Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen beeinträchtigt. Neben medikamentösen Behandlungen spielt die Eigeninitiative eine entscheidende Rolle, um die Beweglichkeit und Aktivität im Alltag so lange wie möglich zu erhalten. Regelmäßige Bewegungsübungen können der Bewegungsarmut entgegenwirken und die Lebensqualität verbessern.
Bedeutung von Bewegung und Sport bei Parkinson
Bewegung ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsfürsorge, insbesondere für Parkinson-Patienten, deren Beweglichkeit eingeschränkt ist. Ein ausgewogenes und individuell angepasstes Sportprogramm kann die Beweglichkeit verbessern, die Eigenwahrnehmung stärken und die psychische Verfassung stabilisieren. Eingeschränkte Beweglichkeit führt oft zu Missstimmungen, daher ist es wichtig, frühzeitig mit leichten Übungen zur Verbesserung der Körperhaltung zu beginnen und regelmäßig spazieren zu gehen.
Spezielle Übungen für Parkinson-Patienten
Es gibt eine Vielzahl von Übungen, die speziell auf die Bedürfnisse von Parkinson-Patienten zugeschnitten sind. Diese Übungen zielen darauf ab, Störungen des Sprechens, des Gleichgewichts, des Gehens und der Körperhaltung zu behandeln, die oft nicht ausreichend durch Medikamente beeinflusst werden. Auch Gelenkschmerzen, die durch die Bewegungsstörung begünstigt werden, können sich durch Krankengymnastik und physikalische Therapie bessern.
Aufwärmübungen
Bevor Sie mit den eigentlichen Übungen beginnen, sollten Sie Ihren Körper mit Aufwärmübungen vorbereiten. Diese dienen dazu, die Muskulatur zu lockern und die Durchblutung zu fördern.
Übungen im Sitzen und Stehen
Es gibt Übungen, die im Sitzen oder Stehen durchgeführt werden können. Diese sind einfach und ohne Hilfsmittel durchführbar. Es ist wichtig, im Vorfeld einzuschätzen, welche Übungen (leichte oder schwere) für Sie geeignet sind.
Lesen Sie auch: Parkinson-Medikamente: Was Sie beachten müssen
Übungen mit Hilfsmitteln
Einige Übungen können mit Hilfsmitteln wie einem Ball (Durchmesser ca. 16 - 20 cm), einem Gymnastikstab (ca. 1 m Länge) oder einer Gymnastikmatte durchgeführt werden. Diese Hilfsmittel können im Sportfachgeschäft oder Baumarkt erworben werden.
Bodenübungen
Bodenübungen sollten auf einer weichen, rutschfesten Unterlage durchgeführt werden, z.B. auf einem Teppich oder einer Gymnastikmatte.
Individuelle Anpassung und Trainingsplan
Die Länge Ihrer Übungen sollte idealerweise ca. betragen. Es ist ratsam, einen speziellen Trainingsplan herunterzuladen, um die Übungen strukturiert durchzuführen. Die Übungen dienen als Ergänzung, nicht aber als Ersatz für eine physiotherapeutisch angeleitete Behandlung.
Worauf Sie achten sollten
- Überforderung vermeiden: Motivation ist wichtig, aber eine Überforderung und zu große Ansprüche sollten vermieden werden. Schätzen Sie Ihre Leistungsfähigkeit realistisch ein und bleiben Sie deutlich unter Ihrer maximalen Leistungsgrenze.
- Häufigkeit der Übungsprogramme: Allgemein wird empfohlen, zwei Mal pro Woche Übungseinheiten zu absolvieren. Die Dauer sollte 15 bis 60 Minuten betragen, abhängig vom individuellen Leistungsniveau.
- Bewegungsbad: Trainingseinheiten im Bewegungsbad (warmes Wasser) sind besonders sinnvoll, da die Muskulatur gelockert und der Wasserwiderstand zur Kräftigung genutzt werden kann.
- Weitere Übungen: Übungen in der Turnhalle oder im Wohnzimmer zielen besonders auf den Bewegungsbeginn ab, das Gehen (große Schritte), die Nutzung von Taktgebern bei Freezing und das Dehnen von Muskeln. Auch die Verbesserung der Körperhaltung mit Streckübungen ist sinnvoll.
Weitere Therapieansätze
Neben den genannten Übungen gibt es weitere Therapieansätze, die bei Parkinson-Patienten eingesetzt werden können:
Physiotherapie (Krankengymnastik)
In der Physiotherapie werden vor allem Übungen für die Beweglichkeit vermittelt, damit Bewegungsabläufe weiterhin normal funktionieren können. Das Fachpersonal kann auch bei der Auswahl geeigneter Hilfsmittel helfen.
Lesen Sie auch: Die Stadien der Parkinson-Krankheit erklärt
Ergotherapie
In der Ergotherapie wird die Feinmotorik trainiert, z.B. das Öffnen von Knöpfen oder Reißverschlüssen, um Alltagskompetenzen und Selbstständigkeit zu erhalten. Durch gezieltes Training werden die Fingergeschicklichkeit, die Hand-Hand-Koordination und die Handmuskeln verbessert. Auch die Mobilisation der Gelenke wird gefördert, um Kontrakturen zu verringern.
Logopädie
Die Logopädie beschäftigt sich mit der Behandlung von Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen, die bei Parkinson-Patienten auftreten können.
Entspannungstechniken
Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Biofeedback-Verfahren, Yoga oder Atemübungen können helfen, Stress, Angst und Unsicherheit zu reduzieren, die durch Parkinson und die Symptome hervorgerufen werden. Auch warmes Wasser wirkt sich günstig aus.
LSVT®BIG-Therapie
Die LSVT®BIG-Therapie ist ein intensiver physio- und ergotherapeutischer Therapieansatz mit Fokus auf die Vergrößerung der Bewegungsamplitude, die krankheitsbedingt abnimmt. Die Therapie verläuft nach einem standardisierten Behandlungsplan, der individuell an die Ziele hinsichtlich der Grob- und Feinmotorik sowie an den Schweregrad der Erkrankung und die Bedürfnisse des Patienten angepasst ist.
Sportarten für Parkinson-Patienten
Neben speziellen Übungen gibt es auch verschiedene Sportarten, die für Parkinson-Patienten geeignet sind:
Lesen Sie auch: Überblick zur Dopamin-Erhöhung bei Parkinson
- Geeignete Sportarten: Spazierengehen, Schwimmen, Wassergymnastik, Wandern, Nordic Walking, Tanzen (z.B. Tango), Radfahren, Kraftsport (mit reduziertem Krafteinsatz), Tischtennis, Bogenschießen, Karate.
- Weniger geeignete Sportarten: Sportarten mit hohem Sturzrisiko, z.B. durch schnelle Drehbewegungen oder Hochgeschwindigkeitssportarten.
Die Wahl der geeigneten Sportart hängt vom individuellen Erkrankungsstadium und den persönlichen Vorlieben ab.
Empfohlene Sportarten nach Erkrankungsstadium (Hoehn & Yahr)
- Stadium I-II: Alle Sportarten außer ggf. Hochgeschwindigkeitssportarten.
- Stadium III: Sport mit Sturzrisiko vermeiden (z.B. Tennis), Wandern, Golf, Tanzen, Radfahren, Kraftsport mit 50% Krafteinsatz.
- Stadium IV: (Ski-)Wandern auf ebenem Gelände, (Wasser-) Gymnastik, Laufband, u.U. Schwimmen und leichtes Krafttraining mit Theraband.
- Stadium V: Physiotherapie und passive Mobilisation.
Auswirkungen von Sport auf das Gehirn und Parkinson-Symptome
Sport wirkt sich direkt positiv auf unser Gehirn aus:
- Regt die Entstehung von mehr Synapsen an (Verknüpfung von Nervenzellen zum Informationsaustausch untereinander).
- Wirkt anti-entzündlich.
- Verbessert die Durchblutung.
- Vermehrt die Ausschüttung von Botenstoffen.
Speziell bei Parkinsonsymptomen können folgende Verbesserungen auftreten:
- Verbesserte Motorik und Gang (Gangmuster und -geschwindigkeit).
- Verbessertes Gleichgewicht und Koordination.
- Bessere Rumpfaufrichtung und verbesserte Kraft.
- Verbesserung der Aktivitäten des täglichen Lebens.
- Verbesserte psychische Gesundheit und weniger Depressivität.
- Weniger Schmerzen.
- Höhere Lebensqualität.
- Verbesserte Lungenfunktion.
Umgang mit spezifischen Symptomen
Parkinson-Patienten leiden oft unter spezifischen Symptomen wie Freezing, Muskelsteifheit oder einer Verringerung der mimischen Kommunikation. Gezielte Übungen können helfen, diese Symptome zu lindern:
- Freezing: Mithilfe einer physiotherapeutischen Behandlung lässt sich die Überwindung motorischer Blockaden trainieren und auf den Alltag übertragen. Patienten können sich selbst Kommandos zur Schrittfolge geben oder im Takt nach einem vorgegebenen Rhythmus gehen.
- Muskelsteifheit: Sport und Bewegung können Muskelsteifheit vermindern. Entspannungsübungen wirken der krankheitsbedingten Versteifung entgegen.
- Verringerte Mimik: Vor dem Spiegel verschiedene Gesichtsausdrücke (Freude, Angst, Erschrecken) üben, um der Verringerung der aktiven mimischen Kommunikation entgegenzuwirken.
Hilfsmittel und Alltagstraining
Durch Parkinson sind viele alltägliche Bewegungen stark eingeschränkt. Ein gezieltes Alltagstraining (Ankleiden, Körperpflege etc.) kann die Selbstständigkeit fördern. Bei Bedarf kann der Einsatz von Hilfsmitteln (z.B. orthopädische Hilfsmittel) in Betracht gezogen werden.
Motivation und Spaß am Training
Das erfolgreichste Training ist das, was man wirklich macht und langfristig beibehält. Probieren Sie daher verschiedene Angebote aus und wählen Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß bereitet. Ergotherapie darf und soll auch Spaß machen, damit die Motivation beim Training bestimmter Verhaltensweisen wächst. Es ist hilfreich, ein konkretes Ziel für die Verbesserung des Alltags im Auge zu behalten. Selbst kleine erfolgreiche Schritte auf dem Weg dorthin sind erfreulich und können „gefeiert“ werden.
tags: #Mobilisation #bei #Parkinson #Übungen