Ein Schlaganfall trifft seine Opfer meist unerwartet. Infolgedessen werden Hirnregionen nicht mehr ausreichend versorgt und sterben ab. Dies kann zu irreversiblen Schädigungen des Gehirns führen, die die Fähigkeit des Betroffenen beeinträchtigen, selbstständig alltägliche Aufgaben zu erledigen. Eine häufige Folge eines Schlaganfalls ist die Aphasie, eine Sprachstörung, die die Kommunikation erheblich beeinträchtigen kann. Die logopädische Therapie spielt eine zentrale Rolle bei der Rehabilitation von Patienten mit Aphasie nach einem Schlaganfall.
Was ist Logopädie?
Der Begriff Logopädie bedeutet wörtlich übersetzt "Sprecherziehung". Sie befasst sich mit den Funktionen und Funktionseinschränkungen von Sprache und Sprechen. Sprache ist ein komplexes Phänomen und ein Mittel, um Gedanken und Gefühle auszudrücken. Wer sie nicht mehr beherrscht, ist von der Gesellschaft ausgeschlossen, weiß Logopäde Dr. Volker Runge von der Aatalklinik Bad Wünnenberg aus 25 Jahren Berufserfahrung. Die Folgen sind oft schwerwiegend.
Ursachen und Folgen eines Schlaganfalls
Ein Schlaganfall, auch Gehirnschlag, Hirninfarkt oder Apoplex genannt, entsteht durch den Verschluss oder das Platzen eines Blutgefäßes im Gehirn. Dadurch kommt es zu einer lebensbedrohlichen Einschränkung der Blutversorgung. "Zeit ist Hirn", sagen die Ärzte, da eine schnelle Behandlung des Patienten notwendig ist, um die Schäden des Gehirns so gering wie möglich zu halten.
Die Folgen eines Schlaganfalls können je nach betroffenem Hirnareal und Ausmaß der Schädigung unterschiedlich sein. Häufige Folgen sind:
- Hemiparese: Lähmung einer oder mehrerer Körperpartien auf einer Körperseite, oft verbunden mit Empfindungsstörungen.
- Aphasie: Sprachstörungen, die sich in Schwierigkeiten bei der Wortfindung, dem Sprachverständnis, dem Lesen und Schreiben äußern können.
- Dysarthrie: Sprechstörungen aufgrund von Lähmungen der Sprechmuskulatur, die die Aussprache und Stimmgebung beeinträchtigen.
- Dysphagie: Schluckstörungen, die das Schlucken von Speichel, Flüssigkeiten und fester Nahrung erschweren.
Logopädische Therapie bei Aphasie
Bei einer Hirnschädigung auf der linken Seite können bei den Betroffenen oftmals Sprachstörungen entstehen. Diese werden auch als Aphasie bezeichnet. Je nach Stärke der Störung haben Personen teilweise Schwierigkeiten bei der Wortfindung, es sind jedoch ebenfalls Fälle bekannt, bei denen es zu einem kompletten Verlust der Sprachfähigkeit kommt. Zusätzlich kann auch das Sprechen aufgrund von Lähmungen eingeschränkt sein. Grund dafür ist eine Lähmung der Sprechmuskulatur, die sich negativ auf die Aussprache sowie die allgemeine Stimmgebung des Patienten auswirken. Bei der Behandlung von Einschränkungen des Sprachzentrums, kann eine logopädische Therapie helfen.
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Frühzeitiger Therapiebeginn
"Nach einem Schlaganfall ist es wichtig, die Therapie früh zu beginnen und intensiv zu gestalten", betont Experte Runge. Denn je früher nach einem Schlaganfall mit der Behandlung begonnen wird, desto größer sind die Chancen, dass sich die Sprachfunktionen neu bilden. Schon unmittelbar kurz nach dem Schlaganfall sollten die ersten sprachlichen Übungen beginnen und nach ein bis zwei Monaten sollte eine gezielte Therapie beginnen.
Ziele der logopädischen Therapie
Ziel der logopädischen Therapie ist es, die Kommunikationsfähigkeit des Patienten zu verbessern und ihm die aktive Teilnahme am Alltagsleben zu ermöglichen. Die Therapie wird individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten angepasst. Dabei werden folgende Bereiche berücksichtigt:
- Wortschatz: Verbesserung des Wortabrufs und Erweiterung des Wortschatzes.
- Sprachverständnis: Verbesserung des Verstehens von gesprochener und geschriebener Sprache.
- Grammatik: Verbesserung der korrekten Satzbildung.
- Aussprache: Verbesserung der Artikulation und Verständlichkeit.
- Kommunikation: Förderung der kommunikativen Fähigkeiten in verschiedenen Alltagssituationen.
Therapieansätze und Übungen
Damit Betroffene wieder sprechen können, erlernen sie beispielsweise bei Wortschatz-, Wortfindungs- und Grammatikübungen sowie Dialogübungen das Rüstzeug. Üben ist laut dem Experten das A und O einer erfolgreichen Therapie. Eigentraining ist dabei genauso wichtig wie die professionelle Therapie.
Es gibt verschiedene Therapieansätze und Übungen, die in der logopädischen Behandlung von Aphasie eingesetzt werden können:
- Sprachsystematische Therapie: Fokussiert auf die Verbesserung spezifischer sprachlicher Fähigkeiten, wie z.B. Wortfindung, Grammatik oder Aussprache.
- Modellorientierte Therapie: Nutzt Modelle der Sprachverarbeitung, um die Ursachen der Sprachstörung zu verstehen und gezielte Behandlungsstrategien zu entwickeln.
- Funktionelle Therapie: Konzentriert sich auf die Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit in Alltagssituationen.
- Auditive Stimulierung nach Schuell: Eine Therapieform, die auf der Stimulation des Hörvermögens basiert, um die Sprachverarbeitung zu verbessern.
Rolle der Angehörigen
Die Angehörigen nehmen in der Sprachtherapie eine sehr wichtige Rolle ein. Denn einerseits bieten sie oft die Voraussetzung dafür, dass die Patienten überhaupt in die ambulante Therapie kommen können. Andererseits sind die Angehörigen auch wichtige für die Zusammenarbeit mit den Therapeuten. Ferner sind Angaben der Angehörigen über die Kommunikation des Patienten im Alltag für uns Therapeuten sehr wichtig. Angehörige können bei der Therapie ebenfalls unterstützen. „Es ist wichtig, dass Angehörige den Erhalt oder den Aufbau eines sozialen Umfeldes gewährleisten, in dem der Aphasiker Kommunikation im Alltag trainiert", sagt der erfahrene Logopäde.
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Neolexon Aphasie-App
Eine digitale Unterstützung zur logopädischen Therapie bietet die neolexon Aphasie-App. Diese App ist ein Medizinprodukt und erfüllt somit höchste Qualitäts- und Sicherheitskriterien. Die Wirksamkeit der App wurde in einer großen Therapiestudie mit 196 Patienten nachgewiesen. Mit der neolexon Aphasie-App können Patienten zusätzlich zu ihrer Logopädie zu Hause trainieren und die Übungsinhalte gemeinsam mit ihrem Therapeuten auswählen.
Weitere Therapieformen
Wichtige Gedanken für den Erfolg sind ein frühestmöglicher, intensiver Beginn der therapeutischen Interventionen und unterstützt durch andere, ggf. notwendige Therapieformen, wie Krankengymnastik und auch Ergotherapie.
Logopäden und Experten
Eine logopädische Therapie nach einem Schlaganfall können folgende Logopäden und Experten anbieten (Die Liste ist zufällig sortiert):
- Valerija Kozmidi-Galic - Staatlich anerkannte Logopädin. Muttersprache: Russisch. Schwerpunkte: Stottersymptomatiken, VED, AVWS, Neurologie
- Janice Herden - Staatlich anerkannte Logopädin (B. Sc.), Dysphagie-Fachtherapeutin. Schwerpunkte: neurologische Störungsbilder, Wachkoma, TK-Management, Aphasie
- Milena Hagemann-Gomm - Staatlich anerkannte Logopädin (B.Sc.). Schwerpunkte: Sprachentwicklungs-, Stimm- und Redeflussstörungen, myofunktionellen Störungen & selektiven Mutismus
- Sophia-Carolin Reinert - Staatlich anerkannte Logopädin (B. Sc.). Schwerpunkte: Kindersprache, neurologische Störungsbilder, Stimmstörungen
- Carina Lehnert - Staatlich anerkannte Logopädin. Schwerpunkte: Kindersprache, Neurologie, Stimmtherapie
- Aylin Hill - Staatlich anerkannte Logopädin. Schwerpunkte: Kindersprache, Sprachentwicklungsstörungen, neurologische Störungsgebiete, Dysphagie, Ess- und Fütterstörungen
- Marion Koch - Dipl.-Heilpädagogin. Schwerpunkte: Sprachanbahnung bei Kindern, LKGS, AWVS, Schluckstörungen, Kindersprache, Aphasien, Dysphagien
- Josefine Zacherl - Staatlich anerkannte Logopädin. Schwerpunkte: Störung der Spachentwicklung im Kindesalter, Dysphonie, myofunktionelle Störungen
- Richard Seelig - Staatlich anerkannter Logopäde B. Sc, Dysphagie-Fachtherapeut. Schwerpunkte: neurologische/degenerative Erkrankungen, Stimm- und Aussprachestörungen, MST, AAP
- Louisa Sellig - staatlich anerkannte Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin
- Nadja Seitz - Staatlich anerkannte Logopädin, Stimmtrainerin. Schwerpunkte: neurologische und degenerative Erkrankungen, TK-Management, Stimmtherapie, Sprachentwicklungsstörungen
- Daniela Behrendt - Staatlich anerkannte Logopädin. Schwerpunkte: degenerative neurologische Erkrankungen wie ALS, MS, Chorea Huntington oder Parkinson
- Lea Voss - Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin. Schwerpunkte: Sprachentwicklungsstörungen bei einsprachig und mehrsprachig aufwachsenden Kindern, myofunktionelle Störungen
- Marie Ehbrecht - Staatlich anerkannte Logopädin. Schwerpunkte: Sprachentwicklungsstörungen, Stimmstörungen, neurologische Krankheitsbilder
- Julia Pohl - Logopädin. Schwerpunkte: Aussprachestörungen und Sprachentwicklungsstörungen
- Lena-Maria Deutsch - Staatlich anerkannte Logopädin, Dysphagie-Fachtherapeutin. Schwerpunkte: neurologische und degenerative Erkrankungen, Kindersprache
- Sofie Lebek - Staatlich anerkannte Logopädin. Schwerpunkte: Kindersprache, Neurologie, Stimme
- Büşra Geni - Staatlich anerkannte Logopädin. Schwerpunkte: Stimmstörungen, neurologische Störungsgebiete, Kindersprache, Stimmtherapie für Transgender und Transsexuelle
- Nicole Hoyer Garcia - Staatlich anerkannte Logopädin (B. Sc.), Muttersprache: Spanisch. Schwerpunkte: Sprachentwicklungsstörungen, Mehrsprachigkeit, myofunktionelle Störungen
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