Meningitis durch Impfung: Risiken, Nutzen und Empfehlungen

Seit Jahren werden in vielen Ländern Kinder und Jugendliche gegen Meningokokken C geimpft. In Deutschland ist jedoch nur ein Drittel der Schulkinder geschützt. Meningokokken können schwere (invasive) Erkrankungen wie eine bakterielle Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Blutvergiftung (Sepsis) verursachen. Dieser Artikel beleuchtet die Risiken und Vorteile der Meningokokken-Impfung, gibt Einblicke in die verschiedenen Serogruppen und erläutert die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO).

Was sind Meningokokken?

Meningokokken sind Bakterien der Art Neisseria meningitidis. Aufgrund unterschiedlicher Oberflächenstrukturen der Bakterien werden 12 verschiedene Untergruppen unterschieden, sogenannte Serogruppen. Schwere (invasive) Erkrankungen werden meist durch die Serogruppen A, B, C, W, X und Y verursacht, wobei die verschiedenen Erreger weltweit unterschiedlich häufig vorkommen. Die Serogruppen B und C sind in Deutschland am häufigsten.

Übertragung und Vorkommen

Meningokokken können den Nasen-Rachen-Raum besiedeln. Etwa 5 - 10 % der Bevölkerung sind Träger von Meningokokken, ohne daran zu erkranken. Durch diese Träger ist ein ständiges Erreger-Reservoir vorhanden, das weitergegeben werden kann. Die Übertragung der Meningokokken erfolgt durch Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen oder durch engen Kontakt, wie z. B. Küssen. Da Meningokokken außerhalb des Körpers rasch absterben, kommt es bei Begegnungen ohne engen Kontakt in der Regel nicht zu einer Ansteckung.

Wer ist besonders gefährdet?

Meningokokken-Erkrankungen können in jedem Alter auftreten. Am häufigsten sind Kinder im ersten und zweiten Lebensjahr betroffen, da bei ihnen das Immunsystem noch nicht so gut ausgebildet ist. Einen weiteren Erkrankungsgipfel gibt es bei Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren. Bei ihnen steigert enger sozialer Kontakt (z. B. Discobesuch) die Ansteckungsgefahr. In der Regel nimmt die Anfälligkeit für eine Meningokokkenerkrankung mit dem Alter ab; allerdings unterliegen Heranwachsende und junge Erwachsene einem geringfügig höheren Risiko.

Symptome und Folgen einer Meningokokken-Erkrankung

Von der Ansteckung bis zum Ausbruch einer Erkrankung dauert es in der Regel 3 bis 4 Tage, die Zeitspanne kann jedoch zwischen 2 und 10 Tagen liegen. Zunächst treten kurzzeitig grippeähnliche Symptome auf. In der Folge setzen plötzlich Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl ein. Bei einem großen Teil der Erkrankten treten zusätzlich Hautveränderungen auf.

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Eine Ansteckung kann vor allem zu einer Entzündung der Hirnhäute (Meningokokken-Meningitis) oder zu einer bakteriellen Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis) führen. In manchen Fällen treten beide Erkrankungen gleichzeitig auf. Bei einer Meningitis kommen unter anderem Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Eine Sepsis kann sich durch Blutdruckabfall bemerkbar machen und bis zum Organversagen fortschreiten. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind die Symptome häufig schwieriger zu deuten. Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung können bei Kindern Fieber, schrilles Schreien, Reizbarkeit oder auch Schläfrigkeit sein.

Eine Meningokokken-Meningitis führt bei 10 bis 20 Prozent der Betroffenen zu Komplikationen wie Krampfanfällen oder Taubheit und bei Kindern auch zu Entwicklungsstörungen. Etwa einer von 100 der Erkrankten verstirbt. Bei einer Sepsis kann es zu Gewebeschädigungen bis hin zum Absterben einzelner Gliedmaßen kommen, so dass eine Amputation nötig werden kann. Rund 13 Prozent der Erkrankten mit septischem Verlauf versterben. Bei einer schweren Form des septischen Schocks, dem sogenannten Waterhouse-Friderichsen-Syndrom, verstirbt rund ein Drittel der Betroffenen.

Behandlung von Meningokokken-Erkrankungen

Bei Anzeichen einer Meningokokken-Erkrankung sollte sofort eine Arztpraxis oder das nächstgelegene Krankenhaus aufgesucht werden. Meningokokken-Erkrankungen müssen schnellstmöglich im Krankenhaus behandelt werden, da sie fast immer schwer verlaufen und häufig Komplikationen nach sich ziehen. Meningokokken-Erkrankungen werden mit Antibiotika behandelt.

Impfempfehlungen der STIKO

Aufgrund der Schwere von Meningokokken-Erkrankungen, der häufigen Komplikationen und der hohen Sterblichkeit empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) verschiedene Impfungen gegen Meningokokken:

Impfung gegen Meningokokken B

Allen Säuglingen ab dem Alter von 2 Monaten wird die Impfung gegen Meningokokken B empfohlen. Die Impfserie soll möglichst frühzeitig begonnen werden und im Alter von 2, 4 und 12 Monaten verabreicht werden. Versäumte Impfungen sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 5. Geburtstag nachgeholt werden. Im Alter von 12 bis 23 Monaten besteht die Impfserie aus 2 Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von 2 Monaten und einer 3. Impfstoffdosis 12 bis 23 Monate nach der 2. Impfung. Personen ab dem Alter von 2 Jahren erhalten nur 2 Impfstoffdosen in einem Mindestabstand von 1 Monat.

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Die Impfung gegen Meningokokken B soll an einem Termin mit den anderen von der STIKO empfohlenen Impfungen erfolgen. Zur Vermeidung von Fieber oder Schmerzen nach der Impfung wird eine vorbeugende Gabe von Paracetamol empfohlen, die zeitgleich mit der Impfung gegen Meningokokken B oder kurz danach begonnen werden sollte.

Impfung gegen Meningokokken C

Allen Kindern wird zu Beginn des 2. Lebensjahres zudem eine einmalige Impfung gegen Meningokokken C empfohlen. Versäumte Impfungen gegen Meningokokken C sollen so bald wie möglich und spätestens bis zum 18. Geburtstag nachgeholt werden.

Impfung gegen Meningokokken A, C, W und Y

Personen aller Altersgruppen, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Meningokokken-Erkrankung besteht, wird die Impfung mit einem Meningokokken-Kombinationsimpfstoff gegen die Serogruppen A, C, W und Y empfohlen. Außerdem sollten sie gegen Meningokokken B geimpft werden, wenn dies im Säuglings- oder Kleinkindalter noch nicht erfolgt ist. Zu den Risikogruppen zählen Personen mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung aufgrund einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche (zum Beispiel bei fehlender Milz) sowie gefährdetes Laborpersonal.

Ungeimpfte Haushaltsmitglieder von Erkrankten sowie Personen mit engem haushaltsähnlichem Kontakt sollten sich (zusätzlich zur Gabe von Antibiotika) so bald wie möglich impfen lassen, falls die Infektion beim Erkrankten durch Meningokokken A, C, W, Y oder B verursacht wurde.

Bei gehäuftem Auftreten von Meningokokken-Erkrankungen oder Ausbrüchen können von den Gesundheitsbehörden Impfungen für Personen im Umfeld empfohlen werden.

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Darüber hinaus können Impfungen gegen Meningokokken ACWY und/oder Meningokokken B als Reiseimpfungen sinnvoll sein. Schüler und Studenten mit einem längeren Aufenthalt in Ländern, in denen die Meningokokken-Impfung (Konjugatimpfstoffe) allgemein oder gezielt für diese Altersgruppe empfohlen wird (z. B. England, Irland, Spanien, Benelux-Länder, USA) erhalten eine Impfung entsprechend den Vorgaben des Ziellandes. Auch Reisende in Gebiete, in denen Meningokokken-Infektionen häufig auftreten (Endemiegebiete) tragen ein erhöhtes Infektionsrisiko, wenn sie sich dort länger aufhalten oder engen Kontakt zur Bevölkerung haben. Gemeint sind zum Beispiel Trekkingreisende vor einem Aufenthalt in Indien oder im "Meningitisgürtel" von Afrika. Saudi-Arabien verlangt in der Zeit der Mekka-Wallfahrten von Pilgern und Besuchern eine Impfbescheinigung, die maximal drei Jahre und minimal zehn Tage vor dem Eintreffen in Saudi-Arabien ausgestellt worden sein darf. Pflicht ist hier der Vierfach- Impfstoff A,C, W-135,Y.

Impfstoffe und Impfschemata

Es gibt verschiedene Impfstoffe, die gegen unterschiedliche Meningokokken-Typen gerichtet sind. Gegen den Typ B, der die meisten Infektionen verursacht, gibt es seit kurzem ebenfalls eine Impfung. Realtin neu sind auch die sogenannten Konjugatimpfstoffe, die sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet sind. Sie sind gegen Typ C bzw. gegen die Typen A, C, W und Y gerichtet und bewirken einen sehr guten, lang anhaltenden Schutz.

Das Impfschema ist abhängig vom Alter und dem indizierten Impfstoff. Es sind zwischen 1 und 4 Impfdosen im jeweils gegebenen Abstand erforderlich. Kinder unter einem Jahr werden drei Mal geimpft, ab einem Alter von 1 Jahr ist eine Impfung ausreichend.

Mögliche Impfreaktionen und Nebenwirkungen

Die Impfung ist in der Regel gut verträglich. Wie bei jeder Impfung können jedoch Nebenwirkungen auftreten, die je nach verwendetem Impfstoff etwas verschieden und unterschiedlich häufig sind. Durch die Anregung der körpereigenen Abwehr können für kurze Zeit vorübergehende Impfreaktionen auftreten, die in der Regel nach wenigen Tagen ohne Folgen wieder abklingen. Dazu zählen Rötungen, Schwellungen und Schmerzen an der Impfstelle, Fieber, Kopfschmerzen, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie allgemeines Unwohlsein.

Schwere Nebenwirkungen sind sehr selten. Beispielsweise kann es bei Säuglingen und jungen Kleinkindern zu einem Fieberkrampf kommen, der in der Regel jedoch ohne Folgen bleibt. Auch allergische Reaktionen sind möglich.

Impfungen gegen Meningokokken sind sicher; signifikante systemische Reaktionen sind sehr selten aufgetreten. Die häufigste Nebenwirkung sind Rötungen sowie ein leichter Schmerz an der Injektionsstelle, der nach ein bis zwei Tagen wieder verschwindet. Bei zwei Prozent der Impflinge kommt es zu Fieber bis zu 38,5 °C. Allgemeinreaktionen mit erhöhter Temperatur/Fieber, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Mattigkeit, Schläfrigkeit und grippeähnlichen Symptomen wie Schüttelfrost oder eine Verminderung des Muskeltonus (Muskelhypotonie) wurden in sehr seltenen Fällen nach der Impfung beobachtet. Ebenfalls sehr selten wurde über Reaktionen des Nervensystems wie Schwindel, Fieberkrämpfe, Krampfanfälle und Gefühlsstörungen berichtet.

Kostenübernahme

Seit Januar 2024 empfiehlt die STIKO standardmäßig die Impfung gegen Meningokokken B und Meningokokken C für Säuglinge und Kleinkinder. Dementsprechend werden die Kosten für diese Impfungen von den Krankenkassen übernommen (Pflichtleistung). Die Meningokokken-B-Impfung wird bis zum 5. Geburtstag und die Meningokokken-C-Impfung bis zum 18. Geburtstag übernommen.

Meningokokken trotz Impfung?

Auch wenn es durch die Infektion zu einer Immunantwort gekommen ist, ist es fraglich, ob sie vor einer erneuten Erkrankung schützt; es besteht dann aber ohnehin nur Schutz gegen den einen Meningokokken-Typ. Neisseria-meningitidis-Bakterien, von denen zwölf verschiedene Serogruppen bekannt sind. Die meisten Fälle der durch Meningokokken verursachten Krankheit werden von den Serotypen A, B und C, weniger durch Infektionen mit den Serotypen Y und W-135 verursacht.

Fazit

Die Meningokokken-Impfung ist ein wichtiger Schutz vor schweren und potenziell lebensbedrohlichen Erkrankungen. Die STIKO empfiehlt verschiedene Impfungen gegen Meningokokken, insbesondere für Säuglinge, Kleinkinder und Risikogruppen. Die Impfung ist in der Regel gut verträglich, und die Kosten werden von den Krankenkassen übernommen. Bei Fragen rund um die Impfung sollte man sich an seine Arztpraxis wenden.

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