Taubheitsgefühl im Gesicht: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Ein Taubheitsgefühl im Gesicht, insbesondere in der linken Gesichtshälfte, kann beunruhigend sein. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Es ist wichtig, die Symptome richtig zu deuten und gegebenenfalls einen Arzt aufzusuchen, um die genaue Ursache festzustellen und eine angemessene Behandlung zu erhalten.

Mögliche Ursachen für Taubheitsgefühl im Gesicht

Ein Taubheitsgefühl in der linken Gesichtshälfte kann verschiedene Ursachen haben. Manchmal sind es harmlose Gründe wie eine vorübergehende Druckstelle. Es kann aber auch ein Hinweis auf ernstere Bedingungen sein.

Bell-Lähmung (Fazialisparese)

Eine häufige Ursache für Gesichtstaubheit ist die Bell-Lähmung, auch Fazialisparese genannt. Dabei handelt es sich um eine vorübergehende Schwäche oder Lähmung der Gesichtsmuskeln. Die genaue Ursache der Bell-Lähmung ist oft unklar, Stress und Infektionen können jedoch eine Rolle spielen. Die Fazialisparese bildet sich innerhalb weniger Stunden aus, manchmal wachen Patienten sogar damit am Morgen auf. Die Beschwerden sind davon abhängig, an welchen Stellen der Nerv geschädigt ist.

Bei der peripheren Gesichtslähmung sind alle Äste im Gesicht betroffen: Der Patient kann die Stirn nicht mehr runzeln, das Auge auf der betroffenen Seite kann nie völlig geschlossen werden. Bei dem Versuch dreht sich der Augapfel nach oben (Bell-Phänomen). Im Gegensatz hierzu kann bei einer zentralen Fazialisparese die Stirn gerunzelt und das betroffene Auge meist noch vollständig geschlossen werden. Beiden Typen ist der hängende Mundwinkel auf einer Seite, der sich beim Sprechen nicht bewegt, gemeinsam. Dadurch wird die Aussprache undeutlicher und Speichel rinnt aus diesem Mundwinkel. Es können ein trockener Mund sowie ein trockenes Auge, Probleme beim Essen und mit dem Schmecken sowie Schluckstörungen hinzukommen.

Die Heilungschancen für eine idiopathische Gesichtslähmung sind gut. Bei etwa 90% der Patienten heilt die Lähmung unter entsprechender Therapie nach 4 bis 10 Wochen. Bei einer traumatischen Fazialisparese ist die Prognose abhängig vom Grad der Schädigung bei Therapiebeginn. In etwa 10% der Fälle bleibt die Mimik dauerhaft entstellt und kann eine plastische Operation erforderlich sein.

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Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist eine weitere ernsthafte Ursache für plötzliche Gesichtstaubheit. Dabei wird ein Teil des Gehirns nicht mehr richtig durchblutet, was zu einem Sauerstoffmangel führt. Dies kann lebensbedrohlich sein und erfordert sofortige medizinische Hilfe.

Sollte die Taubheit plötzlich auftreten oder von anderen Beschwerden wie Sprachschwierigkeiten, Sehproblemen oder Schwäche in den Gliedmaßen begleitet werden, könnte das ein Anzeichen für einen Schlaganfall sein. In diesem Fall sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen.

Multiple Sklerose (MS)

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Zum ZNS gehören das Gehirn und Rückenmark. Die Erkrankung beginnt meist im jungen Erwachsenenalter. MS kann ebenfalls zu Gesichtstaubheit führen, da sie die Nervenbahnen im Gehirn und Rückenmark beeinträchtigt.

Tumore

In seltenen Fällen können Tumore im Gehirn oder im Gesichtsbereich auf Nerven drücken und so ein Taubheitsgefühl auslösen.

Verspannungen und Nerveneinklemmungen

Manchmal sind Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich oder Nerveneinklemmungen die Ursache für Gesichtstaubheit. Insbesondere Probleme mit der Halswirbelsäule (HWS) können zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln führen, wenn die Nerven, die durch die HWS laufen, eingeklemmt oder gereizt werden. Das kann verschiedene Ursachen haben, wie zum Beispiel Verspannungen, Fehlhaltungen oder degenerative Veränderungen wie einen Bandscheibenvorfall.

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Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD)

CMD bezieht sich auf Probleme mit der Kiefergelenkfunktion und den umliegenden Muskeln. Eine frühe Diagnose und Behandlung durch einen Kieferorthopäden kann helfen, die Symptome zu lindern und Langzeitschäden zu vermeiden.

Viren

Manche Viren, wie zum Beispiel das Herpes-Simplex-Virus, können Nerven im Gesicht beeinflussen und Taubheitsgefühle verursachen.

Weitere mögliche Ursachen

  • Migräne: Kribbeln und Taubheitsgefühle können eine Migräne-Attacke ankündigen. Die Missempfindungen treten zumeist im Gesicht auf oder einseitig an Armen oder Beinen.
  • Guillain-Barré-Syndrom (GBS): Bei der seltenen Autoimmunerkrankung richtet sich das Immunsystem gegen die peripheren Nerven, greift sie an und zerstört sie. Zunächst äußert sich das häufig durch Kribbeln und Taubheitsgefühle in Händen und Füßen. Im Verlauf können Lähmungserscheinungen hinzukommen, die sich mitunter auf den ganzen Körper ausbreiten.
  • Karpaltunnelsyndrom: Der Karpaltunnel liegt im Bereich der Handwurzel. Darin verläuft der Mittelhandnerv. Wird dieser eingeklemmt, äußert sich das durch Kribbeln an Mittel- und Ringfinger, im Verlauf an Daumen und Zeigefinger.
  • Ulnartunnel- und Ulnarrinnensyndrom: Zwischen Axel und Hand liegt der Ellen-Nerv (Nervus ulnaris). Hinten am Ellenbogen verläuft dieser Nerv durch eine Knochenrinne; an der Hand passiert er den Ulnartunnel. Gerät der Nerv etwa durch falsche Hand-Haltung beim Radfahren unter Druck, äußert sich das durch Taubheitsgefühle - vor allem am kleinen Finger und teilweise am Ringfinger („Radfahrerlähmung“).
  • Leistentunnelsyndrom: Durch Druck im Bereich des Leistenbands oder Leistenkanals wird der Oberschenkelhautnerv eingeklemmt. Mögliche Ursachen sind das Tragen zu enger Kleidung wie Jeans oder Übergewicht. Meist kommt es zu Schmerzen und Gefühlsstörungen am oberen und seitlichen Oberschenkel.
  • Durchblutungsstörungen: Periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK): Bei der PAVK ist der Blutfluss in den Beingefäßen behindert. Das äußert sich durch Schmerzen - zu Beginn nur beim Gehen.
  • Raynaud-Syndrom: Hier lösen zum Beispiel Kälte oder Stress Gefäßkrämpfe aus. Dies führt zu anfallsartigen Durchblutungsstörungen, vor allem in den Händen, manchmal auch an den Füßen.
  • Psychische Störungen: Angst-/Panikattacken und Angststörungen (Phobien): Missempfindungen wie Kribbeln oder Taubheitsgefühle können begleitend zu Panikattacken oder Angstzuständen auftreten.
  • Hyperventilationssyndrom: In Stress-Situationen oder während einer Panikattacke kann es zu hektischem Ein- und Ausatmen kommen. In der Folge atmet man mehr Kohlendioxid aus, wodurch die Menge an Kohlendioxid im Blut abnimmt. Das führt dazu, dass die Nerven und Muskeln kurzfristig zu stark erregt werden. Damit einhergehen können Gefühlsstörungen und Verkrampfungen - etwa an Händen und Lippen.
  • Somatoforme Störungen: Darunter verstehen Medizinerinnen und Mediziner körperliche Beschwerden, die keine körperliche Ursache haben. Müdigkeit, Muskelverspannungen, Zungenbrennen oder auch Kribbeln sind mögliche Symptome einer somatoformen Störung.
  • Medikamente und Umweltgifte: Vergiftungen, zum Beispiel mit Schwermetallen, haben mitunter chronische Schäden an den Nerven zur Folge, die zu Missempfindungen führen. Kribbeln und Taubheitsgefühle treten bisweilen auch als unerwünschte, aber meist vorübergehende Nebenwirkung einiger Medikamente auf.

Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?

Es ist wichtig, auf die Signale des Körpers zu hören und bei anhaltenden Beschwerden einen Arzt aufzusuchen. Insbesondere bei folgenden Symptomen ist eine ärztliche Abklärung ratsam:

  • Plötzlich auftretende Taubheit
  • Taubheit in Verbindung mit Sprachschwierigkeiten, Sehproblemen oder Schwäche in den Gliedmaßen
  • Anhaltendes oder wiederkehrendes Taubheitsgefühl
  • Taubheit in Verbindung mit Schmerzen im Gesicht
  • Taubheit in Verbindung mit Schwellungen im Gesicht

Diagnose

Um die Ursache für das Taubheitsgefühl im Gesicht zu ermitteln, wird der Arzt zunächst eine ausführliche Anamnese durchführen und den Patienten körperlich untersuchen. Dabei werden unter anderem die Reflexe, die Sinnesleistungen (Gehör, Sehen) und die Funktion der Gesichtsnerven überprüft.

Je nach Verdacht können weitere Untersuchungen erforderlich sein, wie zum Beispiel:

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  • Blutuntersuchungen: zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels, der Menge bestimmter Vitamine und Mineralstoffe sowie von Entzündungswerten.
  • Elektrophysiologische Untersuchungen: zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit und der Muskelaktivität.
  • Bildgebende Verfahren: wie Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT), um beispielsweise Tumore oder Bandscheibenvorfälle auszuschließen.

Behandlung

Die Behandlung von Taubheitsgefühlen im Gesicht richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Mögliche Behandlungsansätze umfassen:

  • Medikamente: zur Behandlung von Infektionen, Entzündungen oder neurologischen Erkrankungen.
  • Physiotherapie: zur Lösung von Verspannungen und zur Verbesserung der Nervenfunktion.
  • Ergonomische Anpassungen: am Arbeitsplatz, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
  • Entspannungstechniken: und Akupunktur zur Stressreduktion.
  • Operation: in schweren Fällen, beispielsweise bei Tumoren oder Bandscheibenvorfällen.
  • Spezielle Gesichtsübungen: zur Stärkung der Gesichtsmuskulatur bei Fazialisparese.

Vorbeugung

Einige Maßnahmen können helfen, Taubheitsgefühlen im Gesicht vorzubeugen:

  • Ausgewogene Ernährung: Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Vitaminen und Mineralstoffen.
  • Stressreduktion: Vermeiden Sie Stress und sorgen Sie für Entspannung.
  • Regelmäßige Bewegung: Fördert die Durchblutung.
  • Rauchstopp: Rauchen beeinträchtigt die Durchblutung.
  • Ergonomischer Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine gute Haltung und nehmen Sie regelmäßig Pausen, um Ihre Nackenmuskulatur zu entspannen.

Kribbeln im Gesicht: Ein weiteres Symptom

Neben Taubheitsgefühlen kann es auch zu Kribbeln im Gesicht kommen. Dieses Gefühl, das oft als Ameisenlaufen oder Brennen beschrieben wird, kann ebenfalls verschiedene Ursachen haben.

Mögliche Ursachen für Kribbeln im Gesicht

  • Nervenreizungen: Reizung des Trigeminus-Nervs, z. B. durch Entzündungen oder Verspannungen
  • Stress & Verspannungen: Muskelverspannungen im Nacken oder Kiefer können auf Nerven drücken und das Gefühl auslösen
  • Zahnprobleme: Entzündungen oder Zahnbehandlungen reizen umliegende Nerven
  • Multiple Sklerose (MS): Autoimmunerkrankung, die u. a. mit Kribbeln beginnt
  • Migräne mit Aura: Vor Anfällen können Taubheitsgefühle oder Kribbeln auftreten
  • Schlaganfall / TIA: Plötzliches Kribbeln auf einer Gesichtshälfte kann auf einen Schlaganfall hindeuten
  • Borreliose oder Gürtelrose: Infektionen, die Gesichtsnerven betreffen können
  • Vitamin-B12-Mangel: Ein Mangel kann zu Nervenschäden und Kribbeln führen
  • HWS-Syndrom / Bandscheibe: Nervenengpässe in der Halswirbelsäule können ausstrahlen
  • Allergischer Schnupfen: oder mit Beginn eines Erkältungsschnupfens können Jucken und Kribbeln im Gesicht sowie in der Nase auftreten.
  • Vasomotorischer Schnupfen: der durch Stress, heiße Getränke oder Alkohol bedingt ist.
  • Lippenherpes: Auch eine Herpesinfektion kann zu Kribbeln und Schmerzen im Gesicht führen.

Was tun bei Kribbeln im Gesicht?

  • Beobachten: Beobachten Sie genau, wie, wann und wo das Kribbeln auftritt.
  • Hausmittel: Wärme, Massage oder autogenes Training können helfen, wenn das Kribbeln stressbedingt ist.
  • Arzt aufsuchen: Wenn das Kribbeln im Gesicht anhält, immer wieder auftritt oder mit Beschwerden wie Lähmungen einhergeht, lassen Sie es bitte ärztlich abklären.

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