Neurologische Untersuchung bei Rückenschmerzen: Ursachen, Diagnose und Behandlung

Rückenschmerzen, insbesondere im unteren Rückenbereich, gehören zu den häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten einen Arzt aufsuchen. In Deutschland leiden circa 60 % der Erwachsenen unter mindestens einer Episode mit Rückenschmerzen im Jahr. Dabei sind Frauen mit 60 bis 70 Prozent häufiger betroffen als Männer (50 bis 60 Prozent). Circa 5 Millionen Menschen der deutschen Gesamtbevölkerung leiden unter chronischen Schmerzen. Dabei sind weltweit chronische Rückenschmerzen und Kopfschmerzen unter den häufigsten Ursachen für Erwerbsunfähigkeit und/oder Behinderung.

Oftmals reicht eine einfache körperliche Untersuchung nicht aus, um die genaue Ursache der Schmerzen zu bestimmen. Die gute Nachricht ist, dass die meisten akuten Rückenschmerzen innerhalb einer Woche abklingen. Allerdings müssen fast drei Viertel (70 Prozent) der Patienten mit drei bis vier Rückfällen rechnen. In fast jedem zehnten Fall kommt es zur Chronifizierung.

Dieser Artikel beleuchtet die neurologische Untersuchung bei Rückenschmerzen, einschließlich der Ursachen, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.

Ursachen von Rückenschmerzen

Rückenschmerzen können vielfältige Ursachen haben. Am häufigsten entstehen Rücken- oder Kreuzschmerzen durch Verspannungen und Fehlhaltungen, seltener durch Verschleiß oder Abbau von Knochensubstanz.

Ein weiterer Faktor ist die Überbewertung der bildgebenden Verfahren. „Schon bei beschwerdefreien 20- bis 30-Jährigen lassen sich bei einer Kernspinaufnahme Auffälligkeiten entdecken“, so Prof. Dr. med. Rainer Wigand (Frankfurt am Main): „Ein bildhafter Befund führt beim Patienten aber schnell zu einer Verfestigung der Symptomatik.“

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Heute ist jedoch klar, dass nicht degenerative, sondern myofasziale Ursachen den Löwenanteil der Rückenschmerzen ausmachen: 85 bis 90 Prozent der Beschwerden sind durch Fehlfunktionen und Verspannungen der Muskulatur bedingt. Betroffen sind vor allem Büroangestellte und Arbeiter, die schwere Lasten heben, Vibrationen ausgesetzt sind oder immer die gleiche Bewegung ausführen, wie Fließbandarbeiter - aber auch Musiker. Auch „stehende Berufe“ fordern „Rückenzoll“, wie das klassische Beispiel des Chirurgen beweist.

Weitere mögliche Ursachen sind:

  • Bandscheibenvorfall: Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der zähe Faserknorpel der Bandscheibe. Ihr gallertiger Kern tritt in den Wirbelkanal aus. Drückt der Gallertkern auf einen Rückenmarksnerven, leiden Betroffene unter starken Rückenschmerzen, die teilweise bis in Arme und Beine ausstrahlen. Ein Bandscheibenvorfall tritt vor allem in der Lendenwirbelsäule, seltener in der Halswirbelsäule und fast nie in der Brustwirbelsäule auf.
  • Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Wirbelkanals (Spinalkanalstenose) kann zu starken Rückenschmerzen, eingeschränkter Bewegungsfähigkeit und neurologischen Ausfällen führen.
  • Entzündliche Erkrankungen: Erkrankungen wie die Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew) können Entzündungen und Veränderungen in der Lendenwirbelsäule verursachen.
  • Tumoren: Gutartige und bösartige Tumoren im Bereich der Lendenwirbelsäule können ebenfalls Rückenschmerzen verursachen.
  • LWS-Syndrom: Das LWS-Syndrom ist eine häufige Ursache für chronische Rückenschmerzen im unteren Rückenbereich. Es entsteht durch degenerative Veränderungen der Wirbelsäule, wie Verschleißerscheinungen der Bandscheiben oder Wirbelgelenke. Typische Symptome sind Schmerzen, die in die Beine ausstrahlen und mit Bewegungseinschränkungen einhergehen.
  • Osteochondrose: Die Osteochondrose ist eine degenerative Erkrankung, die hauptsächlich die Bandscheiben und angrenzenden Wirbelkörper betrifft. Sie entsteht durch Abnutzungserscheinungen und führt oft zu chronischen Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen.
  • Facettengelenksarthrose: Bei der Facettengelenksarthrose handelt es sich um eine Abnutzung der kleinen Wirbelgelenke, die die Wirbelkörper miteinander verbinden. Diese Form der Arthrose führt oft zu lokal begrenzten Rückenschmerzen, die sich bei Bewegung verstärken.
  • Iliosakralgelenk (ISG)-Syndrom: Bereits starke Erschütterungen, ein Fehltritt auf der Treppe oder eine ungewohnte Belastung können ein ISG-Syndrom zur Folge haben. Auch arthrotische Verschleißerscheinungen, Stressfrakturen und chronische Erkrankungen wie Rheuma können kleinste Verschiebungen im Iliosakralgelenk (Kreuzdarmbeingelenk) verursachen.

Die neurologische Untersuchung

Die neurologische Untersuchung ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnosefindung bei Rückenschmerzen. Sie dient dazu, die Funktion der Nerven zu prüfen und neurologische Ausfälle festzustellen. Diese Art der Untersuchung ist bei Erkrankungen der Wirbelsäule sehr wichtig. Sollten ein Nerv oder viele Nerven sehr stark eingeengt werden, so kann dies zu Nervenausfällen führen. Hier ist es sehr wichtig, diese Ausfälle bereits im frühen Stadium zu erkennen.

Bei der körperlichen Untersuchung lassen sich neurologische, orthopädische und funktionelle Schwachpunkte aufdecken. „Am besten schaut man sich die Bewegungen des Patienten schon beim Ausziehen an“, rät Dr. med. Gerhard Müller-Schwefe (Göppingen).

Die neurologische Untersuchung umfasst in der Regel folgende Schritte:

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  1. Anamnese: Am Anfang des Gespräches möchte der Arzt erfahren, warum Sie Ihn aufsuchen und was er für Sie tun kann. Typische Themen sind dabei:
    • Welche Schmerzen haben Sie?
    • Seit wann?
    • Welche Therapien wurden bislang durchgeführt?
    • Hatten diese Therapien Erfolg?
    • Bestehen neurologische Ausfälle?
    • Welche Diagnostik wurde bereits durchgeführt? (wenn es Röntgenbilder Ihrer Wirbelsäule gibt, sollten Sie diese immer dabei haben)
    • Welche weiteren Erkrankungen sind bei Ihnen zu beachten (Diabetes, Herzfehler, Allergien z.B.)
    • Haben Sie schriftliche Befunde dabei?
  2. Inspektion: Bei der Inspektion könne der hüftbreit stehende Patient nicht durch Ausbalancieren „mogeln“, wenn der Fuß des Arztes zwischen seinen Fersen steht. Geprüft wird von hinten die Symmetrie der Taillendreiecke (Asymmetrie = Dysbalance), und es folgt der Höhenvergleich von Beckenpunktpaaren (Beckenkamm, Spina iliaca posterior superior). Verbunden damit wird ein Funktionstest: Bleiben die Punktpaare bei der Inklination nach vorn gleich? Bei muskulärer Dysbalance kann die Höhe gleich bleiben oder verkürzt sein. Ob die Wirbelsäule symmetrisch ist und die Muskulatur beidseits das gleiche Profil aufweist, ist in der Aufrechten durch beidseitige Neigung zu beurteilen. Bei der Inspektion von vorn zeigt der Vergleich von Spina iliaca anterior superior zwei Varianten: Sind die Punkte hinten und vorne höher, liegt eine Beinlängendifferenz vor. Häufiger ist jedoch eine Fehlstatik durch Beckenverwringung: Der hintere Punkt liegt tiefer als der vordere, weil bei gleich langen Beinen das Becken infolge einer exzentrischen Lagerung der Hüfte „abkippt“. In diesen Fällen liegt immer eine muskuläre Störung zugrunde.
  3. Funktionsprüfung: Bei der Funktionsprüfung ist mit dem Zehen-/Fersengang eine Wurzelreizung im Segment L5/S1 sofort auszuschließen.
  4. Untersuchung der Sensibilität: Zur Überprüfung von Sensibilität und Reflexen werden in Bauchlage - nach Ausschluss möglicher Blockaden - die Triggerpunkte quer zur Muskelfaserrichtung palpiert und dabei jeder einzelne Muskel hinsichtlich Verhärtung und Schmerzhaftigkeit überprüft. „Die Patienten können die Schmerzpunkte meist gut beschreiben, sie sind dann leicht zu lokalisieren“, so der Schmerztherapeut. Findet man Sensibilitätsstörungen, werden sie segmental abgegrenzt - und geprüft, ob der Reflexmuskel ebenfalls betroffen ist.
  5. Prüfung der Kraft: Prüfung der Kraft in der Wadenmuskulatur, der Zehenspitzenstand. Bei einer Schwäche liegt eventuell eine Schädigung der S1 Wurzel vor, was z.B. Das Gleiche kann man beim sogenannten Hackenstand prüfen: Hier wird die Funktion der Nervenwurzel L5 überprüft, d.h.

Bildgebende Verfahren

In manchen Fällen ist eine weiterführende Diagnostik erforderlich, um die Ursache der Rückenschmerzen zu ermitteln. Hier kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, wie zum Beispiel:

  • Magnetresonanztomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule (LWS): Eine MRT der Lendenwirbelsäule ist ein modernes, nicht-invasives Bildgebungsverfahren, das detaillierte Querschnittbilder Ihrer unteren Wirbelsäule erstellt. Anders als bei einer Röntgenaufnahme oder einem CT-Scan werden bei der MRT keine Röntgenstrahlen verwendet. Stattdessen nutzt das Verfahren starke Magnetfelder und Radiowellen, um hochauflösende Bilder der LWS und der umliegenden Strukturen wie Bandscheiben, Nervenwurzeln und dem Rückenmark zu erzeugen. Dadurch können selbst kleinste Veränderungen im Gewebe sichtbar gemacht werden. Die MRT der LWS wird in vielen Fällen empfohlen, um die Ursache von Rückenschmerzen und anderen Beschwerden zu ermitteln. Typische Anwendungsgebiete sind:

    • Bandscheibenvorfall
    • Spinalkanalstenose
    • Entzündliche Erkrankungen
    • Tumoren
    • LWS-Syndrom
    • Osteochondrose
    • Facettengelenksarthrose

    Gut zu wissen: Bei einer Fraktur im Bereich der Wirbelsäule sind häufig andere bildgebende Verfahren wie das Röntgen oder eine CT-Untersuchung sinnvoller. Die Lendenwirbel MRT kann vor allem Veränderungen am Weichteilgewebe erkennen und einordnen. Zudem ist es möglich, mittels MRT frische Wirbelbrüche sicher von alten Brüchen zu unterscheiden.

  • Röntgen: Bei einer Fraktur im Bereich der Wirbelsäule sind häufig andere bildgebende Verfahren wie das Röntgen oder eine CT-Untersuchung sinnvoller.

  • CT-Untersuchung: Bei einer Fraktur im Bereich der Wirbelsäule sind häufig andere bildgebende Verfahren wie das Röntgen oder eine CT-Untersuchung sinnvoller.

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Behandlung von Rückenschmerzen

Die Behandlung von Rückenschmerzen richtet sich nach der Ursache der Schmerzen. Es gibt eine Vielzahl von konservativen und operativen Behandlungsmöglichkeiten.

Konservative Behandlung

  • Schmerztherapie: Bei Nervenschmerzen kann von den speziellen Symptomen auf die zugrunde liegenden Ursachen geschlossen und so eine spezifische medikamentöse Therapie initiiert werden. Generell plädieren die Schmerztherapeuten heute für eine ursachen-orientierte medikamentöse Therapie anstelle des WHO(Weltgesundheitsorganisation)-Schemas, das die Wahl des Pharmakons an der Schmerzintensität festmacht. „Da 90 Prozent der Rückenschmerzen myofaszial bedingt sind, haben eine effektive Analgesie und die Normalisierung des Muskeltonus oberste Priorität. Entzündungsprozesse dagegen spielen mit fünf Prozent nur eine geringe Rolle, deshalb sind antiinflammatorische Medikamente nur bei klassischen Entzündungszeichen angezeigt - etwa beim akuten Kreuzdarmbeingelenk“, erläutert Müller-Schwefe.
  • Physiotherapie: Die Behandlung von Nerven- und Rückenschmerzen erfolgt nach den Richtlinien der Fachgesellschaften. Bei chronischen „spezifischen Rückenschmerzen“ wirken in der Regel auch ganz spezifische Maßnahmen.
  • Akupunktur: Bei chronischen „spezifischen Rückenschmerzen“ wirken in der Regel auch ganz spezifische Maßnahmen.
  • Therapeutische Lokalanästhesien: Bei chronischen „spezifischen Rückenschmerzen“ wirken in der Regel auch ganz spezifische Maßnahmen.
  • Muskeltraining: Bei chronischen „spezifischen Rückenschmerzen“ wirken in der Regel auch ganz spezifische Maßnahmen.
  • Dehnung: Bei chronischen „spezifischen Rückenschmerzen“ wirken in der Regel auch ganz spezifische Maßnahmen.
  • Faszientherapie: Bei chronischen „spezifischen Rückenschmerzen“ wirken in der Regel auch ganz spezifische Maßnahmen.
  • Entspannungstraining: Chronischer „unspezifischer Rückenschmerz“ sollte immer auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene behandelt werden.
  • Erlernen von Stressbewältigungstechniken: Chronischer „unspezifischer Rückenschmerz“ sollte immer auf körperlicher, psychischer und sozialer Ebene behandelt werden.

Operative Behandlung

In manchen Fällen ist eine Operation erforderlich, um die Ursache der Rückenschmerzen zu beheben. Dies ist beispielsweise bei einem schweren Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose der Fall.

Tipps für den Arztbesuch

Am Ende des Untersuchungstermins wird der Arzt Ihnen seine Ergebnisse und Erkenntnisse mitteilen. Er wird Ihnen sagen, welche Ursachen für Ihre Beschwerden er gefunden hat und ob die Hinweise aus Ihrer Krankengeschichte, den Röntgenbildern und seiner Untersuchung zu einem gemeinsamen Ergebnis und damit zu einer Diagnose führen.

Ist dies noch nicht so, so wird er mit Ihnen weitere Untersuchungen vorschlagen oder Sie zu einem Kollegen überweisen, um einer Diagnose näher zu kommen.

Steht die Diagnose fest, wird er mit Ihnen die möglichen Therapieoptionen besprechen. Es ist wichtig, dass Sie auch über mögliche Alternativen einer Therapie informiert werden. Wenn eine Operation zur Diskussion steht, ist es wichtig, dass man die Komplikationen einer Operation, aber auch die Konsequenzen bei der Vermeidung einer Operation bespricht und wägt.

Zur Besprechung einer möglichen Operation gehört auch das Erklären der Vorgehensweise.

TIPP: Denken Sie immer daran, dass Sie das Recht und die Möglichkeit haben, sich eine 2. Meinung von einem anderen Arzt einzuholen.

TIPP: Wer als Therapie nur operiert, wird sich schwer tun, eine nicht operative Therapie anzubieten.

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