bleibt häufig über Jahrzehnte unbemerkt, während im Gehirn immer mehr Zellen untergehen. Die deutlichsten Symptome im Verlauf der Erkrankung betreffen das Bewegungssystem, die Motorik. Die Kardinalsymptome des Parkinson-Syndroms sind:
- Akinese (Bewegungsverarmung und Verlangsamung)
- Ruhetremor
- Rigor (Muskelsteifheit)
- Störung der reflektorischen Ausgleichsbewegungen
Die Einteilung erfolgt in drei Gruppen:
- Idiopathisch
- Symptomatisch (sekundär)
- Atypisch
Das wesentliche Leitsymptom aller Parkinson-Syndrome ist die Bewegungsverarmung und Verlangsamung, die sich in Bradykinese, Hypokinese und Akinese äußert. Die Abgrenzung der verschiedenen Parkinson-Syndrome untereinander kann schwierig sein, ist aber für die Behandlung von Bedeutung, da nicht alle Formen gleichermaßen auf Parkinson-Medikamente ansprechen.
Im weiteren Verlauf der Erkrankung treten bei vielen Patienten Wirkungsschwankungen der Dopamin-Ersatz-Therapie auf. Vollkommen unterschiedliche Zustandsbilder können innerhalb kürzester Zeit auftreten (On-Off-Phänomen). Diese Wirkungsschwankungen (Fluktuationen) wirken für Außenstehende häufig unglaubwürdig. Es gibt motorische Fluktuationen wie das Wearing-off-Phänomen und Levodopa-Dyskinesien sowie nicht-motorische Fluktuationen, die Stimmung, Schmerzempfinden, Denken, Affekt und vegetative Funktionen beeinflussen.
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Therapie und Behandlung
Die Therapie der Parkinson-Krankheit sollte früh beginnen und besteht aus mehreren Bausteinen, um die Mobilität zu erhalten und die Symptome zu lindern. Körperliche Aktivität, regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.
Die medikamentöse Therapie zielt darauf ab, den Dopamin-Mangel auszugleichen und die Symptome zu lindern. Hauptmedikament ist L-Dopa (Levodopa), das im Gehirn in Dopamin umgewandelt wird. Darüber hinaus können Dopaminagonisten, MAO-B-Hemmer und COMT-Hemmer eingesetzt werden. Bei unzureichender Wirkung der Tabletten können eine Apomorphin- oder L-Dopa-Pumpe sowie die tiefe Hirnstimulation in Erwägung gezogen werden.
Physio- und Ergotherapien sollen die Beweglichkeit und das Wohlbefinden der Patienten erhalten oder wiederherstellen. Stimm- und Sprechtherapien zielen darauf ab, die Kommunikationsfähigkeit zu verbessern. Eine Schlucktherapie wird für Patienten mit Schluckstörungen empfohlen. Künstlerische Therapien und Psychotherapie können ebenfalls in Erwägung gezogen werden.
Prognose und Lebenserwartung
Parkinson ist keine akut lebensbedrohliche Erkrankung. Unter guter medikamentöser Therapie haben Betroffene eine in etwa normale Lebenserwartung. Viele werden allerdings innerhalb von 20 Jahren pflegebedürftig. Im Einzelfall können Schluckstörungen oder Stürze auch zu lebensverkürzenden Komplikationen führen. Manchmal kommt es zu einem kognitiven Abbau bis hin zur Demenz. Die Prognosen für den Verlauf unterscheiden sich je nach Unterform der Parkinson-Erkrankung.
Die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson verkürzt sich durchschnittlich um vier bis elf Jahre. Das gilt vor allem für die sogenannte Parkinson-Krankheit, welche die häufigste Form der Parkinson-Syndrome ist. Wie lange ein Mensch mit Parkinson schlussendlich lebt, hängt allerdings immer vom individuellen Gesamtbild und der Parkinson-Form ab.
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Leben mit Parkinson
Trotz der Herausforderungen, die die Parkinson-Krankheit mit sich bringt, können Betroffene ein aktives und erfülltes Leben führen. Wichtig ist, die Therapie aktiv mitzugestalten, sich regelmäßig ärztlich untersuchen zu lassen und sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Körperliche Aktivität, eine gesunde Ernährung und ein positives soziales Umfeld können den Verlauf der Erkrankung positiv beeinflussen.
Forschung und Ausblick
Über Morbus Parkinson wird nach wie vor intensiv geforscht. Das Ziel ist, die Parkinson-Krankheit möglichst früh zu erkennen und idealerweise zu heilen. Die Wissenschaft steht an der Schwelle zur objektiven und besonders frühen Diagnosestellung der Parkinson-Krankheit, indem sie die Verklumpung des Eiweißes alpha-Synuclein im Nervenwasser und in der Haut nachweist. Es gibt vielversprechende Therapieansätze wie die Antisense-Oligonukleotid-Therapie und die Stammzellentransplantation, die jedoch noch nicht zum Standardverfahren gehören.
Die Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen (DPG) fördert die Erforschung der Parkinson-Krankheit und verbessert die Versorgung der PatientInnen. Die Parkinson Stiftung setzt darauf, über die Krankheit umfassend zu informieren und die weitere Erforschung möglicher Therapieformen voranzutreiben.
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