Cortison bei eingeklemmten Nerv: Anwendung, Wirkung und Risiken

Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Leiden, und viele Betroffene suchen nach schnellen und effektiven Lösungen. Eine häufig vorgeschlagene Behandlung ist die Injektion von Kortison, oft in Kombination mit Schmerzmitteln. Dieser Artikel beleuchtet die Anwendung von Kortison bei eingeklemmten Nerven, untersucht die wissenschaftliche Evidenz für ihre Wirksamkeit und diskutiert die potenziellen Risiken und Alternativen.

Einführung

Ein eingeklemmter Nerv kann erhebliche Schmerzen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Die Vorstellung, das Übel direkt an der Wurzel zu packen und Medikamente direkt in den Körper spritzen zu lassen, ist verlockend. Kortison, ein starkes entzündungshemmendes Medikament, wird oft als Lösung angepriesen, um den Teufelskreis aus Entzündung, Schmerz und Schonhaltung zu durchbrechen. Doch ist diese Hoffnung berechtigt?

Kortison-Injektionen bei Rückenschmerzen: Was sagt die Forschung?

Studien zeigen, dass Kortisonspritzen bei Rückenschmerzen oft nicht die erhoffte Wirkung zeigen. Eine Analyse des Cochrane-Instituts, das die Wirksamkeit von Medikamenten und Verfahren testet, kommt zu dem Schluss, dass keine der angewendeten Injektionstherapien nachweislich wirkt. Darüber hinaus klagen viele Patienten über Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Kribbeln in den Beinen, Taubheitsgefühle und Übelkeit.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Spritzen gegen Rückenschmerzen generell unsinnig sind. Die Forschungslage ist nicht immer eindeutig, und einige Patienten berichten von einer Linderung ihrer Beschwerden durch Injektionstherapien. Gut gemachte Studien kommen jedoch meist zu dem Schluss, dass der Nutzen begrenzt ist.

Die periradikuläre Schmerztherapie (PRT)

Eine gängige Methode ist die periradikuläre Schmerztherapie (PRT), bei der Kortison, oft zusammen mit einem Schmerzmittel, direkt in den Wirbelkanal oder an die betroffene Nervenwurzel injiziert wird. Das Kortison soll das gereizte Gewebe abschwellen lassen, während der Schmerzkiller sofortige Linderung bringen soll.

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Bei diesem Verfahren wird der Patient zunächst örtlich betäubt. Anschließend wird eine dünne Hohlnadel durch das Gewebe bis zu den schmerzenden Nervenwurzeln vorgeschoben. Der Weg der Nadel wird dabei mittels Röntgenstrahlen kontrolliert, um eine millimetergenaue Platzierung zu gewährleisten.

Die Wirksamkeit dieser Methode ist jedoch umstritten. Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Fieber sind üblich, seltener bilden sich Abszesse. In seltenen Fällen kann es sogar zu Atembehinderungen kommen.

Kortison-Injektionen in die Wirbelgelenke

Eine weitere Möglichkeit ist die Injektion von Kortison, Schmerzmitteln, Betäubungsmitteln oder Hyaluronsäure in die kleinen Wirbelgelenke, die als Ursache der Rückenschmerzen vermutet werden. Um diese Substanzen in die Wirbelgelenke zu bekommen, muss der Arzt sie mit einer langen Nadel injizieren.

Dieses Verfahren birgt jedoch Risiken: Die Kanüle kann im Weg liegende Nerven verletzen und Lähmungen verursachen. Auch Entzündungen des durchstochenen Gewebes, Kopfschmerzen und Übelkeit sind mögliche Nebenwirkungen.

Kortison-Injektionen in die Bandscheiben

Sind die Bandscheiben die Quelle der Schmerzen, kann Kortison oder ein Betäubungsmittel mit einer Kanüle in sie injiziert werden. Dies soll die Entzündung bekämpfen und den Schmerz an seinem Ursprung lindern. Die europäische Leitlinien-Kommission rät jedoch von diesem Verfahren ab, da es bisher keine Studien gibt, die die Wirksamkeit der Nadelei belegen.

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Racz-Therapie

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Racz-Therapie, bei der für drei Tage ein Katheter gelegt wird. Die Spitze des feinen Katheters sitzt dort, wo die Bandscheibe herausgerutscht ist. Der Katheter wird unter lokaler Betäubung und unter der Kontrolle von Röntgenstrahlen durch eine natürliche Knochenöffnung im Steißbein in das Rückgrat eingeführt. Der Wirkstoff-Cocktail soll die gereizten Nervenwurzeln abschwellen lassen und den Schmerz lindern. Beigemischte Enzyme wie Hyaluronidase sollen Verwachsungen lockern.

Diese Methode befindet sich jedoch noch im Experimentier-Stadium, da es bisher keine handfesten Studien zu ihrer Wirksamkeit gibt.

Prolotherapie

Die Proliferationstherapie, auch Prolotherapie genannt, ist eine weitere umstrittene Methode. Dabei spritzt der Arzt bestimmte Substanzen direkt dorthin, wo Sehnen und Bänder an den Wirbeln ansetzen. Mit einer langen Nadel wird ein Mix aus einem Betäubungsmittel wie Lidocain und einem Reizmittel wie Zuckerwasser injiziert. Diese Lösung reizt das Gewebe, so dass es sich entzündet. Dieser Vorgang soll natürliche Heilungsprozesse in den Tiefen des Rückens anregen. Die Wirksamkeit der Prolotherapie ist jedoch bislang nicht durch Studien belegt.

Wann ist Kortison bei einem Bandscheibenvorfall sinnvoll?

Cortison kann bei einem akuten Bandscheibenvorfall und bei Auftreten von Lähmungen das Medikament der ersten Wahl sein. Es wirkt entzündungshemmend und kann Schmerzen und Schwellungen reduzieren. Ob Cortison nach einem Bandscheibenvorfall gebraucht wird oder sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Es sollte nicht immer als erste Methode der Behandlung eingesetzt werden, ist aber in vielen Fällen sinnvoll.

In der Regel wird Cortison nach einem Bandscheibenvorfall bei starken Schmerzen empfohlen, da es als schnellwirkendes Medikament durch seine entzündungshemmende Wirkung auch effektiv Schmerzen senken kann. Daher wird es vor allem bei Bandscheibenvorfällen eingesetzt, die mit starken Beschwerden einhergehen. Wichtig ist hierbei allerdings, dass es sich noch nicht um einen operationspflichtigen Bandscheibenvorfall handelt, in diesem Fall spielt das Cortison wiederum eher eine geringe Rolle. Wird in der Bildgebung eine deutliche Schwellung sichtbar, kann die Injektion von Cortison zur Linderung sinnvoll sein.

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Die Anwendung von Cortison nach einem Bandscheibenvorfall sollte stets in Absprache mit einem Orthopäden mit einer Aufklärung über die Vor- und Nachteile des Medikaments erfolgen.

Dosierung und Anwendungsformen von Cortison

Die Dosierung von Cortison bei einem Bandscheibenvorfall ist abhängig von der Ausprägung der Beschwerden. Cortison kann oral in Form von Tabletten eingenommen werden, meist als Prednisolon mit einer Dosierung von 50 oder 100 mg pro Tag für drei bis fünf Tage. Nach diesem Zeitraum kann die Dosis gegebenenfalls mit einer Reduzierung um jeweils 10 mg pro Tag ausgeschlichen werden. Alternativ kann auch Dexamethason als Stoßtherapie eingenommen werden.

Bei einer Injektionstherapie oder der Gabe von Cortison mithilfe einer PRT direkt an den Bandscheibenvorfall ist die Dosis sehr variabel. Cortison kann als schnelle und effektive Maßnahme direkt mithilfe einer Spritze im Bereich der Wirbelsäule injiziert werden. Hierbei ist eine schnelle Reduzierung der Rückenschmerzen zu erwarten, da das Cortison direkt lokal wirken und die Entzündungssymptome lindern kann. Somit kann eine Schwellung, wie sie oft im Bereich der Wirbelsäule bei einem Bandscheibenvorfall besteht, reduziert werden, wodurch der Druck auf die Spinalnerven gesenkt werden kann.

Cortison aus einer Kortisonspritze liegt in der Regel in kristalliner Form vor Ort vor und hat so eine längere örtliche Wirkung. In der Regel wird Triamcinolon als Wirkstoff einer Kortisonspritze eingesetzt. Eine Kortisonspritze sollte nur von einem erfahrenen Wirbelsäulenorthopäden mit ausreichend Erfahrung verabreicht werden.

Auch eine Behandlung mit Cortison in Form von Infusionen ist bei einem Bandscheibenvorfall möglich. Diese Anwendungsform per Infusion wird vor allem im Krankenhaus genutzt, da somit schnell und effektiv das Medikament in den Kreislauf der betroffenen Person eingebracht werden kann.

Eine lokale Cortisontherapie besitzt gegenüber einer oralen Therapie den Vorteil, dass das Medikament direkt vor Ort wirken kann. So kann effektiv eine Reduzierung der Entzündungsreaktion und der ablaufenden Prozesse erfolgen, was unter anderem auch eine Linderung der Schwellung beinhaltet.

Wie wirkt Cortison bei einem Bandscheibenvorfall?

Cortison ist ein sehr wichtiges Medikament, welches bei einem Bandscheibenvorfall vor allem aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung zum Einsatz kommt. Aufgrund der abschwellenden Wirkung wird Cortison auch sehr gerne lokal eingesetzt, beispielsweise in Form von einer Spritze oder auch im Rahmen der PRT. Die abschwellende Wirkung führt zu einer Entlastung des umliegenden und durch den Druck komprimierten Gewebes, so auch den aus dem Rückenmark ziehenden Spinalnerven, die bei einem Bandscheibenvorfall oft gereizt oder beschädigt werden. Dadurch kommt es auch zu einer effektiven Reduzierung der Schmerzen. Durch die Entlastung der Nerven kann hier auch die Regeneration des geschädigten Gewebes wieder aufgenommen werden, womit der Körper in der Wiederherstellung zurück zum gesunden Gewebe unterstützt wird.

Mögliche Nebenwirkungen von Cortison

Cortison ist ein Medikament, das mit sehr vielen verschiedenen Nebenwirkungen einhergehen kann. Die häufigsten Nebenwirkungen sind ein Anstieg des Blutzuckerspiegels und des Blutdrucks. Auch eine vermehrte Einlagerung von Wasser zählt zu den typischen Nebenwirkungen, weswegen mit einer regelmäßigen Cortison-Therapie auch häufig das Bild eines aufgequollenen Gesichts assoziiert wird. Dadurch kommt es auch gehäuft zu einer Zunahme des Körpergewichts.

Da Cortison eine unterdrückende Wirkung auf das Immunsystem hat, sollte stets eine erhöhte Infektanfälligkeit durch die Cortison-Behandlung bedacht werden. Zu den weiteren Nebenwirkungen gehören außerdem eine Umverteilung des Fettgewebes, Akne, Osteoporose und Depressionen.

Alternativen zu Kortison

Es gibt viele verschiedene alternative Therapien zu Cortison beim Bandscheibenvorfall. Die Wahl der Behandlungsmethode hängt dabei vor allem von der Ausprägung der Bandscheiben- und Nervenschädigung, sowie von den daraus resultierenden Beschwerden ab.

Akute Schmerzen können mit Schmerzmedikamenten der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) behandelt werden, wie beispielsweise Ibuprofen oder Diclofenac. Gegebenenfalls kommen auch potentere Schmerzmittel (Morphine) bei stärkeren Schmerzen zum Einsatz. Des Weiteren kann die Einnahme von Muskelrelaxantien, die für die Entspannung der Muskeln sorgen, bei Verkrampfungen sinnvoll sein.

Zur Linderung der Beschwerden kann die Akupunktur eingesetzt werden, die vor allem bei chronifizierten, also langfristig vorliegenden Schmerzen empfohlen wird. Auch das Kinesiotaping spielt eine wichtige Rolle beim Bandscheibenvorfall und wird vor allem in der Phase der Regeneration nach der Verletzung angewendet. Eine physiotherapeutische Behandlung ist essentiell für eine Stärkung und Dehnung der geschädigten und geschwächten Muskeln und Nerven, ebenso wie für die Einübung einer gesunden Körperhaltung.

Ischialgie: Kortison als Option?

Bei Ischias-Beschwerden können Schmerzmittel wie Ibuprofen und Kortisonspritzen akute Beschwerden lindern. Wirbelsäulennahe Spritzen mit Kortison können die Schmerzen bei manchen Betroffenen für einige Wochen lindern. Allerdings beruhen diese Ergebnisse auf wenigen kleinen Studien und sind daher unsicher.

Es gibt Hinweise, dass wiederholte Spritzen mit Kortison die Knochen schwächen und dadurch Wirbelbrüche etwas wahrscheinlicher machen könnten. Wenn die Spritze zu einer Blutung im Epiduralraum führt, kann das zu bleibenden Lähmungen führen.

Weitere Medikamente bei Ischialgie

Neben Kortison gibt es weitere Medikamente, die bei Ischialgie eingesetzt werden können. Opioide sind verschreibungspflichtige Schmerzmittel, die akute Schmerzen oft gut lindern können. Bei chronischen Schmerzen eignen sich Opioide jedoch weniger gut, da sie viele Nebenwirkungen haben und abhängig machen können.

Manchmal werden zur Behandlung einer Ischialgie die Epilepsie-Medikamente Gabapentin oder Pregabalin eingesetzt. Viele Fachleute raten aber davon ab, weil sie bei Ischialgie nach bisherigem Wissen nicht helfen und oft zu Nebenwirkungen führen.

Andere Medikamente, die gelegentlich bei Rückenschmerzen und Ischialgie eingesetzt werden, sind Mittel zur Muskelentspannung (Muskelrelaxantien), Kortison-Tabletten und das Antidepressivum Duloxetin. Ob sie bei Ischialgie helfen, ist jedoch unklar.

Physiotherapie und Operation als Alternativen

Eine Physiotherapie kommt meist erst infrage, wenn die Beschwerden etwa 3 Wochen anhalten. In der Physiotherapie gibt es verschiedene Ansätze zur Behandlung von Ischias-Schmerzen. Es gibt erste Hinweise, dass eine gezielte Physiotherapie Ischias-Beschwerden kurzfristig etwas lindern könnte.

Die häufigste Ursache für eine Ischialgie ist ein Bandscheibenvorfall. Er kann auch operativ behandelt werden. Eine Operation wird in der Regel erwogen, wenn die Beschwerden den Alltag erheblich einschränken, sich innerhalb von 6 bis 12 Wochen nicht gebessert haben und konservative Behandlungen wie Physiotherapie und Schmerzmittel keinen Erfolg hatten.

Risiken von Kortison-Spritzen: Ein genauerer Blick

Kortison-Spritzen bieten zwar eine schnelle Linderung, bergen aber auch Risiken. Eine der markantesten Eigenschaften von Kortison ist seine Wirkung auf das Immunsystem. Nach einer solchen Injektion sinkt nicht nur die Zahl der Abwehrzellen, sie werden auch träger und kommunizieren weniger untereinander.

Dies kann zu Infektionen führen, wie der Fall einer 74-jährigen Deutschen zeigt, die nach mehrfachen Kortison-Injektionen in den Rücken mit gelähmten Beinen in der Notfallaufnahme landete. Bakterien waren mit der Nadel in den Körper gedrungen und hatten im Rückenmarkskanal und in der benachbarten Muskulatur eitrige Abszesse gebildet.

Experten fordern deshalb mehr Vorsicht bei der Anwendung von Kortison-Spritzen. Viele Ärzte würden leider zu häufig und zu schnell zur Spritze greifen. Es besteht somit die Situation einer nicht vertretbaren Gefährdung der Patienten.

Die Infiltrationstherapie: Eine weitere Option?

Bei der Infiltration wird eine therapeutische Substanz in die schmerzende Körperregion injiziert. Infiltrationen an der Wirbelsäule lassen sich auf zweierlei Arten nutzen: Zum einen lindern sie im Rahmen der interventionellen Schmerztherapie quälende Rückenschmerzen.

Bei der medizinischen Infiltration behandeln Rückenspezialisten mithilfe einer dünnen Hohlnadel einen Patienten mit Rückenschmerzen. Der Arzt spritzt dabei entzündungshemmende Substanzen wie langwirksames Kortison, betäubende Wirkstoffe wie Lidocain oder schmerzstillende Medikamente. Die injizierten Substanzen wirken direkt vor Ort, z. B. im Wirbelgelenk oder an der Nervenwurzel.

Je nach geplanter Einstichstelle wird der Patient gelagert. Nach Desinfektion der Einstichstelle führt der Arzt die sehr dünne Hohlnadel ein und schiebt sie unter Röntgenkontrolle bis an die betreffende Stelle vor. Meist wird dann durch die Nadel ein Kontrastmittel injiziert, um im Röntgenbild die korrekte Lage der Nadelspitze zu überprüfen.

Die therapeutische Infiltration dient dazu, die Rückenschmerzen des Patienten zu lindern und seine Lebensqualität zu verbessern. Außerdem reduziert sie die Entzündung, was in manchen Fällen eine Heilung ermöglicht. Durch die Minderung von Schmerzen und Entzündung wird eine begleitende Physiotherapie oft erst ermöglicht.

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