Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine durch Viren verursachte Entzündung des Gehirns, der Hirnhaut oder des Rückenmarks. Die FSME-Viren werden hauptsächlich durch Zecken auf den Menschen übertragen. Schwere Krankheitsverläufe treten häufiger bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen auf als bei Kindern. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die FSME-Impfung für Personen, die in FSME-Risikogebieten wohnen oder sich dort aufhalten und von Zecken gestochen werden könnten. Auch Personen, die beruflich durch FSME gefährdet sind, wie beispielsweise in der Forst- oder Landwirtschaft oder im Labor, sollten sich impfen lassen. Die Impfung gilt als sicherster Schutz vor der Krankheit.
Was ist FSME?
FSME ist die Abkürzung für „Frühsommer-Meningoenzephalitis“. Bei der Erkrankung kann es zu Entzündungen des Gehirns (Enzephalitis), der Hirnhäute (Meningitis) oder des Rückenmarks (Myelitis) kommen. Die Viren werden hauptsächlich durch den Stich von Zecken übertragen. Sehr selten kann es auch durch den Verzehr von Rohmilch von Ziegen, Schafen oder Kühen zu einer Infektion kommen. Eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch gibt es nicht.
Verbreitung von FSME in Deutschland
FSME tritt vor allem in Bayern und Baden-Württemberg auf. Aktuell sind 183 Kreise als FSME-Risikogebiete vom Robert Koch-Institut (RKI) ausgewiesen (Stand: Februar 2025). Die Risikogebiete basieren auf den FSME-Erkrankungen, die dem Robert Koch-Institut von 2002 bis 2024 übermittelt wurden (Epid Bull 09/2025).
Neben Bayern und Baden-Württemberg gibt es auch in Thüringen, Südhessen, Sachsen und Brandenburg FSME-Risikogebiete. Weitere Risikogebiete finden sich in Sachsen-Anhalt (Landkreis Anhalt-Bitterfeld, Stadtkreis Dessau-Roßlau), in Niedersachsen (Emsland, Landkreis Celle), in Nordrhein-Westfalen (Stadtkreis Solingen), in Mittelhessen (Landkreis Marburg-Biedenkopf), in Rheinland-Pfalz (Landkreis Birkenfeld) und im Saarland (Saar-Pfalz-Kreis). Neu hinzugekommen sind der Stadtkreis Augsburg in Bayern und der Landkreis Elbe-Elster in Brandenburg.
Außerhalb der Risikogebiete werden in ganz Deutschland vereinzelt FSME-Infektionen beobachtet.
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FSME-Fallzahlen in Deutschland
In den vergangenen Jahren lag die Zahl der gemeldeten FSME-Erkrankungen in Deutschland jährlich zwischen 195 (2012) und 718 (2020). Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 478 FSME-Fälle gemeldet, 2024 waren es 687 Fälle.
Die Mehrzahl (98 %) der 2024 übermittelten FSME-Erkrankten war gar nicht oder unzureichend geimpft, das heißt die Grundimmunisierung war unvollständig oder Auffrischimpfungen fehlten.
Übertragungszeitraum und Lebensraum der Zecken
Die Hauptübertragungszeit der FSME liegt zwischen etwa April und November. Bei mildem Wetter sind Zecken mittlerweile auch ganzjährig aktiv. Krankheitsübertragende Zecken kommen in Mitteleuropa bis in Höhen von 1.500 m vor. Zecken halten sich vor allem in Sträuchern auf, in dicht stehenden Gräsern und im Unterholz bis 1,5 m über dem Erdboden. Vom Frühling bis in den späten Herbst sind Zecken aktiv.
Weitere FSME-Risikogebiete außerhalb Deutschlands
FSME tritt auch in zahlreichen weiteren Ländern auf. In den Nachbarländern besteht ein Infektionsrisiko vor allem in Tschechien und Österreich sowie in großen Teilen Polens und der Schweiz. Auch in Frankreich und den Niederlanden wurden in den vergangenen Jahren vereinzelt FSME-Fälle gemeldet. Auch für Reisen außerhalb Europas nach Asien besteht ein bekanntes, zum Teil hohes Infektionsrisiko für eine FSME bei Zeckenexposition: Russland (Sibirien), Mongolei, Nord-China, Nord-Japan.
Schutzmaßnahmen vor Zeckenstichen
Um sich vor Zeckenstichen und somit vor FSME zu schützen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
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- Kleidung: Das Tragen geschlossener Kleidung (lange Hosen und Ärmel, Strümpfe, feste Schuhe, Hosenbeine in die Strümpfe gesteckt) in der Natur, denn Zecken sitzen häufig in hohem Gras, Gebüsch, Laub oder Unterholz. Entgegen der weitverbreiteten Meinung lassen sie sich nicht von Bäumen auf Menschen oder Tiere herabfallen. Wählen Sie möglichst helle Kleidung, damit Sie die winzigen Zecken leichter erkennen und entfernen können.
- Zeckenabweisende Mittel: Auch zeckenabweisende Mittel, auf unbedeckte Hautstellen und Kleidung aufgetragen, bieten einen gewissen Schutz, der aber nur wenige Stunden anhält.
- Absuchen des Körpers: Nach dem Aufenthalt im Freien sollten Kleidung und Körper sorgfältig nach Zecken abgesucht werden, um diese möglichst noch vor dem Stechen zu entfernen. Zecken krabbeln meist eine gewisse Zeit umher, bis sie eine passende Einstichstelle an der Haut gefunden haben. Suchen Sie deshalb besonders gründlich am Kopf und Haaransatz, hinter den Ohren, am Hals, unter den Achseln, in den Ellenbeugen, am Bauchnabel, in den Leisten, im Genitalbereich und in den Kniekehlen.
- Schnelle Entfernung von Zecken: Sollten Sie eine Zecke am Körper entdecken, entfernen Sie diese möglichst schnell. Am besten mit einer Pinzette oder mit einem speziellen Instrument zur Zeckenentfernung. Übergießen Sie die Tiere nicht mit Öl oder Klebstoff. Fassen Sie die Zecke möglichst nah der Haut im Kopfbereich und ziehen Sie diese vorsichtig heraus. Im Anschluss muss die kleine Wunde an der Stichstelle sorgfältig desinfiziert werden.
Symptome und Verlauf einer FSME-Erkrankung
Die Mehrheit (ca. 70 bis 95 %) bleibt nach einem Stich einer mit FSME-Viren infizierten Zecke beschwerdefrei. Einige entwickeln ein bis zwei Wochen nach dem Stich grippeähnliche Krankheitszeichen wie Fieber, Kopfschmerzen, Erbrechen oder Schwindel. Diese Beschwerden klingen nach einigen Tagen wieder ab. In den meisten Fällen ist danach die Krankheit überstanden.
Bei einem Teil der Erkrankten kommt es aber nach etwa einer Woche zu einem zweiten Krankheitsgipfel mit Beteiligung des zentralen Nervensystems: Eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute (Meningoenzephalitis) oder des Rückenmarks (Myelitis) können auftreten. Krankheitszeichen sind erneutes Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Ausfälle des Nervensystems. Schwere Verläufe können beispielsweise mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starker Schläfrigkeit einhergehen.
Eine folgenlose Heilung ist auch spät noch möglich. Bei schwer an FSME-Erkrankten kann es jedoch auch zu bleibenden Schäden kommen. Etwa einer von hundert Erkrankten, bei denen das zentrale Nervensystem betroffen ist, stirbt an der Infektion. Schwere Krankheitsverläufe kommen überwiegend im Erwachsenenalter vor. Bei schweren Verläufen besteht besonders bei Erwachsenen die Gefahr von bleibenden neurologischen Schäden.
Falls die Krankheit ausbricht, geschieht dies gewöhnlich 1 bis 2 Wochen nach dem Zeckenstich, selten bis zu 4 Wochen danach. Die Erkrankten sind nicht ansteckend.
Risikogruppen für schwere FSME-Erkrankungen
Menschen ab 40 Jahren haben ein höheres Risiko einer schweren FSME-Erkrankung. Vor allem Senioren sind anfälliger für Komplikationen. Ältere Jugendliche und Erwachsene erleiden generell eher einen schweren Verlauf als Kinder. Ab einem Alter von 40 steigt das Risiko für eine schwere Erkrankung, besonders anfällig für Komplikationen sind Senioren und Seniorinnen, wobei es bei Männern doppelt so häufig zu einem schweren Verlauf kommt wie bei Frauen.
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Behandlung von FSME
Eine ursächliche Behandlung gegen die FSME gibt es nicht. Dies gilt für alle, die sich in der Natur aufhalten wie Spaziergänger, Camper, Radfahrer, Jogger, aber auch Forstarbeiter und Beschäftigte in der Landwirtschaft. Auch Stadtparks und Gärten sind Lebensräume für Zecken. Bei einer Erkrankung können aber die Symptome und Krankheitsfolgen behandelt werden. Schwere Verläufe sollten im Krankenhaus behandelt werden, unter Umständen sogar intensivmedizinisch.
Die FSME-Impfung
Die FSME-Impfung ist die wirksamste Maßnahme, um sich vor einer FSME-Erkrankung zu schützen. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Impfung für folgende Personengruppen:
- Personen, die in FSME-Risikogebieten wohnen und sich viel in der Natur aufhalten.
- Reisende in Gebiete mit einem besonderen FSME-Risiko im In- und Ausland, sofern ein Kontakt zu Zecken wahrscheinlich ist.
- Berufsgruppen wie beispielsweise Förster, Waldarbeiter oder Jäger in FSME-Risikogebieten.
- Personen, die beruflich „zeckenexponiert“ sind, also Mitarbeitende der Forst- und Landwirtschaft oder Laborpersonal, die während der Arbeit mit Zecken oder dem FSME-Virus in Kontakt kommen können.
Für gefährdete Bevölkerungsgruppen übernehmen innerhalb Deutschlands in der Regel die Krankenversicherungen die Kosten der Impfung. Ausnahmen sind beruflich bedingte Impfungen (z. B. bei Forstarbeitern) und, je nach Krankenkasse, auch Reiseimpfungen vor Auslandsreisen. Die AOK übernimmt die Kosten für die FSME-Impfung für alle Versicherten, die zu dem beschriebenen Personenkreis gehören.
Aufbau des Impfschutzes (Grundimmunisierung)
Für die Grundimmunisierung sind drei Impfungen erforderlich. Nach dem üblichen Impfschema wird, je nach verwendetem Impfstoff, zwei Wochen bis drei Monate nach der ersten Impfung die zweite Impfdosis verabreicht. Eine dritte Impfung erfolgt nach weiteren 5 bis 12 oder nach 9 bis 12 Monaten.
Um schon zu Beginn der Zeckensaison im Frühjahr geschützt zu sein, ist es sinnvoll, mit der Impfserie in den Wintermonaten zu beginnen. Bereits 14 Tage nach der zweiten Impfung besteht für die meisten Geimpften ein Schutz, der für die laufende Saison zunächst ausreichend ist. Für eine länger anhaltende Schutzwirkung ist die dritte Impfung erforderlich.
Besonders bei Personen, die einem anhaltenden Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind, sollte möglichst dieses Impfschema angewandt werden, da es bereits die höchste Schutzwirkung nach der zweiten Impfung bietet.
Auffrischimpfungen
Bei fortbestehendem Ansteckungsrisiko wird eine erste Auffrischimpfung nach 3 Jahren empfohlen. Die nachfolgenden Auffrischungen sind alle 5 Jahre erforderlich. Je nach verwendetem Impfstoff sollte die Impfung ab dem Alter von 50 bzw. 60 Jahren alle 3 Jahre aufgefrischt werden.
Auch wenn eine Auffrischimpfung erst Jahre nach dem empfohlenen Impfzeitpunkt verabreicht wird, bietet sie je nach Lebensalter wieder 3 bis 5 Jahre Schutz (s. Fachinformationen).
Schnellschema
Wird ein besonders schneller Schutz benötigt, zum Beispiel bei kurzfristig geplanten Reisen in FSME-Risikogebiete, kann eine Impfung nach dem sogenannten Schnellschema durchgeführt werden. Hierbei hängt das Impfschema vom verwendeten Impfstoff ab. Es sind zwei bis drei Impfungen nötig. Ein Impfschutz für ein bis anderthalb Jahre kann damit schon 3 bis 5 Wochen nach der ersten Impfung erreicht werden. Je nach verwendetem Impfstoff wird eine vorgezogene Auffrischimpfung erforderlich. Bitte fragen Sie Ihre Ärztin bzw. Ihren Arzt nach dem am besten für Sie geeigneten Impfschema.
Wirksamkeit der Impfstoffe
Die in Deutschland erhältlichen Impfstoffe schützen auch vor den nahen Verwandten der hier verbreiteten FSME-Virusstämme, die im zentralen Europa und in Asien vorkommen. Gegen die ebenfalls von Zecken übertragene Borreliose hat die FSME-Impfung keine Schutzwirkung.
Hinweis
Nach jedem Zeckenstich sollte auch der Tetanus-Impfschutz überprüft werden!
Mögliche Nebenwirkungen der FSME-Impfung
Als häufigste Impfreaktionen werden Schmerzen, Rötung oder Schwellung an der Impfstelle beschrieben. Diese Beschwerden treten auch bei anderen Impfungen auf und zeigen an, dass sich der Körper mit dem Impfstoff auseinandersetzt. Innerhalb der ersten vier Tage nach der Impfung können Allgemeinsymptome wie Temperaturerhöhung und Fieber, Kopf-, Muskel- sowie Gelenkschmerzen, Unwohlsein oder Magen-Darm-Beschwerden vorkommen. Sehr selten werden Missempfindungen wie Taubheitsgefühl oder Kribbeln beobachtet.
In der Regel klingen die beschriebenen Reaktionen auf die Impfung schnell und folgenlos wieder ab. Sie treten vor allem bei der ersten Impfung, seltener bei den weiteren Impfungen auf.
Schwere Nebenwirkungen wie allergische Reaktionen sind sehr selten. In Einzelfällen wurden (vor allem bei Erwachsenen) Erkrankungen des Nervensystems, zum Beispiel Lähmungen beschrieben, die auch länger anhalten können.
Wichtiger Hinweis
Bei einer nachgewiesenen schweren Allergie gegen Hühnereiweiß sollten Sie zusammen mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt die Notwendigkeit einer FSME-Impfung sorgfältig abwägen.
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