Nerv mich net Bedeutung: Eine digitale Aufklärung für das 21. Jahrhundert

In einer zunehmend digitalisierten Welt, in der Cyberkriminalität und Datenklau allgegenwärtig sind, ist Aufklärung in Sachen Internetsicherheit unerlässlich geworden. Ähnlich wie die Sendung "Der 7. Sinn" einst Generationen von Autofahrern über die Gefahren des Straßenverkehrs aufklärte, bedarf es heute einer vergleichbaren Initiative für das digitale Zeitalter.

Die digitale Arglosigkeit: Ein Warnschuss für Internetnutzer

Die vergangenen Monate haben gezeigt, wie dringend Aufklärung in Sachen Internetsicherheit ist. Kriminelle haben Daten direkt von den Computern der Anwender abgegriffen oder vertrauensselige Nutzer dazu verleitet, ihre Zugangsdaten auf manipulierten Webseiten einzugeben. Computerexperten warnen vor einer nie dagewesenen Schwemme von Betrugsversuchen im Internet. Der Virenschutz-Anbieter Symantec bezeichnete das Jahr 2013 in seinem jährlich erscheinenden Report sogar als das Jahr der "Mega-Hacks". Weltweit sollen im vergangenen Jahr 552 Millionen digitale Identitäten gestohlen worden sein.

Für Millionen Internetnutzer sind die Meldungen vom großen Datenklau hoffentlich vor allem eines: ein Warnschuss. Denn im Netz grassiert noch immer eine besorgniserregende Form der Arglosigkeit. Mehr als die Hälfte der Internetnutzer verwenden dieselben Passwörter für mehrere Dienste, wie eine Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) im Jahr 2013 ergab. Ein besonders beliebtes Passwort war die Ziffernkombination "123456".

Kompetenz im Netz: Eine Notwendigkeit für alle Bürger

"Wir müssen immer wieder erkennen, dass die Bürger als Internet-Nutzer noch nicht die Kompetenz haben, die notwendig ist, um sich angemessen im Internet zu bewegen", konstatiert Informatik-Professor Norbert Pohlmann von der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen. Er hat zusammen mit einem Kollegen ein Buch geschrieben, in dem er Laien die Grundbegriffe der Internetsicherheit erklärt. Nachdem es sich nur wenige Tausend Mal verkaufte, stellte der Informatiker es zum kostenlosen Download auf seine Homepage. "Es sind wir, die Benutzer, die auf Phishing-Angriffe reinfallen", erklärt er.

Viele Anwender haben ein falsches Bild von der Gefahrenlage im Netz. "Es ist noch in vielen Köpfen drin, dass man dubiose Seiten besuchen muss, um sich mit Malware zu infizieren", sagt Symantec-Sicherheitsexperte Lars Kroll. Dabei kann heute auch von unverdächtigen Internetangeboten eine Bedrohung ausgehen, insbesondere wenn die Server von Angeboten wie Online-Shops oder Wetterdiensten Schwachstellen aufweisen. Über diese Schwachstellen können Cyberkriminelle schädlichen Programmcode einschleusen. Der neueste Sicherheitsbericht von Symantec mutmaßt, dass 77 Prozent der legitimen Angebote solche Schwachstellen aufweisen.

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Einfallstore für Schädlinge: Browser und Zusatzprogramme

Wer auf der Suche nach der neuesten "Game of Thrones"-Folge durch zahlreiche, mit Werbebannern verseuchte Streaming-Seiten klickt, hat ein höheres Risiko, sich böse Software einzufangen, als jemand, der nur die Homepage seiner Bank besucht. Einfallstore für die Schädlinge bieten in diesem Fall die Internetbrowser und darin installierte Zusatzprogramme. Allein der Open-Source-Browser Firefox besteht aus mehreren Millionen Zeilen Programmcode.

Betrugsversuche im Internet sind oftmals schwer zu erkennen. Heutzutage sind Phishing-Mails mitunter kaum von einer Versandbestätigung von Amazon zu unterscheiden und führen dann auf eine Internetseite, die der des Internetversandhauses bis ins Detail nachempfunden ist.

Automatisches Risiko: Bürgerpflicht im Netz

Für das Internet gilt eine ähnliche Binsenweisheit wie für den Straßenverkehr: Teilnehmer gehen automatisch ein Risiko ein. Dessen muss man sich bewusst sein und es als eine Art Bürgerpflicht betrachten, dieses Risiko zu minimieren. Was auf der Straße umsichtiges Fahren ist, ist im Internet ein verantwortungsvoller Umgang mit dem eigenen PC. Wer nicht regelmäßig Virenscanner und Software aktualisiert, in den dunklen Ecken des Netzes herumsurft und nie seine Festplatte mit Anti-Malware-Scannern wie dem EU Cleaner untersucht, wird schnell zur Gefahr für sich selbst und auch für andere.

Nutzer bekommen oft gar nicht mit, dass ein aufploppendes Werbebanner gerade ein kleines Programm ausführt und schädliche Software auf die Festplatte spielt. Der Schaden ist am Ende in der Regel nicht so groß wie bei einem Autounfall, aber teuer kann es trotzdem werden, zum Beispiel wenn Kriminelle die Rechner von Internetnutzern mittels Malware kapern und sie erst wieder gegen ein "Lösegeld" freigeben. Diese Form des Internetbetrugs hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen.

Die Allianz aus Ahnungslosigkeit und Bequemlichkeit

Wer etwas gegen die zunehmende Cyberkriminalität ändern will, muss sich gegen eine Allianz aus Ahnungslosigkeit und Bequemlichkeit stemmen. Für viele Nutzer wird Internetsicherheit das nervende Popup-Fenster des Virenscanners und dieses doofe Windows-Update bleiben, das immer wieder ungefragt Arbeit oder Vergnügen blockiert. Was auf Festplatten und in Glasfaserkabeln passiert, ist mit den Sinnen nicht mehr zu fassen. Den Lkw sieht man kommen, der Keylogger legt sich unsichtbar zwischen die Tasten.

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Der 7. Sinn für das digitale Zeitalter

Die Regierung könnte dabei helfen, noch mehr Aufklärungsarbeit zu leisten. Ein "Der 7. Sinn" fürs digitale Zeitalter, wie ihn etwa Pohlmann fordert, wäre da nur eine Möglichkeit. Ex-Verkehrsminister Ramsauer hatte 2012 die Bemerkung gemacht, er wolle das Format wieder ins Fernsehen bringen, allerdings um die Sitten der deutschen Autofahrer zu verbessern.

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