Ein eingeklemmter Nerv kann eine Vielzahl von Beschwerden verursachen, von stechenden Schmerzen bis hin zu Taubheitsgefühlen und Kribbeln. Obwohl der Begriff "eingeklemmter Nerv" oft mit plötzlichen, stechenden Schmerzen in Verbindung gebracht wird, die durch abrupte Bewegungen verursacht werden, ist die Realität oft komplexer. Meistens sind es weiche Strukturen wie Muskeln, Sehnen oder Gewebe, die Druck auf den Nerv ausüben und seine Funktion beeinträchtigen. Dieser Artikel beleuchtet die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten eines eingeklemmten Nervs, um Betroffenen ein besseres Verständnis und effektive Lösungsansätze zu bieten.
Anatomie und Funktion der Nerven
Nerven sind die "Datenleitungen" unseres Körpers. Sie bestehen aus Fasern, die als Leitungsbahnen den gesamten Körper durchziehen und eine Vielzahl von Aufgaben übernehmen. In erster Linie leiten sie Signale unseres Gehirns an die Muskulatur weiter, um Bewegungsabläufe zu steuern. Gleichzeitig übertragen sie Sinneswahrnehmungen wie Tast- und Temperaturempfindungen zurück an das Gehirn. Ein eingeklemmter Nerv entsteht, wenn Druck auf den Nerv ausgeübt wird. Dadurch kann er nicht mehr richtig funktionieren, was zu schmerzhaften oder unangenehmen Symptomen führen kann.
Ursachen eines eingeklemmten Nervs
Ein eingeklemmter Nerv, medizinisch als Nervenkompression bezeichnet, kann durch verschiedene Faktoren verursacht werden. Häufige Ursachen sind:
- Verspannungen: Fehlhaltungen und einseitige Belastungen können zu Muskelverspannungen führen, die Druck auf die Nerven ausüben.
- Degenerative Erkrankungen: Bandscheibenvorfälle oder Arthrose können dazu führen, dass Nerven eingeengt werden.
- Verletzungen: Stürze oder Überlastung können Nerven schädigen und zu Kompressionen führen.
- Systemische Erkrankungen: Diabetes oder Engpasssyndrome wie das Karpaltunnelsyndrom können Nervenkompressionen auslösen.
- Tumore: Eine Einengung im Bereich der Brustwirbelsäule kann zum Beispiel durch Tumore verursacht werden.
- Schwangerschaft: Eine Schwangerschaft und die damit einhergehende Dehnung der Nerven können ebenfalls eine Ursache sein.
- Operationen: Eine sehr häufige Ursache für eine Interkostalneuralgie sind Operationen, bei denen die Brustwand geöffnet wird (Thoraktomie).
- Gürtelrose: Zweithäufigste Ursache einer Interkostalneuralgie ist eine Gürtelrose, ein Infekt mit dem Herpes Zoster-Virus.
Symptome eines eingeklemmten Nervs
Die Symptome eines eingeklemmten Nervs können vielfältig sein und hängen von der Lokalisation und dem Ausmaß der Nervenkompression ab. Typische Anzeichen sind:
- Schmerzen: Das Spektrum reicht von einem dumpfen, langsam zunehmenden Druckgefühl bis hin zu plötzlich einschießenden, brennenden oder stechenden Schmerzen. Nervenschmerzen sind sehr starke Schmerzen, die von neurologischen Ausfällen begleitet sein können.
- Empfindungsstörungen (Parästhesien): Kribbeln, Taubheitsgefühle oder das bekannte "Einschlafen" von Gliedmaßen sind typische Anzeichen.
- Funktionsausfälle: Bleibt ein Nerv über längere Zeit unter Druck, kann die Signalübertragung zur Muskulatur gestört sein. Die Folge: Muskelschwäche oder vorübergehende Lähmungserscheinungen oder Muskelschwäche, die sich meist wieder zurückbilden, sobald sich der Nerv erholt.
- Bewegungseinschränkungen: Je nach betroffener Stelle können Bewegungseinschränkungen oder eine verminderte Berührungsempfindlichkeit auftreten.
- Schwindel oder Erbrechen: Sind besonders empfindliche Nerven - beispielsweise im Bereich der Halswirbelsäule - eingeklemmt, können durch die gestörte Signalübertragung zum Gehirn zusätzliche Symptome wie Schwindel oder Erbrechen auftreten.
- ** vegetative Erscheinungen:** Auf die Schmerzattacken folgen oft vegetative Erscheinungen wie Rötung, Sekretion der Tränen-, Nasen- und / oder Speicheldrüsen.
- Einschränkung der Bewegungsfähigkeit: Einschränkung der Bewegungsfähigkeit, Kribbeln und Taubheitsgefühle sind typische Anzeichen dafür, dass ein Nerv eingeklemmt ist. Am häufigsten sind Hals, Nacken, Rücken, Schultern oder Arme betroffen.
Diagnose eines eingeklemmten Nervs
Die Diagnose eines eingeklemmten Nervs beginnt in der Regel mit einer ausführlichen Anamnese und körperlichen Untersuchung durch einen Neurologen oder Orthopäden. Dabei werden folgende Aspekte berücksichtigt:
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- Anamnese: Der Arzt erfragt die genaue Art, Lokalisation und Dauer der Beschwerden sowie mögliche Auslöser und Vorerkrankungen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die betroffene Region, um die Schmerzquelle zu lokalisieren und neurologische Ausfälle festzustellen. Provokationstests wie das Hoffmann-Tinel-Zeichen oder der Phalen-Test helfen dabei, einen eingeklemmten Nerv zu diagnostizieren. Durch gezielte Bewegungen oder leichten Druck auf den betroffenen Bereich können typische Symptome wie Schmerzen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle ausgelöst oder verstärkt werden.
- Neurologische Untersuchung: Dabei werden verschiedene Überprüfungstests durchgeführt. Sinneswahrnehmungen: Dazu zählen beispielsweise Tast-, Hör-, Seh-, Riech- und Geschmackstests. Mimik und Augenbewegung: Der Patient soll bestimmte Bewegungen ausführen. Motorische Fähigkeiten: Der Mediziner prüft die Motorik, Koordination und Reflexe. Beispiel: Er schlägt mit einem kleinen Reflexhammer vorsichtig auf eine Sehne, woraufhin eine Reaktion in Form einer Muskelkontraktion folgen sollte. Sonstige Körperfunktionen: Hier untersucht der Arzt den Herzschlag, die Atmung, Schweißproduktion und Verdauung.
- Bildgebende Verfahren: In einigen Fällen können bildgebende Verfahren wie Röntgen, MRT oder CT eingesetzt werden, um die Ursache der Nervenkompression zu identifizieren. Bei jeder Erstdiagnose ist die Anfertigung einer MRI Untersuchung angezeigt. Mit kontrastmittelunterstützten Aufnahmen kann eine symptomatische TGN festgestellt, oder in den meisten Fällen ausgeschlossen werden. Bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomographie (MRT) können Entzündungsherde im zentralen Nervensystem zeigen.
- Elektrophysiologische Untersuchungen: Die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit via Elektroneurographie gehört ebenfalls zu den Untersuchungsmöglichkeiten eines Neurologen. Eine wichtige Methode ist auch zu messen, wie leitfähig der betroffene Nerv ist.
Behandlung eines eingeklemmten Nervs
Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern, die Ursache der Nervenkompression zu beseitigen und die Heilung zu fördern. Die Behandlungsmöglichkeiten umfassen:
Konservative Therapie:
- Schonung und Ruhigstellung: Die betroffenen Stellen sollte zunächst geschont werden, besonders wenn der Nerv im Rücken, Nacken oder Schulterbereich betroffen ist. Unnatürliche Schonhaltungen und ruckartige Bewegungen sollten möglichst vermieden werden. Schonung und Ruhigstellung (z. B.
- Wärmebehandlung: Wärme hilft, verspannte Muskulatur zu lockern und den eingeklemmten Nerv zu entlasten.
- Massage und Gymnastik: Eine professionelle Massage oder sanfte Gymnastik wie Yoga können helfen, Verspannungen zu lösen und die Muskulatur zu lockern. Achten Sie darauf, dass die Übungen die Schmerzen nicht verstärken, sondern den Heilungsprozess unterstützen.
- Physiotherapie: Gerade bei einem leichten Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose können physiotherapeutische Maßnahmen und Rückenschule helfen, die Symptome zu lindern und die Mobilität zu verbessern.
- Medikamentöse Therapie: Ärzte verschreiben oft entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente. Bei Nervenschmerzen kommen zum Beispiel schmerzlindernde Medikamente wie Antidepressiva oder Opioide zum Einsatz. Auch die Therapie einer zugrundeliegenden Infektion mittels Antibiotika oder Virostatika ist möglich. Opioid-Analgetika. Unter Ersteren versteht man „einfache“ Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Acetylsalicylsäure (ASS), Paracetamol oder Ibuprofen. Durch das Blockieren des sogenannten COX-Enzyms reduzieren sie die Produktion der Prostaglandine, also bestimmter chemischer Verbindungen, die an der Schmerzentstehung beteiligt sind.1 Ihre Wirkung bei Nervenschmerzen wird von Experten aber eher als gering eingestuft. Bei schweren und akuten Schmerzen kommen rezeptpflichtige Opioide zum Einsatz, die im zentralen Nervensystem wirken. Sie docken an sogenannte Opioid-Rezeptoren an und hindern so die Nervenzellen an der Schmerzweiterleitung. Bei der Behandlung von Nervenschmerzen mit Opioiden wird ein körpereigener Prozess genutzt: Der Körper bildet bei unerträglichem Schmerz kurzfristig selbst Opioide - diese sind besser unter der Bezeichnung Endorphine bekannt. Alternative Schmerzmedikamente kommen oftmals auch aus der Epilepsie- oder Depressions-Therapie. Dazu zählen beispielsweise Antikonvulsiva oder Antidepressiva. Wie der Körper auf die verschiedenen Präparate zur Schmerzbekämpfung reagiert, ist sehr individuell. Opioide? Zwar haben Opioide ein vergleichsweise hohes Suchtpotenzial - durch die ärztliche Aufsicht und Prüfung entsteht allerdings keine Sucht, die mit einer typischen, unkontrollierten Drogensucht zu vergleichen ist. Von außen können Pflaster oder Salben mit einem Lokalanästhetikum (lokal betäubend wirkendes Mittel) vor allem Schmerzen unmittelbar unter der Haut lindern. Ein häufig enthaltener Wirkstoff ist beispielswiese Lidocain.
- Alternative Heilmethoden: Ergänzend zur schulmedizinischen Behandlung und nach Absprache mit dem Arzt, können auch alternative Heilmethoden wie homöopathische Mittel angewendet werden.
- Hausmittel: Hausmittel können Nervenschmerzen nicht beseitigen, aber tun bisweilen gut. Dazu zählen kühle Kompressen, warme Auflagen oder Bäder.
Operative Therapie: In einigen Fällen, besonders bei schwerwiegenden oder chronischen Nervenkompressionen, kann eine Operation zur Dekompression notwendig werden. Bei einem Bandscheibenvorfall kann beispielsweise ein minimalinvasiver Eingriff durchgeführt werden, um den Druck auf den betroffenen Nerv zu verringern und die Nervenwurzeln zu entlasten. Operative Maßnahmen kommen infrage, wenn die Beschwerden trotz konservativer Behandlung bestehen bleiben. Je länger der Druck andauert, desto größer ist die Gefahr bleibender Schäden. Umso wichtiger ist es, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation nicht zu verpassen. Bei einer Operation beseitigt der Arzt die Verengung beziehungsweise die reizende Stelle und schafft Platz für den Nerv, damit dieser nicht weiter belastet wird.
Prävention eines eingeklemmten Nervs
Mit gezielten Maßnahmen lässt sich das Risiko einer Nervenkompression deutlich reduzieren:
- Ergonomie am Arbeitsplatz: Eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes hilft, eingeklemmten Nerven vorzubeugen. Bei sitzenden Tätigkeiten im Büro sind eine aufrechte Haltung, passende Stühle und Tische sowie Hilfsmittel wie Handauflagen sinnvoll.Wer überwiegend steht, profitiert von gut gedämpften Schuhen und regelmäßigen Pausen zur Entlastung der Gelenke. Beim Heben schwerer Lasten sollte die Kraft aus den Beinen kommen, um den Rücken zu schonen.
- Regelmäßige Bewegung: Körperliche Aktivität beugt Verspannungen vor und stärkt die Muskulatur.
- Stressmanagement: Muskelverspannungen können durch Stress begünstigt werden. Entspannungstechniken wie progressive Muskelentspannung, autogenes Training oder Yoga helfen Ihnen dabei. Regelmäßiger Sport dient ebenfalls dazu, Stress abzubauen.
- Übergewicht reduzieren: Ein gesundes Körpergewicht entlastet die Wirbelsäule und verhindert zusätzlichen Druck auf Nerven.
- Gesunde Lebensweise: Um Nervenentzündungen und damit verbundenen Schmerzen vorzubeugen, sollten Sie in erster Linie auf eine gesunde Lebensweise achten. Das heißt: Möglichst wenig Stress, Alkohol in Maßen, ausreichend Erholung und regelmäßig Sport.
- Einschränkung des Alkoholkonsums: Hierzu gehört unter anderem, den täglichen Alkoholkonsum einzuschränken. Solange Erwachsene eine bestimmte Menge an Alkohol nicht überschreiten, gilt dieser Konsum als risikoarm. Als Orientierung steht dafür das sogenannte Standardglas. Dieses enthält 10 bis 12 Gramm Alkohol.
- Ernährung mit vielen Vitaminen: Ihre Nerven freuen sich zudem besonders über eine Ernährung mit vielen Vitaminen. Rohkost, Obst sowie Milchprodukte und wenig Fleisch gelten als besonders gut, um einen Vitaminmangel vorzubeugen.
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