Nervenausfälle in den Händen können viele alltägliche Tätigkeiten beeinträchtigen und sollten keinesfalls ignoriert werden. Je früher eine Behandlung eingeleitet wird, desto besser sind die Chancen, die Funktionsfähigkeit der Hand ganz oder teilweise wiederherzustellen. Fachärzte für Handchirurgie verfügen über die notwendige Expertise und Erfahrung, um auch junge Patienten optimal zu versorgen. Bei Handverletzungen oder Tumoren an der Hand ist es ratsam, frühzeitig einen Spezialisten zu konsultieren, um die Handnerven zu retten.
Die Anatomie der Hand
Die Hand ist ein komplexes Wunderwerk aus Knochen, Sehnen, Bändern, Nerven und Muskeln. Keine Hand gleicht der anderen, nicht einmal die linke der rechten. Die menschliche Hand besteht aus 27 Einzelknochen: acht Handwurzelknochen, fünf Mittelhandknochen und 14 Fingerknochen, die durch Gelenke und Bänder miteinander verbunden sind. Damit befinden sich etwa ein Viertel aller Knochen des menschlichen Körpers in den Händen.
- Handwurzel (Carpus): Acht kleine Knochen bilden die Handwurzel. Vier davon - Kahnbein, Mondbein, Erbsenbein und Dreieckbein - gehören zu dem Teil des Handgelenks, der die Hand mit den beiden Unterarmknochen verbindet. Die anderen vier Handwurzelknochen - Großes und Kleines Vielecksbein, Kopfbein und Hakenbein - befinden sich in Richtung Mittelhand. Die Handwurzelknochen sind durch Bänder fest miteinander verbunden und kaum gegeneinander beweglich. Sie liegen in zwei Reihen angeordnet und bilden mit Speiche und Elle das Handgelenk. Die Elle ist von den Handwurzelknochen durch eine Knorpelscheibe getrennt.
- Mittelhand (Metacarpus): Die Mittelhand, welche den Handteller bildet, besteht aus fünf länglichen Knochen, an die sich am Grundgelenk jeweils ein Finger anschließt. Straffe Bänder zwischen den fünf Knochen wölben die Mittelhand leicht nach oben. Die Enden der vier Mittelhandknochen für Zeige-, Mittel-, Ring- und kleinen Finger stehen sichtbar als Handknöchel hervor, wenn die Hand zur Faust geballt wird.
- Finger (Digiti manus): Während der Daumen eine Sonderrolle spielt und aus zwei Gliedern mit je einem Gelenk besteht, haben alle anderen Finger drei Glieder, also auch drei Gelenke: das Fingergrundgelenk, das am Übergang zur Mittelhand als Fingerknöchel tastbar ist, das Fingermittelgelenk und das Fingerendgelenk vor dem letzten Glied mit dem Nagel. Der Daumen verfügt nur über das Grund- und das Endgelenk. Insgesamt bestehen die Finger einer Hand aus 14 Knochen. Der obere Teil der Hand heißt „Handrücken“, der untere „Handfläche“. Durch Drehung des Unterarmes lässt sich die Handfläche nach oben drehen.
Muskeln der Hand
Die Muskeln, welche die Finger bewegen, befinden sich zum großen Teil nicht in der Hand, sondern im Unterarm. Sie erreichen die Fingergelenke über lange Sehnen. Trotzdem besitzt die Hand auch eigene Muskeln. Sie arbeiten im Handteller, im Kleinfingerballen und im Daumenballen und ermöglichen beispielsweise Greifbewegungen. Insgesamt besteht die menschliche Hand aus einem beeindruckenden System von 39 Muskeln, die entweder direkt in der Hand oder im Unterarm liegen. Diese Muskeln bewegen 27 Knochen und 36 Gelenke, gesteuert von drei Hauptnerven.
Um die Muskeln der Hand und ihre Anatomie wirklich zu verstehen, kann man sie sich am besten wie ein hochspezialisiertes Team vorstellen:
- Intrinsische Muskeln: Das sind die „Feinmechaniker“ unserer Hand. Sie liegen direkt in der Handfläche und zwischen den Fingern. Sie ermöglichen das Einfädeln eines Fadens, das Schreiben oder das Spielen eines Instruments.
- Extrinsische Muskeln: Man könnte sie als die „Kraftsportler“ bezeichnen. Sie haben ihren Ursprung im Unterarm und schicken ihre langen Sehnen bis in die Finger. Sie sind deutlich größer, kräftiger und springen immer dann ein, wenn richtig Kraft gefragt ist.
Intrinsische Muskeln im Detail
Die intrinsischen Muskeln lassen sich in folgende Gruppen unterteilen:
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- Thenarmuskulatur (Daumenballen): Diese Gruppe aus drei kurzen Muskeln ist sozusagen der persönliche Assistent des Daumens. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Opposition des Daumens, also die Fähigkeit, die Daumenspitze den anderen Fingerspitzen gegenüberzustellen. Zu den Muskeln gehören der Musculus abductor pollicis brevis, der Musculus flexor pollicis brevis und der Musculus opponens pollicis.
- Hypothenarmuskulatur (Kleinfingerballen): Während der Daumen für die Präzision zuständig ist, übernimmt der kleine Finger, gesteuert von den Hypothenarmuskeln, eine entscheidende Rolle für die Stabilität und Kraft des Griffs. Zu den Muskeln gehören der Musculus abductor digiti minimi, der Musculus flexor digiti minimi brevis und der Musculus opponens digiti minimi.
- Mm. lumbricales und Mm. interossei: Versteckt zwischen den Mittelhandknochen und entlang der Sehnen liegen die feinsten und komplexesten intrinsischen Muskeln: die Mm. lumbricales und die Mm. interossei. Ihre Funktionen sind zwar subtil, aber für die Feinmotorik absolut unverzichtbar. Sie sind für das Spreizen (Abduktion) und das Zusammenführen (Adduktion) der Finger verantwortlich. Die Mm. lumbricales haben die besondere Fähigkeit, die Fingergrundgelenke zu beugen und gleichzeitig die Mittel- und Endgelenke zu strecken.
Extrinsische Muskeln im Detail
Die extrinsischen Muskeln lassen sich in Flexoren (Beuger) und Extensoren (Strecker) unterteilen:
- Flexoren (Beuger): Ihre Mission ist klar: Finger und Handgelenk beugen. Man kann sie noch weiter in eine oberflächliche und eine tiefe Schicht unterteilen. Der Musculus flexor digitorum profundus ist als tiefer Fingerbeuger der einzige Muskel, der bis zu den Fingerspitzen reicht. Eine Sonderrolle hat der M. flexor pollicis longus.
- Extensoren (Strecker): Ihre Aufgabe ist es, die Bewegungen der Flexoren auszubalancieren. Sie ermöglichen beispielsweise die Bewegung, wenn man jemandem zuwinkt oder nach dem Greifen die Finger wieder lockerlässt.
Damit die langen Sehnen auf ihrem Weg vom Unterarm zur Hand nicht an Knochen und Bändern scheuern, sind sie von Sehnenscheiden umhüllt. Diese Hüllen enthalten eine Flüssigkeit, die die Reibung auf ein Minimum reduziert, gerade an Engstellen wie dem Handgelenk.
Die Nerven der Hand
Die gesamte, unglaublich komplexe Steuerung der Handmuskulatur wird von drei Hauptnerven übernommen. Jeder von ihnen hat dabei ganz klar abgesteckte Aufgabenbereiche:
- Nervus medianus (Mittelnerv): Man könnte ihn den „Nerv der Greifhand“ nennen.
- Nervus radialis (Speichennerv): Er ist der „Nerv des Streckens“.
- Nervus ulnaris (Ellennerv):
Diese drei Nerven versorgen sensibel und motorisch jeweils bestimmte Teile der Hand. Deshalb ist eine ungefähre Zuordnung bei lokalisierbaren Schmerzen oder Ausfallserscheinungen zu einem dieser Nerven möglich. Der Ort der Verletzung muss nicht unbedingt die Hand sein, um dort Schmerzen auszulösen. Verletzungen von Ellenbogen, Schulter sowie Ober- und Unterarm können ebenfalls Handschmerzen auslösen. Das hängt mit der Verflechtung der Nervenstränge von der Hand bis hin zum zentralen Nervensystem zusammen.
Nervus medianus (Mittelhandnerv)
Der N. Medianus verläuft durch den Karpaltunnel in die Hohlhand hinein und verzweigt sich dort in seine motorischen und sensiblen Äste. Die motorischen Nervenfasern versorgen die Daumenmuskeln und ermöglichen das Gegenüberstellen des Daumens zum kleinen Finger sowie das Beugen und Strecken beziehungsweise Drehen des Daumens. Gleichzeitig versorgen die motorischen Nervenfasern des Mittelhandnervs die tiefe Beugemuskulatur von Mittelfinger und Zeigefinger. Die sensiblen Äste des Nervs sind für die Versorgung der Innenfläche der Hand an der Daumenseite sowie den Mittel- und Zeigefinger zuständig. Dabei werden Berührungsreize und Tastempfindungen weitergeleitet. Ein alleiniges flexibles Versorgungsgebiet des Nervs bildet die Fingerkuppen von Zeigefinger und Mittelfinger. Bei einem Ausfall des N. Medianus kann der Patient keine Faust machen und nicht mehr nach einer Flasche greifen.
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Der Nervus medianus ist ein bedeutender peripherer Nerv des Armnervensystems, der eine zentrale Rolle bei der motorischen und sensorischen Funktion der Hand spielt. Als Teil des Plexus brachialis innerviert der Nervus medianus eine Vielzahl von Muskeln im Arm und der Hand sowie sensiblen Hautbereiche.
Der Nervus medianus (zu Deutsch: Medianus- oder Mittelarmnerv) ist ein wichtiger peripherer Nerv des Armnervensystems. Er entsteht aus Nervenwurzeln des Plexus brachialis im oberen Teil des Arms. Sein Versorgungsgebiet umfasst verschiedene Muskeln der Hand sowie Teile der Unterarme. Seine Wurzel hat der Nervus medianus im Plexus brachialis (C6 - Th1). Hier entsteht die sogenannte Medianusgabel durch die Vereinigung von Fasciculus medialis und lateralis. Von seiner Position vor der Arteria axillaris aus verläuft der gemischt motorisch und sensible Nerv im Sulcus bicipitalis medialis, der Rinne zwischen Bizeps und Trizeps, am Oberarm. Bis zur Ellenbeuge gibt er meistens keine Äste ab. Hier tritt er zunächst von seiner Position vor der A. brachialis unter der Bizepssehne hindurch und verlässt die Fossa cubiti anschließend zwischen den Köpfen des M. Sein Verlauf wird in der mittleren Gefäß-Nerven-Straße des Unterarms fortgesetzt - zwischen M. flexor digitorum superficialis und M. flexor digitorum profundus. Hierbei gibt er seine großen sensiblen und motorischen Äste ab, sowie mehrere kleinere Versorgungszweige. Distal am Unterarm verläuft der Nerv zwischen M. flexor carpi radialis und M. palmaris longus etwas oberflächlicher. Obwohl er am Oberarm astlos verläuft, gibt der Medianus in seinem Verlauf viele Abzweigungen ab.
Der Nervus medianus innerviert eine Vielzahl von Muskeln im Arm und der Hand, einschließlich des Musculus pronator teres, des Musculus flexor digitorum superficialis und des Musculus flexor carpi radialis im Unterarm sowie verschiedener Muskeln im Bereich des Daumens. Bezüglich der sensiblen Innervation der Hand ist der Nervus medianus hauptsächlich für die Versorgung der Haut an der Handfläche und den palmarseitigen Seiten des Daumens, des Zeige- und Mittelfingers sowie des seitlichen Ringfingers verantwortlich.
Die Martin-Gruber-Anastomose ist eine anatomische Variation, bei der Nervenfasern des Nervus medianus durch den Nervus ulnaris verlaufen, anstatt direkt in den Nervus medianus überzugehen.
Nervus radialis (Radialisnerv)
Der Nervus radialis bildet die Fortsetzung der hinteren Nervenwurzeln des Armgeflechts und zieht an der Rückseite des Oberarmknochens entlang Richtung Ellenbeuge. Dort tritt er wieder nach vorne und läuft anschließend auf der Rückseite des Unterarms daumenseitig zur Hand. Am Daumen verzweigt er sich in seine sensiblen Endäste und versorgt sensibel den Daumen sowie Teile des Handrückens. Seine motorischen Äste geben bereits während ihres Verlaufes am Ober- und Unterarm Signale an die dortigen Muskeln ab. Dadurch versorgt der Nervus radialis gleichermaßen die Strecker des Oberarms und die Streckmuskulatur des Daumens. Eine Verletzung dieses Nervs führt zu motorischen Ausfällen und Sensibilitätsstörungen wie der sogenannten Fallhand, da der Patient nicht mehr in der Lage ist, die Hand zu heben. Sie fällt einfach schlaff herunter. Besonders gefährdet ist der Nerv bei einem Oberarmbruch, da er dort dicht am Knochen verläuft.
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Nervus ulnaris (Ellenbogennerv)
Der Nervus ulnaris zieht nach seinem Austreten aus dem Armgeflecht innen am Oberarm entlang, schlingt sich um den Ellbogenknochen und läuft anschließend auf der Seite des kleinen Fingers am Unterarm entlang bis zur Hand. Noch vor dem Retinaculum musculorum flexorum manus, einem Band aus straffem Bindegewebe im Handwurzelbereich der Innenhand oberhalb der Beugesehnen, spaltet sich der Handnerv in einen oberflächlichen und einen tiefen Ast. Neben den Muskeln im Unterarm versorgt der Nervus ulnaris einige Muskeln des Daumenballens und des Kleinfingerballens sowie den größten Teil der Mittelhand-Muskulatur. Damit ermöglicht dieser Nerv mit seinen Verzweigungen das Schließen und Spreizen der Finger. Außerdem sorgt er für Sensibilität in der Haut des kleinen Fingers und in der Hälfte des daneben liegenden Ringfingers. Da der Nerv am Ellbogen sehr nah an der Oberfläche verläuft, macht er sich bereits bei einem leichten Stoß unangenehm bemerkbar. Er ist deshalb für das Phänomen des „Musikantenknochen“ verantwortlich. An der Hand zeigt sich ein Ausfall des Nervus ulnaris an der typischen Krallenhand.
Ursachen von Nervenverletzungen an den Händen
Die häufigste Ursache für Nervenschädigungen an der Hand sind Unfälle mit scharfen Messern, Glasscherben, Kreissägen oder Spaltwerkzeugen. Trotz aller Sorgfalt kann es auch bei Tumor-Operationen an der Hand zu Nervenläsionen kommen. Die Berührung von Stacheldraht kann ebenfalls zu Handverletzungen führen, genau wie Prellungen, Quetschungen und Erfrierungen. Strahlungseinwirkungen, Elektrounfälle, Verbrennungen und Unfälle mit Chemikalien ziehen in einigen Fällen auch Verletzungen der Handnerven nach sich.
Diagnose von Nervenverletzungen
Anhand der Funktionseinschränkungen an der Hand kann sich ein Spezialist für Handchirurgie schon einen groben Überblick verschaffen, welche Nerven betroffen sind. Für die Feindiagnostik stehen eine ganze Reihe von modernen Hochleistungsgeräten zur Verfügung. Eine große Rolle spielt die Elektroneurographie, denn damit lässt sich die Läsionshöhe bestimmen. Mit der Elektromyographie kann ein Facharzt für Handchirurgie die Schädigung der Muskulatur im Bereich des betroffenen Nervs feststellen. Dieses Verfahren liefert wichtige Informationen für die nachfolgende OP. Ein weiteres modernes Verfahren nennt sich Traktographie, das ist ein Magnetresonanztomographieverfahren mit sehr hoher Auflösung. Damit können funktionsfähige Nervenfasern in den peripheren Nerven dreidimensional und deutlich dargestellt werden. Das ist von großer Bedeutung, wenn ein Tumor an einer heiklen Stelle entfernt werden muss. Damit kann der Spezialist erkennen, wo Faszikelgruppen den Tumor stoppen oder ob der Nerv durch diesen verdrängt wird. Um das Gleitvermögen eines Nervs zu beurteilen, kommt ein hochauflösender, dynamischer Ultraschall zum Einsatz.
Typische Symptome bei Schädigung der Handnerven
Beschwerden des Nervus medianus können verschiedene Formen annehmen und durch Kompression, Entzündung oder Verletzung verursacht werden. Typische Symptome sind Sensibilitätsstörungen, Kribbeln oder Taubheitsgefühle in den Fingern, insbesondere im Daumen, Zeige- und Mittelfinger.
Die Schwurhand, auch bekannt als Benedikt-Hand, ist ein charakteristisches Symptom einer Schädigung des Nervus medianus, typischerweise im Bereich des Ellbogens oder des distalen Oberarmdrittels. Sie ist durch eine spezifische Handhaltung gekennzeichnet: Die Fingergrundgelenke sind gestreckt, während die Fingerend- und Daumengelenke gebeugt sind. Dieses Ausfallphänomen resultiert aus der Lähmung bestimmter Handmuskeln, was zu Schwierigkeiten beim Greifen und der Feinmotorik führen kann. Diese Einschränkungen können den Alltag erheblich beeinträchtigen, da die Fähigkeit, Objekte zu halten oder zu manipulieren, stark eingeschränkt ist. Die Schwurhand ist ein wichtiges diagnostisches Zeichen und kann auf verschiedene Erkrankungen wie den Kubitaltunnelsyndrom oder das Karpaltunnelsyndrom hinweisen.
Die Affenhand ist ein auffälliges Symptom, das bei einer Schädigung des Nervus medianus auftreten kann. Sie ist gekennzeichnet durch eine Schwäche oder Lähmung bestimmter Muskeln im Daumenballen, was dazu führt, dass der Daumen nicht mehr gegen die Finger bewegt werden kann. Dadurch entsteht eine schwache Greifbewegung, die an die Handhaltung eines Affen erinnert. Diese Einschränkung der Daumenbewegung kann Alltagsaktivitäten wie das Halten von Gegenständen oder das Ausführen feiner motorischer Aufgaben stark beeinträchtigen.
Bei einer Schädigung des Nervus medianus können verschiedene Symptome auftreten, darunter sensorische Veränderungen wie Kribbeln, Taubheit oder Schmerzen in den Fingern, insbesondere im Daumen, Zeige- und Mittelfinger. Muskelschwäche und Einschränkungen der Feinmotorik in der Hand sind ebenfalls häufige Folgen.
Wird eine dieser Hauptleitungen beschädigt, etwa durch eine Verletzung oder weil sie eingeklemmt wird, treten sofort charakteristische Probleme auf. Die Muskeln, die an diesem Nerv hängen, bekommen keine Signale mehr und können ihre Arbeit nicht mehr verrichten. Daumen, Zeige- und Mittelfinger können nicht mehr aktiv gebeugt werden, während Ring- und kleiner Finger funktionieren.
Bei einer Schädigung des Nervus ulnaris entsteht die sogenannte „Krallenhand“. Hier fallen die kleinen Handmuskeln aus, was zu einer Überstreckung in den Grundgelenken und einer Beugung in den Mittel- und Endgelenken der Finger führt.
Eine Läsion des Nervus radialis wiederum führt zur „Fallhand“. Die Streckermuskeln sind gelähmt, weshalb Hand und Finger nicht mehr angehoben werden können und einfach schlaff herabhängen.
Therapie zur Funktionswiederherstellung bei Nervenausfällen
An erster Stelle steht eine Operation, bei der der Spezialist für Handchirurgie die verletzten Nerven vernäht beziehungsweise rekonstruiert. Das klingt zwar einfach, ist es jedoch nicht, denn der Handchirurg hat sich in vielen Jahren die Kenntnisse und Fertigkeiten angeeignet, die äußerst dünnen Nervenfasern in der Hand zu orten und zusammenzufügen. Dazu gehört sehr viel Fingerspitzengefühl. Nach der OP schließt sich eine längere Ergo- und Physiotherapie an, die den Nerv unterstützen soll, wieder vollständig zusammenzuwachsen. Es dauert einige Zeit und Geduld, bis die Funktionswiederherstellung bei Nervenausfällen abgeschlossen ist.
Karpaltunnelsyndrom: Eine häufige Nervenkompression
Eine der häufigsten Erkrankungen in Deutschland ist das Karpaltunnelsyndrom, von dem Schätzungen zufolge 3-5 % der Bevölkerung betroffen sind. Dabei wird der Nervus medianus im Handgelenkstunnel eingeengt. Weil dieser Nerv die so wichtige Daumenballenmuskulatur (Thenar-Muskulatur) versorgt, führt der Druck schnell zu Kraftverlust im Daumen und schränkt die Greiffunktion massiv ein. Medizinische Studien belegen, wie sehr solche Nervenkompressionen die Feinmotorik und damit die Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit einschränken können.
Beim Karpaltunnelsyndrom engt das am Handgelenk verlaufende Karpalband den Nervus medianus ein. Im Rahmen einer Operation wird das Band durchtrennt und der Nerv auf diese Weise freigelegt. Prinzipiell gibt es zwei Möglichkeiten, beim Karpaltunnelsyndrom die Einengung des Nervus medianus zu beseitigen und damit das Fortschreiten der Erkrankung und die Handschädigung zu verhindern.
Prävention und Erhaltung der Handgesundheit
Die faszinierende Komplexität unserer Hände, die wir uns bisher angesehen haben, ist leider auch ihre Achillesferse. Dieses unglaublich feine Zusammenspiel von Muskeln, Sehnen und Nerven auf engstem Raum macht die Hand anfällig für eine ganze Reihe von Problemen. Dieses Wissen über häufige Beschwerden hilft nicht nur, Symptome besser einzuordnen, sondern betont auch, wie entscheidend Prävention ist.
Ein fester Händedruck gilt oft als Zeichen von Selbstvertrauen. Doch die Griffkraft ist weit mehr als nur ein soziales Signal oder ein Maß für pure Muskelkraft. Vom Aufdrehen eines Marmeladenglases über das Tragen der Einkäufe bis hin zum Festhalten am Treppengeländer - fast alles, was wir tun, verlangt den Einsatz unserer Hände. Diese funktionale Kraft ist das Ergebnis eines perfekten Zusammenspiels: Die extrinsischen Muskeln im Unterarm liefern die Power, während die intrinsischen Muskeln in der Hand selbst für die feine Steuerung und Stabilisierung sorgen.
Die Wissenschaft sieht die Griffkraft als zuverlässigen Marker für die allgemeine Muskelmasse, Knochendichte und sogar die Herz-Kreislauf-Gesundheit an. Daten aus Deutschland zeigen deutlich, wie sehr die Handkraft von Geschlecht und Alter abhängt. Männer erreichen im Schnitt eine Grobkraft von 45 bis 50 kg, Frauen liegen bei etwa 28 bis 33 kg. Diese Werte sind aber nicht in Stein gemeißelt; sie werden stark von der körperlichen Fitness und dem Beruf beeinflusst und gelten als wichtiger Indikator für die allgemeine Gesundheit.
Es gibt Möglichkeiten, die Griffkraft gezielt zu trainieren, und dafür braucht man nicht mal ein teures Fitnessstudio:
- Stressball kneten: Einen weichen Ball schnappen und ihn für 3-5 Sekunden so fest wie möglich drücken. Das 10-15 Mal pro Hand wiederholen.
- Finger spreizen mit Gummiband: Ein starkes Gummiband um die Fingerspitzen wickeln. Nun die Finger langsam und kontrolliert gegen den Widerstand spreizen.
Ein regelmäßiges Training sorgt nicht nur dafür, dass die Hände im Alltag voll einsatzfähig bleiben.