Plötzlicher Schwindel, der sich als Schwanken oder Drehen äußert, ist ein unangenehmes Gefühl, das viele Menschen hilflos macht. Schwindel ist ein weit verbreitetes Symptom, von dem jährlich etwa einer von zehn Menschen neu betroffen ist. Die Formen und Auslöser von Schwindel sind vielfältig, und obwohl nicht jeder Schwindel gefährlich ist, sollte die Ursache immer abgeklärt werden, da manchmal auch eine ernsthafte oder sogar lebensbedrohliche Erkrankung dahinterstecken kann.
Arten von Schwindel
Es gibt verschiedene Arten von Schwindel, hauptsächlich Dreh- und Schwankschwindel.
- Drehschwindel: Verursacht das Gefühl, sich zu drehen oder dass sich die Umgebung dreht, ähnlich dem Gefühl nach einer schnellen Karussellfahrt.
- Schwankschwindel: Vermittelt ein Gefühl der Unsicherheit wie auf einem schwankenden Schiff, wobei die Unsicherheit keine bestimmte Richtung hat.
Ursachen von Schwindel
Die Ursachen für Schwindel sind vielfältig und reichen von harmlosen Auslösern bis hin zu ernsthaften Erkrankungen. Oft wird die Halswirbelsäule (HWS) als Ursache vermutet, jedoch liegen die meisten Schwindelerkrankungen nicht hier begründet.
Akuter Schwindel
Tritt Schwindel plötzlich und akut auf, sind die Ursachen oft neurologischer Natur und im Gehirn zu finden. Mögliche Ursachen sind:
- Ausfall oder Entzündung eines Gleichgewichtsnervs: Dies kann zu anhaltendem Dreh- oder Schwankschwindel führen.
- Durchblutungsstörungen im Hirnstamm oder Kleinhirn: Können beispielsweise nach einem Schlaganfall auftreten.
Wiederholte Schwindelanfälle
- Mit Auslöser: Ein gutartiger Lagerungsschwindel kann durch Lagewechsel ausgelöst werden.
- Ohne Auslöser: Eine vorübergehende Durchblutungsstörung nach einem „Mini-Schlaganfall“ (TIA) in den Gleichgewichtszentren des Gehirns kann die Ursache sein.
Funktioneller Schwindel
Viele Betroffene leiden unter funktionellem Schwindel. Dieser kann durch eine organische Erkrankung im Gleichgewichtssystem ausgelöst werden, wie z.B. Lagerungsschwindel oder eine Entzündung des Gleichgewichtsnerven. Die Schwindelbeschwerden können jedoch auch nach Ausheilung der ursprünglichen Erkrankung bestehen bleiben. Ursache ist dann im Gehirn zu suchen, wo die Angst vor einer erneuten Attacke den Schwindel erneut auslösen kann. Ein Teufelskreis entsteht, der sich unabhängig von körperlichen Ursachen verfestigt. Das Risiko für die Entwicklung eines funktionellen Schwindels ist besonders hoch, wenn der Schwindel plötzlich auftritt oder die Ursachen unklar sind.
Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei Hirnschäden
Weitere körperliche Ursachen
- Gutartiger Lagerungsschwindel: Plötzlich auftretender, starker Drehschwindel, ausgelöst durch Kopf- und Körperbewegungen.
- Akute unilaterale Vestibulopathie (AUVP): Durchblutungsstörungen oder eine virale Entzündung des Gleichgewichtsnerven.
- Schlaganfall: Schwere Schwindelattacken können auf einen Schlaganfall im Hirnstamm oder Kleinhirn hinweisen.
- Schwindelmigräne (vestibuläre Migräne): Wiederkehrende Schwindelanfälle und Hörstörungen über einige Stunden hinweg.
Diagnose von Schwindel
Eine korrekte Diagnose durch eine fachgerechte klinische Untersuchung ist entscheidend für die richtige Behandlung. Wichtig ist, Dreh- von Schwankschwindel zu unterscheiden und den zeitlichen Verlauf der Symptome zu berücksichtigen. Ein Schwindeltagebuch kann hilfreich sein, um die Beschwerden genau zu beobachten und Auslöser zu identifizieren.
Behandlung von Schwindel
Viele Schwindelerkrankungen können durch die richtige Behandlung deutlich verbessert oder sogar vollständig geheilt werden.
Funktioneller Schwindel
- Vestibuläre Rehabilitation: Eine spezielle Physiotherapie, die das Gleichgewicht durch ständige Bewegungsreize schult.
- Verhaltenstherapie: Hilft, Ursachen wie Ängste zu überwinden.
- Desensibilisierungs-Training: Konfrontation mit Schwindel auslösenden Bedingungen und Bewegungen.
Gutartiger Lagerungsschwindel
- Befreiungsmanöver: Entfernung des losgelösten Steinchens aus dem Bogengang des Gleichgewichtsorgans.
Akute unilaterale Vestibulopathie (AUVP)
- Medikamente: In der Akutphase können Medikamente die Beschwerden lindern.
Schwindelmigräne
- Medikamente: Können Frequenz und Schwere der Anfälle positiv beeinflussen.
Bewegung und Sport
Körperliche Aktivitäten und Sportarten mit schnellen Bewegungen, wie Turnen, Ballspiele oder Tanzen, können helfen, den Gleichgewichtssinn zu trainieren.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Bei akut einsetzendem oder sehr einschränkendem Dreh- oder Schwankschwindel sollte man sich umgehend ärztlich untersuchen lassen. Spezialisierte Zentren für seltene oder komplizierte Schwindeldiagnosen gibt es an einigen Universitätskliniken.
Halluzinationen: Wenn das Gehirn Trugbilder erzeugt
Halluzinationen sind Wahrnehmungen, die nicht der Realität entsprechen. Sie können verschiedene Sinnesmodalitäten betreffen, wie Sehen, Hören, Riechen, Schmecken oder Tasten. Visuelle Halluzinationen umfassen eingebildete Objekte, unwirkliche Lichtspiele und Muster.
Lesen Sie auch: Tipps für ein schärferes Gehirn
Ursachen von Halluzinationen
Halluzinationen können vielfältige Ursachen haben, darunter:
- Psychische Erkrankungen: Schizophrenie ist eine der bekanntesten Ursachen für Halluzinationen.
- Neurologische Erkrankungen: Migräne, Epilepsie, Alzheimer und andere degenerative Gehirnerkrankungen können Halluzinationen verursachen.
- Drogen und Medikamente: Halluzinogene Drogen wie LSD, Marihuana oder Meskalin können Trugbilder erzeugen. Auch Medikamentenmissbrauch kann Halluzinationen auslösen.
- Hirnverletzungen: Nach einem Schädel-Hirn-Trauma, einem Schlaganfall oder einer Tumoroperation können Halluzinationen auftreten.
- Fieber: Insbesondere bei Kindern und älteren Menschen kann hohes Fieber zu einem Delir mit Halluzinationen führen.
- Vergiftungen: Hohe Dosen von Schwermetallen wie Mangan können Nervenschäden mit Halluzinationen verursachen.
- Lebensangst und Panikanfälle: Können in seltenen Fällen Halluzinationen hervorrufen.
Arten von visuellen Halluzinationen
Die Form der Halluzinationen kann variieren und hängt von der Art und Ausdehnung der Schädigung ab.
- Einfache Lichterscheinungen (Photopsien): Lichtpunkte oder Lichtblitze, die durch das Sehfeld ziehen.
- Geometrische Figuren: Dreiecke, Kreise oder Ellipsen.
- Komplexe Bilder: Szenen, Objekte oder Personen.
Neuropsychologische Grundlagen von Halluzinationen
Obwohl die Wissenschaft das Phänomen der Halluzination noch nicht vollständig erklären kann, gibt es einige Erkenntnisse über die beteiligten Hirnregionen.
- Primäres Sehzentrum (Hinterhauptslappen): Störungen in diesem Bereich können einfache Lichterscheinungen verursachen.
- Area 19 (benachbartes Areal des Sehzentrums): Stimulation dieses Bereichs kann komplexere Bilder hervorrufen.
- Stirnhirn und Schläfenlappen: Störungen in diesen Bereichen können zu komplexeren halluzinierten Wahrnehmungen beitragen.
- Assoziationscortex (Stirnhirn): Dieser Bereich steuert, was ins Bewusstsein strömen darf und was unterdrückt werden muss. Wenn dieser Bereich versagt, können wirre Bilder, Gedanken und Erinnerungsfetzen in Erscheinung treten.
Behandlung von Halluzinationen
Die Behandlung von Halluzinationen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei psychischen Erkrankungen wie Schizophrenie werden Antipsychotika eingesetzt. Bei neurologischen Erkrankungen kann die Behandlung der Grunderkrankung die Halluzinationen reduzieren. In einigen Fällen kann auch eine Psychotherapie hilfreich sein, um mit den Halluzinationen umzugehen.
Schizophrenie: Eine Erkrankung mit vielfältigen Symptomen
Schizophrenie ist eine psychische Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet ist, darunter Wahnvorstellungen, Halluzinationen, Denkstörungen und Negativsymptome.
Lesen Sie auch: Wer hat mein Gehirn ausgeschaltet?
Ursachen von Schizophrenie
Die Ursachen der Schizophrenie sind komplex und noch nicht vollständig geklärt. Es wird angenommen, dass eine Kombination aus genetischen und Umweltfaktoren eine Rolle spielt.
- Genetische Faktoren: Studien haben etwa 150 Risikogene identifiziert, die mit der Schizophrenie in Verbindung stehen. Viele dieser Gene haben etwas mit der Hirnentwicklung und Hirnregeneration zu tun.
- Umweltfaktoren: Negative Erfahrungen im sozialen Umfeld, wie der Verlust eines Elternteils oder sexueller Missbrauch, können das Risiko für die Entwicklung einer Schizophrenie erhöhen.
- Schwangerschaftskomplikationen: Können das Schizophrenie-Risiko erhöhen, insbesondere wenn das ungeborene Kind eine genetische Veranlagung dafür besitzt.
Symptome von Schizophrenie
Die Symptome der Schizophrenie werden in Positivsymptome und Negativsymptome unterteilt.
- Positivsymptome: Symptome, bei denen das normale Erleben übersteigert ist, wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen.
- Negativsymptome: Symptome, bei denen normale Funktionen reduziert oder fehlen, wie Antriebsarmut, sozialer Rückzug und Sprachverarmung.
Dopaminhypothese
Eine zentrale Hypothese zur Entstehung der Schizophrenie ist die Dopaminhypothese. Diese besagt, dass bei einer schizophrenen Episode in bestimmten Stellen im Gehirn eine exzessive Ausschüttung des Neurotransmitters Dopamin stattfindet. Diese Mehr-Aktivität an Dopamin führt dann zu den Positivsymptomen bei den Betroffenen.
Behandlung von Schizophrenie
Die Behandlung der Schizophrenie umfasst in der Regel eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie.
- Antipsychotika: Medikamente, die die Dopaminrezeptoren im Gehirn blockieren und die übermäßige Dopaminausschüttung unwirksam machen.
- Psychotherapie: Kann helfen, mit den Symptomen der Schizophrenie umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
Forschung zur Schizophrenie
Die Forschung zur Schizophrenie ist weiterhin aktiv. Ziel ist es, die Ursachen der Erkrankung besser zu verstehen und neue Behandlungsansätze zu entwickeln. Ein zukünftiger Schizophrenie-Test soll mittels MRT die genaue Struktur des Gehirns erfassen.
Polyneuropathie: Erkrankung des peripheren Nervensystems
Polyneuropathie ist eine Erkrankung des peripheren Nervensystems, also der Nerven, die außerhalb von Gehirn und Rückenmark verlaufen. Diese Nerven sind dafür verantwortlich, Berührungen, Temperatur oder Schmerzempfindungen wahrzunehmen und Bewegungen der Muskeln zu steuern.
Ursachen von Polyneuropathie
Die Ursachen für Polyneuropathie sind vielfältig. Häufig ist Diabetes die zugrundeliegende Ursache, da ein hoher Blutzuckerspiegel die Nerven schädigen kann. Weitere Auslöser sind:
- Infektionen: Borrelien oder Herpes zoster Viren.
- Autoimmunreaktionen: Das Immunsystem greift die eigenen Nerven an.
- Stoffwechselkrankheiten und Vitaminmangel: Seltener verantwortlich.
- Erbliche Formen: Können vorliegen.
- Medikamente: Insbesondere Chemotherapie bei Krebserkrankungen.
- Alterungsprozesse: Spielen oft eine Rolle.
Symptome von Polyneuropathie
Die Symptome variieren je nach betroffenem Nerventyp und können sehr unterschiedlich sein.
- Schädigung der kleinen Nervenfasern: Führt zu Taubheitsgefühlen, Kribbeln oder Schmerzen, insbesondere in Füßen und Händen. Betroffene nehmen Hitze, Kälte und Schmerzen nur noch abgeschwächt oder gar nicht mehr wahr.
- Schädigung der motorischen Nerven: Führt zu Muskelschwäche oder Lähmungen, besonders in den Beinen und Füßen. Manchmal kommt es auch zu schmerzhaften Muskelkrämpfen.
- Schäden an den autonomen Nerven: Können Kreislaufprobleme, Verdauungsbeschwerden oder sexuelle Funktionsstörungen verursachen.
Diagnose von Polyneuropathie
Die Diagnose umfasst ein ausführliches ärztliches Gespräch, eine körperliche Untersuchung und verschiedene technische Untersuchungen wie Elektroneurographie (ENG) und Elektromyographie (EMG). In einigen Fällen ist auch eine Lumbalpunktion erforderlich.
Behandlung von Polyneuropathie
Die Behandlung zielt darauf ab, die Ursache der Polyneuropathie zu behandeln und die Beschwerden zu lindern.
- Behandlung der Ursache: Bei Diabetes ist es wichtig, den Blutzuckerspiegel stabil zu halten. Bei Entzündungen können Antibiotika oder antivirale Medikamente helfen. Bei Autoimmunentzündungen können Cortison oder Immunglobuline indiziert sein. Bei Alkoholmissbrauch ist ein konsequenter Verzicht erforderlich. Bei Vitaminmangel kann eine Ernährungsumstellung oder die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln notwendig sein.
- Linderung der Beschwerden: Spezielle Medikamente, die ursprünglich gegen Epilepsie oder Depressionen entwickelt wurden, können gegen Nervenschmerzen wirksam sein. Physikalische Therapie, Gleichgewichts- und Gehtraining sowie gelenkschonende Sportarten können helfen, Beweglichkeit, Kraft und Gleichgewicht zu verbessern.
Selbsthilfemaßnahmen bei Polyneuropathie
- Gründliche Körperkontrolle: Besonders Füße und Hände brauchen Aufmerksamkeit.
- Passende, weiche Schuhe: Harte Nähte oder enge Modelle können unbemerkt Blasen verursachen.
- Vorsicht im Umgang mit Hitze und Kälte: Wassertemperaturen sollten stets mit einem Thermometer geprüft werden.
- Richtige Hautpflege: Regelmäßiges Eincremen hält die Haut geschmeidig und schützt vor kleinen Rissen.
Vegetative Dystonie: Störung des vegetativen Nervensystems
Das vegetative Nervensystem reguliert lebenswichtige Körperfunktionen, die nicht bewusst steuerbar sind, wie beispielsweise die Herzfrequenz, den Blutdruck, die Atmung, die Verdauung, den Stoffwechsel, die Körpertemperatur oder die sexuelle Reaktion. Eine Störung des vegetativen Nervensystems kann eine Vielzahl an Problemen verursachen, die oft unter der Bezeichnung der vegetativen Dystonie zusammengefasst werden.
Ursachen von vegetativer Dystonie
Für eine vegetative Dystonie gibt es oft keine konkrete Ursache. Es können sowohl körperliche, als auch psychische Faktoren eine Rolle spielen. Nicht selten ist es eine Kombination aus beiden.
- Körperliche Ursachen: Diabetes mellitus (Typ 2), neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Erkrankungen des peripheren Nervensystems. Seltener sind Verletzungen des Rückenmarks, Medikamente oder Virusinfektionen die Ursache.
- Psychische Ursachen: Psychologische und soziale Faktoren wie Stress, Sorgen oder Überforderung können sich auf das vegetative Nervensystem auswirken.
Symptome von vegetativer Dystonie
Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Herzbeschwerden: Herzstechen oder Herzklopfen/-rasen.
- Schwindel oder Ohnmacht beim Aufstehen.
- Übermäßiges Schwitzen oder mangelndes Schwitzen.
- Sexuelle Funktionsstörungen beim Mann.
- Probleme beim Entleeren der Blase.
- Verdauungsbeschwerden: Verstopfung oder Durchfall inkl. Magenlähmung.
- Schluckbeschwerden.
Behandlung von vegetativer Dystonie
Die Behandlung erfordert eine individuelle Herangehensweise, die sich an der eigentlichen Ursache und der Lebenssituation der Patienten orientiert.
- Behandlung der Ursache: Bei Typ-2-Diabetes-Patienten zielt die Behandlung auf eine optimale Blutzuckereinstellung ab. Parkinson-Patienten benötigen andere Medikamente.
- Psycho- und physiotherapeutische Maßnahmen: Bei vegetativer Dystonie ohne organische Ursache.
- Medikamente: Können eingesetzt werden.
- Pflanzliche oder homöopathische Mittel: Können eine unterstützende Therapieoption sein.
Vorsorge bei vegetativer Dystonie
- Entspannungsmethoden erlernen und anwenden: Yoga, Meditation oder andere Achtsamkeitsübungen können helfen, das Stresslevel zu senken und das Nervensystem wieder zu beruhigen.
- Ausgewogen ernähren: Vitaminmangel, insbesondere ein Mangel an Vitamin B12, kann die Funktion des Nervensystems beeinträchtigen.
- Ausreichend schlafen: Ein gesunder Schlaf ist unerlässlich für die Stressbewältigung und Regeneration des Nervensystems.