Viele Menschen leiden unter chronischen Schmerzen im Zusammenhang mit Narben, insbesondere nach Operationen oder Verletzungen. Obwohl die Fortschritte in der Schmerzbehandlung beachtlich sind, suchen viele Patienten nach Lösungen für akute, persistierende oder wiederkehrende Beschwerden. Narbenschmerzen können verschiedene Ursachen haben und sich auf unterschiedliche Weise manifestieren, von lokalisierten Beschwerden bis hin zu weitreichenden Auswirkungen auf den Körper.
Narbenschmerzen verstehen
Narbenschmerzen sind Beschwerden, die im Bereich von Operations- oder Verletzungsnarben auftreten können. Es ist wichtig zu beachten, dass diese Schmerzen sich von den unmittelbaren Schmerzen nach einer Operation oder Verletzung unterscheiden, die Teil des normalen Heilungsprozesses sind. Narbenschmerzen treten in der Regel erst nach Abschluss der normalen Wundheilung auf, manchmal sogar Jahre nach dem traumatischen Ereignis, das die Narbe verursacht hat.
Ursachen von Narbenschmerzen
Die Ursachen von Narbenschmerzen sind vielfältig und oft komplex. Einige der häufigsten Ursachen sind:
Narbengewebe, das auf Nerven drückt: Narbengewebe, das sich nach einer Operation bilden kann, kann genauso stark auf die Nervenwurzel drücken wie der ursprüngliche Bandscheibenvorfall.
Verhärtungen und Verklebungen im Gewebe: Bei älteren Narben können Verhärtungen und Verklebungen im Gewebe Spannungsschmerzen verursachen.
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Eingeschränkte Beweglichkeit von Gelenken: Narben können die Beweglichkeit von Gelenken einschränken und zu Schmerzen führen.
Wulstbildungen (Keloide): Starke Wulstbildungen (Keloide) können auftreten und behandelt werden müssen.
Allergische Reaktionen: Allergische Reaktionen können auftreten, wenn Betroffene versuchen, die Narbe mit Schminke abzudecken, deren Inhaltsstoffe nicht vertragen werden. Dies kann Jucken und Rötungen auslösen.
Entzündungen: Vor allem bei frischen Narben, die durch eine Operation entstanden sind, ist es normal, dass sie in den ersten Tagen oder sogar Wochen schmerzen. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass das Narbengewebe (noch) entzündet ist.
Fremdkörper: Wenn frische Narben schmerzen, kann das auch an einem Fremdkörper im Gewebe liegen, z.B. Operationsfäden.
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Zug- oder Druckbelastung: Narben, die eine veränderte Hautstruktur aufweisen (z.B. Verhärtungen oder Wülste), neigen eher dazu, weh zu tun, wenn das Gewebe unter Zug oder Druck steht.
Narbenbruch: Ein Narbenbruch kann nach einer Bauchoperation im Bereich der Operationsnarbe entstehen - auch noch Monate oder Jahre nach dem Eingriff.
Schäden an den Nervenenden: Wenn Nervenenden im Bereich der Narbe geschädigt sind, kann dies zu Beschwerden wie Taubheitsgefühlen oder Jucken führen.
Witterung: In manchen Fällen macht sich eine Narbe nur bemerkbar, wenn das Wetter umschlägt.
Fehlspannung im Bauchraum: Manche haben durch die narbenbedingte Fehlspannung im Bauchraum Schmerzen in Rücken, Ischias oder Schulter.
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Verwachsung oder Verklebung von Bindegewebe: Die wohl häufigste indirekte schmerzhafte Folge von Narben ist die im Kapitel über Faszien beschriebene Verklebung und Verwachsung von Bindegewebe, die das reibungslose Zusammenspiel von Nerven, Muskeln und Gelenken stört.
Symptome von Narbenschmerzen
Narbenschmerzen können sich auf verschiedene Weise äußern:
- Ständige Schmerzen: Dumpfes Pochen oder Ziehen.
- Gelegentliche Schmerzen: Besonders bei bevorstehenden Wetterumschwüngen (Wetterfühligkeit).
- Jucken, Kribbeln, Brennen oder Taubheit.
- Plötzliches oder dauerhaftes stromartiges Einschießen in den Narbenbereich.
- Einschränkungen in der Beweglichkeit von Gelenken.
Diagnostik von Narbenschmerzen
Eine genaue Schmerzdiagnose ist entscheidend für eine wirksame Behandlung. Dies erfordert in der Regel das Teamwork verschiedener Spezialisten im Rahmen eines schmerztherapeutischen Zentrums. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Anästhesisten, Neurologen, Radiologen, Psychologen und Physiotherapeuten ermöglicht es, die tatsächliche Schmerzursache ausfindig zu machen und die Schmerzen in ihrem Ursprung zu verstehen.
Der Arzt wird sich zunächst im Gespräch mit Ihnen einen Eindruck über Ihre Krankengeschichte verschaffen (Anamnese). Dazu wird man Sie zum Beispiel fragen, wie lange die Narbenschmerzen schon bestehen, wann sie auftreten und wie sie sich anfühlen. Darauf folgt eine Tastuntersuchung. So kann man feststellen, ob die Narbe vorgewölbt (ggf. Anzeichen für Narbenbruch), entzündet oder verhärtet ist. Bei Verdacht auf einen Narbenbruch kann man zudem bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Kernspintomografie (Magnetresonanztomografie, MRT) oder Computertomografie (CT) zur Abklärung einsetzen.
Behandlung von Narbenschmerzen
Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für Narbenschmerzen, die je nach Ursache und Schweregrad der Beschwerden eingesetzt werden können.
Konservative Behandlungsmethoden
- Salben und Gele: Leichte Narbenstörungen frischer Narben werden durch Salben mit natürlichen oder kortisonhaltigen Inhaltsstoffen behandelt. Um Verhärtungen zu lindern, eignet sich ein Narbengel oder eine Narbensalbe aus der Apotheke. Manche haben einen kühlenden Effekt, manche richten sich an spezielle Formen wie Brandnarben.
- Massagen: Sanfte Massagen können helfen, das Gewebe gut zu durchbluten, den Spannungsschmerz nachzulassen und die feuchtigkeitsspendenden und pflegenden Inhaltsstoffe tief eindringen zu lassen. Dafür eigenen sich spezielle Öle, die häufig Vitamin E enthalten und verschiedene Pflanzenextrakte wie z.B. Ringelblume und Kamille.
- Silikongele: Silikongele (mit oder ohne UV-Schutz) bilden einen dehnbaren, dünnen, luftdurchlässigen Schutzfilm, der die Narbe elastischer werden lässt und sich problemlos bei beanspruchten Gelenken auftragen lässt.
- Feuchtigkeitsspendende Mittel: Feuchtigkeitsspendende Hyaluronsäure und Aloe Vera ist ebenfalls bestens geeignet, um das Narbengewebe schön geschmeidig zu halten. Dexpanthenol, Allantoin und Zink sind heilungsfördernd, Heparin bringt die Wirkstoffe tiefer ins Gewebe.
- Kühl-Pads: Verwenden Sie Kühl-Pads bei akuten Beschwerden. Bei Narben mit großem Spannungsschmerz wird häufig Wärme als angenehmer empfunden, da sich dadurch das Gewebe entspannt.
- Globuli und Mineralstoffe: Innerlich können Globuli wie Arnika oder Mineralstoffe (Zink, Vitamin C) unterstützend wirken, da sie die Wundheilung unterstützen.
- Akupunktur-Massagen oder spezielle Handgriffe aus der sensomotorischen Körpertherapie: Diese wirken äußerlich auf Energieblockaden und Spannungen des Narbengewebes ein.
- Neuraltherapie: Die Therapie mit örtlichen Betäubungsmitteln (Lokalanästhetika) kann Abhilfe schaffen. Hierbei kommt es im Gegensatz zur Schulmedizin nicht auf die Länge der Betäubungszeit an sich, sondern auf die durchblutungsfördernde und die Überaktivität im Narbengewebe normalisierende Wirkung des Betäubungsmittels an.
- Schmerzmittel: Schmerztabletten sollten nur in Ausnahmefällen und kurzfristig eingesetzt werden, da sie zahlreiche Nebenwirkungen haben, die den Körper schädigen.
- Physiotherapie: Die Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit von Gelenken wiederherzustellen und die Muskulatur zu stärken.
- Vermeidung von Reibung: Reibung (z. B. durch einschnürenden BH-Träger, Hosenbund oder Trageriemen) vermeiden. Keine zu enge Kleidung oder kratzenden Materialien tragen.
- Nikotin- und Alkoholverzicht: Vermeiden Sie Nikotin und Alkohol, da diese Wundheilungsprozesse verlangsamen.
- Sonnenschutz: Sonnenschutz auftragen, um Verfärbungen der Narbe zu verhindern.
Invasive Behandlungsmethoden
- Lokalanästhetikum: Zur raschen Schmerzlinderung können Lokalanästhetika eingesetzt werden.
- Kortisonspritzen: Kortisonspritzen können direkt ins Narbengewebe injiziert werden.
- Antibiotika: Bei Entzündungsreaktionen können Antibiotika eingesetzt werden.
- Kältetherapie (Kryotherapie).
- Druckverbände.
- Laserbehandlung: Laserbehandlung zur Abtragung von Narbenwülsten.
- Electroakupunktur: Bei Verbrennungsnarben kann Electroakupunktur helfen.
- Korrigierende Operationen: Korrigierende Operationen können in manchen Fällen notwendig sein.
- Wirbelsäulen-Katheterbehandlung: Mittels der Wirbelsäulen-Katheterbehandlung nach Prof. Es handelt sich hierbei um eine von vielen Ursachen, die für die jeweiligen, verschiedenartigen Schmerzbilder verantwortlich sind.
- Thermo-Denervation: Nach örtlicher Betäubung der betroffenen Wirbelsäulenabschnitte und unter Röntgenkontrolle sucht der Arzt mit der Kanüle gezielt die Schmerzpunkte an den Wirbelsäulengelenken im Bereich der schmerzenden Nervenfasern auf. Dorthin führt er die Hitzesonde ein.
- Lasertherapie: Durch eine dünne Hohlnadel schiebt der Arzt unter Röntgenkontrolle eine Laserfaser direkt in die Bandscheibe.
Neurostimulation
Für die Behandlung von Narbenschmerzen setzen wir im Zentrum für Spezielle Schmerzmedizin das Verfahren der Narbenstimulation ein. Dadurch wird die Schmerzfortleitung, die durch schmerzhafte OP-Narben verursacht wird, unterbunden. Kleine Elektroden werden direkt unter die Haut im Narbenbereich implantiert und mit einem Schmerzschrittmacher verbunden. Die Stimulation der Narbe unterbindet auf Rückenmarksebene die Schmerzwahrnehmung. Es wird ein angenehmes Kribbeln erzeugt, welches die Schmerzen überlagert.
Vorbeugung von Narbenschmerzen
Narben müssen von Anfang an gut gepflegt werden. Man sollte die Narbe also:
- Sauber halten, damit sie sich nicht entzündet.
- Regelmäßig eincremen und massieren, um das Gewebe geschmeidig zu halten.
- Keiner direkten Sonneneinstrahlung aussetzen.
Zusätzlich ist es sinnvoll, keine enge, reibende Kleidung im Bereich der Narbe zu tragen.
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Es empfiehlt sich, auf jeden Fall einen erfahrenen Arzt aufzusuchen und sich gründlich untersuchen zu lassen. Wenn nichts unternommen wird, können die Schmerzen chronisch werden und auf andere Körperteile ausstrahlen. Um das schmerzende Körperteil zu entlasten, nimmt der Patient häufig eine Schonhaltung ein, die ihrerseits wiederum zu Schulterschmerzen, Rückenschmerzen und anderen Beschwerden führen kann.
Wenn Sie regelmäßig Narbenschmerzen haben oder die Beschwerden stärker und/oder häufiger werden, sollten Sie die Ursache ärztlich abklären lassen. In diesem Fall ist ein Facharzt oder eine Fachärztin für Dermatologie die richtige Ansprechperson.
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