Nackenschmerzen nach Schlaganfall: Ursachen und Behandlungsansätze

Nackenschmerzen nach einem Schlaganfall können verschiedene Ursachen haben und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen. Es ist wichtig, die Ursachen zu verstehen und geeignete Behandlungsansätze zu kennen, um die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit wiederherzustellen.

Ursachen von Nackenschmerzen nach einem Schlaganfall

Nach einem Schlaganfall können Nackenschmerzen verschiedene Ursachen haben, die oft miteinander zusammenhängen. Es ist entscheidend, die genaue Ursache der Nackenschmerzen zu identifizieren, um eine gezielte Behandlung einzuleiten.

Spastik

Bewegungsstörungen nach einem Schlaganfall sind häufig und werden oft durch eine erhöhte Grundspannung in bestimmten Muskeln ausgelöst, die als Spastik oder Spastizität bezeichnet wird. Die Spastik ist ein Spannungszustand der Muskulatur, der durch eine Schädigung im Bereich des zentralen Nervensystems, im Gehirn oder im Rückenmark, entsteht. Bei einer Schädigung der peripheren Nerven entsteht zwar eine schlaffe Lähmung, aber keine spastische Lähmung.

Typische Symptome der Spastik sind neben der Anspannung, die Betroffene selbst spüren, unter Umständen auch Schmerzen. Diese können relativ stark und störend sein und die Lebensqualität einschränken. Es kann auch zu Fehlstellungen kommen und die flüssigen Bewegungen funktionieren nicht mehr so gut. Wenn die Spastik stark ausgeprägt ist, kann es dazu kommen, dass die Arme oder Beine in den Gelenken kontrakt werden. Das bedeutet, dass eine bestimmte Fehlstellung durch das Bindegewebe so fixiert wird, dass man diese nicht mehr lösen kann. Damit einhergehend können auch Verletzungen der Haut stattfinden, beispielsweise wenn eine Fehlstellung darin besteht, dass die Haut die ganze Zeit aneinander liegt.

Von der Entstehung einer Spastik bei Schlaganfall sind grundsätzlich eher die oberen Extremitäten, die Arme, betroffen, gefolgt von den Beinen. Die Spastik tritt im Wesentlichen in den Armen und Beinen auf. Sie kann auch am Rumpf auftreten, denn auch dort haben wir Willkürmuskulatur. Verschiedene Studien und Untersuchungen zeigen, dass die Spastik selbst etwa in 50% der Fälle einen Spastik assoziierten Schmerz auslöst. Es ist ganz unterschiedlich, wodurch sich die Spastik verstärken kann. Beispielsweise jede Art von Schmerz, Verletzungen, wie zum Beispiel Haut- oder Muskelverletzungen, Knochenbrüche oder Operationen. Auch jede Art von Entzündung kann die Spastizität verstärken, ein Harnwegsinfekt, Fieber, ein genereller Infekt oder eine Grippe. Häufig führt eine stärker ausgeprägte Spastik zu Komplikationen, zu Folgeerscheinungen. Es kann auch zu bindegewebigen Verwachsungen kommen, das bedeutet, dass die Gelenke, Sehnen und Bänder miteinander verwachsen und die passive Bewegung verhindern. Weitere Komplikationen sind darüber hinaus auch Schmerzen. Der Teufelskreis beginnt mit Schmerz, der zu einer Erhöhung der Spastik führt.

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Zentrale Schmerzen

Nach einem Schlaganfall kann es häufig zu Schmerzen kommen, deren Ursache allerdings nicht immer die Spastizität ist. Wenn der Schlaganfall beispielsweise im Thalamus stattfindet, treten die zentralen Schmerzen auf.

Nackenverspannungen

Nackenverspannungen entstehen hauptsächlich durch Über- oder Fehlbeanspruchung der Muskulatur und sind das Ergebnis einer verspannten Muskulatur im Halsbereich. Auch durch kalte Zugluft oder falsches Liegen sowie durch Unfälle oder Verletzungen kann es zu Nackenschmerzen kommen. Der Nackenbereich rund um die Halswirbelsäule besteht aus mehreren Muskelgruppen, unzähligen Nerven und sieben Wirbelkörpern, die neben der Haltung und Zentrierung des Kopfes über dem Rumpf auch dessen Beweglichkeit sicherstellen. Daher beschränken sich Nackenschmerzen selten nur auf den Nackenbereich. Oft greift die Verspannung auf Kopf und Schulter über. So können die Schmerzen bis in den Arm ziehen und Taubheitsgefühle in den Fingern verursachen oder aber zu Kopfschmerzen führen. Ein steifer Hals kann zudem die Beweglichkeit des Kopfes einschränken. Einige Betroffene können den Kopf nur eingeschränkt nach links, rechts, oben und unten drehen oder verspüren dabei zusätzliche Schmerzen.

Eine Über- oder Fehlbelastungen übersteigt auf Dauer die Haltekapazität der Muskulatur. Im Ergebnis verhärtet diese und führt zu Schmerzen. Instinktiv nehmen Betroffene eine Schonhaltung ein, um den Schmerz zu vermeiden. Das jedoch verstärkt die Verspannungen. Hält dieser Kreislauf an, entstehen neben chronischen Verspannungen auch Verschleißerscheinungen an den Gelenken und Wirbeln.

Gefäßverletzungen und andere seltene Ursachen

In seltenen Fällen können Nackenschmerzen nach einem Schlaganfall auch durch innere Gefäßverletzungen (Dissektion) entstehen. Das ist eine Einblutung in die Gefäßwand, meist sind die Halsarterien betroffen. Auslöser können heftiges Niesen oder Husten bei Infekten, aber auch Bagatellverletzungen mit Zug oder Druck im Halsbereich sein. Kopf- oder Nackenschmerzen können Symptome sein. Es bilden sich Gerinnsel, die zu Schlaganfällen führen.

Auch andere seltene Erkrankungen wie die vererbte Speicherkrankheit Morbus Fabry, Entzündungen der Gefäße des zentralen Nervensystems (Angiitis) oder die chronische, fortschreitende Erkrankung Moyamoya können in Verbindung mit Nackenschmerzen und Schlaganfällen stehen.

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Es ist wichtig zu beachten, dass in seltenen Fällen auch chirotherapeutische Manipulationen der Halswirbelsäule zu Gefäßeinrissen und Schlaganfällen führen können, die mit Nackenschmerzen einhergehen.

Diagnose von Nackenschmerzen nach einem Schlaganfall

Um die Ursache von Nackenschmerzen nach einem Schlaganfall zu bestimmen, sind verschiedene diagnostische Maßnahmen erforderlich.

Anamnese und körperliche Untersuchung

Wer von Nackenschmerzen und Schulterverspannungen betroffen ist, kann zunächst in die hausärztliche Praxis gehen. In einem ersten Gespräch lässt sich die/der Ärzt:in die Beschwerden der/des Patient:in genau schildern. Aus diesem Anamnese-Gespräch können erste Anhaltspunkte für die Ursache der Schmerzen gezogen werden, etwa Haltungsschäden oder Stress. Im Anschluss folgt die körperliche Untersuchung.

Neurologische Untersuchung

Um eine Spastik festzustellen, ist der neurologische Status, die neurologische Untersuchung am wichtigsten. Dabei wird der Spannungszustand der Muskulatur einzeln getestet. Die Spastik wird anhand des Widerstands, den die Ärzte bei dieser Testung spüren, graduiert. Anhand einer bestimmten Skala, beispielsweise der häufig verwendeten Ashworth-Skala, kann man sagen, dass es sich um eine bestimmte Spastizitätsgrad handelt.

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren, wie Röntgen oder Magnetresonanztomographie (MRT) sind ohne ein direktes Unfallgeschehen nicht vorgesehen. Unmittelbar nach Einlieferung in ein Krankenhaus wird bei Verdacht auf einen akuten Schlaganfall per CT oder MRT des Kopfes festgestellt, ob es sich um einen Hirninfarkt (ischämischer Schlaganfall) oder eine Hirnblutung handelt.

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Behandlung von Nackenschmerzen nach einem Schlaganfall

Die Behandlung von Nackenschmerzen nach einem Schlaganfall zielt darauf ab, die Schmerzen zu lindern, die Beweglichkeit wiederherzustellen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es gibt verschiedene Behandlungsansätze, die je nach Ursache und Schweregrad der Schmerzen eingesetzt werden können.

Medikamentöse Behandlung

Bei besonders schweren Fällen von Nackenschmerzen können kurzzeitig auch Schmerzmedikamente eingenommen werden. Wenn die Verspannungen starke Schmerzen auslösen, können Schmerzmittel helfen, den Schmerz auszuschalten und gleichzeitig Entzündungen zu hemmen. Welche geeignet sind, kann die/der Hausärzt:in entscheiden.

Physiotherapie

In der Physiotherapie wird darauf geachtet, dass keine Spastik-Muster eingeübt werden. Das Wichtigste nach einem Schlaganfall ist viel Bewegung. Beim Umgang mit den Einschränkungen ist es wichtig, dass Sie auf die vielen Menschen vertrauen, die sich mit dieser Erkrankung gut auskennen und deren Hilfe annehmen. Es können physikalische Behandlungen in physikalischen Instituten eine Rolle spielen.

Wärme- und Kälteanwendungen

Eine lokale Wärmetherapie mittels Kirschkernkissen kann helfen, verspannte Muskeln zu lockern. Rotlicht, durchblutungsfördernde Salben, Kirschkernkissen oder Wärme-Pflaster können bei schmerzhaften Muskelverspannungen hilfreich sein und Schmerzen lindern. Auch ein warmes Bad entspannt die Muskeln.

Hilfsmittel

Das Bewegen mit Hilfsmitteln spielt auch eine große Rolle und wenn notwendig und sinnvoll auch die medikamentöse Behandlung. Wichtig ist auch die Frage: „Wie kommen Sie mit den Hilfsmitteln zurecht? Kommen Sie trotz der Spastizität in den Rollstuhl? Können Sie einen Gehstock oder eine Krücke halten? Können Sie einen Arm, ein Bein oder eine Hand in eine Schiene hineinbringen? Könnte das mit eine Behandlung vielleicht leichter geschehen? Übt ein Hilfsmittel aufgrund der Spastizität einen Druck aus, sodass Sie Schmerzen haben?

Chirurgische Maßnahmen

Es gibt chirurgische Eingriffe, die den Muskel denervieren, also den Nerv vom Muskel trennen oder unterbrechen.

Maßnahmen zur Vorbeugung von Nackenverspannungen

Regelmäßiger Lage- und Platzwechsel:„Gerade wer eine sitzende Tätigkeit ausübt, sollte etwa alle 30 Minuten aufstehen und sich strecken und um den Schreibtisch laufen", so Chefarzt Dr. Jens Gulow.Lockerungsübungen für die Schulter-Nacken-Muskulatur:Durch bewusstes Kreisen mit dem Kopf und den Armen können verspannte Muskeln gelockert werden. Dazu den Kopf langsam nach vorn auf die Brust und dann in den Nacken legen.Dehnung der Muskulatur:Das gelingt am besten, indem die Hand über den Kopf auf das gegenseitige Ohr gelegt wird. Anschließend den Kopf langsam „heranziehen“, halten und dann langsam lösen. Das gleiche auf der anderen Seite wiederholen.Hals warmhalten:Rotlicht, durchblutungsfördernde Salben, Kirschkernkissen oder Wärme-Pflaster können bei schmerzhaften Muskelverspannungen hilfreich sein und Schmerzen lindern. Auch ein warmes Bad entspannt die Muskeln.Zugluft vermeiden:Schon ein kalter Luftzug kann Nackenschmerzen auslösen. Wer weiß, dass er empfindlich reagiert, sollte auch im Sommer den Halsbereich mit einem leichten Tuch schützen.Massagen gegen Verspannungen:Ein:e Physiotherapeut:in kann Verspannungen und Nackenschmerzen wegmassieren. Sanfter oder stärkerer Druck auf die Muskulatur und schmerzhafte Trigger-Punkte im Gewebe können die Durchblutung anregen und oberflächliche Verspannungen lösen.Aktiv Entspannen:Psychische Anspannungen zeigen sich schnell in verhärteten Muskeln. Wer sich bewusst Zeit zum Entspannen nimmt, kann aktiv dagegenwirken, etwa mit Progressiver Muskelentspannung. Diese Entspannungstechnik wurde in den 1920er Jahre von dem Arzt Edmund Jacobson entwickelt. Dabei werden einzelne Muskelgruppen von Kopf bis Fuß angespannt und wieder lockergelassen. Dadurch kommt man immer mehr innerlich zur Ruhe.Richtiges Kissen:Das Kissen kann viel für oder gegen den Nacken tun: Ein Nackenkissen, ein Seitenschläfer-Kissen oder eine rückenschonende Matratze können daher sinnvolle Investitionen sein.

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