Wadenkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen in unterschiedlichem Alter betrifft. Sie können plötzlich und unerwartet auftreten, sei es beim Sport, im Alltag oder sogar im Schlaf. Ein Wadenkrampf äußert sich durch ein plötzliches, schmerzhaftes Zusammenziehen der Wadenmuskulatur, das mit einer Verhärtung einhergeht. Glücklicherweise gibt es verschiedene Möglichkeiten, Wadenkrämpfe zu behandeln und vorzubeugen.
Wie äußern sich Wadenkrämpfe?
Ein Wadenkrampf kommt meist ohne Vorwarnung - in der Gymnastikstunde, beim Joggen, beim Schwimmen oder abends im Bett: Der Muskel zieht sich dann äußerst schmerzhaft zusammen und verhärtet sich. Diese Verhärtung lässt sich mit den Händen ertasten. Mitunter passiert es, dass sich der Fuß und die Zehen des betroffenen Beines nach unten krümmen. Mediziner bezeichnen das als Plantarflexion. Am häufigsten treten Muskelkrämpfe nachts auf. Während junge Erwachsene gelegentlich mit diesem Problem kämpfen, haben ältere Menschen häufiger damit zu tun. Typischerweise dauert ein Krampf in der Wade einige Sekunden bis mehrere Minuten. Kräftiges Dehnen sorgt dafür, dass der Krampf nachlässt. Wichtig: Wadenkrämpfe sind nicht zu verwechseln mit anderen Beschwerden in den Beinen wie dem Syndrom der unruhigen Beine (Restless Legs Syndrom).
Ursachen von Wadenkrämpfen
Die Ursachen für Wadenkrämpfe sind vielfältig und nicht immer eindeutig feststellbar. Oft ist ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren verantwortlich für den Muskelkrampf. In vielen Fällen sind die Gründe für einen Wadenkrampf aber harmlos. Zu den häufigsten Ursachen und Auslösern gehören:
- Muskuläre Überlastung: Wadenkrämpfe entstehen oft, wenn man die Muskeln entweder zu stark fordert (zum Beispiel beim Sport, wenn man sich zu viel zumutet oder die Muskeln einseitig belastet) oder zu wenig fordert (etwa durch lange Trainingspausen, viel Schreibtischarbeit oder unbequemes Sitzen vor dem Fernseher).
- Flüssigkeitsmangel: Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann zu einem Ungleichgewicht im Elektrolythaushalt führen und Muskelkrämpfe begünstigen.
- Mineralstoffmangel: Eine Unterversorgung mit Mineralstoffen wie Magnesium, Kalzium und Natrium kann ebenfalls Wadenkrämpfe auslösen. Dies kann zum Beispiel bei vermehrtem Schwitzen, starkem Durchfall oder Erbrechen der Fall sein.
- Schwangerschaft: Schwangere leiden aus mehreren Gründen häufiger unter Wadenkrämpfen. Zum einen erhöht die veränderte Körperhaltung durch das nach vorne verschobene Gewicht die Belastung der Wadenmuskulatur. Zudem haben Schwangere einen gesteigerten Bedarf an Mineralstoffen wie Magnesium, Natrium oder Kalium.
- Stoffwechselerkrankungen: Stoffwechsel-Erkrankungen wie Diabetes oder eine Unterfunktion der Schilddrüse können ebenfalls Wadenkrämpfe verursachen.
- Nierenerkrankungen: Chronische Nierenerkrankungen, insbesondere bei Dialyse, können den Elektrolythaushalt stören und Muskelkrämpfe auslösen.
- Neurologische Erkrankungen: Neurologische Erkrankungen, zum Beispiel die Parkinson-Krankheit, die Amyotrophe Lateralsklerose oder eine Polyneuropathie, können ebenfalls mit Wadenkrämpfen einhergehen.
- Muskelerkrankungen: Bestimmte Muskelerkrankungen können ebenfalls Wadenkrämpfe verursachen.
- Leberzirrhose: Auch Leberzirrhose kann zu Muskelkrämpfen führen.
- Medikamente: Die Einnahme von Medikamenten, zum Beispiel bestimmte Medikamente gegen Asthma, Blutdrucksenker, entwässernde Medikamente (Diuretika), Blutfettsenker vom Typ der Statine, kann Wadenkrämpfe als Nebenwirkung haben.
- Erhöhter Alkoholkonsum: Regelmäßiger Alkoholkonsum erhöht auch das Risiko eines Magnesiummangels und damit nachweislich die Gefahr von Wadenkrämpfen. Alkohol wirkt harntreibend, was den Elektrolythaushalt zusätzlich durcheinander bringt.
- Weitere Auslöser: Weitere Faktoren, die bei Wadenkrämpfen eine Rolle spielen können, sind zum Beispiel Fehlbelastungen bestimmter Muskeln durch Gelenkprobleme oder einseitige Körperhaltungen, Fußfehlstellungen wie Senk- oder Spreizfüße, ungünstige Schlafpositionen (zum Beispiel mit überstrecktem Fuß schlafen, weil die Bettdecke am Fußende fest eingeschlagen ist oder unbequem liegen, weil die Matratze nicht passt), schlechtsitzende Schuhe tragen, Schwimmen in kaltem Wasser und Lebensalter (mit zunehmendem Alter verkürzen sich die Muskeln und der Körper baut Muskelmasse ab, wenn man sich nicht regelmäßig bewegt).
Was fehlt dem Körper bei Wadenkrämpfen?
Ohne eine ärztliche Untersuchung lässt sich nicht sagen, ob dem Körper etwas fehlt und was genau. Denn Wadenkrämpfe können sehr verschiedene Ursachen haben. Ein Mangel an Mineralstoffen ist nur ein möglicher Grund. Mineralstoffe wie Natrium, Kalium, Kalzium und Magnesium spielen für die Muskelaktivitäten eine entscheidende Rolle. Sie sind zum großen Teil im Körperwasser als Elektrolyte gelöst, das heißt, als elektrisch geladene Teilchen. In dieser Form sind sie daran beteiligt, die Nervensignale an die Muskelzellen weiterzuleiten. Dem Körper fehlt bei Wadenkrämpfen nicht zwingend etwas. Es ist aber zum Beispiel möglich, dass es dem Körper vorübergehend an Mineralstoffen wie Magnesium mangelt.
Was hilft gegen Wadenkrämpfe?
Menschen, die einen Krampf bekommen, reagieren instinktiv meist genau richtig: Sie dehnen die Wadenmuskulatur, ziehen die Fußspitze in Richtung Körper und treten mit der Ferse nach vorne. Hier kann auch eine andere Person unterstützen. Oder sie stellen das betroffene Bein durchgestreckt nach hinten, drücken dabei die Ferse fest auf den Boden und stützen sich mit den Armen an einer Wand ab. Wer sein Bein auf die eine oder andere Art dehnt, löst damit häufig den Krampf und die Schmerzen vergehen. Bei „gewöhnlichen“, nicht krankhaften Wadenkrämpfen, genügt es in der Regel, die Muskeln zu dehnen. Je nachdem, ob ein Krampf beim Sport oder in der Nacht auftritt, helfen bestimmte Dehnübungen (Stretching), die Beschwerden zu lindern und erneute Wadenkrämpfe zu vermeiden.
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Sofortmaßnahmen bei einem akuten Wadenkrampf
Bei einem akuten Wadenkrampf können folgende Sofortmaßnahmen helfen:
- Dehnen: Strecken Sie Ihr Bein und ziehen Sie die Zehen zum Schienbein. Sie können dafür am besten in Sitzposition sich an die Zehen fassen und diese in Richtung Körper ziehen. Gleichzeitig strecken Sie das betroffene Bein langsam aus. Das Bein muss dafür gestreckt und die Zehen zum Schienbein gezogen werden. Bestimmte Rezeptoren übermitteln den Dehnungszustand des Muskels an das Gehirn. Dies veranlasst als Reaktion eine Entspannung des Muskels, um einem Sehnen- oder Muskelfaserriss durch die Dehnung entgegenzuwirken.
- Massieren: Massieren Sie die verkrampfte Stelle mit den Händen. Dadurch fördern Sie die Durchblutung und lockern die verspannten Muskelpartien. Ein leichtes Massieren des verkrampften Muskels bringt Linderung - die Muskulatur wird gelockert, die Durchblutung gesteigert.
- Wärmen: Legen Sie eine Wärmekompresse auf die betroffene Stelle, um die Durchblutung zu fördern und so die Muskulatur zu entspannen. Sie können dafür ein warmes Bad nehmen oder wärmende Auflagen bzw. ein Kirschkernkissen, eine Wärmflasche oder einen warmen Wickel auflegen - oder ein Entspannungsbad nehmen. Die Wärme tut gut und lindert die Beschwerden.
- Bewegen: Stehen Sie auf und laufen Sie etwas umher. Durch die Bewegung wird der Muskel gelockert und Verspannungen lösen sich rascher.
- Kühlen: Bei einigen Menschen können kalte Auflagen die Krämpfe lösen. Dann hilft es, kalte Auflagen auf die harte Muskulatur zu bringen.
Medikamentöse Behandlung
Bei häufigen sehr schmerzhaften nächtlichen Wadenkrämpfen kann eventuell eine zeitlich begrenzte und ärztlich kontrollierte Einnahme von Chinin-Präparaten infrage kommen. Voraussetzung dafür ist, dass sich die Beschwerden durch andere Maßnahmen wie Physiotherapie nicht verbessert haben. Die Ärztin oder der Arzt muss außerdem mögliche Erkrankungen und eine bestehende Schwangerschaft ausschließen. Denn wer schwanger ist oder stillt oder zum Beispiel bestimmte Herzrhythmusstörungen hat, darf keine Chinin-Präparate einnehmen.
Ist es sinnvoll, Magnesium zu nehmen?
Dass Magnesium-Präparate gegen Muskelkrämpfe helfen, ist bisher nicht ausreichend wissenschaftlich belegt. Vermutlich helfen sie nur, wenn ein Magnesiummangel vorliegt. Dennoch ist eine ausreichende Magnesiumversorgung wichtig, um einem Magnesiummangel als bekannteste Ursache für Muskel- und Wadenkrämpfe vorzubeugen. Die Störung des Mineralstoffhaushalts führt zu einer stärkeren Erregbarkeit des Nervensystems - und kann so schmerzhafte Wadenkrämpfe verursachen. Bei einem Magnesiummangel können die Nerven überreizen. Sie schicken vermehrt Signale an den Muskel, sodass er verkrampft.
Weitere Hausmittel
Es gibt einzelne Studien, die einen Effekt von Gurkenwasser bei Wadenkrämpfen bei Menschen mit Leberzirrhose zeigen. Forscherinnen und Forscher vermuten, dass sich das Trinken der salzigen und essighaltigen Flüssigkeit positiv auf die Nerven auswirkt und dazu führt, dass sich die Muskeln entkrampfen.
Wie lassen sich Wadenkrämpfe vermeiden?
Wer regelmäßig die Wadenmuskulatur dehnt und sich gesund ernährt, tut bereits einiges gegen Muskelkrämpfe. Genauso wichtig ist es, ausreichend zu trinken. Am besten eignen sich stilles Wasser oder Saftschorlen mit etwa einem Drittel Saftanteil. Nicht ideal sind Getränke, die Alkohol, viel Zucker und Kohlensäure enthalten. Beobachten Sie auch, ob Sie viel schwitzen, und kontrollieren Sie Ihre Trinkgewohnheiten.
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Tipps zur Vorbeugung von Wadenkrämpfen im Alltag
- Tragen Sie bequeme Schuhe, die Ihren Füßen guten Halt geben und nicht drücken.
- Bewegen Sie sich regelmäßig. Gezieltes Stretching mehrmals in der Woche, hält die Muskeln fit und beugt Verkürzungen vor. Wer regelmäßig kleinere Übungen zur Venengymnastik in den Alltag integriert, kann schmerzhaften Wadenkrämpfen effektiv vorbeugen. Ein Beispiel gefällig? Strecken Sie Ihre Füße aus und lassen Sie diese einmal in die eine, anschließend in die andere Richtung kreisen. Auch ein Wechsel Zehen- und Fersenstand ist effektiv.
- Vermeiden Sie abrupte Wechsel von Warm zu Kalt. Vor allem im Sommer ist es nicht ratsam, sich überhitzt ins kalte Wasser zu stürzen.
- Setzen Sie magnesiumreiche Lebensmittel auf den täglichen Speiseplan. Reich an Magnesium sind grünes Blattgemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Nüsse und Samen sowie Fisch und Meeresfrüchte. Geringere Mengen an Magnesium stecken in Bananen, Kartoffeln, Milch- und Milchprodukten und in Fleisch. Eine magnesiumreiche Ernährung ist wichtig, um einem Magnesiummangel als bekannteste Ursache für Muskel- und Wadenkrämpfe vorzubeugen. Bananen, Brokkoli, Vollkornbrot, Nüsse, Sonnenblumenkerne - die Liste der magnesiumreichen Lebensmittel ist lang.
Vorbeugung von Wadenkrämpfen beim Sport
- Treibt man viel Sport und wird vermehrt von Krämpfen in den Waden gebremst, empfiehlt es sich, das Trainingsverhalten unter die Lupe zu nehmen. Es kann dann sinnvoll sein, einen Gang runterzuschalten und Pausen einzulegen, die Trainingsintensität nur langsam zu steigern, Ausgleichsübungen einzubauen, die Waden gezielt zu dehnen und die Trink- und Essgewohnheiten anzupassen: Neben einer ausgewogenen Ernährung ist es wichtig, genügend zu trinken - vor allem, wenn man Durst verspürt.
- Vorsicht ist zudem geboten, wenn man in kaltem Wasser schwimmt. Wadenkrämpfe können dann gefährlich werden. Wärmen Sie sich vor dem Schwimmen auf und gewöhnen Sie Ihre Beinmuskulatur durch vorangehende kalte Wassergüsse unter der Dusche an den Temperaturwechsel. Vorbeugend sollten Sportler sich gut aufwärmen. Gerade bei Schwimmern kann es häufig zu Wadenkrämpfen kommen. Es ist möglich, dass die plötzliche Abkühlung der Beinmuskulatur eine Ursache dafür ist.
- Wer weniger als 60 Minuten trainiert, braucht meist keine Flüssigkeit während des Sports - solange er oder sie vorher genug getrunken hat. Bei einem Training von mehr als 60 Minuten empfiehlt es sich, zwischendurch zu trinken.
- Achten Sie daher immer darauf, beim Sport ausreichend zu trinken und sich ausgewogen zu ernähren. Beim Schwitzen verliert der Körper wertvolle Elektrolyte, darunter auch Magnesium. Doch fehlt es uns an Magnesium, ist auch die Balance zwischen Anspannung und Entspannung der Muskulatur gestört - Wadenkrämpfe sind die häufige Folge. Daher gilt: Trinken Sie nach dem Sport oder nach der Sauna ausreichend, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.
Was tun, wenn man lange nicht sportlich aktiv war?
Wenn Sie längere Zeit körperlich nicht aktiv waren, beginnen Sie langsam, Ihre Muskelkraft wiederaufzubauen. Lassen Sie sich vorab von Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt beraten, um mögliche gesundheitliche Risiken auszuschließen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Wadenkrämpfe sind meist ungefährlich. Oft lässt sich keine sichere Ursache dafür finden. Manchmal aber sind Muskelkrämpfe ein Warnzeichen für bestimmte Störungen und Krankheiten. Wichtig: Bei Lähmungserscheinungen im Bein, Kribbeln und Taubheitsgefühlen sowie häufigen oder plötzlichen Schmerzen im Bein, Fuß oder in der Leiste ist sofort zu handeln. Sie sollten zudem mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen, wenn Symptome und Auffälligkeiten dazukommen wie Schwellungen an Bein oder Fuß, Rückenschmerzen, Nachtschweiß, Muskelkrämpfe in anderen Körperteilen, ein Schwächegefühl in den Muskeln, Gang- oder Bewegungsunsicherheiten, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, Hautveränderungen und Fieber.
Die Ärztin oder der Arzt sollte Muskelkrämpfe zudem immer abklären, wenn Sie schon Vorerkrankungen haben, wie einen zu hohen Blutdruck, Diabetes oder eine Nierenkrankheit. Erste Anlaufstelle bei häufigen Wadenkrämpfen ist die hausärztliche Praxis. Je nach Befund wird die Ärztin oder der Arzt Sie selbst behandeln oder in eine fachärztliche Praxis überweisen.
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