Eingeklemmter Nerv: Ursachen, Symptome und Behandlung

Ein eingeklemmter Nerv kann sehr schmerzhaft sein und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen, Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten eines eingeklemmten Nervs.

Einleitung

Ein eingeklemmter Nerv ist ein häufiges Problem, das durch Druck auf einen Nerv verursacht wird. Dies kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühl, Kribbeln und Muskelschwäche führen. Die Symptome können je nach betroffenem Nerv und der Ursache der Kompression variieren. In den meisten Fällen ist ein eingeklemmter Nerv harmlos und verschwindet innerhalb weniger Tage oder Wochen von selbst. In einigen Fällen kann jedoch eine medizinische Behandlung erforderlich sein, um die Symptome zu lindern und dauerhafte Schäden zu vermeiden.

Was ist ein eingeklemmter Nerv?

Der Begriff "eingeklemmter Nerv" ist etwas irreführend. Es bedeutet nicht, dass ein Nerv tatsächlich "eingeklemmt" ist, sondern dass Druck auf ihn ausgeübt wird, was zu Reizung oder Entzündung führt. Dieser Druck kann von verschiedenen Strukturen im Körper ausgehen, wie z.B. Muskeln, Knochen, Sehnen oder Bandscheiben.

Ursachen eines eingeklemmten Nervs

Die Hauptursache für einen eingeklemmten Nerv sind Muskelverspannungen. Gründe dafür sind untrainierte, überlastete Muskeln durch:

  • Schweres, nicht ergonomisches Heben und Tragen
  • Arbeiten in einer unnatürlichen Haltung
  • Langes Sitzen
  • Einseitige Belastung im Sport, z. B. Üben von Aufschlägen im Tennis
  • Fehl- und Schonhaltungen

Darüber hinaus können auch andere Faktoren einen eingeklemmten Nerv verursachen:

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  • Verklebte Faszien: Faszien sind Bindegewebsstrukturen, die Muskeln und Organe umhüllen. Verklebte Faszien können Druck auf Nerven ausüben.
  • Bandscheibenvorfall: Beim Bandscheibenvorfall tritt der weiche Kern der Bandscheibe aus und drückt auf die Spinalnerven.
  • Spondylolisthese (Wirbelgleiten): Hierbei verschieben sich Wirbelkörper gegeneinander und können Nerven im Spinalkanal einklemmen.
  • Hexenschuss (akute Lumbalgie): Durch Muskelverspannungen ausgelöster Hexenschuss kann ebenfalls Nerven reizen.
  • Knochentumor: Ein Tumor, der auf einen Nerv drückt, kann ebenfalls die Ursache sein.
  • Spinalkanalstenose: Eine Verengung des Spinalkanals kann zu einer Kompression der Nerven führen.
  • Ischialgie: Reizung oder Kompression des Ischiasnervs.
  • Arthrose: Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule können ebenfalls Nerven einklemmen.
  • Verletzungen: Unfälle oder Stürze können zu Verletzungen führen, die Nervenkompressionen verursachen.
  • Systemische Erkrankungen: Diabetes,Multiple Sklerose oder Schilddrüsenerkrankungen können Nervenschäden verursachen.
  • Karpaltunnelsyndrom: Eine Verengung des Karpaltunnels im Handgelenk kann den Medianusnerv einklemmen.

Symptome eines eingeklemmten Nervs

Die Symptome eines eingeklemmten Nervs sind vielfältig und hängen davon ab, welcher Nerv betroffen ist. Häufige Symptome sind:

  • Schmerzen: Einschießende, brennende und stechende Schmerzen im betroffenen Bereich. Die Schmerzen können auch in andere Körperteile ausstrahlen.
  • Schonhaltung: Einnahme einer Schonhaltung zur Vermeidung von Schmerzen.
  • Bewegungseinschränkungen: Eingeschränkte Beweglichkeit im betroffenen Bereich.
  • Kribbeln, Taubheitsgefühle und Empfindungsstörungen: Diese Symptome treten häufig in den Armen oder Beinen auf.
  • Abgeschwächte Reflexe: Verminderte Reflexe im betroffenen Bereich.
  • Schwere und müde Beine: Gefühl von Schwere und Müdigkeit in den Beinen.
  • Muskelschwäche: Schwäche in den Muskeln, die von dem betroffenen Nerv versorgt werden.
  • Im Extremfall Lähmungserscheinungen: In schweren Fällen kann es zu Lähmungen kommen.
  • Blasenschwäche und/oder Mastdarmstörung: Diese Symptome sind selten, aber ein Warnzeichen für eine schwerwiegende Erkrankung und erfordern sofortige ärztliche Behandlung.
  • Schwindel: Schwindel kann auftreten, wenn Nerven im Bereich der Halswirbelsäule betroffen sind.
  • Übelkeit und Erbrechen: Diese Symptome können ebenfalls bei Beteiligung von Nerven im Halsbereich auftreten.

Begleitsymptome:

Aufgrund der auftretenden Schmerzen können noch folgende Symptome auftreten:

  • Schweißausbrüche
  • Übelkeit / Erbrechen
  • Fieber
  • Atemnot
  • Verwirrtheit
  • Ausbildung von Triggerpunkten

Diagnose eines eingeklemmten Nervs

Die Diagnose eines eingeklemmten Nervs umfasst in der Regel die folgenden Schritte:

  • Anamnese (Krankheitsgeschichte): Der Arzt befragt den Patienten nach seinen Symptomen, deren Beginn und Verlauf, sowie nach möglichen Auslösern.
  • Körperliche Untersuchung: Der Arzt untersucht die Beweglichkeit der Wirbelsäule, tastet den Rücken nach Muskelverhärtungen ab und testet die Reflexe der Arme und Beine.
  • Neurologische Untersuchung: Überprüfung der sensorischen und motorischen Funktionen, um das Ausmaß der Nervenbeeinträchtigung zu bestimmen.
  • Bildgebende Verfahren: Bei Verdacht auf schwerwiegendere Erkrankungen können bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) eingesetzt werden, um die Ursache der Nervenkompression zu identifizieren.
  • Elektrophysiologische Tests: Messung der elektrischen Aktivität der Nerven, um die Diagnose zu bestätigen und das Ausmaß der Nervenschädigung zu beurteilen.

Sonderfall Cauda-Equina-Syndrom:

Das Cauda-Equina-Syndrom ist ein medizinischer Notfall, der durch die Kompression der Nervenwurzeln im unteren Spinalkanal verursacht wird. Symptome sind starke Schmerzen im unteren Rücken, Taubheitsgefühl im Genitalbereich,Blasen- und Darmschwäche und Lähmungen in den Beinen. Eine sofortige Behandlung ist erforderlich, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.

Behandlung eines eingeklemmten Nervs

Die Behandlung eines eingeklemmten Nervs zielt darauf ab, den Druck auf den Nerv zu reduzieren, die Schmerzen zu lindern und die Funktion wiederherzustellen. Die Behandlungsmethoden sind vielfältig und hängen von der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung ab.

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Konservative Behandlung:

In den meisten Fällen kann ein eingeklemmter Nerv konservativ behandelt werden:

  • Schmerzlinderung: Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), z. B. Ibuprofen oder Diclofenac, können zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmung eingesetzt werden. In einigen Fällen können auch stärkere Schmerzmittel oder Muskelrelaxanzien verschrieben werden.
  • Physiotherapie: Gezielte Übungen zur Stärkung und Dehnung der Muskulatur können helfen, den Druck auf den Nerv zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern.
  • Manuelle Therapie: Chirotherapie oder Osteopathie können Blockaden lösen und die Wirbelsäule mobilisieren.
  • Wärme- oder Kälteanwendungen: Wärme kann Muskelverspannungen lösen, während Kälte Entzündungen reduzieren kann.
  • Akupunktur und Triggerpunktmassagen: Diese Methoden können helfen, Muskelverhärtungen (Myogelosen) zu lösen.
  • Faszienrollmassage: Eine Faszienrolle kann helfen, verklebte Faszien zu lösen und den Druck auf die Nerven zu reduzieren.
  • Alternative Behandlungsmethoden: Akupressur, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Heilkräuter (Arnika, Bryonia), ätherische Öle (Lavendel, Cajeput, Geranie) und Schüssler Salze (Magnesium Phosphoricum, Natrium Phosphoricum) können unterstützend eingesetzt werden.
  • Injektionen: In einigen Fällen können Kortikosteroide direkt in den betroffenen Bereich injiziert werden, um Entzündungen zu reduzieren und Schmerzen zu lindern.
  • Bewegung: Rückenschonender Sport wie Schwimmen, Nordic Walking und Langlauf stärken die Muskulatur und helfen ihr sich wieder zu entspannen. Unterstützend dazu sind gezielte Übungen im Rahmen eines Rückentrainings und einer Faszienrollmassage eine geeignete Wahl.
  • Entlastung: Schweres Heben und Tragen sowie schnelle und ruckartige Bewegungen sollten vermieden werden.

Operative Behandlung:

In seltenen Fällen ist eine Operation erforderlich, wenn die konservativen Behandlungsmethoden nicht ausreichend helfen oder wenn neurologische Ausfälle auftreten. Mögliche operative Eingriffe sind:

  • Dekompression des Nervs: Bei einem Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose kann der Druck auf den Nerv durch eine Operation beseitigt werden.
  • Entfernung von Tumoren: Wenn ein Tumor die Ursache für die Nervenkompression ist, muss dieser operativ entfernt werden.
  • Stabilisierung der Wirbelsäule: Bei Wirbelgleiten kann eine Stabilisierungsoperation erforderlich sein, um die Wirbelsäule zu stabilisieren und den Nerv zu entlasten.

Vorbeugung eines eingeklemmten Nervs

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die man ergreifen kann, um einem eingeklemmten Nerv vorzubeugen:

  • Ergonomie am Arbeitsplatz: Achten Sie auf eine ergonomische Gestaltung Ihres Arbeitsplatzes, um Fehlhaltungen zu vermeiden.
  • Richtige Körperhaltung: Achten Sie auf eine gute Körperhaltung beim Sitzen, Stehen und Gehen. Lordosenstützen oder Keilkissen bieten den nötigen "Rückhalt" um eine natürliche Sitzhaltung auch dauerhaft beizubehalten. Dies entstresst die Muskulatur und vermeidet eine Überbeanspruchung. Ebenso gehört das richtige Heben von schweren Gegenständen zu einem wichtigen Verhalten um den unteren Rücken zu schonen. Langfristig führt das vor allem bei körperlich anstrengenden Berufen zu einem überbeanspruchten Bandappart und Muskulatur.
  • Regelmäßige Bewegung: Treiben Sie regelmäßig Sport, um Ihre Muskulatur zu stärken und Verspannungen vorzubeugen.
  • Dehnübungen: Führen Sie regelmäßig Dehnübungen durch, um Ihre Muskulatur flexibel zu halten. Eine Übung zur Dehnung der BeckenmuskulaturUm die Muskulatur generell vor einer Überbeanspruchung zu schützen ist Sport sehr wichtig. Er stärkt die Muskeln was dazu führt, dass diese gar nicht erst überbeansprucht werden bzw. es länger dauert. Eine zusätzliche Maßnahme ist die Dehnung der Beckenmuskulatur, denn durch das heutzutage viele Sitzen verkürzt sich diese.Speziell der verkürzte Hüftbeuger zieht beim Stehen nach vorne und die untere Rückenmuskulatur muss dann dagegen halten und mehr Kraft aufwenden, d. h. der Anspannungsgrad wird erhöht und die Belastung steigt.
  • Stressabbau: Vermeiden Sie Stress, da dieser zu Muskelverspannungen führen kann.
  • Gesunde Ernährung: Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Magnesium und Kalzium.
  • Normalgewicht halten: Übergewicht kann die Wirbelsäule belasten und das Risiko für einen eingeklemmten Nerv erhöhen.
  • Schlafposition: Um Verspannungen in der Hals- und Nackenmuskulatur vorzubeugen ist der Einsatz eines orthopädischen Schlafkissens mit hoher Stützkraft sinnvoll.
  • Regelmäßige Pausen: Ändere gelegentlich die Sitzhaltung, versuche wenn möglich auch im Stehen zu arbeiten und etwas zu gehen. Eine Faustregel (50/25/25) besagt 50% der Zeit sitzen, 25% stehen, 25% gehen.

Fazit

Ein eingeklemmter Nerv kann sehr schmerzhaft sein, ist aber in den meisten Fällen gut behandelbar. Durch eine frühzeitige Diagnose und eine gezielte Therapie können die Symptome gelindert und dauerhafte Schäden vermieden werden. Mit den richtigen Vorbeugemaßnahmen kann man das Risiko für einen eingeklemmten Nerv deutlich reduzieren.

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