Medikamente, die Parkinson auslösen können: Eine umfassende Liste und Erklärungen

Morbus Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die durch den Verlust von Dopamin produzierenden Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist. Obwohl die genauen Ursachen von Parkinson noch nicht vollständig geklärt sind, spielen sowohl genetische als auch Umweltfaktoren eine Rolle. Es ist wichtig zu wissen, dass bestimmte Medikamente Parkinson-ähnliche Symptome auslösen oder ein bereits bestehendes Parkinson-Syndrom verschlimmern können.

Was ist Morbus Parkinson?

Morbus Parkinson ist eine unheilbare Erkrankung des Nervensystems, bei der Nervenzellen im Gehirn langsam absterben. Dies führt zu einem Mangel an Dopamin, einem wichtigen Botenstoff, der für die Steuerung von Bewegungen zuständig ist. Die Erkrankung kann zwar nicht gestoppt werden, aber die Beschwerden können durch verschiedene Therapiemaßnahmen deutlich gelindert werden.

Frühsymptome von Parkinson

Oft beherrschen unspezifische Frühsymptome den Patienten, noch bevor die Diagnose gestellt wird. Dazu gehören:

  • Schlafstörungen (REM-Schlafverhaltensstörung): Ausleben von Träumen im Schlaf.
  • Riechstörung.
  • Motorische Frühsymptome: Zittern, Verkrampfung, Verlangsamung von Bewegungen, reduziertes Mitschwingen eines Armes.

Stadien von Parkinson

  1. Frühstadium: Die Therapie führt in der Regel zu einer Verbesserung der Motorik.
  2. Mittleres Stadium: Die Wirkdauer der Parkinson-Medikamente verkürzt sich, und es treten sogenannte Off-Phasen auf.
  3. Fortgeschrittenes Stadium: Symptome gewinnen die Oberhand und sprechen nicht mehr so gut auf die Parkinson-Medikamente an. Es treten zusätzliche motorische und nicht-motorische Symptome auf, wie z.B. eine stärker vorgebeugte Haltung, Gehblockaden, Haltungsinstabilität, Sprechstörung, Schluckprobleme und geistige Veränderungen.

Medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom (Parkinsonoid)

Einige Medikamente können als Nebenwirkung Bewegungsstörungen auslösen, die den Symptomen der Parkinson-Krankheit ähneln. Dieses Phänomen wird als medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom oder Parkinsonoid bezeichnet. Die Symptome können Ruhetremor, Muskelsteifheit (Rigor), Bewegungsarmut (Hypokinesie) oder eine mangelhafte Stabilität der aufrechten Körperhaltung (posturale Instabilität) umfassen. Im Gegensatz zur klassischen Parkinson-Krankheit tritt das medikamentenbedingte Parkinson-Syndrom häufig symmetrisch auf beiden Seiten des Körpers auf.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht alle hier aufgeführten Medikamente bei jedem Menschen Parkinson auslösen. Die Wahrscheinlichkeit, ein medikamenteninduziertes Parkinson-Syndrom zu entwickeln, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Art des Medikaments, die Dosierung, die Dauer der Einnahme, das Alter und die individuelle Anfälligkeit.

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Ursachen für medikamenteninduzierte Bewegungsstörungen

In den meisten Fällen interagieren die Medikamente mit dem extrapyramidal-motorischen System, das für die unwillkürliche Koordination von Bewegungsabläufen zuständig ist. Die Folge sind extrapyramidal-motorische Störungen bzw. ein extrapyramidales Syndrom (EPS).

Häufigkeit

Die Häufigkeit von medikamentenbedingten Bewegungsstörungen hängt vom Wirkstoff und der Art der Bewegungsstörung ab. Sie treten häufig bei einer Therapie mit klassischen Antipsychotika auf.

Diagnose

Im ärztlichen Gespräch werden Sie u. a. zu den Symptomen, den Medikamenten, die Sie einnehmen, sowie zu möglichen Grunderkrankungen und Verwandten mit Bewegungsstörungen befragt. Anschließend wird eine ausführliche körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der u. a. auf das Gangbild, die Muskelkraft, die Koordination, die Reflexe und auffällige Bewegungsmuster geachtet wird. Ggf. wird Blut abgenommen. In der Regel erfolgt die weitere Abklärung bei Spezialistinnen (Neurologinnen).

Behandlung

Die vorrangigsten Behandlungsoptionen bei medikamentenbedingten Bewegungsstörungen sind Absetzen des auslösenden Medikaments, Dosisreduktion oder ein Wechsel des Medikaments. In einigen Fällen kann eine zusätzliche medikamentöse Therapie zur Linderung der Beschwerden sinnvoll sein.

Verlauf

Medikamentenbedingte Bewegungsstörungen treten meist in den ersten Tagen bis Wochen der Therapie auf. Die Symptome sind dosisabhängig und können durch Dosisreduktion, Absetzen oder Wechsel Medikaments rückgängig gemacht werden. Spätdyskinesien sind noch Monate bis Jahre nach Beginn der Therapie mit Antipsychotika möglich.

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Liste von Medikamenten, die Parkinson auslösen können

Die folgende Liste enthält Medikamente, die bekanntermaßen Parkinson-ähnliche Symptome verursachen können. Es ist wichtig, diese Liste mit Ihrem Arzt zu besprechen, wenn Sie Bedenken haben oder eines dieser Medikamente einnehmen.

  • Antipsychotika (Neuroleptika): Diese Medikamente werden zur Behandlung von psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie und bipolaren Störungen eingesetzt. Insbesondere ältere, sogenannte typische Antipsychotika wie Haloperidol, Fluspirilen und Chlorpromazin sind häufig mit Parkinson-ähnlichen Symptomen verbunden. Atypische Antipsychotika wie Clozapin und Quetiapin haben ein geringeres Risiko, diese Nebenwirkungen auszulösen.
  • Mittel gegen Übelkeit (Antiemetika): Einige Antiemetika, insbesondere solche, die auf Dopaminrezeptoren wirken, können Parkinson-ähnliche Symptome verursachen. Metoclopramid ist ein bekanntes Beispiel. Domperidon sollte aufgrund möglicher Herzprobleme mit Vorsicht angewendet werden.
  • Kalziumantagonisten: Cinnarizin und Flunarizin, die zur Behandlung von Migräne und Schwindel eingesetzt werden, können in seltenen Fällen Parkinson-ähnliche Symptome verursachen.
  • Antidepressiva: Obwohl seltener, können bestimmte Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), bei manchen Menschen Parkinson-ähnliche Symptome auslösen oder verschlimmern.
  • Weitere Medikamente: Lithium (gegen bipolare Störungen), Reserpin, Ciclosporin A, Antiepileptika, Antihistaminika sowie Medikamente, die für die Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt werden (z. B. Levodopa, Dopaminagonisten).

Differentialdiagnose: Sekundäres Parkinson-Syndrom

Es gibt eine Reihe von Erkrankungen, die zu ähnlichen Symptomen führen, jedoch kein „echtes“ (idiopathisches) Parkinson-Syndrom darstellen. Man spricht dann von einem sekundären oder symptomatischen Parkinson-Syndrom. Zu diesen Erkrankungen gehören z.B. Hirntumoren, Hirnverletzungen nach schweren Unfällen, häufige kleine Schlaganfälle, Gifte, die das Gehirn schädigen (Mangan-Staub, CO[Kohlenmonoxid]-Vergiftung), Entzündungen des Gehirns (z.B. infolge von AIDS), Hirnatrophie bei Normaldruck-Hydrozephalus sowie Stoffwechsel-Erkrankungen, die das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen (Morbus Wilson, eine Kupfer-Ausscheidungsstörung; Hypoparathyreoidismus, eine Unterfunktion der Nebenschilddrüse). Die Chemikalie 1-Methyl-4-Phenyl-1,2,5,6-Tetrahydropyridin (MPTP) kann ebenso ein Parkinson-Syndrom auslösen.

Umgang mit medikamenteninduziertem Parkinsonismus

Wenn Sie vermuten, dass ein Medikament bei Ihnen Parkinson-ähnliche Symptome verursacht, ist es wichtig, Ihren Arzt zu konsultieren. In vielen Fällen verschwinden die Symptome, sobald das auslösende Medikament abgesetzt oder die Dosis reduziert wird. Es ist jedoch wichtig, dies nicht ohne ärztliche Aufsicht zu tun, da ein abruptes Absetzen bestimmter Medikamente gefährlich sein kann.

Ihr Arzt kann auch andere Medikamente verschreiben, um die Symptome zu lindern, oder alternative Behandlungen empfehlen. In einigen Fällen kann eine neurologische Untersuchung erforderlich sein, um andere Ursachen für Ihre Symptome auszuschließen.

Wichtige Hinweise für Parkinson-Patienten

  • Frühzeitige Diagnose und Therapie: Je früher Parkinson diagnostiziert wird, desto besser können Therapiemaßnahmen greifen.
  • Individuelle Therapie: Die medikamentöse Behandlung ist sehr individuell und muss häufig angepasst werden.
  • Nicht-medikamentöse Maßnahmen: Bewegung, Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie spielen eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Parkinson.
  • Compliance: Eine unzureichende Tabletteneinnahme führt in der Regel zu einer Abschwächung der Wirkung und darüber hinaus zu einer ungleichmäßigen Wirkstoffzufuhr im Gehirn.
  • Wechselwirkungen: Achten Sie auf mögliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten, Nahrungs- und Genussmitteln.
  • Ernährung: Eine vegetarische Ernährung z.B. kann die Aufnahme von Medikamenten beeinflussen.
  • Mundtrockenheit: Bei vorherrschender Mundtrockenheit sollten alle Medikamente mit mindestens 200 ml Flüssigkeit eingenommen werden.
  • Schluckstörungen: Bei Schluckstörungen Wasser ohne Kohlensäure oder Kamillentee verwenden, Kaffee, schwarzen Tee und Fruchtsäfte jedoch meiden. Die Einnahme L-Dopa-haltiger Medikamente mit Milch, Molke, Quark und Joghurt ist wegen dem hohen Eiweißgehalt verboten.
  • Magenentleerung: Eine langsame Magenentleerung kann bei einigen Patienten zu Übelkeit und Brechreiz führen.
  • Eiweißakinese: Nimmt man L-Dopa zum oder nach dem Essen ein, so kommt es an der Dünndarmschleimhaut zu ei-nem Streit um das Transportsystem. Eine deutliche Reduktion der Wirkung bis zum völligen Wirkungsverlust sind die Fol-gen, der Patient wird oder bleibt steif und unbeweglich - Eiweißakinese (Unbe-weglichkeit durch Eiweiß) genannt.
  • Eisenpräparate: Zwischen der Einnahme von L-Dopa und Eisenpräparaten muss ein Abstand von 2 Stunden eingehalten werden.
  • COMT-Hemmer: Bei Neueinstellung auf einen COMT-Hemmer (Durchfall als Nebenwirkung möglich) sollte die Macrogoldosis vorsorglich reduziert werden.
  • Nierenfunktion: Sind die Leber- oder Nierenfunktion durch Begleiterkrankungen eingeschränkt, so dürfen einige Medikamente nur noch in reduzierten Mengen bzw. gar nicht verab-reicht werden.
  • Dopamin-Bindungsstellen: Es verbieten sich bei M. Parkinson Medikamente, welche diese Dopamin-Bindungsstellen im Gehirn besetzen und dadurch die Aufnahme von Dopamin ein-schränken oder verhindern.

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