Leben mit Demenz: Erfahrungen und Überlegungen zum Pflegeheim

Die Diagnose Demenz stellt Betroffene und ihre Angehörigen vor immense Herausforderungen. Der Alltag verändert sich, und oft müssen schwierige Entscheidungen getroffen werden, insbesondere wenn die häusliche Pflege nicht mehr ausreicht. Dieser Artikel beleuchtet die Erfahrungen von Angehörigen mit Demenz und gibt Einblicke in die Überlegungen und Herausforderungen, die mit der Entscheidung für ein Pflegeheim einhergehen.

Der Weg zur Diagnose

Oftmals beginnen die ersten Anzeichen einer Demenz schleichend und sind schwer zu deuten. Nadine Overkamp berichtet, dass bei ihrer Mutter bereits zwei Jahre vor der Diagnose im Jahr 2019 erste Symptome auftraten. Kleine Auffälligkeiten im Alltag, wie Schwierigkeiten mit einem neuen Herd, veränderten das Wesen ihrer Mutter. Zunächst vermutete Nadine eine depressive Episode und schlug eine psychologische Abklärung vor. Doch ihr Vater zögerte, bis schließlich ein Neurologe die Diagnose Demenz stellte.

Herausforderungen in der Familie

Die Demenzerkrankung eines Elternteils kann bestehende Probleme innerhalb der Familie verstärken und alte Wunden aufbrechen lassen. Nadine Overkamp schildert, dass ihr Vater die Krankheit verdrängt und Hilfsangebote ablehnt, während er gleichzeitig große Erwartungen an sie stellt. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Pflegeheim wird vermieden, obwohl es in Zukunft unumgänglich sein könnte.

Unterstützung für Angehörige

In solchen Situationen ist es wichtig, dass Angehörige sich Unterstützung suchen. Nadine Overkamp fand Hilfe in einer Angehörigenschulung und einer Selbsthilfegruppe. Der Austausch mit anderen Betroffenen ermöglicht es ihr, Gefühle und Gedanken zu reflektieren, Informationen zu erhalten und ihr Wissen weiterzugeben. Sie lernte, dass sie nicht für die Probleme ihres Vaters verantwortlich ist und dass es wichtig ist, auf die eigenen Bedürfnisse zu achten, um für ihre Mutter da sein zu können.

Der Schritt ins Pflegeheim

Die Entscheidung, einen demenzerkrankten Angehörigen in ein Pflegeheim zu geben, ist oft mit Schuldgefühlen und Ängsten verbunden. Viele Angehörige zögern diesen Schritt hinaus, bis die Belastungsgrenze erreicht ist. Stefanie Wagner-Fuhs berichtet von ihren Erfahrungen, als der Umzug ihres Vaters auf eine geschlossene Demenzstation unumgänglich wurde. Ihre Mutter hatte sich lange gegen diesen Schritt gewehrt, doch als ihre eigene Gesundheit massiv angegriffen war, gab es keinen anderen Weg mehr.

Lesen Sie auch: Umgang mit Demenz im Arzttermin

Erfahrungen im Pflegeheim

Die ersten Wochen im Pflegeheim können für alle Beteiligten schwer sein. Doch Stefanie Wagner-Fuhs machte die Erfahrung, dass ihr Vater sich langsam eingewöhnte und das Heim als sein Zuhause annahm. Er baute Vertrauen zu den Pflegekräften auf und freute sich über die täglichen Besuche seiner Frau. Auch bei der an Demenz erkrankten Mutter ihres Lebenspartners konnten sie beobachten, wie sie Ängste verlor, die sie allein in ihrer Wohnung hatte.

Umgang mit Aggressivität und Ablehnung

Ein häufiges Problem bei Demenzerkrankten ist die Ablehnung von Hilfe und Aggressivität gegenüber Angehörigen und Pflegepersonal. Ein Betroffener berichtet, dass seine Mutter nach einer Verschlechterung ihres Zustandes jede Hilfestellung ablehnte und verbal beleidigend wurde. Erst nach der Einweisung in eine Klinik für Gerontologie und der Einleitung einer Therapie mit Exelon Pflaster besserte sich ihr Zustand.

Die Bedeutung von Besuchen im Pflegeheim

Regelmäßige Besuche im Pflegeheim sind besonders wichtig, um den Übergang zu erleichtern und den Kontakt zum Angehörigen aufrechtzuerhalten. Auch wenn der Betroffene bettlägerig ist, kaum noch spricht oder den Besucher nicht mehr zu erkennen scheint, sind die Besuche von großer Bedeutung. Achten Sie auf die Mimik und bieten Sie behutsam Körperkontakt an. Erzählen Sie in ruhigem Ton von früher und bringen Sie etwas von zu Hause mit, um eine vertraute Atmosphäre zu schaffen.

Weihnachten im Pflegeheim

Weihnachten ist ein Fest der Familie, und die Vorstellung, einen demenzerkrankten Elternteil allein im Pflegeheim zu lassen, kann ein schlechtes Gewissen verursachen. Es ist wichtig, sich gut vorzubereiten und zu überlegen, ob ein Besuch zu Hause oder im Pflegeheim die bessere Option ist. Beziehen Sie die Einrichtung in die Planung ein und berücksichtigen Sie die Bedürfnisse und Gewohnheiten des Betroffenen.

Tipps für den Umgang mit Demenz im Pflegeheim

  • Schaffen Sie eine vertraute Umgebung: Bringen Sie persönliche Gegenstände wie Fotos, Kissen oder Kuscheltiere mit, um dem Zimmer eine persönliche Note zu verleihen.
  • Sorgen Sie für Sinnesanregungen: Bieten Sie Musik, Düfte oder taktile Reize an, um die Sinne des Betroffenen anzusprechen.
  • Fördern Sie die Kommunikation: Sprechen Sie langsam und deutlich, verwenden Sie einfache Sätze und stellen Sie offene Fragen.
  • Bieten Sie Beschäftigungsmöglichkeiten: Fördern Sie die Teilnahme an Aktivitäten, die den Interessen und Fähigkeiten des Betroffenen entsprechen.
  • Pflegen Sie den Kontakt: Besuchen Sie den Betroffenen regelmäßig und nehmen Sie an Veranstaltungen im Pflegeheim teil.
  • Suchen Sie das Gespräch mit dem Pflegepersonal: Informieren Sie sich über den Zustand des Betroffenen und tauschen Sie sich über Beobachtungen und Erfahrungen aus.
  • Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst: Sorgen Sie für ausreichend Erholung und Entspannung, um die Belastung durch die Pflege zu bewältigen.

Die Rolle des Pflegepersonals

Das Pflegepersonal spielt eine entscheidende Rolle bei der Betreuung von Menschen mit Demenz im Pflegeheim. Sie sind rund um die Uhr für die Bewohner da und sorgen für deren körperliches und seelisches Wohlbefinden. Es ist wichtig, ein gutes Verhältnis zum Pflegepersonal aufzubauen und sich regelmäßig auszutauschen.

Lesen Sie auch: Symptome eines Schlaganfalls nach der Entbindung

Finanzielle Aspekte

Die Kosten für die Pflege im Heim können eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Es ist wichtig, sich frühzeitig über die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten zu informieren und gegebenenfalls staatliche Unterstützung zu beantragen.

Fazit

Die Entscheidung für ein Pflegeheim ist oft ein schwieriger, aber notwendiger Schritt, um die bestmögliche Betreuung für einen demenzerkrankten Angehörigen zu gewährleisten. Es ist wichtig, sich umfassend zu informieren, Unterstützung zu suchen und die eigenen Bedürfnisse nicht aus den Augen zu verlieren. Auch wenn der Alltag mit Demenz herausfordernd ist, gibt es immer wieder Momente der Freude und Verbundenheit, die in Erinnerung bleiben werden.

Lesen Sie auch: Schlaganfall bei Beate Mutters Mutter Irene: Ursachenforschung

tags: #Mutter #Demenz #Pflegeheim #Erfahrungen