Magnesium gegen Krämpfe in der Schwangerschaft: Dosierung und Anwendung

Magnesium ist ein essenzieller Mineralstoff, der für zahlreiche Körperfunktionen unerlässlich ist. In der Schwangerschaft steigt der Bedarf an Magnesium leicht an. Eine ausgewogene Ernährung deckt diesen erhöhten Bedarf in der Regel ausreichend. Bei bestimmten Schwangerschaftsbeschwerden wie Wadenkrämpfen, vorzeitigen Wehen oder Präeklampsie kann die zusätzliche Einnahme von Magnesiumpräparaten jedoch sinnvoll sein.

Warum brauchen wir Magnesium?

Magnesium ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt. Es beeinflusst Stoffwechselvorgänge, die Reizweiterleitung zwischen Nerven- und Muskelzellen, stabilisiert die Knochen und unterstützt die Funktion von Herz- und Gefäßmuskelzellen. Ein Magnesiummangel kann sich durch Muskelkrämpfe, nervlich bedingte Krampfanfälle, Antriebslosigkeit, Schwindel, Verstopfung, Durchfall und Herzrhythmusstörungen äußern.

Magnesiumbedarf in der Schwangerschaft

Der Magnesiumbedarf steigt während der Schwangerschaft leicht an. Schwangere sollten etwa 310 Milligramm Magnesium pro Tag zu sich nehmen, während für nicht-schwangere Frauen zwischen 25 und 51 Jahren eine Tagesmenge von 300 Milligramm empfohlen wird. Dieser geringe Mehrbedarf kann in der Regel problemlos über die Ernährung gedeckt werden, sodass auf Magnesiumpräparate meist verzichtet werden kann.

Magnesiumreiche Lebensmittel

Eine ausgewogene und vielseitige Ernährung liefert die täglich notwendige Menge an Magnesium. Besonders magnesiumreiche Nahrungsmittel sind:

  • Obst (wie Bananen, Himbeeren)
  • Gemüse (alle grünen Gemüsesorten sowie Karotten, Kartoffeln)
  • Vollkornprodukte (wie Brot, Haferflocken, Müsli)
  • Milch und Milchprodukte wie Käse und Joghurt
  • Hülsenfrüchte (wie Bohnen, Erbsen, Linsen)
  • Nüsse und Sonnenblumenkerne
  • Sojaprodukte
  • Fleisch

Im Sommer verliert der Körper über den Schweiß wichtige Mineralstoffe wie Magnesium und Kalzium. Über Getränke kann man dann nicht nur die notwendigen Wasserreserven auffüllen, sondern auch die verlorengegangenen Mineralstoffe ersetzen. Leitungs- und Mineralwasser leisten hier gute Dienste. Auf den Etiketten der Mineralwasserflaschen steht die enthaltene Menge an Magnesium.

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Magnesium bei Schwangerschaftskomplikationen

In manchen Fällen ist die zusätzliche Einnahme von Magnesium in der Schwangerschaft aus medizinischen Gründen ratsam. Der Arzt kann Magnesiumpräparate bei bestimmten Komplikationen oder einem nachgewiesenen Mangel verschreiben.

Wadenkrämpfe

Häufige Wadenkrämpfe, besonders nachts, können auf einen Magnesiummangel hinweisen. Nahrungsergänzungsmittel oder Arzneipräparate mit Magnesium können die Beschwerden lindern. Ein individueller Therapieversuch mit ca. 300 mg/Tag kann sinnvoll sein. Wenn sich ein Wadenkrampf anbahnt, Wärmflasche nehmen und auf diese Region legen.

Vorzeitige Wehen

Vorzeitige Wehen unterscheiden sich von normalen Wehen durch ihre Regelmäßigkeit und das Auftreten in kurzen Abständen vor dem errechneten Geburtstermin. In solchen Fällen können Magnesiumpräparate in Kombination mit Ruhe und Entspannung verordnet werden.

Präeklampsie

Eine Präeklampsie ("Schwangerschaftsvergiftung") ist gekennzeichnet durch Bluthochdruck, Wasseransammlungen (Ödeme) und erhöhte Eiweißausscheidung im Urin (Proteinurie). In schweren Fällen drohen Frühgeburt, Mangelentwicklung oder Tod des Ungeborenen. Die Schwangere selbst kann neurologische Störungen und Krampfanfälle (Eklampsie) erleiden. Zur Vorbeugung von Krampfanfällen erhalten betroffene Frauen Infusionen mit Magnesium.

Magnesium zur Vorsorge in der Schwangerschaft?

Einige Experten empfehlen die Einnahme von Magnesium in der Schwangerschaft zur Vorbeugung von kindlichen Wachstumsstörungen oder Präeklampsie sowie zur Erhöhung des Geburtsgewichts. Wissenschaftliche Studien haben diese Wirkung von Magnesium jedoch nicht bestätigt.

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Magnesiummangel in der Schwangerschaft

Magnesiummangelsymptome sind bei Schwangeren häufig. Es gibt jedoch verschiedene Übersichtsarbeiten, die referieren, dass der Magnesiumstatus in der Schwangerschaft nicht beeinträchtigt sei. Diese Fehleinschätzung rührt daher, dass als einziges Kriterium für Magnesiummangel eine Hypomagnesiämie zugrunde gelegt wurde, bei der zudem teilweise unzutreffend tiefe untere Grenzwerte (0,76 - 1,1, besser > 0,85 mmol/l) verwendet wurden. Der Referenzbereich für die Serummagnesiumkonzentration beträgt jedoch 0,8 - 1,2 mmol/l. Darüber hinaus schließt eine Normomagnesiämie einen Magnesiummangel nicht aus.

Weitere Untersuchungen zeigen, dass der untere Wert des Referenzbereichs nicht dem Optimum entspricht. Wenn man die optimale Serummagnesiumkonzentration über 0,80 mmol/l zugrunde legt, ist auch bei alleiniger Betrachtung des Serumlaborwerts für die Mehrzahl der Schwangeren ein Magnesiummangel festzustellen.

Magnesiummangelsymptome

  • neurovegetativ-funktionelle Störungen
  • Krämpfe der Skelettmuskulatur (z. B. Wadenkrämpfe)
  • Spasmen glatter Muskulatur (gastrointestinale Spasmen, Dysmenorrhoe, Uteruskontraktionen, vorzeitige Wehen)
  • Extrasystolen, Tachykardie, pectanginöse Beschwerden

Von Bedeutung ist die Klassifikation der arteriellen Hypertonie in der Schwangerschaft und der positive Effekt einer Magnesiumtherapie sowohl auf systolischen und diastolischen Blutdruck. Bei Präeklampsie - 2-5% Schwangerschaften in Deutschland sind davon betroffen - liegt bekanntlich eine Hypertonie, Proteinurie und eine Organdysfunktion vor. Auch hierbei ist ein Magnesiummangel pathogenetisch beteiligt und die Wirksamkeit einer Magnesiumtherapie gut dokumentiert.

Mehrbedarf von Magnesium in der Schwangerschaft

Es ist unbestritten, dass in der Schwangerschaft ein Mehrbedarf an Magnesium besteht. Einerseits braucht der Fetus Magnesium und andererseits müssen der Bedarf der Schwangeren für die schwangerschaftsbedingten Gewebsveränderungen und die erhöhten renalen Verluste ausgeglichen werden.

Aus verschiedenen Untersuchungen an Tiermodellen ist bekannt, dass für einen optimalen Schwangerschaftsverlauf und ein optimales Outcome eine deutlich höhere Magnesiumzufuhr notwendig ist als zur Deckung des in Bilanzstudien festgestellten minimalen Bedarfs. Außerdem zeigt die Nationale Verzehrstudie, dass

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  • 56,4 % der Frauen im Alter von 14-18 Jahren
  • 38,3 % der Frauen zwischen 19-24 Jahren und
  • 26,5 % der Frauen von 25-34 Jahren - also bereits vor Schwangerschaftsbeginn - die Zufuhrempfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für Magnesium nicht erreichen.

Neben dem Bedarf für das Kind sowie das mütterliche Gewebe und unzureichende Zufuhr sind renale Verluste eine wesentliche Ursache für den Mehrbedarf von Magnesium in der Schwangerschaft.

Untersuchungen von Spätling et al. zeigen, dass die renale Magnesiumausscheidung bei Schwangeren um etwa 20 % erhöht ist. Ursache hierfür ist die schwangerschaftsbedingte Steigerung des Herzminutenvolumens um fast 40 %, gefolgt von erhöhter Primärharnbildung und nicht adäquater Rückresorption von Magnesium. Die Hypomagnesiämie in der Schwangerschaft darf nicht fälschlicherweise als Verdünnungseffekt interpretiert werden („Pseudohypomagnesiämie“), da sowohl die Konzentration an Gesamt- als auch an ionisiertem Magnesium abnehmen und sich der Magnesiummangel auch im Gewebe nachweisen lässt. Im Verlauf der Schwangerschaft kommt es auch zu einer Abnahme des Magnesiumgehalts im Myometrium. Dieser korreliert signifikant mit der Plasmamagnesiumkonzentration.

Magnesiumtransport in der Plazenta

Es gibt einen aktiven und passiven Magnesiumtransport in der menschlichen Plazenta. Dabei spielt Natrium eine wichtige Rolle. Das humane Gen SLC41A1 encodiert hierbei den Natrium-Magnesium-Exchanger, der auch bei der essenziellen Hypertonie gestört ist. Hierbei sind Magnesiumdefizite besonders unvorteilhaft.

Studien zu Magnesium in der Schwangerschaft

Seit ca. 40 Jahren liegen verschiedene Studien vor, die sich mit einem Magnesiummangel und einer Magnesiumsupplementation in der Schwangerschaft beschäftigt haben. Diese Studien unterscheiden sich in Design, Dosierung, Studienziel und Therapiedauer. Daraus ergeben sich vielfältige positive Effekte der oralen Magnesiumgabe in der Schwangerschaft. In all diesen Studien sind keine ernsten Nebenwirkungen beobachtet worden.

1981 führte Kuti eine Studie bei 1884 Schwangeren mit 348 mg Magnesium täglich ab der 4.-9. Schwangerschaftswoche (SSW) bzw. ab der 10.-24. SSW durch. Die Reduktion von Spontanaborten und Frühgeburten war umso stärker, je früher mit der Magnesiumsubstitution begonnen wurde.

Ähnlich gute Ergebnisse fanden Kovacs und Mitarbeiter 1988. In einer prospektiven, randomisierten, doppelblinden placebokontrollierten Studie mit dem Ziel der Verhinderung von Schwangerschaftskomplikationen erhielten 985 Schwangere 365mg Magnesium täglich. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen einen statistisch signifikant günstigeren Verlauf der Schwangerschaft in der Magnesiumgruppe gegenüber der Placebogruppe, weniger Frühgeburten, weniger untergewichtige Neugeborene, weniger intrauterin retardierte Neugeborene und seltener EPH-Gestosen.

In einer Studie von Spätling und Mitarbeitern aus dem Jahre 1988 wurden ebenfalls positive Effekte bei 568 Schwangeren, welche mit 365 mg Magnesium täglich behandelt wurden, beobachtet. So kam es zu signifikant weniger Hospitalisationen aufgrund von vorzeitigen Wehen, Blutungen und Zervixverschlussinsuffizienzen, weniger Frühgeburten und weniger Neugeborene, welche auf die Intensivstation hätten verlegt werden müssen.

Li und Mitarbeiter untersuchten 1997 bei 51 Schwangeren den Einfluss einer Magnesiumsupplementation mit 175 mg täglich auf die schwangerschaftsinduzierte Hypertonie. Magnesium reduzierte statistisch signifikant das Auftreten einer Hypertonie.

In einer Studie mit täglich 128 mg Magnesium oral gegen Placebo beschrieb Harrsion 2007 bei 4500 Schwangeren signifikant seltener fetale Bradykardien und Totgeburten am Termin.

61 Schwangere, die mit 300 mg Magnesium täglich ab der 25. SSW supplementiert wurden, profitierten in einer Studie von Bullarbo und Mitarbeitern 2013. Hierbei wurden signifikant niedrigere durchschnittliche diastolische Blutdruckwerte registriert. Nebenwirkungen wurden nicht berichtet.

Die i.-v.-Therapie mit Magnesiumsulfat im Grammbereich bei der akuten Behandlung einer Präeklampsie, besonders mit Hypertonie, ist ebenfalls gut dokumentiert.

Empfehlung der Gesellschaft für Magnesiumforschung

Jede Schwangere sollte mit 240-480mg (10-20 mmol) Magnesium pro Tag supplementiert werden. Die Magnesiumsupplementierung sollte so früh wie möglich beginnen und bis zur Geburt und darüber hinaus fortgesetzt werden, da auch in der Stillzeit der Magnesiumbedarf erhöht ist. Es ist nicht sinnvoll, die Magnesiumgaben einige Wochen vor der Geburt abzusetzen, da ein Einfluss auf den Beginn spontaner Wehentätigkeiten am Termin nicht festgestellt werden konnte. Die Nebenwirkungen der Supplementation können weiche Stühle sein, welche durch eine gleichmäßige Verteilung der Einnahme über über den Tag leicht behebbar sind. Kontraindikation für die orale Zufuhr von Magnesium ist die schwere Niereninsuffizienz. Eine Therapie mit Magnesiumsulfatgaben i. v. im Grammbereich findet ebenso im klinischen Alltag bei der Präeklampsie Anwendung mit gut dokumentierter Wirkung.

Magnesium in der Stillzeit

Auch in der Stillzeit ist der Magnesiumbedarf erhöht. Stillende benötigen rund 390 mg Magnesium pro Tag. Da über die Muttermilch Magnesium an das Baby abgegeben wird, ist es wichtig, den Speicher regelmäßig aufzufüllen.

Magnesiumpräparate: Dosierung und Einnahme

Übliche Dosierungen liegen zwischen 40 mg und 500 mg, die einmalig oder über den Tag verteilt eingenommen werden. Die Wahl des geeigneten Magnesiumpräparats und die Dosierung sollten in Absprache mit dem Arzt oder der Hebamme erfolgen. Es gibt Unterschiede in der Bioverfügbarkeit verschiedener Magnesiumverbindungen, sodass manche Formen besser vom Körper aufgenommen werden als andere. Generell empfehlen sich Magnesiumprodukte aus der Apotheke, da sie vom Körper gut aufgenommen werden und sich leicht nach individuellem Bedarf dosieren lassen.

Magnesium wird in der Schwangerschaft meist mehrmals täglich zu den Mahlzeiten und in kleineren Dosen eingenommen, um die Verträglichkeit zu erhöhen. Wechselwirkungen mit anderen Präparaten sollten beachtet und die Einnahme gegebenenfalls zeitversetzt geplant werden.

Magnesium und Eisen behindern ihre gegenseitige Aufnahme: Am besten legst du drei Stunden oder mehr zwischen die Einnahmen, z. B. Magnesium morgens, mittags, abends; Eisen direkt vor dem Schlafengehen. Einige Mamas nehmen auch ihr Eisenpräparat am Morgen ein und dafür Magnesium vormittags und abends. Besonders, wenn du zu Wadenkrämpfen neigst, ist eine Dosis vor dem Schlafengehen sinnvoll.

Achtung: Magnesium hat Einfluss auf die Wirkung einiger Herz-, Kreislauf- und Nierenmedikamente sowie mancher Antibiotika.

Wann sollte man Magnesium absetzen?

Ab dem Zeitpunkt, wenn die Senkwehen und Vorwehen einsetzen können - etwa der 36. Schwangerschaftswoche - wird dir deine Ärztin vielleicht raten, es wieder abzusetzen. Da Magnesium eine abschwächende Wirkung auf die Gebärmutteraktivität hat, ist es jetzt nicht mehr unbedingt notwendig. Viele Mediziner*innen raten aber auch zur weiteren Einnahme, weil es gegen Nervosität, Wadenkrämpfe und Verstopfung wirkt.

Nebenwirkungen von Magnesium

Nebenwirkungen treten meistens dann auf, wenn es zu einer Überdosierung von Magnesium kommt - in der Schwangerschaft ist das schnell passiert, etwa weil man sich die letzte Einnahmezeit nicht gemerkt hat oder die Dosis aufgrund starker Symptome erhöht. Der Körper stößt den Überschuss zunächst durch den Darm ab. An leichtem Durchfall kurz nach der Einnahme merkst du, dass die Dosis zu hoch war.

Magnesium-Nebenwirkungen

  • leichte Bauchkrämpfe
  • Durchfall
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Meistens reicht es aus, zur alten Dosis zurückzukehren und die Symptome beim nächsten Arztbesuch zu besprechen. Hast du eine große Menge eingenommen, kann es zu einer (bei handelsüblichen Dosen seltenen) Überdosierung kommen:

Symptome einer Magnesium-Überdosierung

  • verlangsamte Atmung und/ oder Herzschlag
  • Muskelschlaffheit
  • Blutdruckabfall
  • Schwäche
  • Schwindel

Wenn du eins oder mehrere dieser Symptome bei dir bemerkst, solltest du unbedingt ärztliche Hilfe aufsuchen!

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