Was hilft gegen Krämpfe in den Beinen? Ursachen, Behandlung und Vorbeugung

In unseren Beinen, Füßen und auch im Gesäß befinden sich eine Vielzahl von Muskeln, bei denen es zu Muskelkrämpfen kommen kann. Muskelkrämpfe sind ein weit verbreitetes Phänomen, das viele Menschen betrifft. Sie können plötzlich auftreten und sehr schmerzhaft sein. Glücklicherweise gibt es viele Möglichkeiten, um Krämpfen vorzubeugen und sie zu behandeln, wenn sie auftreten.

Was ist ein Muskelkrampf?

Ein Muskelkrampf ist ein plötzliches, schmerzhaftes und unkontrollierbares Zusammenziehen eines Muskels oder einer Muskelgruppe. Krämpfe und Verspannungen zeigen sich oft im Schulter- und Nackenbereich oder im Rücken. Auch können sie in den Armen, Händen und Fingern oder in den Beinen, Füßen und sogar im Gesäß vorkommen. Dieses unwillkürliche Zusammenziehen der Muskulatur kann von wenigen Sekunden bis zu mehreren Minuten andauern und ist oft von einem stechenden Schmerz begleitet.

Ursachen von Muskelkrämpfen

Warum es zu Muskelkrämpfen kommt, ist noch nicht genau geklärt. Die häufigste Form sind die idiopathischen Beinkrämpfe, bei denen keine Ursache bekannt ist. Mögliche Auslöser sind starke oder abnormale Belastung des betroffenen Muskels oder ein verminderter Blutzufluss. Auch das Alter spielt eine wichtige Rolle, da sich mit zunehmendem Alter die Sehnen und Muskeln verkürzen und so ein Krampf leichter ausgelöst werden kann.

Als mögliche Ursachen kommen in Frage:

  • Falsche Körperhaltung
  • Überlastung der Muskulatur
  • Stress
  • Verletzungen
  • Vorerkrankungen der Gefäße (Thrombosen der tiefen Beinvenen, chronische Durchblutungsstörungen, Krampfadern)
  • Erkrankungen des Bewegungsapparats und des Skeletts
  • Bewegungsmangel
  • Unausgewogene Ernährung
  • Ungleichgewicht der Elektrolyte
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (Cholesterinsenker, hormonelle Verhütungsmittel, Blutdrucksenker, bronchienerweiternde Arzneimittel, Chemotherapeutika etc.)
  • Erkrankungen (Diabetes mellitus, Niereninsuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion [Hypothyreose])
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Alkohol- und Tabakkonsum

Elektrolytmangel als Ursache

Ursächlich für Krämpfe kann ein Ungleichgewicht des Elektrolythaushalts sein. Besteht beispielsweise aufgrund eines starken Magnesiummangels ein Ungleichgewicht, kann dies zu unangenehmen Krämpfen in den Füßen und Zehen führen. Magnesium ist ein lebenswichtiger Mineralstoff für den menschlichen Organismus. Ein Magnesiummangel zeichnet sich durch verschiedene Symptome, wie z. B. Wadenkrämpfe oder Müdigkeit, aus. Die Störung des Mineralstoffhaushalts führt zu einer stärkeren Erregbarkeit des Nervensystems - und kann so schmerzhafte Wadenkrämpfe verursachen. Bei einem Magnesiummangel können die Nerven überreizen. Sie schicken vermehrt Signale an den Muskel, sodass er verkrampft.

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten bei morgendlichen Beinkrämpfen

Neben Magnesium gehören auch Calcium, Natrium und Kalium zu den vom Körper benötigten Elektrolyten. Sie sollten stets in einem bestimmten Verhältnis zueinander im Organismus vorliegen. Ist der Elektrolythaushalt gestört, kann dies zu Einschränkungen der Muskelfunktion und folglich zu Muskelkrämpfen führen.

Dehydration als Ursache

In unserem Körper ist Wasser Bestandteil von Muskeln, Organen, Zellen und Knochen. Der körpereigene Wasserhaushalt sorgt dafür, dass über das Blut Nährstoffe zu Muskeln und Organen transportiert und Schadstoffe ausgeschwemmt werden. Bei einer Dehydratation (Dehydration, Dehydrierung) trocknet der Körper aus. Dies geschieht beispielsweise bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr oder einem übermäßigen Flüssigkeitsverlust, z. B. durch starkes Schwitzen oder bei Durchfällen. Verliert der Körper Flüssigkeit, nimmt die Fließeigenschaft des Blutes ab. In der Folge verschlechtert sich die Durchblutung - auch der Muskeln - und damit die Versorgung mit Mineralstoffen, die für die Muskelfunktion essenziell sind. Außerdem verliert der Körper u. a. Kalium, Calcium und Magnesium, sodass ein Ungleichgewicht der Elektrolyte entsteht, was zu Muskelkrämpfen führen kann.

Medikamente als Ursache

Nicht immer muss ein Magnesiummangel der Auslöser von Muskelkrämpfen sein. Nicht selten sind Krämpfe in den Beinen, die trotz ausreichender Versorgung mit Magnesium auftreten, auf verschiedene Medikamente zurückzuführen. Unter anderem können Diuretika (harntreibende Arzneimittel), Abführmittel oder ACE-Hemmer (bei Bluthochdruck) Muskelkrämpfe verursachen.

Bei sekundären Beinkrämpfen sind die Ursachen bekannt. So können zum Beispiel manche Medikamente als Nebenwirkung Wadenkrämpfe auslösen. Hierzu zählen Cholesterinsenker (Statine), einige entwässernde Medikamente (Thiazide) oder manche Blutdrucksenker (zum Beispiel der Calciumkanalantagonist Nifedipin).

Erkrankungen als Ursache

Bei bestimmten Erkrankungen, etwa der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit („Schaufensterkrankheit“), Schilddrüsen- und Hormonstörungen, der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), Parkinson oder dem Restless-Legs-Syndrom können wiederholt Wadenkrämpfe auftreten. Ein veränderter Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt kann Krämpfe ebenfalls begünstigen, beispielsweise in der Schwangerschaft oder bei Patientinnen und Patienten, die auf eine Dialyse angewiesen sind.

Lesen Sie auch: Endlich krampffrei: Tipps und Tricks

Wie häufig treten Muskelkrämpfe auf und bei wem?

Wird ein Muskel beansprucht, zieht sich dieser bei der Belastung zusammen und entspannt sich wieder bei der Entlastung. Wird ein Muskel stark belastet, z. B. beim Laufen oder Joggen, kann es zu einem andauernden Zusammenziehen des Muskels kommen, wodurch der Muskel verkrampft. Allerdings treten Muskelkrämpfe häufig auch am Anfang einer Bewegung auf, also wenn sich der Körper noch nicht an die Belastung gewöhnt hat, beispielsweise beim Aufstehen nach längerem Sitzen.

Muskelkrämpfe sind in der Bevölkerung weit verbreitet. Laut einer Umfrage leiden 75 % der Deutschen darunter. Bereits mehr als 90 % der jungen Erwachsenen haben vereinzelt Muskelkrämpfe erlebt. Mit dem Alter nimmt die Häufigkeit zu. So leiden 33 bis 50 % der über 65-Jährigen mindestens einmal pro Woche an Muskelkrämpfen.

Im Schnitt sind Frauen etwas häufiger von nächtlichen Muskelkrämpfen betroffen als Männer. Auch im Alter nimmt die Häufigkeit von Wadenkrämpfen zu.

Warum sind Krämpfe in Beinen, Füßen und im Gesäß besonders unangenehm?

Muskelkrämpfe können vereinzelt auftreten und sind meist zwar schmerzhaft, aber nur von kurzer Dauer, z. B. während des Sports oder danach. Häufen sich allerdings die Beschwerden, können diese zu einer Belastung und sogar zu einer Einschränkung der Lebensqualität führen. Betroffene berichten über fast tägliche Muskelkrämpfe unterschiedlicher Intensität, Schmerzen, die teilweise erst nach Stunden vollständig abklingen, zunehmend gestörten Schlaf und Erschöpfung, die auch tagsüber anhält.

Was tun bei Krämpfen?

Um einen akuten Krampf zu unterbrechen, hilft oft zunächst die Entlastung des betroffenen Fußes oder Beins. Bei einem akuten Krampf, etwa in der Wade oder im Oberschenkel, kann durch Dehnen des betroffenen Muskels oder durch aktives Anspannen des entgegengesetzten Muskels der Krampf unterbrochen werden. Als Sofortmaßnahme bei einem Krampf reicht es meist, den Muskel zu massieren und langsam und vorsichtig zu dehnen. Am einfachsten gelingt dies, wenn Sie die Zehen - eventuell mithilfe der Hand - in Richtung Schienbein ziehen und die Position für einige Sekunden halten.

Lesen Sie auch: Behandlungsmöglichkeiten für Beinkrämpfe bei COPD

Auch Wärme hilft bei Wadenkrämpfen. Indem sie die Durchblutung anregt, löst Wärme die Verspannung des verkrampften Muskels. Sie können dafür ein warmes Bad nehmen oder wärmende Auflagen bzw. eine Wärmflasche auf die betroffene Stelle legen. Ebenfalls hilfreich können eine warme Dusche sein, da beides die Muskulatur entspannt. Das Ausschütteln der Beine und vorsichtiges Gehen können einen Krampf im Bein ebenfalls lindern.

Bei starken Wadenkrämpfen begeben Sie sich dafür am besten in Sitzposition. Fassen Sie sich an die Zehen und ziehen Sie diese in Richtung Körper. Gleichzeitig strecken Sie das betroffene Bein langsam aus. Stehen Sie auf und laufen Sie etwas umher. Durch die Bewegung wird der Muskel jedoch gelockert und Verspannungen lösen sich rascher. Massieren Sie die verkrampfte Stelle mit den Händen. Dadurch fördern Sie die Durchblutung.

Hausmittel gegen Krämpfe

Ein bewährtes Hausmittel bei Wadenkrämpfen ist Wärme. Legen Sie eine Wärmekompresse auf die betroffene Stelle, um die Durchblutung zu fördern und so die Muskulatur zu entspannen.

Um einen Krampf zu stoppen, schwören manche Athletinnen und Athleten auf Gurkenwasser: jene salzige und essighaltige Flüssigkeit, in der Gurken eingelegt sind. Laut einer kleinen US-amerikanischen Studie könnte da etwas daran sein. Das Gebräu verkürzte die Krampfdauer bei Männern mit Flüssigkeitsmangel.

Medikamentöse Behandlung

Bei starken Beschwerden kann eine medikamentöse Therapie sinnvoll sein. Ein günstiges Nebenwirkungsprofil hat die Gabe von Magnesium. Obwohl die Wirksamkeit nicht ausreichend belegt ist, kann Magnesium deshalb versuchsweise genommen werden.

Belegt ist außerdem die Wirksamkeit einer Behandlung mit 200 bis 400 Milligramm Chininsulfat oder Hydrochinin zur Nacht. In seltenen Fällen können jedoch Störungen der Blutgerinnung und andere schwere Nebenwirkungen auftreten. Daher wird Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt Chinin nur bei sehr schweren Krämpfen verschreiben.

Was hilft gegen Krämpfe in Beinen, Füßen und im Gesäß?

Muskelkrämpfe sind in der Regel keine ernsthafte Erkrankung. Wer unter Muskelkrämpfen leidet, kann aktiv etwas dagegen tun. Folgende Maßnahmen können dabei helfen, Muskelkrämpfen vorzubeugen:

  • Regelmäßiges Dehnen der Muskeln - schon einfache Dehnübungen können helfen, Krämpfen vorzubeugen.
  • Ausreichende Bewegung. Empfohlen werden 150 Minuten pro Woche moderate/leicht anstrengende körperliche Aktivität oder 75 Minuten intensiveres Training pro Woche.
  • Massagen und Entspannungsübungen zur Vorbeugung und Linderung
  • Wärme, z. B. in Form von warmen Bädern oder Umschlägen, kann Schmerzen lindern und Wohlbefinden und Stressabbau fördern.
  • Ausgewogene und nährstoffreiche Ernährung:
    • Vollkornprodukte (z. B. Haferflocken, Vollkornbrot)
    • frisches Obst und Gemüse (z. B. Bananen enthalten viel Kalium und Vitamin C)
    • ungesättigte Fettsäuren (z. B. Olivenöl, Fisch, Nüsse)
  • Ausgewogenes Elektrolytgleichgewicht (v. a. Magnesium, Kalium und Calcium)
  • Genug trinken - mindestens 1,5 Liter Wasser pro Tag; nach Anstrengungen und an warmen Tagen mehr!
  • Verzicht auf Alkohol- und Tabakkonsum
  • Richtiges Schuhwerk und passende Strümpfe

Prävention von Muskelkrämpfen

Vor allem gezielte Übungen sowie Verhaltensänderungen im Alltag und am Arbeitsplatz, die ein sinnvolles Gleichgewicht zwischen Bewegung und Entspannung fördern, können helfen, einseitige Belastungen zu vermeiden und Muskelkrämpfen vorzubeugen oder sie im Akutfall zu lindern.

Regelmäßiges Dehnen der betroffenen Muskeln oder leichte sportliche Betätigung, etwa auf dem Heimtrainer, für einige Minuten vor dem Schlafengehen. Außerdem sollten Sie ausreichend trinken, mindestens anderthalb bis zwei Liter pro Tag - insbesondere nach dem Sport, nach körperlicher Arbeit und an warmen Tagen. Meiden Sie dagegen Alkohol und Koffein.

Bei einer verkürzten beziehungsweise verspannten Muskulatur helfen regelmäßige Fußgymnastik und leichter Sport wie Walking, Radfahren und Schwimmen, die Ihre Muskeln trainieren. Auch Yoga und andere Übungsformen können helfen. Verkrampfen sich Ihre Muskeln leicht, kann es zudem hilfreich sein, diese täglich sanft zu massieren.

Eine magnesiumreiche Ernährung ist wichtig, um einem Magnesiummangel als bekannteste Ursache für Muskel- und Wadenkrämpfe vorzubeugen. Bananen, Brokkoli, Vollkornbrot, Nüsse, Sonnenblumenkerne - die Liste der magnesiumreichen Lebensmittel ist lang. Beim Schwitzen verliert der Körper wertvolle Elektrolyte, darunter auch Magnesium. Wer tagsüber hauptsächlich sitzt, bekommt häufiger Wadenkrämpfe. Zur Vorbeugung hat es sich bewährt, die Füße öfter mal hochzulegen. Vorbeugend sollten Sportler sich gut aufwärmen.

Spezielle Tipps für bestimmte Situationen

  • Wadenkrämpfe beim Sport: Den Unterschenkel im Stehen dehnen (wie oben beschrieben): Die Zehen nach oben ziehen und die Ferse fest auf den Boden drücken. Gleichzeitig kann die Wade leicht massiert werden. Den Fuß anschließend lockern. Nach dem Krampf einige Schritte gehen und eine kleine Trainingspause einlegen. Ausreichend trinken. Der Elektrolythaushalt muss gegebenenfalls ausgeglichen werden. Bei kalten Temperaturen sollte man sich wärmende Strümpfe und eine lange Hose überziehen.
  • Nächtliche Wadenkrämpfe: In liegender Position die Zehen nach oben in Richtung der Knie ziehen. Dabei die Ferse vom Körper wegtreten. Gleichzeitig kann man die Wade sanft massieren. Krampflösend wirkt häufig auch aufzustehen und vorsichtig herumzulaufen. Viele Betroffene profitieren zusätzlich von Wärme. Gegen nächtliche Wadenkrämpfe am besten eine kurze Fuß- oder Wadendusche nehmen. Bei einigen Menschen hingegen kann Kälte die Krämpfe lösen. Dann hilft es, kalte Auflagen auf die harte Muskulatur zu bringen.

Wann zur Ärztin bzw. zum Arzt?

Häufige Muskelkrämpfe können sehr belastend sein. Wenn es immer wieder zu Muskelkrämpfen kommt und/oder diese besonders schmerzhaft sind und sich auch nicht mit Hausmitteln und Bewegung bessern lassen, dann sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden. In der Praxis können verschiedene Untersuchungen durchgeführt werden, um die möglichen Ursachen der Muskelkrämpfe herauszufinden und eine wirksame Behandlung zu empfehlen, die langfristig geeignet ist, Krämpfe und Schmerzen zu lindern.

Erste Anlaufstelle kann die hausärztliche Praxis sein. In manchen Fällen können Orthopädinnen bzw. Orthopäden oder Neurologinnen bzw. Neurologen zur weiteren Abklärung hinzugezogen werden.

Eine Ärtzin oder einen Arzt aufsuchen sollten Sie dagegen bei hartnäckigen Beinkrämpfen, die längere Zeit andauern oder häufig wiederkehren, ohne dass ein offensichtlicher Grund, wie eine starke körperliche Belastung, vorliegt. Auch sollten Sie nicht zögern, in die Arztpraxis zu gehen, wenn Muskelkrämpfe Sie in Ihrem Alltag beeinträchtigen.

tags: #was #hilft #gegen #krampf #in #den