Motten im Kopf: Demenz verstehen und den Alltag mit Erinnerungen und Vertrautheit gestalten

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor große Herausforderungen. Oftmals dominiert die Annahme, dass die Erkrankten "verschwinden" und ihre Umwelt nicht mehr wahrnehmen. Diese Vorstellung ist jedoch falsch. Eine Demenzerkrankung verändert Menschen, nimmt ihnen nach und nach viele Fähigkeiten und Erinnerungen. Doch der Mensch bleibt bestehen, und die Fähigkeit, Gefühle wie Freude, Angst und Schmerz zu empfinden, bleibt bis zuletzt erhalten. In diesem Artikel werden wir uns mit der Definition von Demenz auseinandersetzen, die vielfältigen Aspekte der Erkrankung beleuchten und Strategien aufzeigen, wie man den Alltag mit Demenz besser gestalten kann.

Was ist Demenz? Eine Definition

Demenz ist ein Oberbegriff für verschiedene Erkrankungen des Gehirns, die mit einem fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten einhergehen. Diese Fähigkeiten umfassen Gedächtnis, Sprache, Denkvermögen, Orientierung und Urteilsvermögen. Die Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Ursache für Demenz, aber es gibt auch andere Formen wie vaskuläre Demenz, Lewy-Körperchen-Demenz und frontotemporale Demenz.

Der Begriff "Motten im Kopf" ist eine Metapher, die von Betroffenen verwendet wird, um die Verwirrung und das Gefühl des Verlusts von Gedanken und Erinnerungen zu beschreiben. Es ist ein bildhafter Ausdruck für die Beeinträchtigungen, die mit Demenz einhergehen.

Fakten und Zahlen zu Demenz und Alzheimer in Deutschland

Basierend auf Berechnungen und Schätzungen von Organisationen wie der Deutschen Alzheimer Gesellschaft und dem Statistischen Bundesamt lebten in Deutschland im September 2024 rund 1,84 Millionen Menschen mit Demenz, wobei die meisten Fälle auf die Alzheimer-Krankheit entfallen.

Der demografische Wandel mit steigender Lebenserwartung führt dazu, dass die Zahl der Demenzerkrankten bis 2050 auf etwa 2,3 bis 2,7 Millionen ansteigen könnte. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung des Themas Demenz in unserer Gesellschaft.

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Ursachen und Risikofaktoren

Die genauen Ursachen für Demenz sind noch nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch angenommen, dass eine Kombination aus genetischen, umweltbedingten und Lebensstilfaktoren eine Rolle spielt. Zu den Risikofaktoren gehören:

  • Alter: Das Risiko, an Demenz zu erkranken, steigt mit zunehmendem Alter.
  • Genetische Veranlagung: Familiäre Vorbelastung kann das Risiko erhöhen.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bluthochdruck, Diabetes und hohe Cholesterinwerte können das Risiko erhöhen.
  • Schädel-Hirn-Trauma: Wiederholte oder schwere Kopfverletzungen können das Risiko erhöhen.
  • Lebensstilfaktoren: Rauchen, Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung können das Risiko erhöhen.

Symptome und Diagnose

Die Symptome von Demenz können je nach Form und Stadium der Erkrankung variieren. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Gedächtnisverlust: Schwierigkeiten, sich an neue Informationen zu erinnern oder sich an Ereignisse aus der Vergangenheit zu erinnern.
  • Sprachprobleme: Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden oder Gesprächen zu folgen.
  • Verwirrung: Desorientierung bezüglich Zeit, Ort und Personen.
  • Probleme mit dem Denkvermögen: Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, Probleme zu lösen oder logisch zu denken.
  • Verhaltensänderungen: Reizbarkeit, Aggressivität, Depressionen oder Apathie.

Die Diagnose von Demenz erfordert eine umfassende medizinische Untersuchung, einschließlich neurologischer Tests, kognitiver Tests und bildgebender Verfahren des Gehirns.

Therapie und Behandlung

Es gibt keine Heilung für Demenz, aber es gibt verschiedene Therapieansätze, die dazu beitragen können, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dazu gehören:

  • Medikamentöse Behandlung: Medikamente können helfen, die kognitiven Funktionen zu verbessern oder Verhaltenssymptome zu reduzieren.
  • Nicht-medikamentöse Therapien: Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie und Psychotherapie können helfen, die körperlichen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten zu erhalten oder zu verbessern.
  • Unterstützende Maßnahmen: Beratung und Unterstützung für Betroffene und ihre Angehörigen, Gedächtnistraining, Anpassung des Wohnumfelds.

Poesie und Kunst als therapeutische Hilfsmittel

Eine britische Studie der Universitätskliniken Plymouth NHS Trust aus dem Jahr 2024 hat gezeigt, dass Poesie Menschen mit Demenz, insbesondere der Alzheimer-Krankheit, auf vielfältige Weise zugutekommen kann. Kunstbasierte Interventionen können die Kommunikation, Sozialisation und das emotionale Wohlbefinden fördern.

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Gedichte können die Erfahrungen Betroffener darstellen, wie die Metapher der "Motten im Kopf" oder die Gefühle von Angst und Einsamkeit, und bieten so Pflegenden Einblicke in die Welt der Erkrankten. Die Wiederholung von Gedichten und Liedern sowie die Betrachtung von Bildern können Menschen mit Demenz beruhigen und aktivieren.

Die Berliner Künstlerin STAVI setzt mit ihrem Poesiealbumkalender genau hier an. Durch ihren einzigartigen Mix aus Oblaten, Glanzbildern und passenden Sprüchen erschafft sie eine neuartige Collagenkunst, die bei Menschen mit Demenz Erinnerungen an ihre Kindheit weckt und ihnen ein Stück Heimat, Vertrautheit und Sicherheit zurückgibt. Diese Erinnerungen können therapeutisch wirksam sein und den Alltag der Betroffenen positiv beeinflussen.

Strategien für den Alltag mit Demenz

Der Alltag mit Demenz kann herausfordernd sein, aber es gibt viele Strategien, die helfen können, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern:

  • Schaffen Sie eine sichere und vertraute Umgebung: Reduzieren Sie Ablenkungen, sorgen Sie für gute Beleuchtung und vermeiden Sie Stolperfallen.
  • Etablieren Sie Routinen: Feste Tagesabläufe können Sicherheit und Orientierung geben.
  • Kommunizieren Sie klar und einfach: Verwenden Sie kurze Sätze, sprechen Sie langsam und deutlich und vermeiden Sie Fachjargon.
  • Fördern Sie die Selbstständigkeit: Ermutigen Sie die Betroffenen, Aufgaben selbstständig zu erledigen, solange sie dazu in der Lage sind.
  • Bieten SieValidation: Nehmen Sie die Gefühle und Bedürfnisse der Betroffenen ernst und bestätigen Sie sie.
  • Nutzen Sie Erinnerungsstücke: Fotos, Musik und andere Gegenstände aus der Vergangenheit können Erinnerungen wecken und Gespräche anregen.
  • Bleiben Sie aktiv: Fördern Sie körperliche Aktivität, soziale Interaktion und geistige Stimulation.
  • Suchen Sie Unterstützung: Nehmen Sie Beratungsangebote und Selbsthilfegruppen in Anspruch, um sich mit anderen Betroffenen und Angehörigen auszutauschen.

Die Bedeutung von Vertrautheit und Erinnerungen

Im Alltag des Vergessens, der ständigen Angst und Unsicherheit spielen Vertrautheit und Erinnerungen eine besonders wichtige Rolle für Menschen mit Demenz. Sie geben ihnen ein Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Identität.

Der Poesiealbumkalender von STAVI ist ein Beispiel dafür, wie man durch gezielte Reize Erinnerungen wecken und Vertrautheit schaffen kann. Die Künstlerin verwendet Glanzbilder und Sprüche aus der Kindheit, um positive Emotionen und Erinnerungen hervorzurufen.

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Auch andere Ansätze können helfen, Vertrautheit und Erinnerungen in den Alltag zu integrieren:

  • Musiktherapie: Bekannte Lieder aus der Jugend oder Kindheit können Erinnerungen wecken und positive Emotionen hervorrufen.
  • Fotobücher: Das Betrachten von Fotos aus der Vergangenheit kann Gespräche anregen und Erinnerungen wachrufen.
  • Besuch von vertrauten Orten: Der Besuch von Orten, die mit positiven Erinnerungen verbunden sind, wie dem ehemaligen Zuhause, dem Lieblingscafé oder dem Park, kann Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
  • Kochen und Backen: Das Zubereiten von traditionellen Gerichten oder das Backen von Lieblingskuchen kann Erinnerungen an die Familie und an besondere Anlässe wecken.

Unterstützung für Angehörige

Die Pflege von Menschen mit Demenz ist eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel Zeit, Energie und Geduld erfordert. Angehörige sind oft emotional und körperlich stark beansprucht. Es ist daher wichtig, dass sie sich selbst nicht vergessen und sich Unterstützung suchen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Unterstützung für Angehörige:

  • Beratungsstellen: Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft und andere Organisationen bieten Beratungsgespräche für Angehörige an.
  • Selbsthilfegruppen: Der Austausch mit anderen Angehörigen kann sehr hilfreich sein, um Erfahrungen zu teilen, Tipps zu bekommen und sich gegenseitig zu unterstützen.
  • Entlastungsangebote: Tagespflege, Kurzzeitpflege und ehrenamtliche Helfer können Angehörige entlasten und ihnen Zeit für sich selbst ermöglichen.
  • Psychotherapie: Eine Psychotherapie kann helfen, mit den Belastungen der Pflege umzugehen und die eigene psychische Gesundheit zu stärken.

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