Selbstbestimmt Leben mit Demenz in Münster: Wohngemeinschaften als Alternative

Viele ältere Menschen wünschen sich, trotz Pflegebedürftigkeit und demenzieller Erkrankung, so lange wie möglich ein selbstständiges Leben nach ihren individuellen Vorstellungen zu führen. In Münster und Umgebung gibt es eine Vielzahl von Wohngemeinschaften, die sich auf die Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz spezialisiert haben und eine attraktive Alternative zu herkömmlichen Wohnformen wie stationären Altenpflegeeinrichtungen darstellen. Diese Wohngemeinschaften bieten ein familiäres Umfeld, in dem die Bewohner ihren Alltag aktiv mitgestalten können und gleichzeitig die notwendige Unterstützung und Sicherheit erhalten.

Das Konzept der Demenz-Wohngemeinschaft

Das Konzept der Demenz-Wohngemeinschaft basiert auf dem Prinzip, dass Menschen mit Demenz in einer vertrauten und überschaubaren Umgebung besser zurechtkommen und ihre Selbstständigkeit länger bewahren können. Die Wohngemeinschaften sind in der Regel kleine Einheiten mit wenigen Bewohnern, die gemeinsam einen Haushalt führen. Jeder Bewohner hat ein eigenes Zimmer, das er nach seinen individuellen Wünschen mit eigenen Möbeln einrichten kann. Gemeinschaftsflächen wie Wohnzimmer, Küche und Garten bieten Raum für soziale Interaktion und gemeinsame Aktivitäten.

Alltag in der Wohngemeinschaft

Der Alltag in einer Demenz-Wohngemeinschaft ist so normal wie möglich gestaltet. Die Bewohner werden in die alltäglichen Aufgaben wie Kochen, Putzen und Wäschewaschen einbezogen, um ihre Fähigkeiten zu erhalten und ihre Selbstständigkeit zu fördern. Das Betreuungspersonal unterstützt die Bewohner bei der Bewältigung des Alltags und achtet darauf, dass ihre individuellen Bedürfnisse und Wünsche berücksichtigt werden. Ein strukturierter Tagesablauf mit festen Mahlzeiten und Aktivitäten gibt den Bewohnern Sicherheit und Orientierung.

Betreuung und Pflege

Die Betreuung und Pflege in einer Demenz-Wohngemeinschaft wird von einem Team aus qualifizierten Pflegekräften und Alltagsbegleitern sichergestellt. Sie sind rund um die Uhr für die Bewohner da und bieten ihnen die notwendige Unterstützung bei der Körperpflege, der Medikamenteneinnahme und anderen pflegerischen Aufgaben. Die Alltagsbegleiter gestalten gemeinsam mit den Bewohnern den Alltag, sind Kommunikationspartner und Orientierungshelfer. Sie kennen die Biografien, Vorlieben und Abneigungen der Bewohner und planen mithilfe dieser Informationen das Tagesprogramm.

Einbeziehung der Angehörigen

Die Einbeziehung der Angehörigen ist ein wichtiger Bestandteil des Konzepts der Demenz-Wohngemeinschaft. Angehörige sind herzlich willkommen und werden ermutigt, sich aktiv am Leben der Wohngemeinschaft zu beteiligen. Sie können beispielsweise bei der Gestaltung des Alltags mitwirken, an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen oder einfach nur Zeit mit ihren Angehörigen verbringen. Regelmäßige Treffen mit den Angehörigen dienen dem Austausch von Informationen und der Klärung von Fragen.

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Demenz-Wohngemeinschaften in Münster und Umgebung

In Münster und Umgebung gibt es eine Vielzahl von Demenz-Wohngemeinschaften, die von verschiedenen Trägern betrieben werden. Einige Beispiele sind:

  • Alexianer Münster GmbH: Die Alexianer betreiben mehrere Wohngemeinschaften im Stadtgebiet Münster, darunter die erste Alexianer-Wohngemeinschaft, die Villa Mauritz, die Wohngemeinschaft Taubenstraße und der Hof Schultmann. Mit der Wohngemeinschaft Pröbstinghof bieten sie auch das erste Wohnangebot in dörflicher Struktur an. Ihr Motto lautet: „Ein Maximum an Selbständigkeit - ein Optimum an Betreuung und Pflege“.
  • DRK Münster: Das DRK betreibt zwei ambulante Wohngemeinschaften an der Hüfferstraße, die eine Alternative zu herkömmlichen Wohnformen darstellen. Sie betreuen Menschen mit unterschiedlichen Pflege- und Hilfebedarfen und legen Wert darauf, ihren Mietern ein aktives, selbstbestimmtes Leben in Gemeinschaft zu ermöglichen. Die Wohngemeinschaften befinden sich in zentraler und stadtnaher Lage, in der Nähe des botanischen Gartens und des Aasees.
  • Diakonie Münster: Die Diakonie mobil betreibt die Senioren-Wohngemeinschaft Lydia in Münster-Nienberge, die älteren Menschen ein Zuhause in Gemeinschaft bietet. Die Wohngemeinschaft verfügt über zwölf helle und moderne Zimmer mit barrierefreien Bädern sowie einen großen Wohn- und Essbereich. Die Betreuung ist 24 Stunden für die Bewohner da.
  • Klaras Ambulanter Dienst: Klaras Ambulanter Dienst betreut vier Demenz-Wohngemeinschaften in Münster, die den Bewohnern ein familiäres Wohlfühl-Umfeld bieten. Das Betreuungsteam bietet fachgerechte Unterstützung bei der Bewältigung des Alltags und der Gestaltung von Freizeitaktivitäten.
  • Irmgard Buschmann Haus: Das Irmgard Buschmann Haus bietet Menschen mit demenzieller Erkrankung in zwei Wohngemeinschaften ein familienähnliches Umfeld. Das Haus verfügt über 19 Einzelappartements und liegt in der Nähe des Küchenbuschs.

Weitere Wohngemeinschaften und Standorte

Neben den genannten Beispielen gibt es auch weitere Senioren-Wohngemeinschaften in der Umgebung von Münster, wie z.B. in Hamm (Werler Str.), Hasbergen (Osnabrücker Str.), Oer-Erkenschwick (Horneburger Str.), Marl (Hülsstr.), Dorsten (Schluerweg, Juliusstr.), Herne (Jürgens Hof), Herten (Ewaldstr.), Essen (Vogelheimer Str., Auf der Litten) und Dortmund (Heimbrügge). Diese Wohngemeinschaften bieten ähnliche Konzepte und Leistungen an und sind eine gute Alternative für Menschen, die nicht in Münster wohnen möchten.

Finanzierung einer Demenz-Wohngemeinschaft

Die Finanzierung einer Demenz-Wohngemeinschaft basiert in der Regel auf drei Säulen:

  1. Miete: Die Bewohner zahlen Miete für ihr Zimmer und die anteilige Nutzung der Gemeinschaftsflächen.
  2. Betreuungspauschale: Die Betreuungspauschale deckt die Kosten für die Alltagsbegleitung und die hauswirtschaftliche Versorgung im Gemeinschaftsbereich ab.
  3. Pflegekosten: Die Pflegekosten werden in der Regel von der Pflegekasse übernommen, sofern ein Pflegegrad vorliegt.

Zusätzlich können noch Kosten für Verpflegung und persönliche Ausgaben anfallen.

Unterstützungsmöglichkeiten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Kosten für eine Demenz-Wohngemeinschaft zu reduzieren:

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  • Wohngruppenzuschlag: Pflegebedürftige Menschen in einer Wohngemeinschaft haben Anspruch auf einen Wohngruppenzuschlag von der Pflegekasse.
  • Ergänzende Leistungen: Wenn das eigene Einkommen oder Vermögen nicht ausreicht, um die Kosten zu decken, können ergänzende Leistungen beim Sozialamt beantragt werden.
  • Wohnberechtigungsschein (WBS): Für einige Wohngemeinschaften ist ein Wohnberechtigungsschein erforderlich.

Vor- und Nachteile von Demenz-Wohngemeinschaften

Demenz-Wohngemeinschaften bieten eine Reihe von Vorteilen gegenüber herkömmlichen Wohnformen:

  • Familiäre Atmosphäre: Die kleine Gruppengröße und die gemeinsame Haushaltsführung schaffen eine familiäre Atmosphäre, in der sich die Bewohner wohlfühlen.
  • Förderung der Selbstständigkeit: Die Bewohner werden in die alltäglichen Aufgaben einbezogen und bei der Gestaltung des Alltags unterstützt, um ihre Fähigkeiten zu erhalten und ihre Selbstständigkeit zu fördern.
  • Individuelle Betreuung: Das Betreuungspersonal geht auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Bewohner ein und passt die Betreuung entsprechend an.
  • Einbeziehung der Angehörigen: Die Angehörigen werden aktiv in das Leben der Wohngemeinschaft einbezogen und können sich regelmäßig mit dem Betreuungspersonal austauschen.
  • Soziale Kontakte: Die Bewohner haben die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und an gemeinsamen Aktivitäten teilzunehmen.

Allerdings gibt es auch einige Nachteile, die berücksichtigt werden sollten:

  • Weniger Privatsphäre: Durch das Zusammenleben in einer Wohngemeinschaft haben die Bewohner weniger Privatsphäre als in einer eigenen Wohnung.
  • Abhängigkeit von der Gruppe: Die Bewohner sind auf die Akzeptanz und das Verständnis der anderen Bewohner angewiesen.
  • Höhere Kosten: Die Kosten für eine Demenz-Wohngemeinschaft können höher sein als die Kosten für eine stationäre Pflegeeinrichtung.

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