Hirntumore sind komplexe Erkrankungen mit vielfältigen Erscheinungsformen. In Deutschland erkranken jährlich schätzungsweise 7.000 bis 8.000 Menschen neu an bösartigen Hirntumoren, wobei Männer häufiger betroffen sind als Frauen. Gliome stellen einen bedeutenden Anteil dieser malignen Neubildungen dar. Die Medizin unterscheidet zwischen primären Hirntumoren, die direkt im Gehirn oder seinen Strukturen entstehen, und Metastasen, die von anderen Krebserkrankungen streuen. Die Magnetresonanztomographie (MRT) spielt eine zentrale Rolle bei der Diagnose und Charakterisierung von Hirntumoren.
Glioblastome
Glioblastome sind aggressive und schnell wachsende primäre Hirntumoren. Sie gehören zu den häufigsten Hirntumoren und sind eine Variante der Gliome, zu denen auch Astrozytome, Oligodendrogliome und Ependymome gehören. Glioblastome machen etwa 50 Prozent aller Gliome aus und entstehen im Stützgewebe des Gehirns.
Risikofaktoren und Symptome
Zu den Risikofaktoren für die Entstehung von Glioblastomen gehören Mutationen, Erbkrankheiten wie das Lynch-Syndrom und das Li-Fraumeni-Syndrom, Neurofibromatose und die Exposition gegenüber Strahlung. Aufgrund ihres schnellen Wachstums können sich Glioblastome innerhalb kurzer Zeit entwickeln. Typischerweise sind sie im Bereich der Schläfe oder Stirn lokalisiert und infiltrieren von dort aus verschiedene Gewebeschichten des Gehirns. Die Ausbreitung erfolgt häufig innerhalb des zentralen Nervensystems (ZNS).
Die Symptome von Glioblastomen sind vielfältig und reichen von motorischen Ausfällen über Krampfanfälle und Persönlichkeitsveränderungen bis hin zu Bewusstseinseintrübungen. Durch das Wachstum und die Bildung von Ödemen kann ein erhöhter Hirndruck entstehen, der zu Übelkeit und Erbrechen führt. In einigen Fällen können die Symptome einem Schlaganfall ähneln.
Diagnose und Behandlung
Bei Verdacht auf ein Glioblastom kommen bildgebende Verfahren wie die Gadolinium-verstärkte MRT zum Einsatz. In den MRT-Bildern können ein Ödem und eine ringförmige, irreguläre Kontrastmittelaufnahme sichtbar sein. Spezielle MRT-Sequenzen ermöglichen die Bestimmung des Durchflusses (Perfusion) und liefern weitere Informationen zum Wachstum, zur Abgrenzung des Tumors und zur Infiltration in umliegendes Gewebe. In Kombination mit einer Positronenemissionstomographie (PET) kann die MRT zur Verlaufsprognose im Zusammenhang mit der Radiochemotherapie eingesetzt werden.
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Die Behandlung von Glioblastomen umfasst in der Regel eine Kombination aus Resektion (chirurgischer Entfernung) und Radiochemotherapie, wobei begleitend zur Strahlentherapie Temozolomid eingesetzt wird. Aufgrund des aggressiven Wachstums ist ein frühzeitiger Behandlungsbeginn entscheidend.
Meningeome
Meningeome sind meist gutartige Tumoren, die von den Hirnhäuten (Meningen) ausgehen. Sie werden oft zufällig bei anderen Untersuchungen entdeckt. Die Inzidenz liegt bei neun zu 100.000 Menschen, wobei die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt. Viele Meningeome werden innerhalb des Schädels gefunden.
Symptome und Diagnose
Meningeome verursachen anfangs oft keine Symptome. Mit zunehmender Größe können neurologische Beeinträchtigungen wie Kopfschmerzen, epileptische Anfälle und motorische Störungen auftreten. Die Symptome hängen von der genauen Lokalisation des Tumors ab.
In der kontrastmittelbasierten MRT zeigen sich Meningeome in der T1-Sequenz isointense Signale im Vergleich zur grauen Substanz. In der T2-Sequenz ist eine variable Signalintensität möglich. Das Dura-Schwanz-Zeichen (Dural Tail Sign) kann auf ein Meningeom hinweisen. Zur Abklärung, ob es sich um ein atypisches Meningeom handelt, können weitere Untersuchungen wie die PET zum Einsatz kommen.
Behandlung
Die Behandlung von Meningeomen hängt von Faktoren wie Größe und Lage ab. Kleine, zufällig entdeckte Tumoren ohne akute Symptome können nach dem Watch-and-Wait-Ansatz beobachtet werden. Bei Auftreten von Symptomen wird das Meningeom operativ entfernt. Je nach Größe und Lokalisation kann eine Strahlentherapie in Betracht gezogen werden.
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ZNS-Lymphome
Das primäre ZNS-Lymphom ist eine seltene, hochmaligne Form des Non-Hodgkin-Lymphoms, das im Gewebe des ZNS auftritt. Häufig betroffen ist das Großhirn. Die Erkrankung tritt bevorzugt bei immunsuppressiven Patienten auf. Neben dem Gehirn können auch die Augen betroffen sein.
Symptome und Diagnose
Das ZNS-Lymphom ist durch verschiedene Symptome gekennzeichnet, die oft unspezifisch sind und sich innerhalb kurzer Zeit entwickeln können. Viele Patienten zeigen Wesensveränderungen, kognitive Defizite oder fokalneurologische Ausfälle wie Sprach-, Seh- und Hörprobleme.
Die Diagnose erfolgt unter anderem mithilfe der MRT. In den Scans zeigen sich die Raumforderungen häufig homogen mit einer hohen Aufnahme des Kontrastmittels. Bei etwa einem Drittel der Patienten werden mehrere Tumore entdeckt. Da sich mit der MRT nicht bei allen Patienten die Raumforderungen hinreichend bestimmen lassen, ist eine histopathologische Sicherung der Diagnose durch die Analyse einer Gewebeprobe angezeigt.
Behandlung
Die Behandlung des ZNS-Lymphoms erfolgt unter Berücksichtigung individueller Faktoren wie dem Alter der Patienten. Die Chemotherapie gilt als wichtige Maßnahme zur Therapie. Auch die Strahlentherapie kann eine gute Remissionsrate erzielen.
Hirnmetastasen
Neben den primären Hirntumoren treten häufig Hirnmetastasen auf, die von Krebserkrankungen anderer Organe (extrakranieller Primärtumor) stammen. Häufige Ursachen sind Lungenkarzinome, Brustkrebs und Melanome.
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Symptome und Diagnose
Die Symptome von Hirnmetastasen hängen von der genauen Lokalisation ab. Häufig lassen sich die Symptome auf den steigenden Hirndruck durch das Wachstum und peritumorale Ödeme zurückführen. Patienten klagen unter anderem über Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen, epileptische Anfälle sowie psychische und kognitive Veränderungen.
In der Diagnostik spielt die MRT eine zentrale Rolle. In den Sequenzen der mit Kontrastmittel durchgeführten radiologischen Untersuchung sind die Raumforderungen an ihrer Intensität zu erkennen. Darüber hinaus lassen sich Ödeme identifizieren. Auch die Computertomographie (CT) liefert wichtige diagnostische Hinweise. Die Absiedelungen des Primärtumors können als isodense oder hyperdense Raumforderung zu erkennen sein. Zusätzliche Informationen kann die Radiologie auch aus dem Verteilungsmuster des Kontrastmittels gewinnen. Die PET-Untersuchung kann Stoffwechselprozesse im Gewebe feststellen.
Behandlung
Die Prognose bei Hirnmetastasen ist häufig ungünstig. Die Behandlung kann Strahlen- oder Chemotherapie sowie eine operative Entfernung umfassen. Welcher Behandlungsweg den größten Erfolg verspricht, hängt von individuellen Faktoren wie der Lokalisation und Größe der Metastasen ab.
Rolle der MRT in der Diagnostik
Die MRT ist ein wichtiges bildgebendes Verfahren zur Erkennung und Beurteilung von Hirntumoren und anderen Auffälligkeiten im Gehirn. Sie ermöglicht die Darstellung von entzündlichen und strukturellen Veränderungen ohne Strahlenbelastung. Eine MRT des Schädels ist unter anderem bei Verdacht auf Schlaganfall, Hirntumore, Hirn- oder Hirnhautentzündung, Hirnblutungen, Gefäßveränderungen, Demenzerkrankungen oder Parkinsonerkrankung indiziert.
Spezielle MRT-Techniken
Bei der Schlaganfalldiagnostik kommen spezielle MRT-Untersuchungsmethoden wie die Diffusions-MRT und die Perfusions-MRT zum Einsatz. Die Diffusions-MRT ermittelt die Einwanderung (Diffusion) von Wasserstoffmolekülen, während die Perfusions-MRT die Blutversorgung der einzelnen Hirnareale darstellt.
Die MR-Angiographie ermöglicht die Beurteilung der hirnversorgenden Arterien und die Erkennung von Einengungen (Stenosen), Aneurysmen und Gefäßmissbildungen.
Komfort und Ablauf der MRT-Untersuchung
Moderne MRT-Geräte verfügen über einen großen Röhrendurchmesser und bieten den Patienten hohen Komfort. Kopfhörer mit Musik und ein „MR-Kino“ können von den lauten Klopfgeräuschen ablenken und für Entspannung sorgen. Auf Wunsch können Patienten vor der Untersuchung ein Beruhigungsmittel erhalten.
In der Regel dauert eine Kopf-MRT ca. 15 bis 30 Minuten. Für bestimmte Fragestellungen kann die Gabe eines Kontrastmittels erforderlich sein.
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