Zurück ins Leben nach dem Schlaganfall: Tipps und Strategien für Betroffene und Angehörige

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das das Leben von Betroffenen und ihren Familien von einem Moment auf den anderen verändert. Der Weg zurück in den Alltag kann eine Herausforderung sein, aber mit der richtigen Unterstützung, Therapie und Anpassung ist es möglich, ein erfülltes Leben zu führen. Dieser Artikel bietet umfassende Informationen und praktische Tipps für den Umgang mit den Folgen eines Schlaganfalls und die Gestaltung eines neuen Lebensabschnitts.

Die Akutphase und Rehabilitation

Nach einem Schlaganfall werden Patienten zunächst in einer Akutklinik versorgt. Anschließend beginnt in der Regel eine mindestens dreiwöchige Rehabilitationsphase. Ziel der Frührehabilitation ist es, die durch den Schlaganfall beeinträchtigten körperlichen Funktionen wiederherzustellen. Je früher mit geeigneten Therapiemaßnahmen und Übungen begonnen wird, desto besser können Schlaganfall-Symptome behandelt und schwerwiegende Folgeschäden reduziert werden. Viele Reha-Maßnahmen werden heute ambulant, aber auch in stationären geriatrischen oder neurologischen Reha-Kliniken angeboten.

Nachsorge und langfristige Betreuung

Hausarzt oder Facharzt?

Nach der Entlassung aus der Reha stellt sich die Frage, wer die weitere Nachsorge übernehmen soll. In der Regel ist der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Bei spezifischen Problemen oder wenn die Ursache des Schlaganfalls noch nicht geklärt ist, können jedoch auch Kardiologen oder Neurologen hinzugezogen werden.

Medikamentöse Behandlung

Häufig wird nach einem Schlaganfall eine medikamentöse Behandlung notwendig, um das Risiko eines erneuten Schlaganfalls zu senken. Insbesondere bei Vorhofflimmern ist oft eine dauerhafte Einnahme von Medikamenten zur Blutverdünnung erforderlich. Es gibt jedoch auch alternative Behandlungsmöglichkeiten wie die Katheterablation oder eine Operation, die in einer kardiologischen Facharztpraxis abgeklärt werden sollten.

Die Rolle der Therapie

Auch nach der Reha ist es wichtig, regelmäßig therapeutische Behandlungen in Anspruch zu nehmen. Physiotherapie und Ergotherapie sind unerlässlich, um verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen oder zu verbessern. Die Therapie sollte von erfahrenen Fachkräften durchgeführt werden, idealerweise in einer Praxis mit Erfahrung in der Behandlung neurologischer Patienten. Zusätzliche Hilfsmittel wie Orthesen oder auch die lokale Anwendung von Botulinumtoxin können helfen, Verkrampfungen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Studien haben gezeigt, dass eine hohe Therapiedichte auch längere Zeit nach dem Schlaganfall noch Fortschritte ermöglichen kann.

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Angebote und Unterstützungsmöglichkeiten

Bewegung und Sport

Regelmäßige Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Neben alltäglichen Aktivitäten wie Spaziergängen gibt es in vielen Regionen spezielle Rehasport-Gruppen für Schlaganfall-Patienten. Diese werden vom Arzt verordnet und von den Krankenkassen finanziert. Informationen zu Angeboten erhalten Sie beim Deutschen Behindertensportverband oder den Landessportverbänden. Auch Hobbys, die soziale Kontakte fördern, die körperliche Beweglichkeit verbessern oder das Denkvermögen trainieren, können anregend wirken.

Cholesterin und Ernährung

Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend für die Vorbeugung eines erneuten Schlaganfalls. Dazu gehört eine gefäßgesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung. Bei erhöhtem LDL-Cholesterin kann es notwendig sein, zusätzlich Cholesterinsenker einzunehmen.

Organisation und Beratung

Die Organisation des Alltags nach einem Schlaganfall kann eine Herausforderung sein. Es ist wichtig, frühzeitig Termine beim Hausarzt zu vereinbaren und sich über notwendige Therapien und Hilfsmittel zu informieren. Wohnraumanpassungen können durch Wohnberatungsstellen unterstützt werden. Medizinische und therapeutische Fragen sollten mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten besprochen werden. Bei rechtlichen oder organisatorischen Fragen stehen Kranken- und Pflegeversicherungen, Pflegestützpunkte und die Deutsche Schlaganfall-Hilfe zur Verfügung.

Schlaganfall-Lotsen

Schlaganfall-Lotsen beraten und begleiten Betroffene und ihre Angehörigen im ersten Jahr nach dem Schlaganfall. Sie helfen bei der Organisation der Versorgung, vermitteln notwendige Hilfen und unterstützen bei der Prävention eines erneuten Schlaganfalls. Da es Schlaganfall-Lotsen noch nicht flächendeckend gibt, können sich Patienten alternativ an Pflegestützpunkte, ehrenamtliche Schlaganfall-Helfer oder Selbsthilfegruppen wenden.

Selbsthilfegruppen

Der Besuch einer Selbsthilfegruppe kann eine wertvolle Unterstützung sein. Dort erhalten Betroffene und Angehörige wichtige Tipps und können sich mit anderen austauschen. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe vermittelt Kontakte zu Selbsthilfegruppen.

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Alltag meistern: Praktische Tipps für Betroffene und Angehörige

Wohnraumanpassung

Oft sind nur kleine Veränderungen notwendig, um den Alltag zu erleichtern. Zusätzliche Haltegriffe oder ein Wannenlift können es Schlaganfallpatienten ermöglichen, in ihrer vertrauten Umgebung zu bleiben. Vor größeren Investitionen sollten Gespräche mit der Kranken- oder Pflegekasse über die Finanzierung geführt werden.

Berufliche Zukunft

Wenn der Schlaganfall jüngere Menschen trifft, stellt sich oft die Frage nach der beruflichen Zukunft. Ansprechpartner in Umschulungsangelegenheiten sind das Arbeitsamt oder der Rentenversicherungsträger.

Schwerbehindertenausweis

Ein Schwerbehindertenausweis hilft, Nachteile auszugleichen, die durch die Behinderung entstehen. Er unterstützt den Betroffenen beim Durchsetzen seiner Ansprüche auf arbeitsrechtliche Vergünstigungen, Wohngeld, Parkerleichterungen, Rundfunkgebührenbefreiung, steuerrechtliche Nachteilsausgleiche oder kostenlose Beförderung im Personenverkehr.

Mobilität

Die Frage, ob man nach einem Schlaganfall wieder Auto fahren kann, ist für viele Menschen von großer Bedeutung. Um straf- und versicherungsrechtliche Schwierigkeiten zu vermeiden, ist es ratsam, die Fahrtüchtigkeit durch einen Eintrag im Führerschein bestätigen zu lassen.

Soziale Kontakte und Hobbys

Schlaganfallpatienten sollten möglichst viel mit vertrauten Menschen unternehmen. Ideal sind Hobbys, die soziale Kontakte fördern, die körperliche Beweglichkeit verbessern oder das Denkvermögen trainieren. Auch Ausstellungs-, Kino- oder Theaterbesuche können anregend wirken.

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Urlaub

Schlaganfall-Patienten können auch in Urlaub fahren. Sicherheitshalber sollten sie vor der Buchung aber zuerst ihren Arzt befragen, ob das gewählte Reiseziel und die Urlaubsform aus medizinischer Sicht zu empfehlen sind.

Pflegeleistungen

Da sich der Umfang der notwendigen Hilfeleistungen meist nach der Behinderungsart und -schwere sowie den Heilungschancen richtet, ist ein Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung in vielen Fällen sinnvoll. Weil die Bearbeitung erfahrungsgemäß mehrere Wochen dauert, sollten Schlaganfall-Patienten oder ihre Angehörigen diesen schon während der Krankenhauszeit stellen.

Kommunikation

Moderne Smartphones können im Notfall Helfer alarmieren.

Umgang mit spezifischen Herausforderungen

Schluckstörungen

Ein Schlaganfall führt bei etwa der Hälfte der Betroffenen zu einer akuten Schluckstörung. Ein gestörter Schluckreflex muss immer behandelt werden, um Mangelernährung und das Eindringen von Nahrungsresten in die Lunge zu verhindern.

Inkontinenz

Nach einem Schlaganfall leiden Betroffene häufig an einer Harninkontinenz. Es ist wichtig, dies mit dem Arzt zu besprechen, um geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu finden.

Depressionen

Depressive Zustände sind nach schweren Erkrankungen nicht selten. Es ist wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn depressive Symptome auftreten.

Aphasie

Der Umgang mit Menschen, die unter einer eingeschränkten Sprachfähigkeit (Aphasie) leiden, ist für Angehörige wegen der Verständigungsprobleme meist schwierig. Geduld, deutliche Sprache und unterstützende Gesten können helfen, die Kommunikation zu erleichtern.

Die Rolle der Angehörigen

Unterstützung und Entlastung

Die Unterstützung einer Person, die einen Schlaganfall erlitten hat, kann allein aufgrund von Terminorganisationen und Antragsstellungen viel Zeit in Anspruch nehmen und sich als sehr anspruchsvoll herausstellen. Es ist wichtig, sich nicht zu überfordern und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn nötig.

Akzeptanz und Geduld

Es braucht Zeit, bis man akzeptiert hat, dass bei einem Schlaganfallpatienten nicht mehr alles so geht wie früher. Angehörige spielen eine wichtige Rolle bei der Genesung und sollten den Betroffenen liebevoll und mit Respekt begegnen.

Selbstfürsorge

Wer nicht auf sich selbst Rücksicht nimmt, kann auf Dauer auch niemand anderen versorgen. Achten Sie also auch auf Ihre eigenen Grenzen, um sich nicht selbst zu überfordern.

Schlaganfall vorbeugen

Risikofaktoren minimieren

Ein gesunder Lebensstil ist die beste Prävention gegen einen Schlaganfall. Dazu gehören regelmäßige Bewegung, eine ausgewogene Ernährung, der Verzicht auf Rauchen und die Kontrolle von Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und erhöhten Cholesterinwerten.

Medikamentöse Therapie

In bestimmten Fällen kann eine medikamentöse Therapie zur Vorbeugung eines Schlaganfalls sinnvoll sein. Dies sollte jedoch immer in Absprache mit dem Arzt erfolgen.

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