Im Leben begegnen wir immer wieder Menschen, deren Verhalten uns auf die Nerven geht. Ob es sich um Dauernörgler, Besserwisser oder einfach nur um Personen handelt, die uns durch bestimmte Eigenheiten irritieren - der Umgang mit solchen Zeitgenossen kann unsere Stimmung und unser Wohlbefinden erheblich beeinträchtigen. Doch wie können wir konstruktiv mit diesen Situationen umgehen, ohne uns selbst zu schaden oder unnötige Konflikte zu provozieren?
Die Natur des Nörgelns und seine Auswirkungen
Für manche Menschen scheint das Nörgeln fast schon ein Lebenselixier zu sein. Sie finden überall etwas zu bemängeln: Der Sommer ist zu heiß, der Winter zu kalt, das Essen lauwarm und die Musik zu laut. Ob am Arbeitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis - Dauernörgler können die Stimmung erheblich trüben. Laut dem Hamburger Diplom-Psychologen Michael Thiel ist Jammern eine menschliche Eigenschaft, um Unmut auszudrücken.
Fünf Tipps für einen konstruktiven Umgang mit Dauernörglern
Es muss aber nicht immer zu einer Eskalation kommen. Es gibt verschiedene Strategien, um sich abzugrenzen, ohne sich abzutrennen.
1. Liebevolle Aufmerksamkeit schenken
Oftmals steckt hinter dem ständigen Beschweren der Wunsch nach Aufmerksamkeit. Die Person möchte gehört und wahrgenommen werden. Achtsames Zuhören, bei dem man dem Gegenüber die ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt, kann helfen, die wahren Bedürfnisse hinter den Beschwerden zu erkennen. Achte auf Körpersprache und den Leidensdruck.
2. Freundliche Hinweise geben
Manchmal ist sich eine Person gar nicht bewusst, dass sie ständig nörgelt. In solchen Fällen kann ein freundlicher Hinweis helfen, das Verhalten zu unterbrechen. Bringe eine andere Perspektive in die Konversation ein oder lenke den Fokus auf die positiven Seiten einer Situation. Ein innerlicher "Stopp" kann Wunder wirken.
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3. In den Spiegel schauen
Statt sich über das Verhalten anderer zu ärgern, kann man sich fragen, was es über einen selbst aussagt. Sind wir vielleicht selbst zu kritisch oder beurteilend? Betrachte die nörgelnde Person als einen Spiegel, der uns aufzeigt, wo wir in unserem eigenen Leben den Fokus auf das Negative legen.
4. Veränderungsmöglichkeiten erkennen
Unzufriedenheit kann der erste Schritt zur Veränderung sein. Biete deine Hilfe an, um gemeinsam nach Lösungen für die genannten Probleme zu suchen. Manchmal hilft es schon, Veränderungsmöglichkeiten aufzuzeigen, auch wenn die konkrete Umsetzung noch nicht klar ist.
5. Abgrenzen, wenn nötig
Wenn das Gemecker zu viel wird und die eigene Energie raubt, ist es wichtig, sich abzugrenzen. Jeder ist für sein eigenes Glück verantwortlich. Es ist in Ordnung, dem anderen mitzuteilen, dass man von dem ständigen Gemecker genervt ist.
Warum uns bestimmte Menschen nerven
Es gibt Menschen, die uns regelrecht zur Weißglut treiben können, ohne dass wir genau benennen können, was uns an ihnen so stört. Psychologen sind sich einig, dass die Ursache oft in uns selbst liegt. Wir projizieren unsere eigenen Gefühle, Eigenschaften und inneren Konflikte auf andere Menschen.
Projektion als Schutzmechanismus
Wenn wir eine starke negative Reaktion auf eine Person haben, kann dies ein Zeichen dafür sein, dass wir Schattenelemente unserer selbst auf sie projizieren. Diese unbewussten Konflikte, Verletzungen oder verdrängten Eigenschaften werden auf die andere Person abgeladen, um uns vor der Auseinandersetzung mit ihnen zu schützen.
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Es liegt an uns, nicht an ihnen
Oftmals sagt unsere Reaktion auf andere mehr über uns aus als über die Person selbst. Anstatt uns über das Verhalten anderer aufzuregen, sollten wir lieber in uns hineinhorchen und uns fragen, welche ungelösten Konflikte oder verdrängten Persönlichkeitsanteile dahinterstecken.
Umgang mit schwierigen Persönlichkeitstypen
Im Alltag begegnen wir immer wieder verschiedenen schwierigen Persönlichkeitstypen, wie Besserwissern, Nörglern, Cholerikern und Blender. Jeder dieser Typen hat seine eigenen Beweggründe und Verhaltensmuster.
Besserwisser
Besserwisser wurden oft dafür belohnt, wenn sie etwas besser wussten oder konnten. Sie glauben, dass sie durch ihr Besserwissen Anerkennung erhalten.
Nörgler
Nörgler sehen im Nörgeln etwas Positives und sind überzeugt, damit die Welt zu retten.
Harmoniebedürftige
Harmoniebedürftige vermeiden Konflikte und stellen die Harmonie über alles. Sie täuschen oft Einverständnis vor, beschweren sich aber im Hintergrund über andere.
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Der Schlüssel zum richtigen Umgang: Nicht persönlich nehmen
Der häufigste Fehler im Umgang mit schwierigen Menschen ist, ihr Verhalten persönlich zu nehmen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass ihr Verhalten oft auf ihren eigenen Prägungen und Bedürfnissen beruht und nichts mit uns zu tun hat.
Zusätzliche Strategien für einen gelasseneren Umgang
1. Verständnis-Vorschuss gewähren
Versuche, nervigen Menschen einen Verständnis-Vorschuss zu gewähren. Manchmal stecken private Probleme oder Stress hinter ihrem Verhalten.
2. Grenzen setzen
Wenn andere unsere roten Linien überschreiten, ist es wichtig, höflich Grenzen zu setzen und einen nachvollziehbaren Grund zu nennen.
3. Emotionale Distanz wahren
Vermeide Selbstmitleid und versuche, eine größtmögliche emotionale Distanz zwischen dir und der Nervensäge zu bringen. Lenke die Perspektive von dir auf das Gegenüber.
4. Gespräch lenken
Bei abschweifenden Erzählern versuche, zum Anlass des Gesprächs zurückzufinden oder sie nach einer Meinung zu fragen.
5. Mini-Auszeit nehmen
Schaffe dir eine Mini-Auszeit, um Abstand von der Situation zu gewinnen und dich zu beruhigen.
6. Unterschiede akzeptieren
Mache dir Unterschiede in den Persönlichkeiten klar und prüfe, ob dein Gegenüber wirklich eine rote Linie überschreitet oder einfach nur anders ist als du.
7. Gemeinsamkeiten suchen
Suche bewusst nach einer Gemeinsamkeit mit der Person, um eine Verbindung herzustellen.
8. Verhalten spiegeln
Spiegel das nervige Verhalten der Person, um ihr aufzuzeigen, wie es auf andere wirkt.
9. Humor nutzen
Betrachte die Szene wie aus einem Sketch von Loriot, um Distanz zu gewinnen und gelassener mit der Situation umzugehen.
Gelassenheit als Schlüssel zum Wohlbefinden
Statt sich über den alltäglichen Wahnsinn und andere Menschen aufzuregen, ist es besser, alles gelassener zu sehen. Gelassenheit ist die neue Gemütlichkeit.
Denkfallen vermeiden
Vermeide es, deine Emotionen blind wirken zu lassen und deine emotionale Reaktion als Argument für dein Handeln zu missbrauchen. Konzentriere dich stattdessen auf deine Gedanken und lenke sie in die richtige Richtung.
Subjektivität der Wahrnehmung erkennen
Erkenne, dass deine Wahrnehmung subjektiv ist und es nicht die eine Wahrheit gibt. Jeder hat seine eigene Realität im Kopf.
Weitere Tipps für mehr Gelassenheit
1. Gedankenreise in die Zukunft
Stelle dir vor, du bist in einer fiktiven Zukunft und erinnerst dich an die aktuelle Situation. Oder stelle dir vor, dass dein Mitmensch nicht mehr in deinem Leben ist.
2. Perspektivenwechsel
Stelle dir vor, dein Leben ist ein Film, in dem du die Hauptrolle spielst und andere Nebenrollen haben.
3. Bedeutung relativieren
Mache dir bewusst, dass die meisten Dinge, über die du dich aufregst, morgen schon keine Rolle mehr spielen.
4. Positive Absicht unterstellen
Unterstelle jedem Menschen mit seinen Handlungen eine positive Absicht und sei neugierig auf die Gründe und Motive von anderen.
5. Eigene Erwartungen hinterfragen
Hinterfrage deine eigenen Erwartungen und erkenne, dass andere diese nicht unbedingt teilen.
6. Empathie zeigen
Versuche, dich in andere Menschen hineinzuversetzen und ihre Perspektive zu verstehen.
7. Umarmungen nutzen
Nutze Umarmungen, um Oxytocin auszuschütten und dich zu entspannen.
Angststörungen und Gereiztheit
Wenn dich wirklich alles nervt, kann auch eine Angststörung dahinterstecken. Menschen mit Angststörungen sind generell gereizt und lassen sich leicht aus dem Ruder bringen.
Physiologische Ursachen
Bei einer chronischen Angststörung ist das Nervensystem immer in höchster Alarmbereitschaft. Auch Schlafmangel und Langeweile können zu erhöhter Gereiztheit führen.
Rigide Persönlichkeit
Wenn du eine rigide Person mit hohen Standards bist, kann es sein, dass dich der Rest der Welt nervt, weil er nicht mit deinen Standards übereinstimmt.
Umgang mit der Gereiztheit
Fokussiere dich darauf, was dein Körper tut, und mache Atemübungen, um dich zu zentrieren.
Innere Unruhe als Ursache
Wer sich ständig von seinem Mitmenschen getriggert fühlt, zeigt, wie unruhig es in seinem Innern aussieht. Ewiges Beschweren über andere, ohne bei sich selbst zu schauen, führt nur zu noch mehr Frustration.
Schmerz annehmen
Um das zu ändern, ist es wichtig, den Schmerz anzunehmen und Energieblockaden aufzulösen.
Liebevolle Betrachtung
Versuche, die Welt liebevoll zu betrachten und dich weniger über andere aufzuregen. Setze klare Grenzen, aber ohne Streit.