Luftröhrenschnitt nach Schlaganfall: Komplikationen und Management

Die Tracheotomie, ein in der modernen Medizin etablierter Eingriff, dient der Sicherung der Atemwege und wird häufig bei Patienten nach einem Schlaganfall durchgeführt, insbesondere bei solchen mit Schluckstörungen oder Bedarf an Langzeitbeatmung. Obwohl der Eingriff selbst als Routine gilt, birgt er potenzielle Komplikationen, die ein umfassendes Verständnis und Management erfordern.

Indikationen für eine Tracheotomie nach Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall kann eine Tracheotomie aus verschiedenen Gründen erforderlich sein:

  • Schwere Schluckstörungen (Dysphagie): Schlaganfälle können Hirnareale schädigen, die für den Schluckakt verantwortlich sind. Dies führt zu Aspiration (Verschlucken von Speichel, Sekreten oder Nahrungsresten in die Atemwege), was wiederum Lungenentzündungen verursachen kann. Eine Tracheotomie mit einer geblockten Kanüle kann die Atemwege vor Aspiration schützen.
  • Langzeitbeatmung: Etwa 12,5 % der Schlaganfallpatienten benötigen eine künstliche Beatmung. Wenn eine Beatmung über einen längeren Zeitraum erforderlich ist, wird eine Tracheotomie in Betracht gezogen, um Komplikationen durch eine Langzeitintubation (z. B. Verletzungen der Stimmbänder) zu vermeiden und den Komfort des Patienten zu erhöhen.
  • Atemwegsobstruktion: Schwellungen oder Verletzungen im Kopf- oder Halsbereich nach einem Unfall, der zu einem Schlaganfall führte, können die Atemwege verlegen.

Verfahren der Tracheotomie

Es gibt verschiedene Techniken zur Durchführung einer Tracheotomie:

  • Offene chirurgische Tracheotomie: Hierbei wird ein horizontaler Schnitt durch die Haut und die Halsmuskulatur vorgenommen, um die Trachea freizulegen. Ein Teil der Trachea wird entfernt, um eine Öffnung (Tracheostoma) zu schaffen, in die eine Trachealkanüle eingeführt wird.
  • Perkutane Dilatative Tracheotomie (PDT): Diese minimalinvasive Technik wird oft auf der Intensivstation durchgeführt. Dabei wird die Trachea mit einer Nadel punktiert und die Öffnung schrittweise erweitert, um die Kanüle einzuführen. Die Ciaglia Blue-Rhino-Technik ist eine gängige PDT-Methode.

Die PDT hat sich aufgrund ihrer Einfachheit und der Möglichkeit, sie bettseitig durchzuführen, weit verbreitet. Allerdings gibt es Kontraindikationen, wie z. B. ein Patientenalter unter 16 Jahren, bekannte oder zu erwartende schwierige Intubation und die Notwendigkeit eines dauerhaften Tracheostomas.

Komplikationen einer Tracheotomie

Obwohl die Tracheotomie ein lebensrettender Eingriff sein kann, ist sie mit potenziellen Komplikationen verbunden:

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  • Frühkomplikationen:
    • Blutungen: Sickerblutungen am Stomakanal sind häufig und können durch Elektrokoagulation oder Tamponade behandelt werden. Stärkere Blutungen erfordern möglicherweise eine operative Revision.
    • Infektionen: Wundinfektionen können auftreten und müssen mit Antibiotika behandelt werden.
    • Pneumothorax: In seltenen Fällen kann es zu einer Verletzung der Lunge kommen, die zu einem Pneumothorax führt.
    • Verletzung umliegender Strukturen: Bei der Tracheotomie können versehentlich die Schilddrüse, große Blutgefäße, die Speiseröhre oder Nerven verletzt werden.
  • Spätkomplikationen:
    • Trachealstenose: Eine Verengung der Trachea kann durch Narbenbildung, Granulationen oder Knorpelveränderungen entstehen. Dies kann Atemwegsprobleme verursachen und erfordert möglicherweise eine erneute Operation.
    • Granulationen und Polypen: Gewebeneubildungen können sich an der Trachealschleimhaut bilden, insbesondere an den Kontaktstellen der Trachealkanüle.
    • Tracheomalazie: Eine Erweichung der Trachea kann zu einem Kollaps der Atemwege führen.
    • Fistelbildung: In seltenen Fällen kann sich eine Fistel (Verbindung) zwischen der Trachea und der Speiseröhre (tracheoösophageale Fistel) oder der Haut (tracheokutane Fistel) bilden.
    • Verlegung der Atemwege: Ein Schleimpfropf oder Borken in der Trachealkanüle oder Trachea kann zu einer lebensbedrohlichen Atemwegsverlegung führen.
  • Weitere Komplikationen:
    • Dysphagie: Obwohl die Tracheotomie bei Schluckstörungen helfen kann, kann sie diese auch verschlimmern oder zu neuen Schluckproblemen führen.
    • Eingeschränkter Geruchs- und Geschmackssinn: Tracheotomierte Patienten können eine Beeinträchtigung ihres Geruchs- und Geschmackssinns erfahren.
    • Psychosoziale Auswirkungen: Die Tracheotomie kann erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität des Patienten haben, was zu Depressionen oder sozialer Isolation führen kann.

Management von Komplikationen

Ein frühzeitiges Erkennen und Behandeln von Komplikationen ist entscheidend für ein positives Ergebnis. Das Management umfasst:

  • Regelmäßige Überwachung: Die Überwachung des Stomas auf Anzeichen von Infektionen, Blutungen oder Gewebeneubildungen ist wichtig.
  • Sorgfältige Kanülenpflege: Die Trachealkanüle muss regelmäßig gereinigt und gewechselt werden, um Verstopfungen und Infektionen zu vermeiden.
  • Befeuchtung der Atemwege: Die Atemwege müssen ausreichend befeuchtet werden, um die Bildung von Schleimpfropfen zu verhindern. Dies kann durch Inhalation von Kochsalzlösung oder Verwendung einer "künstlichen Nase" (ein Filter, der die Atemluft befeuchtet) erreicht werden.
  • Absaugen von Sekreten: Regelmäßiges Absaugen von Sekreten aus der Trachealkanüle und der Trachea ist notwendig, um die Atemwege freizuhalten.
  • Logopädische Therapie: Logopäden können bei der Behandlung von Schluckstörungen und der Wiederherstellung der Sprachfähigkeit helfen.
  • Chirurgische Intervention: In einigen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um Komplikationen wie Trachealstenosen oder Fisteln zu beheben.

Dekanülierung

Das Ziel ist es, die Trachealkanüle so bald wie möglich zu entfernen (Dekanülierung), sobald der Patient stabil ist und seine Atemwege selbstständig schützen kann. Der Dekanülierungsprozess umfasst in der Regel:

  • Wechsel zu einer ungeblockten Kanüle: Zuerst wird eine geblockte Kanüle durch eine ungeblockte Kanüle ersetzt, um die Atmung durch Nase und Mund zu ermöglichen.
  • Beobachtung der Atmung und des Schluckens: Der Patient wird sorgfältig auf Anzeichen von Atemnot oder Aspiration überwacht.
  • Verschluss des Stomas: Wenn die Atmung und das Schlucken normal sind, wird die Kanüle entfernt und die Öffnung mit einem Pflaster verschlossen.
  • Chirurgischer Verschluss: In einigen Fällen kann ein chirurgischer Verschluss des Stomas erforderlich sein.

Pharyngeale elektrische Stimulation (PES)

Die pharyngeale elektrische Stimulation (PES) ist eine innovative Neurostimulationstherapie, die bei tracheotomierten Schlaganfallpatienten mit Dysphagie eingesetzt wird. Dabei wird eine dünne Sonde mit Ringelektroden über die Nase in die Speiseröhre eingeführt, um die Rachenhinterwand elektrisch zu stimulieren. Studien haben gezeigt, dass die PES die schlaganfallbedingte Dysphagie deutlich verbessern und die Dekanülierung beschleunigen kann.

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