Trigeminusneuralgie: Ursachen, Symptome und Behandlungsansätze

Die Trigeminusneuralgie ist eine seltene und äußerst schmerzhafte Erkrankung des Gesichts, die durch eine Reizung des Trigeminusnervs (Nervus trigeminus), auch bekannt als fünfter Hirnnerv oder Drillingsnerv, verursacht wird. Sie ist gekennzeichnet durch blitzartig einschießende, stechende Schmerzen, die als unerträglich empfunden werden und die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinträchtigen können.

Was ist der Trigeminusnerv?

Der Trigeminusnerv ist ein wichtiger Hirnnerv, der für die sensible Wahrnehmung im Gesichtsbereich zuständig ist. Er verzweigt sich in drei Hauptäste, die den oberen Kopfbereich, die Stirn, die Augen, die Nase, den Ober- und Unterkiefer sowie das Kinn mit sensiblen Informationen versorgen. Umgangssprachlich wird er auch als "Fühlnerv" bezeichnet, da der Mensch ihn benötigt, um zu riechen, zu schmecken oder eine Berührung im Gesicht zu fühlen. Zusätzlich steuert der Trigeminusnerv die Kaumuskulatur.

Symptome der Trigeminusneuralgie

Das Hauptsymptom der Trigeminusneuralgie sind plötzlich einschießende, starke Schmerzen im Gesicht, die von den Betroffenen oft als elektrisierend, brennend oder stechend beschrieben werden. Die Schmerzen treten meist einseitig auf, typischerweise im Bereich des Wangenknochens oder unterhalb eines Auges, und können bis in die Zähne ausstrahlen. Die Schmerzattacken dauern in der Regel nur wenige Sekundenbruchteile bis maximal ein bis zwei Minuten an, können aber mehrmals hintereinander auftreten. In schweren Fällen sind bis zu 100 Attacken pro Tag möglich.

Die Schmerzen können spontan auftreten oder durch bestimmte Auslöser (sogenannte Trigger) ausgelöst werden. Häufige Trigger sind:

  • Berührungen im Gesicht
  • Sprechen
  • Kauen
  • Schlucken
  • Zähneputzen
  • Kalte Luftzüge
  • Bewegungen der Gesichtsmuskulatur
  • Stress

Begleitend zu den Schmerzen können reflektorische Spasmen der Gesichtsmuskulatur, Hautrötung und Augentränen auftreten. Bei länger bestehenden Trigeminusneuralgien kann es aufgrund der massiven Schmerzen zu depressiven Verstimmungen kommen.

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Ursachen der Trigeminusneuralgie

Man unterscheidet zwischen der klassischen (idiopathischen) und der sekundären (symptomatischen) Trigeminusneuralgie.

Klassische Trigeminusneuralgie

Die Ursache der klassischen Trigeminusneuralgie ist meist ein neurovaskulärer Konflikt. In den meisten Fällen drückt ein Blutgefäß, meist die Arteria cerebelli superior (SCA), auf den Trigeminusnerven, insbesondere an der Stelle, wo der Nerv in den Hirnstamm eintritt. Dieser Druck kann die Nervenfasern schädigen und zu einer Übererregbarkeit führen, die die Schmerzattacken auslöst.

Sekundäre Trigeminusneuralgie

Die sekundäre Trigeminusneuralgie wird durch andere Erkrankungen verursacht, wie z.B.:

  • Multiple Sklerose (MS)
  • Tumore (z. B. Trigeminusneurinom)
  • Gefäßfehlbildungen (Angiome)
  • Entzündungen
  • Verletzungen im Gesichtsbereich

Diagnose der Trigeminusneuralgie

Die Diagnose der Trigeminusneuralgie basiert in erster Linie auf der Beschreibung der typischen Schmerzen und der Auslöser durch den Patienten. Eine neurologische Untersuchung und eine Magnetresonanztomographie (MRT) werden durchgeführt, um andere Ursachen für die Gesichtsschmerzen auszuschließen, insbesondere um einen Tumor oder eine Gefäßfehlbildung zu identifizieren. Mit der CISS-Sequenz (constructive interference in steady-state) kann man die einzelnen Hirnnerven im Kleinhirnbrückenwinkel und Gehörgang darstellen und erkennt sehr genau die Beziehung des Tumors zu den anderen Nerven. Auch Befunde vom Zahnarzt, Augenarzt und vom HNO-Arzt können ergänzend hinzugezogen werden.

Wichtig ist die Abgrenzung von anderen Erkrankungen, die ähnliche Symptome verursachen können, wie z.B.:

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  • Trigeminusneuropathie (Dauerschmerz und Gefühlsstörungen)
  • Postzosterische Neuralgie
  • Cluster-Kopfschmerz
  • Kraniomandibuläre Dysfunktion

Behandlung der Trigeminusneuralgie

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten für die Trigeminusneuralgie, die darauf abzielen, die Schmerzen zu lindern oder zu beseitigen. Die Wahl der Behandlung hängt von der Ursache der Neuralgie, der Schwere der Symptome und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab.

Medikamentöse Therapie

Mittel der ersten Wahl sind bestimmte Antiepileptika, insbesondere Carbamazepin und Oxcarbazepin. Diese Medikamente können die Erregbarkeit der Nervenbahnen reduzieren und so die Schmerzanfälle verhindern. Allerdings können sie auch Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Schwindel und Übelkeit verursachen. Weitere Medikamente können ergänzend oder bei akuten Schmerzattacken zusätzlich eingesetzt werden.

Operative Therapie

Wenn die medikamentöse Therapie nicht ausreichend wirksam ist oder zu starke Nebenwirkungen verursacht, kann eine Operation in Erwägung gezogen werden. Es gibt verschiedene operative Verfahren, die bei Trigeminusneuralgie eingesetzt werden können:

  • Mikrovaskuläre Dekompression (Jannetta-Operation): Bei diesem Eingriff wird das Blutgefäß, das auf den Trigeminusnerven drückt, durch eine Schlinge oder künstliches Material so gelagert und fixiert, dass der Nerv dauerhaft entlastet wird. Die Jannetta-Operation ist das einzige Verfahren, das die eigentliche Ursache der klassischen Trigeminusneuralgie beseitigt.

  • Radiochirurgie (z. B. Gamma Knife, CyberKnife): Bei der Radiochirurgie wird die Wurzel des Trigeminusnervs mit einer hochpräzisen Strahlenquelle bestrahlt, um die Schmerzleitung zu unterbrechen. Die robotergeführte Cyberknife-Therapie ist ein nichtinvasives Verfahren, das in der Regel ambulant durchgeführt werden kann.

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  • Perkutane Verfahren (Ablation): Diese Verfahren werden minimalinvasiv mit einer Punktion durchgeführt, ohne dass die Schädeldecke eröffnet werden muss. Dazu gehören die Thermokoagulation (Verödung durch Hitze), die Glyzerininjektion (chemische Verödung) und die Ballonkompression (mechanische Druck).

Nahezu alle operativen Maßnahmen sind mit Nebenwirkungen verbunden, darunter zum Beispiel Taubheitsgefühle in den Gesichtsregionen, die eigentlich vom Trigeminusnerv versorgt werden. Bleibende Folgen können Gefühlsstörungen, seltener Hör- oder auch Hornhautstörungen und damit Sehprobleme sein.

Weitere Therapien

Ergänzend zu den medikamentösen und operativen Behandlungen können auch andere Therapien eingesetzt werden, um die Symptome der Trigeminusneuralgie zu lindern:

  • Physiotherapie: Sanfte Massagen und Dehnübungen können helfen, die Muskeln im Gesicht zu entspannen und die Schmerzen zu reduzieren.
  • Psychotherapie: Chronische Schmerzen können zu psychischen Belastungen führen. Eine Psychotherapie kann helfen, mit den Schmerzen umzugehen und die Lebensqualität zu verbessern.
  • Akupunktur: Einige Studien deuten darauf hin, dass Akupunktur bei der Behandlung von Trigeminusneuralgie positive Effekte haben kann, jedoch fehlen bisher grundlegende Belege.

Prävention und Alltagstipps

Auch wenn bei einer Trigeminusneuralgie die ärztliche Abklärung der Ursachen und die zielgerichtete Behandlung im Vordergrund steht, gibt es für Betroffene auch Möglichkeiten zur Vorbeugung und Linderung der Beschwerden:

  • Stressmanagement: Stress kann die Symptome der Trigeminusneuralgie verstärken. Es kann daher hilfreich sein, Entspannungstechniken wie tiefe Atemübungen, progressive Muskelentspannung oder Meditation zu erlernen.
  • Guter Schlaf: Ein guter Schlaf ist wichtig für die Regeneration des Nervensystems. Achten Sie auf regelmäßige Schlafenszeiten und eine ruhige, gut abgedunkelte Schlafumgebung.
  • Ausgewogene Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Omega-3-Fettsäuren kann das allgemeine Wohlbefinden fördern.
  • Vermeidung von Triggern: Versuchen Sie, Aktivitäten oder Einflüsse zu vermeiden, die Schmerzattacken auslösen können, wie z.B. Zugluft, leichte Berührungen im Gesicht oder bestimmte Nahrungsmittel.
  • Sanfte Gesichtspflege: Verwenden Sie milde, nicht reizende Reinigungsprodukte und Feuchtigkeitscremes, um die Haut zu beruhigen und Triggerpunkte zu vermeiden.
  • Gute Zahnpflege: Da zahnärztliche Eingriffe manchmal Trigeminusneuralgie auslösen können, ist eine gute Zahnpflege wichtig, um dieses Risiko zu senken.

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