Schlaganfall: Gemeinsam zurück ins Leben – Ein Ratgeber für Angehörige und Freunde

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Ereignis, das nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch sein gesamtes Umfeld betrifft. Angehörige und Freunde spielen eine entscheidende Rolle bei der Genesung, sind jedoch oft mit der Situation überfordert und auf sich allein gestellt. Der Ratgeber "Schlaganfall: Gemeinsam zurück ins Leben" der Stiftung Warentest in Zusammenarbeit mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe bietet hier eine wertvolle Unterstützung. Er begleitet Angehörige und Freunde durch die schwierige Zeit, hilft, das Geschehene zu begreifen und die richtigen Schritte zu gehen, um gemeinsam mit dem Patienten wieder zurück in den Alltag zu finden.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall, auch Hirninfarkt oder Apoplex genannt, ist eine plötzliche Durchblutungsstörung des Gehirns. Dabei kommt es zu einem Sauerstoffmangel, der die Hirnfunktionen und damit die Steuerung des Körpers, aber auch unsere Gefühlswelt und einen Teil unseres Ichs schädigt. Innerhalb von Minuten stirbt das nicht versorgte Hirngewebe ab. Werden Sofortmaßnahmen nicht unverzüglich eingeleitet, können Teile des Gehirns absterben und es kann zu Tod oder Folgeschäden kommen. Der Schlaganfall ist die dritthäufigste Todesursache und der häufigste Grund für Behinderungen im Erwachsenenalter.

Ursachen und Risikofaktoren

Ein Schlaganfall wird ausgelöst, wenn die Blutgefäße des Gehirns plötzlich verstopfen oder platzen. Einem Schlaganfall kann bis zu einem gewissen Grad durch eine gesunde Lebensweise vorgebeugt werden. Dazu gehören:

  • Tägliche Ausdauerbewegung
  • Mediterrane Ernährung
  • Normalgewicht
  • Rauchstopp

Symptome erkennen und richtig handeln

Im Akutfall ist schnelles Handeln entscheidend. Auch geringste Schlaganfall-Symptome erfordern schnellstes Handeln, auch wenn sie nach ein paar Minuten wieder von allein verschwunden sein sollten. Die Symptome können sich nach und nach aufbauen oder zwischenzeitlich bessern. Typische Symptome sind:

  • Akut auftretende einseitige Lähmungen
  • Beeinträchtigungen der Sprache
  • Taubheitsgefühle
  • Bewegungsstörungen
  • Sprachstörungen

Der FAST-Test (Face, Arms, Speech, Time) kann helfen, einen Schlaganfall zu erkennen:

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  • Face (Gesicht): Bitten Sie die Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab?
  • Arms (Arme): Bitten Sie die Person, beide Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Kann die Person beide Arme gleichmäßig heben? Dreht sich ein Arm oder sinkt er ab?
  • Speech (Sprache): Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist die Sprache verwaschen oder undeutlich?
  • Time (Zeit): Wenn eines dieser Symptome auftritt, wählen Sie sofort den Notruf 112.

Auch bei einer transitorischen ischämischen Attacke (TIA) treten diese Symptome auf, verschwinden aber nach kurzer Zeit wieder. Eine TIA ist ein Warnsignal und sollte ebenfalls notfallmäßig behandelt werden.

Akutversorgung im Krankenhaus

Umso eher die Betroffenen in eine Schlaganfallklinik kommen, umso größer ist die Chance, den Schaden, der durch die Durchblutungsstörung entstanden ist, rückgängig zu machen. Unmittelbar nach dem Ereignis können Mediziner das Hirngerinnsel mit einem Medikament auflösen. Seit einigen Jahren weiß man, dass Gerinnsel in großen Hirngefäßen - die also besonders schwere Schlaganfälle auslösen - auch mit Gefäßkathetern entfernt werden können. Patient:innen, die schnellstmöglich behandelt werden, profitieren von dieser Technik besonders. Und neueste Studien zeigen, dass bei wenigen Patient:innen das mechanische Entfernen des Blutgerinnsels sogar noch bis zu 24 Stunden nach dem Ereignis schwere Behinderungen vermeiden helfen kann.

In der Klinik werden die Patient:innen von Schlaganfall-Ärzt:innen, Pflegekräften und Therapeut:innen betreut. Es wird schnellstmöglich und gründlich nach den Ursachen des Schlaganfalls gesucht, um einen weiteren Schlaganfall gar nicht erst zuzulassen.

Rehabilitation und Nachsorge

An die Akutbetreuung schließt eine Rehabilitationsbehandlung an. Physio-, Ergo- und Sprachtherapeuten aktivieren mit einem komplexen Behandlungsansatz die Selbstheilungskräfte des Gehirns, um die Bewegungs- und Sprechfähigkeit so gut wie möglich wiederherzustellen. Noch im Krankenhaus beantragt der Sozialdienst bei Bedarf eine neurologische Rehabilitationsmaßnahme bei der Krankenkasse oder bei der Rentenversicherung. Diese soll die Pflegebedürftigkeit mindern und bei Berufstätigen die Erwerbsfähigkeit erhalten. Wie lang die Reha-Maßnahme durchgeführt wird, hängt von den individuellen Folgen des Schlaganfalls ab.

Nach der Reha ist es wichtig, dass die Betroffenen weiterhin therapeutische und Trainingsmaßnahmen absolvieren, um verloren gegangene Fähigkeiten neu zu erlernen. Regelmäßige Übungen als Hausaufgaben können noch bestehende Defizite weiter verringern.

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Leben mit den Folgen

Welche Einschränkungen nach einem Schlaganfall bestehen bleiben und wie schwer sie sind, hängt davon ab, welche Hirnareale geschädigt sind. Manche Patienten fühlen sich schon kurz nach dem Ereignis wie vorher. Bei einem Großteil der Patienten und Patientinnen wirkt sich der Schlaganfall körperlich aus: beispielsweise durch halbseitige Lähmungen oder Verkrampfungen von Armen und Beinen und/oder eine gestörte Motorik. Schluck-, Seh- und Sprachstörungen können auftreten. Aufmerksamkeit und Konzentration können schwerfallen. Für fast alle Betroffenen ist ein Schlaganfall auch ein Angriff auf die Psyche. Sie können unter Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen oder Angststörungen leiden.

Trotz bester Therapie können nach einem Schlaganfall Einschränkungen bestehen bleiben. Wer deshalb im täglichen Leben Hilfe benötigt, kann einen Antrag auf Leistungen der Pflegeversicherung bei der zuständigen Pflegekasse stellen. Gutachterlich wird der Pflegegrad festgestellt.

Unterstützung für Angehörige

Angehörige spielen eine große Rolle bei der Genesung von Schlaganfallpatienten, sind aber in der Regel auf sich allein gestellt. Sie müssen sich auf die neue Situation genauso schnell einstellen wie das Ereignis eingetreten ist. Dabei hilft ihnen "Schlaganfall - Gemeinsam zurück ins Leben". Das Buch nimmt einen gleich im ersten Schockzustand an die Hand, beschreibt, was medizinisch überhaupt passiert ist und was kurzfristig als nächstes ansteht, von Krankenhaus bis Reha, bis zu den langfristigen Folgen, mit denen man noch Jahre später oder für immer zu tun hat. Die Kapitel beantworten anhand von echten sämtliche Fragen, die auftreten: Wie verhindert man ein zweites Mal, wie kann man die Patienten im aktiven Leben unterstützen, wie organisiert man Pflege, wenn es anders nicht geht? Zum Schluss noch ein paar ebenso wichtige Seiten über die eigene Gesundheit.

Weitere Hilfsangebote

  • Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe: Bietet zahlreiche Informationen, Broschüren und Kontaktdaten zu Selbsthilfegruppen und Regionalbüros.
  • Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Bietet Informationen rund um die Pflege.
  • Bundesministerium für Gesundheit: Bietet einen Online-Ratgeber Pflege und einen Pflegeleistungs-Helfer.
  • Pflegekassen: Haben eine gesetzliche Verpflichtung zur persönlichen Pflegeberatung.
  • Pflegestützpunkte: Kombinieren die Beratungsangebote von Kommunen und Pflegekassen.
  • Telefonseelsorge: Steht rund um die Uhr für Menschen in Notsituationen zur Verfügung.
  • Psychologische Onlineberatung: Bietet anonym und kostenfrei Hilfe und Unterstützung bei seelischer Belastung durch die Pflege.
  • Notruftelefon: Bietet Hilfe bei gewalttätigen Auseinandersetzungen in Pflegesituationen.

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