Umgang mit Angst bei Multipler Sklerose: Strategien für ein erfülltes Leben

Die Diagnose Multiple Sklerose (MS) ist oft ein einschneidendes Erlebnis, das viele Fragen und Unsicherheiten aufwirft. Neben den körperlichen Herausforderungen, die mit der Erkrankung einhergehen, ist es vor allem die Ungewissheit über den zukünftigen Verlauf, die Betroffene stark belasten kann. Angst vor einem Leben mit Einschränkungen, vor fortschreitender Behinderung oder dem Verlust der Selbstständigkeit sind häufige Begleiter. Dieser Artikel beleuchtet, wie man diese Ängste bewältigen und trotz MS ein erfülltes Leben führen kann.

Die Diagnose und ihre Folgen

Die Diagnose MS kann ein Schock sein und eine Fülle von Fragen aufwerfen. Zum Zeitpunkt der MS-Diagnose kann niemand mit 100%iger Sicherheit vorhersagen, wie sich der MS Verlauf gestalten wird. Dennoch lässt sich ein gewisses Muster erkennen: Besonders in den ersten Jahren nach der Diagnose erleben die meisten Menschen sogenannte Schübe, die plötzlich auftreten und teilweise oder vollständig abklingen können. Dieser Verlauf wird als „Schubförmig remittierende MS“ (RRMS) bezeichnet und ist am häufigsten anzutreffen. Im Verlauf der Zeit kann sich die Krankheit verändern, beispielsweise von RRMS zu „Sekundär progredienter MS“ (SPMS) oder „Primär progredienter MS“ (PPMS). Viele Menschen mit MS kämpfen mit dieser Ungewissheit hinsichtlich des Krankheitsverlaufs. Ein gesunder Umgang bedeutet zwar nicht zwangsläufig, dass die Krankheit verschwindet, aber es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Deinen Mut und Optimismus im Leben aufrechtzuerhalten!

Es ist völlig normal, dass man anfangs nach der Diagnose MS Ängste und Unsicherheiten verspürt. Diese Sorgen dürfen auch da sein und gehören zum Verarbeitungsprozess dazu! Es ist wichtig, dass sich jede Person Zeit für all diese Gefühle nimmt. Die Angst vor einem schlechten MS Verlauf ist verständlich. Niemand möchte mit schwerwiegenden, lebensverändernden Symptomen konfrontiert sein. Diese Ängste können sich auf verschiedene Weisen äußern, von ständiger Sorge bis hin zu konkreten Furchtgedanken. Die ständige Sorge kann das alltägliche Leben stark beeinflussen und die Lebensqualität beeinträchtigen.

Wissen als Schlüssel zur Angstbewältigung

Wissen ist ein mächtiges Werkzeug, um Ängste zu bewältigen. Je mehr du über MS und ihren Verlauf erfährst, desto besser kannst du die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufs einschätzen. Informiere dich bei deinen Ärzt*innen, sie können dich dabei unterstützen, deine individuelle Situation zu bewerten und realistische Erwartungen zu entwickeln. Gemeinsam könnt ihr einen Plan entwickeln, der zu dir und deinen Bedürfnissen passt. Bereite dich gut auf diese Gespräche vor und mache dir im Vorfeld bereits Gedanken darüber, was du fragen möchtest. Schreibe die Fragen auf, sodass du dich im Gespräch an ihnen orientieren kannst. Nutze außerdem verlässliche Informationsquellen und den Austausch mit anderen MS-Betroffenen, um ein besseres Verständnis für die Krankheit zu entwickeln. Achte hierbei bitte auf deine Grenzen.

Fachliche Unterstützung

Die Zusammenarbeit mit medizinischen Fachkräften und Spezialist*innen ist wichtig, wenn Du Dich über den Umgang mit Deiner MS-Diagnose informieren möchtest, zum Beispiel um Dich sicherer zu fühlen.

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Austausch mit Erfahrenen

Vor allem der Austausch mit Personen, die schon länger mit der Diagnose MS leben, kann Dich unterstützen. Du hast die Diagnose Multiple Sklerose und suchst nach Rat, Aufklärung und einer Person, die Dich versteht? Dann kannst Du HIER ein digitales und kostenfreies 1:1 Gespräch vereinbaren.

Strategien zur Angstbewältigung

Der richtige Umgang mit Ängsten ist wichtig und sollte aktiv angegangen werden. Dabei ist es wichtig, die Ängste nicht zu ignorieren, sondern sich aktiv mit ihnen auseinanderzusetzen. Es gibt verschiedene Strategien, die helfen können, die Angst vor MS zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.

Positive Grundeinstellung

Eine wichtige Komponente im Umgang mit dieser Angst ist eine möglichst positive Grundeinstellung.

Selbstfürsorge

Und auch Du selbst kannst aktiv werden, indem Du auf einen Lebensstil achtest, der Dir guttut. Was macht Dich glücklich? Was bringt Dich zum Lachen? Wo blühst Du auf? Was beruhigt Dich in Stresssituationen? Vielleicht ist es ein Treffen mit Freund*innen, eine Entspannungsübung oder ein Blick in die Natur.

Dankbarkeit

Dankbarkeit ist eine wunderbare und kraftvolle Emotion, die dein Wohlbefinden auf vielfältige Weisen steigern kann. Dankbarkeit kann zudem den Stresspegel senken und du fühlst dich weniger überwältigt und gestresst. Sie kann dein Selbstwertgefühl stärken und das Bewusstsein dafür, welch wundervollen Dinge du bereits in deinem Leben hast. Probiere es doch direkt einmal aus: Nimm dir eine Minute, schließe deine Augen und spüre, für welche drei Dinge du gerade dankbar bist. Schreibe sie auf und versuche dir täglich diese eine Minute Zeit zu nehmen, um Dankbarkeit zu üben und zu integrieren.

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Körperliche Aktivität und gesunder Lebensstil

Ein gesunder Lebensstil kann einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf von MS haben. Das bedeutet, sich ausgewogen zu ernähren, ausreichend zu bewegen und genug Schlaf zu bekommen. Regelmäßige Stressbewältigung - ob durch Bewegung, Entspannungstechniken oder soziale Aktivitäten - kann helfen, die Krankheitsaktivität zu beeinflussen.

Psychische Gesundheit

Ein nicht zu vernachlässigender Aspekt ist die psychische und mentale Gesundheit. Depressionen und Angstzustände treten bei Personen mit MS häufiger auf. Daher ist es wichtig, auf die eigene psychische Gesundheit zu achten und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, wie zum Beispiel eine Psychotherapie. Psychotherapeut:innen können mit Ihnen Coping-Strategien erarbeiten und einüben. Sie können Ihren eigenen Coping- Stil, der verschiedene Strategien umfasst, entwickeln und beeinflussen.

Coping-Strategien

Coping wird in unterschiedlichen Gebieten angewendet. Konkret in der MS-Therapie ist das Ziel, Patient*innen zu befähigen, Stress, schwierige Ereignisse, belastende Situationen und Angst besser zu bewältigen.

  • Problemorientiertes Coping: Das Problem durch Handlung oder Suche nach Informationen zu bewältigen, ist der Zweck des problemorientierten Copings. Das bedeutet, wenn Sie sich gut über Ihre Erkrankung informieren, können Sie Zusammenhänge besser erkennen - oder, wenn Sie Ihre Verhaltensweisen der geänderten Lebenssituation anpassen, können Sie Ihren Alltag stressfreier bewältigen.
  • Emotionsorientiertes Coping: Das emotionsorientierte Coping setzt nicht am konkreten Problem, sondern an Ihrer Psyche an. und Belastung ausgelösten (negativen) Emotionen sollen so abgebaut werden.
  • Bewertungsorientiertes Coping: Die grundsätzliche Neubewertung eines Problems steht im Mittelpunkt des bewertungsorientierten Copings. Zum Beispiel können negative Gedanken neu bewertet werden und damit in einen positiven Blickwinkel rücken.

Bewältigungsstrategien haben einen zusätzlichen Effekt: Sie stärken das Immunsystem Ihrer Psyche und helfen Ihnen, generell resilienter gegen Krisen, Stress und Probleme zu werden. Resiliente Menschen lassen sich von Widrigkeiten nicht so einfach entmutigen.

Negative Gefühle akzeptieren

Akzeptiere negative Gefühle und Emotionen. Mache die Übung so lange, bis du dich sicher fühlst und sich deine Gedanken beruhigt haben. Wir spüren sehr oft die negativen Auswirkungen der Erkrankung und wie unsicher wir uns fühlen. Wir wissen genau, was uns belastet und gerade diese Ängste noch verstärkt. Was aber, wenn wir einmal die Perspektive wechseln? Vielleicht hast du Lust, dies einmal gemeinsam mit mir zu reflektieren? Nimm dir so gerne ein Blatt Papier und schreibe frei zu diesen Fragen - ohne groß nachzudenken. Danach kannst du die wichtigsten Essenzen zusammentragen und dir einen kleinen Handlungsplan erstellen für Zeiten, in denen sich die Angst wieder zeigt.

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Den Fokus auf die Gegenwart richten

Es ist schwer zu sagen, wann deine Sorgen und Ängste berechtigt sind, denn jeder Verlauf ist einzigartig und auch dein Empfinden von Angst und Sorgen. Dennoch solltest du deine Ängste ernst nehmen. Gerade, wenn sich plötzlich neue und schwerwiegende Symptome entwickeln, ist es wichtig, dies mit deinen Ärztinnen zu besprechen. Diese Symptome könnten auf einen MS-Schub und eine eventuelle Verschlechterung des Krankheitsverlaufs hinweisen. Wenn deine MS-Symptome die Fähigkeit deine alltäglichen Aktivitäten auszuführen erheblich beeinträchtigen und deine Lebensqualität stark beeinflussen, kann dies ein Anlass zur Besorgnis sein. Auch hier solltest du unbedingt das Gespräch mit deinen Ärztinnen suchen, um dich unterstützen und beraten zu lassen. Auch die Hilfe von nahestehenden Personen kann eine große Entlastung für den Alltag sein.

Stressmanagement

Stress kann bei Multipler Sklerose nicht nur das allgemeine Wohlbefinden beeinträchtigen, sondern auch den Krankheitsverlauf beeinflussen. Stress kann die Entstehung von MS beeinflussen, Schübe auslösen und möglicherweise auch die Progression der Krankheit modulieren. Regelmäßige Stressbewältigung - ob durch Bewegung, Entspannungstechniken oder soziale Aktivitäten - kann helfen, die Krankheitsaktivität zu beeinflussen.

Perspektivenwechsel und Selbstwirksamkeit

Wir spüren sehr oft die negativen Auswirkungen der Erkrankung und wie unsicher wir uns fühlen. Wir wissen genau, was uns belastet und gerade diese Ängste noch verstärkt. Was aber, wenn wir einmal die Perspektive wechseln? Vielleicht hast du Lust, dies einmal gemeinsam mit mir zu reflektieren? Nimm dir so gerne ein Blatt Papier und schreibe frei zu diesen Fragen - ohne groß nachzudenken. Danach kannst du die wichtigsten Essenzen zusammentragen und dir einen kleinen Handlungsplan erstellen für Zeiten, in denen sich die Angst wieder zeigt.

Selbstwirksamkeit spielt eine große Rolle: Wenn Betroffene das Gefühl haben, ihr Leben aktiv gestalten zu können, geht es ihnen oft besser - unabhängig von körperlichen Symptomen.

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