Schulterschmerzen sind ein weit verbreitetes Problem, das Menschen jeden Alters betreffen kann. Sie können plötzlich auftreten, beispielsweise nach einer Verletzung, oder sich allmählich entwickeln, oft im Zusammenhang mit altersbedingtem Gelenkverschleiß. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Muskelverspannungen bis hin zu komplexen Erkrankungen der Knochen und Gelenke.
Ursachen von Nervenschmerzen in der Schulter
Ein eingeklemmter Nerv in der Schulter entsteht häufig durch eine Kombination verschiedener Faktoren, darunter:
- Verengung unter dem Schulterdach (Impingement-Syndrom): Hierbei werden Muskeln, Sehnen oder Nerven eingeklemmt, was zu Reizungen und Bewegungseinschränkungen führt.
- Knöcherne Veränderungen: Knochensporne oder andere Veränderungen der knöchernen Strukturen können ebenfalls Nerven einklemmen.
- Weichteilprobleme: Entzündungen von Sehnen oder Schleimbeuteln können zu Schwellungen führen, die den Gelenkraum verengen und Nerven reizen.
- Muskuläres Ungleichgewicht: Ein Ungleichgewicht in der Muskulatur kann die Stabilität der Schulter beeinträchtigen und dazu führen, dass der Oberarmkopf Sehnen oder Nerven reizt.
- Haltungsprobleme: Chronische Fehlhaltungen können über längere Zeit zu einer Nervenirritation führen.
- Arthrose: Die fortlaufende Abnutzung des Schultergelenks mit Knorpelverlust kann ebenfalls Nerven reizen.
- Bandscheibenvorfälle: In einigen Fällen können Schulterschmerzen durch Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule verursacht werden.
Symptome von Nervenschmerzen in der Schulter
Nervenschmerzen in der Schulter können sich auf unterschiedliche Weise äußern. Typische Symptome sind:
- Schmerzen: Die Schmerzen können stechend, brennend oder dumpf sein und sowohl am Tag als auch in der Nacht auftreten. Das Liegen auf der betroffenen Seite kann die Schmerzen verstärken.
- Ausstrahlung: Die Schmerzen können in den Arm, die Hand oder den Nacken ausstrahlen.
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln: Betroffene können ein Taubheitsgefühl oder Kribbeln im Arm oder in den Fingern verspüren.
- Bewegungseinschränkungen: Die Beweglichkeit der Schulter kann eingeschränkt sein, insbesondere beim Anheben des Arms über den Kopf oder beim Drehen des Arms nach innen.
- Muskelschwäche: In manchen Fällen kann es zu einer Muskelschwäche im Arm oder in der Schulter kommen.
- Schonhaltung: Um Schmerzen zu vermeiden, nehmen Betroffene oft eine Schonhaltung ein, die zu Muskelschwund führen kann.
Diagnose von Nervenschmerzen in der Schulter
Die Diagnose von Nervenschmerzen in der Schulter umfasst in der Regel die folgenden Schritte:
- Anamnese: Der Arzt erfragt die Krankengeschichte des Patienten, einschließlich der Art, des Beginns und der Lokalisation der Schmerzen.
- Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Schulter, um die Beweglichkeit, Kraft und Empfindlichkeit zu beurteilen. Dabei können verschiedene Tests durchgeführt werden, wie z.B. der Nackengriff, der Schürzengriff, der Jobe-Test und der Neer-Test.
- Bildgebende Verfahren:
- Röntgenuntersuchung: Zur Erkennung knöcherner Veränderungen.
- Ultraschalluntersuchung (Sonografie): Zur Beurteilung von Weichteilen wie Schleimbeuteln und Sehnen.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Zur detaillierten Darstellung von Weichteilen und Knochen, insbesondere vor einer Operation.
- Neurologische Untersuchung: Bei Verdacht auf Nervenkompression können neurologische Tests wie die Elektromyografie (EMG) und die Elektroneurografie durchgeführt werden.
Behandlung von Nervenschmerzen in der Schulter
Die Behandlung von Nervenschmerzen in der Schulter richtet sich nach der Ursache der Beschwerden. In den meisten Fällen kann eine konservative Behandlung erfolgreich sein.
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Konservative Behandlung
- Schmerztherapie: Medikamente wie Schmerzmittel und entzündungshemmende Mittel können zur Linderung der Schmerzen eingesetzt werden.
- Physiotherapie: Gezielte Übungen können helfen, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und die Nerven zu entlasten. Neurodynamische Übungen (Nervengleitübungen) können die Nervenmobilität fördern.
- Ergonomie: Anpassungen am Arbeitsplatz und im Alltag können helfen, die Schulter zu entlasten.
- Injektionen: In manchen Fällen können Injektionen von Kortikosteroiden in den Gelenkraum oder in die Nähe des betroffenen Nervs zur Schmerzlinderung eingesetzt werden.
- Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme kann helfen, verspannte Muskeln zu entspannen, während Kälte eine entzündungshemmende Wirkung hat.
Operative Behandlung
Eine Operation ist in der Regel nur erforderlich, wenn die konservative Behandlung nicht erfolgreich ist oder wenn eine strukturelle Ursache für die Nervenkompression vorliegt, wie z.B. ein Knochensporn oder eine Zyste.
- Arthroskopische Dekompression: Bei einem Impingement-Syndrom kann eine arthroskopische Operation durchgeführt werden, um den Raum unter dem Schulterdach zu erweitern und den Nerv zu entlasten.
- Nervenentlastung: In seltenen Fällen kann eine Operation erforderlich sein, um den Nerv direkt zu entlasten.
- Behandlung von Begleiterkrankungen: Wenn die Nervenschmerzen durch eine andere Erkrankung verursacht werden, wie z.B. eine Schulterarthrose oder einen Bandscheibenvorfall, muss diese Erkrankung behandelt werden.
Übungen bei eingeklemmtem Nerv in der Schulter
Gezielte Übungen können helfen, die Symptome eines eingeklemmten Nervs in der Schulter zu lindern. Hier sind drei bewährte Übungen:
- Armkreisen im Stand: Kreisen Sie die Arme langsam nach vorne und anschließend nach hinten. Diese Übung verbessert die Beweglichkeit, fördert die Durchblutung und lockert verspannte Muskulatur.
- Wandengleiten mit dem Unterarm: Stellen Sie sich mit dem Rücken zur Wand, die Ellbogen sind im 90-Grad-Winkel angewinkelt, die Unterarme liegen flach an der Wand. Schieben Sie die Unterarme langsam nach oben, so weit es schmerzfrei möglich ist, und dann langsam zurück. Diese Übung fördert die Gleitfähigkeit des Nervs, öffnet den Raum unter dem Schulterdach und verbessert die Schulterkoordination.
- Schulterpendel im Stand (nach Codman): Beugen Sie den Oberkörper leicht nach vorn, der betroffene Arm hängt locker nach unten. Führen Sie kleine Kreisbewegungen mit dem Arm aus, zuerst im Uhrzeigersinn, dann gegen den Uhrzeigersinn. Diese Übung entlastet das Schultergelenk, reduziert Muskelspannung und fördert die Gelenkflüssigkeit.
Alltagstipps zur Entlastung der Schulter
- Arbeitsplatz anpassen: Achten Sie auf eine ergonomische Sitzposition mit Bildschirm auf Augenhöhe und abgestützten Unterarmen.
- Schultergurt vermeiden: Tragen Sie Taschen oder Rucksäcke mit nur einem Gurt nicht über der Schulter.
- Kein ständiges Smartphone-Klemmen: Vermeiden Sie es, das Telefon zwischen Ohr und Schulter einzuklemmen.
- Schulterschonende Schlafposition: Seitenschläfer sollten ein ausreichend hohes Kissen verwenden. Rückenlage ist oft die schonendste Variante.
- Reizfreie Belastung statt Schonhaltung: Vermeiden Sie absolute Ruhe und integrieren Sie leichte Mobilisation und Pausen in belastende Tätigkeiten.
Wann zum Arzt?
Es gibt bestimmte Warnzeichen, bei denen eine ärztliche Abklärung dringend angeraten ist:
- Taubheitsgefühle oder Kribbeln, die länger als 48 Stunden anhalten
- Zunehmende Muskelschwäche
- Nächtliche Schmerzen, die die Schlafqualität beeinträchtigen
- Fehlstellungen oder Bewegungseinschränkungen, die sich trotz Entlastung nicht bessern
- Schmerzen nach einem Unfall
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