Zungenbrennen bei Multipler Sklerose: Ursachen und Behandlung

Zungenbrennen, auch Glossodynie genannt, ist eine Missempfindung, die sich durch ein brennendes Gefühl auf der Zunge äußert. In manchen Fällen können auch andere Bereiche des Mundes betroffen sein. Obwohl es viele Ursachen für Zungenbrennen gibt, kann es auch im Zusammenhang mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose (MS) auftreten.

Was ist Zungenbrennen?

Zungenbrennen äußert sich durch verschiedene unangenehme Empfindungen im Mundraum, insbesondere auf der Zunge. Betroffene beschreiben das Gefühl oft als brennend, wund oder wund. Zusätzlich können Symptome wie Kribbeln, Jucken oder stechende Schmerzen auftreten. Diese Empfindungen können auf die Zunge beschränkt sein, aber auch andere Bereiche wie Gaumen, Wangeninnenseiten oder der gesamte Mundraum können betroffen sein (Burning Mouth Syndrom).

Einige Patienten berichten auch über Veränderungen des Geschmackssinns (Dysgeusie), Mundtrockenheit (Xerostomie), metallischen oder bitteren Geschmack im Mund und verstärkten Mundgeruch. Die Intensität des Zungenbrennens kann im Laufe des Tages variieren und durch Essen und Trinken beeinflusst werden.

Ursachen von Zungenbrennen

Die Ursachen für Zungenbrennen sind vielfältig. Es gibt eine Reihe von Faktoren, die zu dieser unangenehmen Missempfindung beitragen können:

  • Lokale Ursachen im Mundraum: Scharfe Kanten an Zähnen, defekte oder scharfkantige Prothesen, hervorstehende Füllungen, starkes Zähneknirschen und -pressen, Entzündungen der Mundschleimhaut, Karies, Soor, Zungenpiercings und Allergien können die Mundschleimhaut reizen und zu Zungenbrennen führen.
  • Systemische Erkrankungen: Zungenbrennen kann als Begleiterscheinung verschiedener Grunderkrankungen auftreten, darunter das Sjögren-Syndrom (eine Autoimmunerkrankung, die die Speicheldrüsenfunktion beeinträchtigt), Diabetes mellitus, Sodbrennen (Reflux), Gicht, Zöliakie, Colitis ulcerosa, Mukoviszidose, HIV und bestimmte Krebsarten wie Morbus Hodgkin. Erkrankungen der Schilddrüse, Leber oder Galle können ebenfalls zu einer brennenden Zunge führen.
  • Neurologische Erkrankungen: Zungenbrennen kann auch im Zusammenhang mit Erkrankungen des Nervensystems wie Multipler Sklerose (MS) oder Fibromyalgie auftreten. Bei MS können Entzündungen im Gehirn und Rückenmark Nervenbahnen schädigen und so zu sensorischen Störungen wie Zungenbrennen führen.
  • Mangelerscheinungen: Ein Mangel an bestimmten Vitaminen und Spurenelementen, insbesondere Vitamin B12, Folsäure, Vitamin C oder Eisen, kann ebenfalls Zungenbrennen verursachen.
  • Medikamente: Einige Medikamente, wie ACE-Hemmer (Blutdrucksenker), Antidepressiva und Medikamente, die im Rahmen einer Chemotherapie verabreicht werden, können als Nebenwirkung Zungenbrennen auslösen.
  • Hormonelle Veränderungen: Besonders Frauen in den Wechseljahren sind häufig von Zungenbrennen betroffen. Die hormonelle Umstellung kann die Mundschleimhaut beeinflussen und so zu Beschwerden führen.
  • Psychische Faktoren: Psychische Belastungen wie Stress, Angstzustände, Depressionen oder Schizophrenie können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Zungenbrennen spielen.
  • Allergien und Reizungen: Allergische Reaktionen auf Metalle oder Kunststoffe in Zahnprothesen oder Füllungen sowie bestimmte Inhaltsstoffe von Zahnpasta oder Mundspülungen können Zungenbrennen verursachen. Auch Reizungen durch scharfe Zahnkanten, Zahnstein oder Aphthen können die Zunge irritieren.

Zungenbrennen bei Multipler Sklerose

Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS), bei der Entzündungen im Gehirn und Rückenmark auftreten. Diese Entzündungen können die Myelinschicht, die die Nervenfasern umgibt, schädigen und die Nervenleitgeschwindigkeit beeinträchtigen. Die Symptome der MS sind vielfältig und können je nach betroffenem Bereich des ZNS variieren.

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Zungenbrennen kann bei MS-Patienten als Folge der Nervenschädigung auftreten. Die Entzündungen im Gehirn und Rückenmark können die Nervenbahnen, die für die sensorische Wahrnehmung im Mundbereich zuständig sind, beeinträchtigen und so zu Missempfindungen wie Zungenbrennen führen.

Es ist wichtig zu beachten, dass Zungenbrennen bei MS-Patienten auch andere Ursachen haben kann, die nicht direkt mit der MS zusammenhängen. Daher ist eine sorgfältige Diagnose erforderlich, um die genaue Ursache des Zungenbrennens zu ermitteln und eine geeignete Behandlung einzuleiten.

Diagnose von Zungenbrennen

Die Diagnose von Zungenbrennen umfasst in der Regel eine gründliche Anamnese, eine körperliche Untersuchung und gegebenenfalls weitere diagnostische Maßnahmen.

  • Anamnese: Der Arzt wird den Patienten ausführlich nach seinen Beschwerden, Begleitsymptomen, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahme und Lebensgewohnheiten befragen.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt wird den Mundraum sorgfältig untersuchen, um mögliche lokale Ursachen wie Entzündungen, Verletzungen oder Veränderungen der Mundschleimhaut festzustellen.
  • Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf eine neurologische Ursache wird der Arzt eine neurologische Untersuchung durchführen, um die Funktion der Nerven zu überprüfen.
  • Blutuntersuchungen: Blutuntersuchungen können durchgeführt werden, um Mangelerscheinungen (z.B. Vitamin B12, Eisen) oder andere systemische Erkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Schilddrüsenerkrankungen) auszuschließen.
  • Allergietests: Bei Verdacht auf eine allergische Reaktion können Allergietests durchgeführt werden.
  • Weitere Untersuchungen: In einigen Fällen können weitere Untersuchungen wie eine Speichelflussmessung, eine Biopsie der Mundschleimhaut oder bildgebende Verfahren (z.B. MRT) erforderlich sein, um die Ursache des Zungenbrennens zu ermitteln.

Behandlung von Zungenbrennen

Die Behandlung von Zungenbrennen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die je nach Diagnose eingesetzt werden können:

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn das Zungenbrennen durch eine Grunderkrankung wie MS, Diabetes mellitus oder das Sjögren-Syndrom verursacht wird, steht die Behandlung dieser Erkrankung im Vordergrund.
  • Beseitigung lokaler Ursachen: Wenn lokale Reizungen im Mundraum die Ursache für das Zungenbrennen sind, sollten diese beseitigt werden. Dazu gehören beispielsweise das Glätten scharfer Zahnkanten, das Anpassen von Prothesen oder Füllungen, die Behandlung von Karies oder Zahnfleischentzündungen und das Vermeiden von Zungenpiercings.
  • Ernährungsumstellung und Nahrungsergänzungsmittel: Bei Mangelerscheinungen kann eine Ernährungsumstellung und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln helfen, den Mangel auszugleichen und das Zungenbrennen zu lindern.
  • Medikamentöse Behandlung: Je nach Ursache können verschiedene Medikamente zur Behandlung von Zungenbrennen eingesetzt werden, darunter:
    • Schmerzmittel: Bei starken Schmerzen können Schmerzmittel wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) oder Opioide helfen, die Beschwerden zu lindern.
    • Antidepressiva: In einigen Fällen können Antidepressiva, insbesondere trizyklische Antidepressiva, zur Behandlung von Zungenbrennen eingesetzt werden. Diese Medikamente können die Schmerzwahrnehmung beeinflussen und so die Beschwerden reduzieren.
    • Antiepileptika: Antiepileptika wie Gabapentin oder Pregabalin können ebenfalls zur Behandlung von Zungenbrennen eingesetzt werden, da sie die Nervenaktivität beeinflussen und so die Schmerzen lindern können.
    • Speichelersatzmittel: Bei Mundtrockenheit können Speichelersatzmittel helfen, die Mundschleimhaut zu befeuchten und das Zungenbrennen zu reduzieren.
    • Antimykotika: Bei Pilzinfektionen im Mundraum können Antimykotika eingesetzt werden, um die Infektion zu behandeln und das Zungenbrennen zu beseitigen.
  • Psychotherapie: Wenn psychische Faktoren wie Stress, Angstzustände oder Depressionen eine Rolle bei der Entstehung von Zungenbrennen spielen, kann eine Psychotherapie helfen, diese Faktoren zu bewältigen und die Beschwerden zu lindern.
  • Hausmittel: Einige Hausmittel können ebenfalls zur Linderung von Zungenbrennen beitragen, darunter:
    • Gurgeln mit Kamillen- oder Salbeitee: Kamille und Salbei haben entzündungshemmende Eigenschaften und können helfen, die Mundschleimhaut zu beruhigen.
    • Vermeiden von reizenden Substanzen: Scharfe, saure oder stark gewürzte Speisen, Alkohol und Nikotin können die Mundschleimhaut reizen und das Zungenbrennen verstärken. Daher sollten diese Substanzen gemieden werden.
    • Gute Mundhygiene: Eine gute Mundhygiene ist wichtig, um die Mundschleimhaut gesund zu halten und Entzündungen vorzubeugen. Dazu gehören regelmäßiges Zähneputzen, die Verwendung von Zahnseide und Mundspülungen.
    • Kaugummi kauen oder Bonbons lutschen: Das Kauen von Kaugummi oder Lutschen von Bonbons kann die Speichelproduktion anregen und so die Mundtrockenheit reduzieren.

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