Atemnot bei Parkinson: Ursachen, Diagnose und Behandlungsansätze

Die Parkinson-Krankheit, auch Schüttellähmung genannt, ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurologische Erkrankung. Sie manifestiert sich durch Symptome wie Muskelzittern, verlangsamte Bewegungen und einen starren Gesichtsausdruck. Diese Beeinträchtigungen entstehen durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin produzieren.

Früherkennung mittels KI-gestützter Atemanalyse

Die Früherkennung von Parkinson ist eine Herausforderung. Motorische Symptome treten oft erst Jahre nach Krankheitsbeginn auf. Konventionelle Diagnosemethoden wie Untersuchungen der Hirnflüssigkeit und bildgebende Verfahren sind invasiv, teuer und spezialisierten Zentren vorbehalten.

Forscher des Massachusetts Institute of Technology (MIT) haben nun ein System künstlicher Intelligenz (KI) entwickelt, das Parkinson anhand nächtlicher Atemmuster erkennen kann. Bereits James Parkinson erkannte 1817 einen Zusammenhang zwischen der Krankheit und der Atmung. Das KI-System analysiert Atemmuster, die kontaktlos über ein kleines Gerät im Schlafzimmer erfasst werden.

Das neuronale Netzwerk wurde mit Daten von Parkinson-Patienten und gesunden Kontrollpersonen trainiert. Es erkannte Parkinson-spezifische Muster im Atmungsverhalten mit einer Treffsicherheit von über 80 Prozent. Dieses Verfahren könnte als Hinweissystem für weitere Tests dienen und eine objektive, nicht-invasive Bewertung von Parkinson zu Hause ermöglichen.

Atemprobleme als nicht-motorische Symptome

Atembeschwerden gehören zu den nicht-motorischen Symptomen von Parkinson. Verschiedene Symptome der Lungenfunktionsstörung sind beschrieben worden, je nachdem, welcher Teil des Atmungssystems wie schwer betroffen ist. Dazu gehören eine gesteigerte Atemfrequenz (Tachypnoe), Atemnot (Dyspnoe), ein verminderter Atmungsdruck, schlafbezogene Atmungsstörungen und eine verminderte körperliche Belastbarkeit.

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Eine häufige Ursache für Atemnot bei Parkinson ist eine Funktionsstörung der oberen Atemwegsmuskulatur. Die beeinträchtigte Atmung ist mit Haltungsschwäche der Atemmuskulatur und Veränderungen der Aktivierung und Koordination der oberen Atemwege verbunden. Die Aspirationspneumonie, eine Lungenentzündung durch eingeatmete Speisereste, ist eine häufige Todesursache bei Parkinson-Patienten aufgrund von Schluckstörungen und einem gestörten Hustenreflex.

Obstruktive Atemwegserkrankungen treten bei weniger als 50 % der Parkinson-Patienten auf. Der restriktive Typ, bei dem die Lunge weniger flexibel ist, überwiegt bei 60-80 % der Patienten. Dies könnte mit einer erhöhten Brustwandsteifigkeit, eingeschränkter Atemmuskelaktivität und einem verminderten Lungenvolumen aufgrund von Wirbelsäulenverkrümmung (Kyphoskoliose) zusammenhängen.

Dyspnoe, die als Atemnot empfunden wird, beeinträchtigt die Lebensqualität der Patienten erheblich und nimmt mit dem Fortschreiten der Erkrankung zu. Respiratorisches Training kann die Dyspnoe verbessern.

Respiratorisches Training als Therapieansatz

Respiratorisches Training ist eine wirksame Behandlungsmethode bei Parkinson und Dyspnoe. Hochintensives Atemmuskeltraining kann die inspiratorische und exspiratorische Muskelkraft, die Muskelausdauer, die Dyspnoe-Wahrnehmung, die Müdigkeit, die Belastbarkeit und die Lebensqualität verbessern. Atemmuskeltraining ist einfach, leicht verständlich und kann vor Ort durchgeführt werden. Eine Erhöhung des Trainingsvolumens kann die Ergebnisse verbessern.

Weitere nicht-motorische Symptome und deren Auswirkungen

Neben Atemproblemen können bei Parkinson weitere nicht-motorische Symptome auftreten, die die Lebensqualität der Patienten erheblich beeinträchtigen. Dazu gehören neuropsychiatrische Symptome wie Schlafstörungen, Depressionen, Verhaltensänderungen und Persönlichkeitsveränderungen.

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Schlafstörungen: Bis zu 90 % der Parkinson-Patienten leiden im Verlauf der Erkrankung an Tagesmüdigkeit und Ein- und Durchschlafstörungen. Eine gezielte Behandlung ist nach sorgfältiger Analyse der Symptome und Begleitumstände möglich. Es sollte darauf geachtet werden, dass abends keine aufmunternden Parkinson-Medikamente eingenommen werden. Bei Missempfindungen in den Beinen kann ein Restless-Legs-Syndrom vorliegen, das sich durch abendliche Einnahme zusätzlicher Parkinson-Medikamente bessern lässt. Einfache Hausmittel wie warme Fußbäder oder Entspannungstechniken können ebenfalls hilfreich sein.

Verhaltens- und Persönlichkeitsveränderungen: Im Verlauf der Parkinson-Erkrankung können Verhaltensauffälligkeiten und Persönlichkeitsveränderungen auftreten. Zu Beginn der Erkrankung stellen viele Menschen eine zunehmende Sturheit oder Starrsinnigkeit und/oder aggressives Verhalten fest. Weitere Wesensveränderungen sind durch eine mangelnde Impulskontrolle geprägt, die durch den weiteren Verlauf der Erkrankung selbst als auch durch die langfristige Einnahme von Medikamenten begünstigt wird. Sie führt zu Verhaltensauffälligkeiten wie Spielsucht oder exzessivem Essen. Auch die Parkinson-Krankheit selbst äußert sich, insbesondere im Frühstadium, durch Depressionen, Schlafstörungen und Gereiztheit.

Depressionen: Im Zusammenhang mit der Parkinson-Krankheit kommt es bei vielen Betroffenen zu trauriger und niedergeschlagener Stimmung. Dieser Zustand kann mit einem Verlust von Interesse an der Umgebung, Antriebsmangel und Freudlosigkeit verbunden sein (Apathie). Hält ein Stimmungstief über einen Zeitraum von mehreren Wochen an, spricht man von einer Depression. Diese ist ein mögliches frühes Anzeichen für eine beginnende Parkinson-Erkrankung, kann aber auch erst im späteren Verlauf der Krankheit, oder als eine seelische Reaktion auf die Diagnose oder anderweitige Folgen der Krankheit auftreten.

Schluckstörungen (Dysphagie)

Schluckstörungen (Dysphagie) beeinträchtigen die Lebensqualität erheblich und können lebensbedrohlich sein. Die orale Phase des Schluckens ist bei Menschen mit Parkinson oft gestört. Durch die verminderte Bewegung des Kiefers und die Abnahme der Beweglichkeit/Kraft der Zunge kann der Speisebrei (Bolus) nicht richtig geformt und der Transport der Nahrung beeinträchtigt werden. Die Speise verbleibt zu lange im vorderen Mund, der Schluckreflex wird zu spät oder gar nicht ausgelöst, was zum unkontrollierten Überlaufen der Nahrung oder Flüssigkeiten in den Rachen führt (Leaking). Bewegungseinschränkungen im Rachen- und Kehlkopfbereich führen zu einem verlangsamten Nahrungstransport und zu einem reduzierten Kehlkopfverschluss, der dringend nötig ist, um den "falschen Weg“ der Nahrung in die Luftröhre zu verhindern.

Anzeichen für Schluckstörungen: Häufiges Verschlucken, Räuspern oder Husten, erschwerte Atmung nach dem Schlucken, Kloßgefühl im Hals, vermehrter Speichelfluss, gurgelnde Stimme, brodelnde Atemgeräusche, Niesen beim Essen.

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Therapeutische Maßnahmen bei Schluckstörungen: Klinische Schluckuntersuchung (KSU) durch einen Logopäden, Dysphagietherapie in der Klinik oder ambulante Sprachtherapie, Schluckstrategien im Eigentraining (restituierende, kompensatorische und adaptierende Verfahren).

Stimm- und Sprechstörungen

Im Laufe der Parkinsonerkrankung entwickeln bis zu 90 Prozent der Betroffenen eine Stimm- und Sprechstörung. Durch die Beeinträchtigung der Verständlichkeit kommt es zu häufigem Nachfragen, was zu Sprechangst, Sprechvermeidung und Frust führt. Deswegen ist es wichtig, dass man möglichst direkt nach der Diagnosestellung "Parkinson" ein Stimm- und Sprechtraining beginnt.

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