Morbus Parkinson ist eine bekannte neurologische Erkrankung, von der in Deutschland etwa 300.000 bis 400.000 Menschen betroffen sind. Die Erkrankung tritt vor allem zwischen dem 50. und dem 72. Lebensjahr auf, wobei Männer und Frauen gleichermaßen betroffen sind. Parkinson ist eine schleichende, chronische Erkrankung, bei der Nervenzellen kumulativ geschädigt werden. Das typische Erkrankungsalter für Parkinson liegt bei rund 60 Jahren. Da die Gesellschaft immer älter wird, nehmen die absoluten Zahlen der Parkinson-Patienten zu. Hinzu kommt, dass Mediziner die Krankheit heute gut diagnostizieren können und in einem früheren Stadium als vor 20 oder 30 Jahren erkennen.
Einige Parkinson-Symptome sind sichtbar, andere wiederum nicht, was einer korrekten Diagnose der Krankheit im Weg stehen kann. Menschen, die an Parkinson erkrankt sind, haben oft Schwierigkeiten, bestimmte Symptome der Parkinson-Krankheit oder anderen Ursachen zuzuordnen. Das Erscheinungsbild von Parkinsonpatienten ist recht typisch und in der Allgemeinbevölkerung bekannt. Die Betroffenen neigen zu einer instabilen Körperhaltung und zittern. Auch ein maskenhaftes Gesicht, eine undeutliche Sprache, Schluckstörungen und andere offensichtliche Beeinträchtigungen treten auf. Sämtliche Bewegungen der Betroffenen sind beeinträchtigt. Das Muskelspiel ist vermindert, was zu einer verminderten Mimik, einer leisen und undeutlichen Sprache, Schluckstörungen und allgemein verminderter Geschicklichkeit führt. Zudem kann beobachtet werden, dass sich das Schriftbild der Patienten verändert und ein kleinschrittiger Gang sowie verminderte bzw.
Was ist ein Parkinson-Maskengesicht?
Das maskenhafte Gesicht, auch Hypomimie oder Amimie genannt, ist ein häufiges Symptom bei Parkinson-Patienten. Es beschreibt die verminderte Aktivität der Muskeln im Gesicht, was dazu führt, dass das Gesicht wie eine Maske aussieht. Gesichtsausdrücke können gar nicht mehr oder nicht mehr so gut wie vorher gezeigt werden. Das Gesicht wirkt wie erstarrt. Ein Maskengesicht ist typisch für die Parkinson-Erkrankung. Zusammenhängend mit dem Maskengesicht können Symptome wie Schluckschwierigkeiten oder Sprachprobleme auftreten, die ebenfalls behandelt werden sollten.
Ursachen des Maskengesichts bei Parkinson
Das Maskengesicht bei Parkinson wird vor allem durch die muskuläre Seite der Erkrankung erklärt. Diese muskulären Symptome werden durch den Verlust von Zellen in einer bestimmten Gehirnregion verursacht - die Substantia nigra. Die Region wirkt normalerweise mithilfe vom Botenstoff Dopamin fördernd auf das Anspannen von Muskulatur. Beim Morbus Parkinson kommt es zum Absterben von Nervenzellen in der „Pars compacta“ der „Substantia nigra“, dicht gelagerte, melaninhaltige Nervenzellen, welche für die Produktion von Dopamin verantwortlich sind. Letztendlich liegt also ein Dopaminmangel vor, welcher die Symptomatik der Erkrankung auslöst.
Es gibt allerdings auch nicht-muskuläre Gründe für das Maskengesicht, die im Gehirn selbst liegen.
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Auswirkungen des Maskengesichts auf Kommunikation und soziale Interaktion
Oft werden Patient:innen mit Maskengesicht von Angehörigen und medizinischem Personal missverstanden. Unsere Mimik macht einen großen Teil unserer Kommunikation aus, dies vor allem unbewusst. Wenn dieser Teil fehlt, kann es zu Missverständnissen kommen. Ein Maskengesicht könnte zum Beispiel als ein Fehlen von Interesse verstanden werden oder sogar als ein depressives Symptom, während die Patient:innen eigentlich etwas ganz anderes ausdrücken wollen. Außerdem gibt es Studien, die zeigen, dass Patient:innen mit Maskengesicht auch schlechter die Gesichtsausdrücke von anderen Menschen auseinanderhalten können.
Einfluss des Maskengesichts auf die Lebensqualität
Die Reduktion von Gesichtsausdrücken, wie es beim Maskengesicht der Fall ist, hat einen schlechten Einfluss auf die Lebensqualität von Patient:innen. Vor allem Kommunikation und tägliche Aktivitäten mit sozialem Austausch sind beeinträchtigt. Insbesondere enge Beziehungen, wie zum Beispiel zu Ehepartner:innen, können negativ beeinflusst werden, was Auswirkungen auf das psychologische Wohlergehen der Patient:innen haben kann. Damit könnte ein Maskengesicht zum sozialen Rückzug führen, der weitere Beeinträchtigungen der Lebensqualität zur Folge haben kann. Es ist also sehr wichtig, dass dieses Symptom erkannt und behandelt wird. Das Vorhandensein eines Maskengesichts kann außerdem ein Hinweis darauf sein, dass weitere muskuläre Symptome vorhanden sind und kann auch mit dementen Symptomen zusammenhängen.
Weitere Symptome und Begleiterscheinungen von Parkinson
Neben dem maskenhaften Gesicht können bei Parkinson eine Reihe weiterer Symptome auftreten, die die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.
Motorische Symptome
Die motorischen Symptome beziehen sich auf Bewegungen und Bewegungsabläufe, die von den Muskeln und dem Nervensystem gesteuert werden. Vor allem die motorischen Symptome sind typisch für Parkinson. Allen voran die Bradykinese. Hierbei erleben Betroffene eine spürbare Verlangsamung ihrer körperlichen Bewegungen.
- Bradykinese: Verlangsamung der Bewegungen. Die Verlangsamung der Bewegungen fällt oftmals nahen Angehörigen oder Freunden als erstes auf. Während Betroffene früher Bewegungen flüssig ausführen konnten, erscheinen sie bei Parkinson allmählich immer stockender und gehemmter. Auch dieses Symptom einer Parkinson-Krankheit lässt sich im Parkinson-Frühstadium noch kaschieren.
- Rigor: Muskelsteifheit aufgrund einer Steigerung der Muskelspannung. Häufig kommt es zum sogenannten Rigor. Auch das für die Erkrankung typische Zittern ist auf die veränderte Muskelspannung zurückzuführen.
- Tremor: Zittern, meist in Ruhe. In einem Großteil der Fälle handelt es sich dabei um einen Ruhetremor. Bei einem Ruhetremor tritt das Zittern auf, wenn die Muskulatur vollkommen entspannt ist - also zum Beispiel, wenn die Hand im Schoß liegt.
- Posturale Instabilität: Unsicherheit beim Gehen und Stehen, erhöhte Sturzgefahr. Aufgrund der Geh- und Haltungsstörungen kommt es zu einem unsicheren Gang, der in Kombination mit Gleichgewichtsproblemen zu einer erhöhten Sturzgefahr führt. Auch Treppen oder unebenes Gelände stellen Menschen mit Parkinson vor große Herausforderungen, da sie Entfernungen nicht richtig abschätzen können, was zu Trittunsicherheiten führt.
- Veränderung des Gangbildes: Das auffälligste Anzeichen eines Parkinson-Syndroms ist das Gangbild. In einem späten Stadium des Parkinson-Syndroms kommt es Betroffenen so vor, als würden die eigenen Beine versagen und die Füße am Boden festkleben.
Nicht-motorische Symptome
Neben den motorischen Symptomen können bei Parkinson eine Reihe von nicht-motorischen Symptomen auftreten.
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- Schlafstörungen: Verschiedene Schlafprobleme können der Parkinson-Krankheit zugeordnet werden. REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Dies ist eine Schlafstörung, bei der Personen im REM-Schlaf äußerst lebhaft träumen, indem sie sprechen, um sich treten oder schlagen.
- Verlust des Geruchssinns: Die Mehrheit der Parkinson-Patienten leiden am Verlust des Geruchssinnes.
- Kognitive Probleme: Einige Parkinson-Patienten leiden unter Gedächtnisverlust, Schwierigkeiten mit Multitasking oder Konzentrationsproblemen.
- Orthostatische Hypotonie: Parkinson-Patienten leiden oft an orthostatischer Hypotension, einem plötzlichen Blutdruckabfall beim Stehen.
- Dystonie: Dystonie ist eine Bewegungsstörung. Die Koordination unserer Bewegungen im Gehirn ist bei Dystonie-Patienten gestört, wodurch unfreiwillige, unkontrollierbare Muskelkontraktionen und Verkrampfungen auftreten.
- Sprachprobleme: Das Sprechen und Schlucken kann schwieriger werden, der Patient kann leiser und monotoner sprechen.
- Teilnahmslosigkeit: Viele Parkinson-Patienten leiden an Apathie (Teilnahmslosigkeit). Dies führt zu einer verminderten Lebensqualität für Patienten und Angehörige.
- Begleitsymptome: Die Begleitsymptome sind vielfältig und reichen von der Minderung des Geruchssinns, Missempfindungen, Muskel- und Gelenkschmerzen, fettglänzender Gesichtshaut, Kreislaufstörungen, Störungen der Blasenfunktion, sexuellen Störungen, Magen-Darm-Problemen, Temperaturregulationsstörungen, gedrückter Stimmung über verlangsamtes Denken, einer Störung der Einschätzung von Geschwindigkeiten und Entfernungen bis hin zu Halluzinationen, Demenz und REM-Schlafstörungen.
Psychische Begleiterscheinungen
Eine besondere Schwierigkeit stellen die psychischen Begleiterscheinungen der Erkrankung dar, die zu häufig vernachlässigt werden. Viele Erkrankte neigen zu aggressivem Verhalten. Sie fühlen sich hilflos und merken, dass sie zunehmend die Kontrolle über ihren eigenen Körper und ihr Leben verlieren.
Diagnose von Parkinson
Die große Schwierigkeit bei der Diagnose eines Parkinson-Syndroms besteht darin, dass die Erkrankung in vielen Fällen schon fortgeschritten ist, ehe überhaupt eindeutige Symptome auftreten. Viele Nebensymptome wie Schlafstörungen, Muskelverspannungen oder Schmerzen, die durchaus Hinweise auf eines der Parkinson-Syndrome geben können, werden in vielen Fällen zunächst einzeln diagnostiziert.
Die Parkinson-Diagnostik kann verschiedene Untersuchungen und Tests umfassen. Der Arzt wird detaillierte Fragen zur medizinischen Vorgeschichte und den Symptomen stellen. Der Arzt führt eine umfassende Untersuchung durch, um typische Parkinson-Symptome zu erkennen. In vielen Fällen kann der Arzt die Diagnose Parkinson bestätigen, wenn die Symptome auf die Behandlung mit Parkinson-spezifischen Medikamenten, insbesondere Levodopa, ansprechen.
L-Dopa-Test
Der sogenannte L-Dopa-Test kann beispielsweise im Rahmen der Diagnostik eines Parkinson-Syndroms eingesetzt werden. Hierfür wird zunächst die Symptomschwere erfasst. Dann wird eine schnell wirksame Form von L-Dopa verabreicht und die Symptome werden erneut erfasst. Wenn sich die Symptome um mindestens 30 Prozent verbessert haben, deutet dies auf ein idiopathisches Parkinson-Syndrom hin. Wichtig ist allerdings, dass das alleinige Testergebnis noch keine gesicherte Parkinson-Diagnose bedeutet.
Weitere diagnostische Verfahren
Da es keine spezifischen Tests gibt, die einen direkten Nachweis für Parkinson geben können, schließt der Arzt andere mögliche Ursachen für die Symptome aus, wie zum Beispiel einen Schlaganfall, Medikamentennebenwirkungen oder andere neurodegenerative Erkrankungen. Die DAT-Scan Untersuchung, auch bekannt als Dopamintransporter-Scan, ist eine spezielle bildgebende Untersuchung, die in der Diagnose von Parkinson und anderen Bewegungsstörungen verwendet wird. Ein DAT-Scan wird typischerweise durchgeführt, um die Diagnose von Parkinson zu bestätigen.
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Behandlungsmöglichkeiten für das Maskengesicht und andere Parkinson-Symptome
Generell kann Parkinson nicht geheilt, sondern nur die Symptome behandelt werden, dazu gehört die Behandlung eines Maskengesichts. Die Ursache ist vor allem dem muskulären Teil der Erkrankung zuzuschreiben, die mit dem Absterben von Dopamin-produzierenden Zellen in einem bestimmten Bereich des Gehirns zu tun hat.
Medikamentöse Therapie
- Levodopa: Levodopa, auch L-Dopa genannt, wird im Gehirn zu Dopamin umgewandelt und übernimmt dort die ursprüngliche Funktion. So kann die Muskelanspannung wieder gefördert und Symptome wie ein maskenartiges Gesicht verbessert werden.
- Dopaminagonisten: Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die ähnlich wie Dopamin wirken und vom Körper auch als solches erkannt werden.
- MAO-B-Hemmer oder COMT-Hemmer: Diese Gruppe von Medikamenten hält den Dopaminspiegel aufrecht, indem sie den Abbau von Dopamin im Körper hemmen. Meist kombiniert man diese Medikamente mit Levodopa.
Weitere Therapieansätze
- Ergotherapie und Logopädie: Bei besonders stark ausgeprägten Symptomen können Ergotherapie oder Logopädie helfen.
- Übungen vor dem Spiegel: Außerdem können Patient:innen aktiv vor dem Spiegel üben, verschiedenste Gefühle zu zeigen. Dabei kann die Hilfe von Angehörigen wichtig sein, da oft auch das Wahrnehmen von Gesichtsausdrücken beeinflusst ist. Auch dies kann gezielt geübt werden, indem Angehörige Gesichtsausdrücke zeigen und ändern und dies von den Patient:innen als Emotion bezeichnet werden muss.
- Tiefe Hirnstimulation: Reichen Medikamente nicht mehr, dann ziehen Ärzte einen neurochirurgischen Eingriff im Gehirn in Erwägung: Zwei Sonden werden im Gehirn implantiert, und zwar in Gebieten, die relativ tief im Gehirn liegen. Die Sonden geben ca. Es gibt verschiedene Areale im Gehirn, die man beim Parkinson stimulieren kann. Die meisten Erfahrungen hat man mit dem sogenannten subtalamischen Kern.
Unterstützung durch Angehörige
Da Parkinson-Patient:innen ihre Emotionen nicht mehr so eindeutig über ihre Mimik ausdrücken können, wird sprachliche Kommunikation umso wichtiger. Emotionen sollten häufiger ausgesprochen werden, was anfangs schwerfallen kann, den Betroffenen aber sehr weiterhelfen kann. Oft werden Gesichtsausdrücke als Traurigkeit oder fehlendes Interesse wahrgenommen, was nicht immer der Fall ist.
Umgang mit Parkinson im Alltag
Betroffene sind im Alltag in der Regel stark eingeschränkt. Besonders in fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung fällt es den Patienten schwer, alltägliche Aufgaben zu erledigen. Da die Beweglichkeit immer weiter eingeschränkt wird, sind sie ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr in der Lage, sich selbstständig anzuziehen, zu essen oder andere einfache Tätigkeiten auszuführen. Die Pflege der Betroffenen ist somit zumeist sehr umfangreich.
Für Pfleger und Angehörige stellt die Pflege eines Parkinsonpatienten daher eine große Herausforderung dar. Der Erkrankte benötigt für einfachste Aufgaben deutlich länger als gewohnt, was viel Geduld seitens der Angehörigen bzw. Pfleger voraussetzt. Weiterhin ist darauf zu achten, dem Betroffenen nicht das Gefühl zu geben, als minderwertig wahrgenommen zu werden. Für Angehörige und Pfleger ist es häufig schwer, sich auf die Situation des Patienten einzustellen. Pflegende sollten Geduld haben, psychische Auffälligkeiten nicht übergehen oder ignorieren. Besonders in späteren Stadien kann eine „24-Stunden”-Pflege notwendig werden. Berufstätigen Familienangehörigen ist es oft nicht möglich, rund um die Uhr für den Betroffenen zu sorgen. Zudem ist bei der Pflege zunehmend Fachwissen gefordert, das in den meisten Fällen nicht vorhanden ist.
Forschung und Ausblick
Über Morbus Parkinson wird nach wie vor intensiv geforscht. Das Ziel ist, die Parkinson-Krankheit möglichst früh zu erkennen, idealerweise bevor motorische Probleme auftreten, und in diesem Zustand zu heilen. Davon ist man aber aktuell noch weit entfernt. Vom Beginn der Erkrankung im Körper bis zum Auftreten der ersten klinischen Symptome bei Parkinson oder anderen Bewegungsstörungen vergehen in der Regel Jahre oder gar Jahrzehnte. Dieses Zeitfenster bietet die Möglichkeit, die Krankheit zu erkennen, bevor sie die PatientInnen beeinträchtigt.
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