Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die weltweit Millionen Menschen betrifft. In Deutschland leiden Schätzungen zufolge mindestens 200.000 Menschen an Parkinson, wobei die Tendenz deutlich steigt. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen, wobei etwa 50 Prozent mehr männliche als weibliche Parkinson-Patienten existieren. Die Krankheit tritt zumeist im höheren Erwachsenenalter auf, wobei die große Mehrzahl der Betroffenen mindestens 60 Jahre alt ist. Allerdings erkranken zehn Prozent aller Parkinson-Patienten schon vor dem 50. Lebensjahr. In seltenen Fällen können sogar junge Menschen im Alter von zwanzig Jahren betroffen sein, was als juveniler Parkinson bezeichnet wird.
Was ist Morbus Parkinson?
Morbus Parkinson, auch bekannt als die Parkinson-Krankheit, ist die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Krankheit. Sie ist gekennzeichnet durch das Absterben von Nervenzellen im Gehirn, insbesondere in der Substantia nigra, einem Bereich im Hirnstamm. Diese Zellen produzieren den Botenstoff Dopamin, der für die Feinabstimmung der Muskelbewegung und den Beginn von Bewegungen unerlässlich ist. Ein Dopaminmangel führt zu den typischen Parkinson-Symptomen.
James Parkinson, ein britischer Arzt, beschrieb die Krankheit erstmals im Jahr 1817 in seiner Publikation „An Essay on the Shaking Palsy“ als „unwillkürliche, zitternde Bewegungen, verbunden mit verminderter Muskelkraft, zeitweise selbst mit Unterstützung völlig unbeweglich; Neigung zu vornübergebeugter Körperhaltung und zum Übergang von einer laufenden in eine vorwärts rennende Bewegung; die Sinne und der Intellekt bleiben unbeeinflusst“. Diese Beobachtungen bilden noch heute die Grundlage für die Diagnostik von Morbus Parkinson.
Ursachen von Parkinson
Die genauen Ursachen für das Nervenzellsterben bei Parkinson sind noch nicht vollständig geklärt. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die eine Rolle spielen können:
- Idiopathische Form: In den meisten Fällen (ca. 75 %) tritt die Krankheit ohne erkennbaren Auslöser auf. Dies wird als idiopathisch oder sporadisch bezeichnet.
- Genetische Form: Etwa zehn Prozent der Parkinson-Erkrankungen sind genetisch bedingt. Mutationen, also Veränderungen der Erbinformation, können die Ursache sein. Patienten mit genetischer Parkinson sind im Schnitt etwas jünger, wenn sich Symptome zeigen.
- Sekundäres Parkinson-Syndrom: Hier ähneln die Symptome denen der „echten“ Parkinson-Erkrankung, ohne dass es sich um Morbus Parkinson handelt. Die Symptome werden nicht durch Zellsterben in der Substantia Nigra verursacht, sondern können beispielsweise durch Medikamente oder Vergiftungen ausgelöst werden.
- Lewy-Körperchen: Ein Merkmal der Erkrankung ist das Auftreten sogenannter Lewy-Körperchen in den betroffenen Zellen. Dabei handelt es sich um Ablagerungen, die einen Eiweißstoff namens Alpha-Synuclein enthalten.
- Umweltfaktoren: Pestizide, Schwermetalle, Lösungsmittel und Feinstaub können sowohl direkt als auch indirekt giftig auf Nervenzellen wirken und das Risiko für Parkinson erhöhen.
- Veränderungen im Darm-Mikrobiom: Es wird angenommen, dass es bei einem Teil der Betroffenen zuerst zu einer Veränderung im Darm-Mikrobiom kommt, wodurch die Zusammensetzung der Mikroorganismen ungünstig verändert wird.
Frühsymptome von Parkinson bei Männern
Die Parkinson-Krankheit beginnt oft schleichend und unscheinbar. Viele der frühen Symptome werden häufig zuerst von Angehörigen und Freunden bemerkt und seltener von den Patientinnen und Patienten selbst. Die Betroffenen nehmen im Frühstadium der Erkrankung eher wahr, dass Arme und Beine sich schwerfälliger bewegen lassen.
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Die Frühphase der Erkrankung unterscheidet sich von dem bekannteren Krankheitsbild im späteren Stadium. Folgende Anzeichen können auf eine beginnende Parkinson-Erkrankung hindeuten:
- Depressionen: Psychische Veränderungen wie Depressionen können ein frühes Anzeichen von Parkinson sein.
- Schlafstörungen: Schlafprobleme, insbesondere plötzliche Bewegungen und das Nachspielen von Träumen während des Schlafs (REM-Schlaf-Verhaltensstörung), können auftreten.
- Verstopfung: Anhaltende Schwierigkeiten beim Stuhlgang und Anstrengung können ein frühes Symptom sein.
- Störungen des Geruchssinns: Ein nachlassender Geruchssinn, insbesondere für bestimmte Lebensmittel wie Bananen, Essiggurken oder Lakritze, kann auf Parkinson hinweisen.
- Leisere, monotone Stimme: Eine Veränderung der Stimme, die weich oder heiser wird (Hypophonie), kann auftreten.
- Fehlendes Mitschwingen eines Armes beim Gehen: Eine Veränderung des Ganges, bei dem ein Arm beim Gehen nicht mehr natürlich mitschwingt, kann ein frühes Anzeichen sein.
- Veränderte Handschrift (Mikrographie): Die Handschrift wird kleiner und die Buchstaben stehen enger beieinander.
- Bewegungs- und Gangstörungen: Steifheit in Armen oder Beinen, die die Bewegungsfähigkeit einschränkt und fließende Bewegungen erschwert.
- Gesichtsmaskierung: Ein ernster, steifer oder ausdrucksloser Gesichtsausdruck, auch wenn die Betroffenen sich nicht schlecht gelaunt fühlen.
- Veränderte Körperhaltung: Die Betroffenen bücken oder beugen sich beim Stehen.
- Schwindel oder Ohnmacht beim Aufstehen: Dies kann auf niedrigen Blutdruck zurückzuführen sein.
- Tagesmüdigkeit: Vermehrte Müdigkeit, die auch durch Medikamente beeinflusst werden kann.
- Verhaltensveränderungen: Persönlichkeitsveränderungen, die oft durch eine verminderte Fähigkeit zur Impulskontrolle gekennzeichnet sind.
Es ist wichtig zu betonen, dass das Auftreten eines oder mehrerer dieser Symptome nicht zwangsläufig auf Parkinson hinweist. Viele dieser Symptome können auch andere Ursachen haben. Wenn jedoch mehrere dieser Anzeichen gleichzeitig auftreten und über einen längeren Zeitraum bestehen, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abzuklären.
Hauptsymptome von Parkinson
Mit der Zeit werden die klassischen Hauptsymptome der Parkinson-Krankheit deutlicher:
- Bradykinese (Verlangsamung): Die Bewegungsfähigkeit nimmt ab. Parkinson-Patienten gehen auffallend langsam und mit kleinen Schritten, sich drehen fällt ihnen schwer. Die Mimik wird maskenhaft, die Handschrift wird kleiner.
- Ruhetremor (Ruhezittern): Ein unwillkürliches Zittern der Hände, das im späteren Verlauf der Krankheit auch die Füße betreffen kann. Das Zittern tritt bei Parkinson nur auf, während Hände und Füße ruhen und verstärkt sich bei emotionaler Belastung. Der Ruhetremor kann auch auf eine Körperhälfte beschränkt sein. Er verschwindet, wenn Patienten die betroffene Extremität bewegen oder während Patienten schlafen. Der Ruhetremor kann als eine Art „Pillendrehen“ oder „Münzrollen“ beschrieben werden, bei dem die Finger langsam und wiederholt Bewegungen ausführen, die einem Münzrollen ähneln.
- Rigor (Steifheit): Eine Steifheit der Muskeln, von der häufig Nacken, Arme und Beine betroffen sind. Die Körperhaltung ist vornübergebeugt. Es fühlt sich für Betroffene an, als ob Bewegungen gegen einen Widerstand ausgeführt werden müssen. Manchmal sind Bewegungen regelrecht blockiert. Das Zahnradphänomen ermöglicht als typisches Parkinson-Anzeichen eine Methode, um einen Rigor im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen. Hierbei versuchen Ärztinnen und Ärzte den Arm der Patientinnen und Patienten zu bewegen, zum Beispiel an Ellenbogen oder Handgelenk. Durch den Rigor ist dies nur ruckartig und in kleinen Abständen möglich, als könnte die Bewegung jeweils nur bis zum Einrasten des Gelenks in der nächsten Kerbe eines imaginären Zahnrads ausgeführt werden.
- Posturale Instabilität (Mangelnde Stabilität der Körperhaltung): Gleichgewichtsstörungen, die dazu führen, dass die Betroffenen unsicher gehen und stehen und das Gleichgewicht nicht mehr halten können, weshalb es zur Gefahr von Stürzen kommt.
- Freezing: Plötzlich auftretende, vorübergehende Störung des Ganges, bei der die Betroffenen mitten in einer Bewegung „einfrieren“ und nicht von der Stelle kommen.
Diagnose von Parkinson
Die Diagnose von Parkinson basiert auf einer sorgfältigen neurologischen Untersuchung und der Erhebung der Krankengeschichte. Dabei werden die typischen Symptome erfasst und andere mögliche Ursachen ausgeschlossen.
Es gibt verschiedene Tests, die bei der Diagnose helfen können:
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- Riechtests: In der Frühdiagnose können Riechtests eingesetzt werden, um einen nachlassenden Geruchssinn festzustellen.
- L-Dopa-Test: Die Gabe von L-Dopa, einem Medikament, das den Dopaminmangel ausgleicht, kann zeigen, ob sich die Symptome verbessern.
- MRT oder CT: Um andere neurologische Erkrankungen auszuschließen, können bildgebende Verfahren wie MRT oder CT eingesetzt werden.
- PANDA-Test: Ein Test, der speziell für Menschen mit Parkinson entwickelt wurde und die Aufmerksamkeit, das Erinnerungsvermögen oder die Wortfindung testet.
Behandlung von Parkinson
Morbus Parkinson ist bislang nicht heilbar. Mit geeigneten Therapien lässt sich die Krankheit jedoch oft über Jahre hinweg gut kontrollieren. Ziel der Behandlung ist es, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Die Behandlung von Parkinson umfasst in der Regel folgende Bausteine:
- Medikamentöse Behandlung: Eine wichtige Rolle spielt die medikamentöse Behandlung. So kann die Gabe von Dopaminvorstufen (z. B. in Form des Antiparkinson-Wirkstoffs L-Dopa) den Dopaminmangel ausgleichen. Es gibt auch Medikamente, die den Abbau von Dopamin im Gehirn verlangsamen oder andere Botenstoffe beeinflussen. Die Medikamente werden individuell an den Patienten angepasst, da die Beschwerden variieren und unterschiedlich schnell fortschreiten können.
- Tiefe Hirnstimulation (THS): Ist die medikamentöse Behandlung nicht mehr ausreichend, kommt ein so genannter Hirnschrittmacher in Frage. Dabei werden Elektroden ins Gehirn eingesetzt, die durch elektrische Impulse bestimmte Hirnregionen positiv beeinflussen.
- Physiotherapie: Regelmäßige körperliche Aktivität und gezielte Übungen können helfen, die Beweglichkeit und Koordination zu verbessern und Stürzen vorzubeugen.
- Ergotherapie: Ergotherapeuten unterstützen die Patienten dabei, ihreAlltagskompetenzen zu erhalten und zu verbessern.
- Logopädie: Logopäden helfen bei Sprach- und Schluckbeschwerden.
- Weitere Therapien: Je nach Bedarf können weitere Therapien wiePsychotherapie,Entspannungstechniken oderErnährungsberatung sinnvoll sein.
- Körperliche Aktivität: Regelmäßiger Kaffeekonsum und eine gesunde mediterrane Ernährung mit vielen Ballaststoffen und Polyphenolen können das Risiko für die Entstehung und das Fortschreiten von Parkinson senken.
Leben mit Parkinson
Die Diagnose Parkinson kann das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen stark beeinflussen. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit der Krankheit auseinanderzusetzen und sich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten und Unterstützungsangebote zu informieren.
Folgende Tipps können helfen, das Leben mit Parkinson besser zu gestalten:
- Suchen Sie sich ein gutes Ärzteteam: EinNeurologe mit Erfahrung in der Behandlung von Parkinson kann Sie optimal betreuen und beraten.
- Nehmen Sie die Medikamente regelmäßig ein: Die Medikamente sollten regelmäßig und gemäß den Anweisungen des Arztes eingenommen werden, um eine optimale Wirkung zu erzielen.
- Bleiben Sie aktiv: Körperliche Aktivität undSport können helfen, die Beweglichkeit und Koordination zu erhalten und die Lebensqualität zu verbessern.
- Nehmen Sie an Therapien teil: Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können Ihnen helfen, Ihre Fähigkeiten zu erhalten und zu verbessern.
- Suchen Sie den Austausch mit anderen Betroffenen: Der Austausch mit anderen Parkinson-Patienten in Selbsthilfegruppen oder Online-Foren kann sehr hilfreich sein.
- Informieren Sie sich über Unterstützungsangebote: Es gibt viele Organisationen und Einrichtungen, die Parkinson-Patienten und ihre Angehörigen unterstützen.
- Passen Sie Ihr Wohnumfeld an: Um Stürze zu vermeiden, sollten Sie Ihr Wohnumfeld an Ihre Bedürfnisse anpassen. Entfernen Sie Stolperfallen, installieren Sie Haltegriffe und sorgen Sie für eine gute Beleuchtung.
- Achten Sie auf eine gesunde Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen kann helfen, die Symptome zu lindern und das Wohlbefinden zu steigern.
- Pflege bei Parkinson: Da die Krankheit fortschreitet, kann es sein, dass Parkinson-Patienten im Verlauf von 20 Jahren pflegebedürftig werden. Es ist wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema Pflege auseinanderzusetzen und sich über die verschiedenen Möglichkeiten zu informieren.
Forschung zu Parkinson
Die Forschung zur Parkinson-Krankheit hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Es gibt viele vielversprechendeAnsätze, um die Ursachen der Krankheit besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln.
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Zu den aktuellen Forschungsschwerpunkten gehören:
- Ursachenforschung: Die Suche nach den genauen Ursachen für das Nervenzellsterben bei Parkinson.
- Biomarker: Die Entwicklung von Biomarkern, die eine Früherkennung von Parkinson ermöglichen und helfen, das Fortschreiten der Erkrankung besser im Auge zu behalten.
- Neue Therapien: Die Entwicklung neuer Medikamente und Therapien, die an den Ursachen der Krankheit ansetzen und den Krankheitsverlauf verlangsamen oder sogar heilen können.
- Genetische Faktoren: Die Erforschung der Rolle von Genen bei der Entstehung von Parkinson.
- Umweltfaktoren: Die Untersuchung des Einflusses von Umweltfaktoren wie Pestiziden und Schwermetallen auf das Parkinson-Risiko.
- Darm-Hirn-Achse: Die Erforschung der Zusammenhänge zwischen dem Darm-Mikrobiom und der Entstehung von Parkinson.
- Molekulare und genetische Methoden: Erste vielversprechende Erfolge mit neuen molekularen und genetischen Methoden geben Anlass zur Hoffnung, dass in den nächsten Jahrzehnten möglicherweise Therapien zum Einsatz kommen könnten, die die Parkinson-Krankheit verzögern oder gar heilen könnten.
Deutschland gehört zu den international führenden Standorten der Parkinson-Forschung. Es gibt hervorragende regionale und nationale Forschungsnetzwerke.