Pilzinfektionen sind ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem, von denen jährlich über eine Milliarde Menschen weltweit betroffen sind. Während die meisten dieser Infektionen oberflächlich sind, sterben jährlich etwa 1,5 Millionen Menschen an den Folgen invasiver Pilzinfektionen, was die Bedeutung des Verständnisses, der Diagnose und der Behandlung dieser Erkrankungen unterstreicht. Systemische Mykosen, die durch Pilze verursachte Infektionskrankheiten, deren Erreger in der Lage sind, unterschiedliche Organe oder den gesamten Organismus zu befallen, stellen eine besondere Herausforderung dar, insbesondere bei Personen mit geschwächtem Immunsystem.
Was sind systemische Mykosen?
Systemische Mykosen sind Infektionskrankheiten, die durch verschiedene Arten von Pilzen verursacht werden. Diese Pilzinfektionen breiten sich im Körper aus und können multiple Organe betreffen. Sie unterscheiden sich von lokalen Pilzinfektionen dadurch, dass sie über die Blutbahn oder das Lymphsystem in den Körper eindringen und sich ausbreiten. Vor allem bei Menschen mit geschwächtem Immunsystem können sie schwerwiegend sein.
Die Behandlung von systemischen Mykosen erfordert oft einen langwierigen Einsatz von Antimykotika und eine sorgfältige medizinische Überwachung.
Zur genaueren Klassifizierung lassen sich systemische Mykosen in primäre und opportunistische Mykosen unterteilen. Primäre Mykosen treten in der Regel bei Menschen mit einem gesunden Immunsystem auf und werden durch eine direkte Infektion verursacht. Opportunistische Mykosen entwickeln sich vorwiegend bei Personen mit einem geschwächten Immunsystem oder bestehenden gesundheitlichen Problemen und entstehen, wenn der Körper durch andere Erkrankungen oder Medikamente anfälliger für Infektionen ist.
Ursachen von systemischen Mykosen
Viele Menschen kommen täglich mit den Pilzen in Kontakt, die systemische Mykosen verursachen können, allerdings führt nicht jeder Kontakt zu einer Infektion. Die Pilze, die systemische Mykosen verursachen, leben in der Umwelt, und Menschen können sie durch die Einatmung sporenhaltiger Luft, den Kontakt mit kontaminierter Erde oder über Tiere aufnehmen. Einmal im Körper, nutzen diese Pilze die Gelegenheit, sich zu vermehren, besonders wenn das Immunsystem geschwächt ist. Es gibt viele verschiedene Pilzarten, die zu systemischen Mykosen führen können, darunter Aspergillus, Candida und Cryptococcus.
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Ein geschwächtes Immunsystem kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden, darunter:
- HIV/AIDS
- Chemotherapie
- Einnahme von Immunsuppressiva nach einer Organtransplantation
- Chronische Erkrankungen wie Diabetes mellitus
Auch ein langanhaltender Einsatz von Antibiotika kann das natürliche Gleichgewicht der Mikroflora stören und das Risiko einer systemischen Mykose erhöhen.
Symptome einer systemischen Mykose
Systemische Mykose Symptome können vielfältig sein und hängen stark davon ab, welche Organe betroffen sind und wie stark das Immunsystem des Betroffenen geschwächt ist. Diese Art von Pilzinfektion breitet sich über das Blut aus und beeinflusst verschiedene Teile des Körpers. Daher ist es wichtig, die Symptome frühzeitig zu erkennen, um eine adäquate Behandlung zu beginnen und schwerwiegendere Komplikationen zu vermeiden.
Ein erster Anhaltspunkt kann ein langanhaltendes Fieber sein, das sich nicht durch die üblichen Medikamente senken lässt. Andere allgemeine Symptome umfassen Müdigkeit, allgemeines Unwohlsein und Gewichtsverlust, die sich über Wochen oder Monate erstrecken können. Manchmal können auch Hautveränderungen auftreten, darunter Ausschläge, Knoten oder Wunden, die nicht heilen.
Ein spezifischeres Zeichen kann die Beteiligung von inneren Organen wie der Lunge, dem Herzen oder dem Gehirn sein, die zu Atembeschwerden, unregelmäßigem Herzschlag oder neurologischen Symptomen führen kann.
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Die Symptome systemischer Mykosen können sich signifikant unterscheiden, je nachdem, welche Organe betroffen sind:
- Lunge: Symptome können Husten, Atembeschwerden und Schmerzen in der Brust umfassen.
- Herz: Beeinträchtigungen können zu Herzrhythmusstörungen und Herzinsuffizienz führen.
- Gehirn: Die Beteiligung des zentralen Nervensystems kann Kopfschmerzen, Konfusion oder sogar Krampfanfälle verursachen.
- Darm: Symptome können Bauchschmerzen, Durchfall und Gewichtsverlust beinhalten.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die Symptome einer systemischen Mykose oft mit anderen Erkrankungen, wie bakteriellen Infektionen oder sogar Krebs, verwechselt werden können. Dies kann die Diagnose erschweren.
Diagnose und Behandlung systemischer Mykosen
Die Diagnose einer systemischen Mykose beginnt in der Regel mit einer gründlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung. Ärzte suchen nach spezifischen Symptomen und Risikofaktoren, wie einem geschwächten Immunsystem oder einer kürzlichen Exposition gegenüber bekannten Quellen von Pilzsporen. Die Diagnose erfordert oft eine Kombination aus verschiedenen Tests:
- Bluttests: Ermitteln der Anwesenheit von Antikörpern gegen den Pilz oder spezifische Substanzen, die auf eine Pilzinfektion hinweisen.
- Bildgebungsverfahren: Röntgen, CT oder MRT können verwendet werden, um Anomalien in den Organen zu identifizieren, die durch die Infektion betroffen sind.
- Gewebebiopsie: Bei Verdacht auf Beteiligung von Organen kann eine Biopsie durchgeführt werden, um Gewebeproben zu entnehmen und auf Pilzwachstum zu testen.
Nach der Diagnose einer systemischen Mykose ist eine schnelle und gezielte Behandlung entscheidend, um die Ausbreitung der Infektion zu stoppen und Organbeschädigungen zu minimieren. Die Behandlungsoptionen umfassen:
- Antimykotika: Dies sind Medikamente, die speziell entwickelt wurden, um Pilzinfektionen zu bekämpfen. Die Auswahl des Antimykotikums hängt von der Art des Pilzes ab.
- Unterstützende Therapien: Zur Stärkung des Immunsystems und zur Unterstützung der Genesung können zusätzliche Behandlungen erforderlich sein.
- Chirurgische Eingriffe: In Fällen, in denen die Infektion zu erheblichen organischen Schäden geführt hat, kann eine Operation notwendig sein, um abgestorbene Gewebe zu entfernen.
Ein interdisziplinärer Ansatz ist oft notwendig, um systemische Mykosen erfolgreich zu behandeln. Dies bedeutet, dass neben Infektiologen auch Fachärzte aus anderen Bereichen wie Pulmologie, Kardiologie und Neurologie in den Behandlungsprozess involviert sein können, abhängig davon, welche Organe betroffen sind. Darüber hinaus kann die Zusammenarbeit mit Ernährungsspezialisten und Immunologen dazu beitragen, die allgemeine Widerstandsfähigkeit des Körpers zu stärken und die Heilungschancen zu verbessern. Die Komplexität und der Schweregrad der Erkrankung erfordern eine personalisierte und ganzheitliche Betrachtung jedes einzelnen Falls.
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Risikofaktoren und Prävention
Verschiedene Faktoren können das Risiko, an einer systemischen Mykose zu erkranken, erhöhen. Diese umfassen:
- Geschwächtes Immunsystem
- Langanhaltender Einsatz von Antibiotika
- Chronische Erkrankungen wie Diabetes Mellitus
- Aufenthalte in Krankenhäusern oder Pflegeheimen, besonders bei Patienten mit zentralen Venenkathetern oder Beatmungsmaschinen
- Wohnen oder Reisen in Gebiete mit hoher Exposition gegenüber pilzsporenhaltigem Material, z.B. Böden oder Vogelkot
Präventive Maßnahmen, einschließlich der Aufrechterhaltung eines starken Immunsystems und der Vermeidung von Risikofaktoren, können das Risiko, an einer systemischen Mykose zu erkranken, signifikant reduzieren.
Candida auris: Eine besondere Herausforderung
Der Hefepilz Candida auris ist für Menschen mit gesundem Immunsystem in der Regel harmlos. Seit seiner Entdeckung 2009 steigen die Candida auris-Fallzahlen stetig an. Die relativ neue Hefepilzart ist inzwischen auf der ganzen Welt verbreitet.
Einer der Gründe, warum sich Candida auris relativ schnell ausbreiten kann, ist seine Resistenz gegen viele Antimykotika. Der Hefepilz ist also unempfindlich gegen Mittel, die üblicherweise gegen Pilzinfektionen eingesetzt werden. Infektionen sind so schwerer zu behandeln. Deswegen wird Candida auris bereits als multiresistenter Erreger eingestuft.
Besonders gefährdet, sich mit Candida auris zu infizieren, sind Patientinnen oder Patienten in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, da sie meist vorerkrankt oder etwas älter sind. Ein weiteres Risiko besteht für Menschen, die mit medizinischen Geräten wie Venen- oder Harnwegskathetern versorgt werden, Magensonden tragen oder auf ein Beatmungsgerät angewiesen sind.
Wichtig ist es, den Hefepilz schnell und genau als Candida auris zu identifizieren. Hierzu nimmt man beispielsweise Abstriche von der Haut. Bei einer bereits bestehenden Infektion eignen sich sowohl Proben aus dem Wund- oder Atemwegssekret als auch Blut- oder Urinproben, je nach Körperregion der Infektion.
Die Behandlung einer Infektion erfolgt mit geeigneten Antimykotika, also Antipilzmitteln. Medizinerinnen und Mediziner richten die Therapie auch an der Grunderkrankung der Betroffenen, ihrem Alter, der Schwere der Infektion, einer Einschränkung des Immunsystems sowie der Nierenfunktion aus.
Kopfpilz (Tinea capitis)
Kopfpilz, medizinisch Tinea capitis genannt, ist eine ansteckende Pilzerkrankung (Mykose), die den behaarten Bereich des Kopfes (z.B. Kopfhaare, Augenbrauen, Wimpern, Bart) befällt. Sie ist eine Unterform der Hautpilzerkrankungen und wird durch Hautpilze wie Fadenpilze (Dermatophyten), selten auch Schimmelpilze (Aspergillus) und Hefepilze (Candida) verursacht.
Oft sind Tiere wie Hunde und Katzen mit einem Pilzerreger infiziert, der bei Kontakt (z.B. beim Streicheln) auf den Menschen übertragen wird. Kopfpilz ist sehr ansteckend und wird auch von Mensch zu Mensch übertragen.
Die Symptome bei Kopfpilz sind sehr unterschiedlich. Zu Beginn bilden sich meist gerötete Knötchen (Papeln) um den Haarschaft. Nach wenigen Tagen werden die Papeln blasser und schuppig. Das Haar wird spröde und bricht ab. Auf der Kopfhaut bilden sich dadurch anschließend eine oder mehrere scharf abgegrenzte, kreisförmige, kahle Stellen (Alopezie). Die betroffenen Hautstellen sind meist mit gräulichen Schuppen bedeckt. Häufig ist die Kopfhaut gerötet, juckt und schmerzt.
Ärzte empfehlen zur Behandlung von Kopfpilz meist eine Kombination aus einer lokalen Therapie (z.B. in Form von Shampoos, Salben oder Cremes) und einer innerlichen (systemischen) Behandlung (z.B. in Form von Tabletten). Die Ziele der Behandlung sind, den auslösenden Erreger zu beseitigen, die Symptome zu lindern und einen bleibenden Haarverlust sowie eine weitere Ansteckung zu verhindern.
Pilze im Gehirn von Alzheimerpatienten
Das Gewebe des Zentralnervensystems von Alzheimerpatienten enthielt Pilzzellen und Pilzzellfäden. Gleich in mehreren Hirnregionen wurde das Pilzmaterial gefunden. Auch in den Blutgefässen wurden Pilzinfektionen nachgewiesen, was die vaskuläre Demenz erklären könnte, die häufig bei Alzheimerpatienten festgestellt wird. Bei der Analyse der Pilz-DNA konnten mehrere verschiedene Pilzarten identifiziert werden. Zusätzlich zeigte sich das Immunsystem offenbar alarmiert, da sich verstärkt antimikrobielle Peptide mit gleichzeitiger Wirkung gegen den Hefepilz Candida albicans gebildet hatten.
Andere Wissenschaftler wiederum meinen, Alzheimer sei eine Infektionskrankheit, denn es wurden auch Herpes-Simplex-Viren und Bakterien, die Lungenentzündungen auslösen können, im Gehirn der Alzheimerpatienten gefunden.