Schmerzen im unteren Rücken sind ein weit verbreitetes Problem, das Millionen von Menschen weltweit betrifft. Sie können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, von einfachen Muskelverspannungen bis hin zu schwerwiegenderen Erkrankungen. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die Ursachen von Schmerzen im unteren Rücken, ihre Symptome, Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten.
Einführung
Schmerzen im unteren Rücken, auch Kreuzschmerzen genannt, beziehen sich in erster Linie auf Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS). Die Lendenwirbelsäule besteht typischerweise aus fünf Lendenwirbeln und den dazwischenliegenden Bandscheiben, die als Puffer und Rotationszentren dienen. Dieser untere Abschnitt der Wirbelsäule trägt die Hauptlast des Rumpfes und leitet diese über das Kreuzbein und die Iliosakralgelenke weiter. Die Wirbelgelenke sind in diesem Bereich stärker belastet als in anderen Regionen der Wirbelsäule.
Häufige Ursachen für Schmerzen im unteren Rücken
Die Ursachen für Schmerzen im unteren Rücken sind vielfältig und reichen von harmlosen Verspannungen bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen. Zu den häufigsten Ursachen zählen:
Muskelverspannungen
Die Muskulatur der Lendenwirbelsäule ist für die Stabilisierung der Wirbelsäule verantwortlich. Fehlhaltungen, Überlastungen oder mangelnde Bewegung können jedoch zu Verspannungen führen, die Schmerzen verursachen. Verspannungsbedingte Schmerzen lassen sich oft durch Wärme lindern.
Bandscheibenvorfall
Die Bandscheiben fungieren als gepolsterte Kissen zwischen den Wirbeln. Bei einem Bandscheibenvorfall reißt die Bandscheibe ein, und der gallertartige Kern kann in den Wirbelkanal austreten. Dies kann zu Schmerzen, Taubheitsgefühlen und Lähmungen führen. Ein Bandscheibenvorfall kann die Folge normaler Abnutzung sein oder durch unsachgemäßes Heben oder Überanstrengung entstehen.
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Arthrose
Arthrose ist eine degenerative Erkrankung, die zu einer Abnutzung des Knorpels führt. Bei Arthrose in der Lendenwirbelsäule können Schmerzen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen auftreten. Jeder Wirbel der Wirbelsäule ist durch zwei Facettengelenke und eine Bandscheibe mit dem darüber und darunter liegenden Wirbel verbunden. Mit zunehmendem Alter kann ein Verlust der dämpfenden Knorpelschicht oder auch Knochensporne dazu führen, dass die Facettengelenke an Flexibilität einbüßen. Mit der Zeit können gereizte, entzündete und schmerzhafte Gelenke die Folge sein, die Schmerzsignale an das Gehirn senden.
Iliosakralgelenkssyndrom (ISG-Syndrom)
Das Iliosakralgelenk (ISG), auch Kreuzdarmbeingelenk genannt, liegt unterhalb der Lendenwirbel zwischen Kreuz- und Darmbein und verbindet die untere Wirbelsäule mit dem Becken. Bei einem Iliosakralgelenkssyndrom kann es zu Schmerzen, Steifheit und Bewegungseinschränkungen in der Lendenwirbelsäule kommen. Bei einer andauernden Fehlhaltung und -belastung, bei einer Beckenfehlstellung sowie im Alter kann es vermehrt zu Blockaden und schließlich zu Abnutzungserscheinungen des Gelenks kommen.
Weitere Ursachen
Darüber hinaus können Rückenschmerzen im unteren Rücken auch durch Erkrankungen anderer Organe wie Nieren, Harnwege oder Geschlechtsorgane verursacht werden. In seltenen Fällen können Tumore, Entzündungen oder Frakturen der Wirbelsäule die Ursache sein. Auch hormonelle oder gynäkologisch bedingte Ursachen können eine Rolle spielen.
Risikofaktoren für Schmerzen im unteren Rücken
Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko für Rückenschmerzen im unteren Rücken, darunter:
- Langes Sitzen
- Übergewicht
- Fehlhaltung
- Bewegungsmangel
- Rauchen
- Zunehmendes Alter
Forscher:innen der spanischen Universidad Rey Juan Carlos (URJC) haben untersucht, wie viele Menschen in verschiedenen europäischen Ländern täglich mehr als viereinhalb Stunden sitzen. Nach ihrer Studie gehören in Deutschland 57,2 Prozent der Männer und 50,2 Prozent der Frauen zu den "Vielsitzern". Sportmediziner:innen finden das besorgniserregend - Nach Ihrer Einschätzung ist körperliche Inaktivität ein Risikofaktor für viele chronische Erkrankungen, darunter Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und chronische Rückenschmerzen.
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Arten von Rückenschmerzen im unteren Rücken
Schmerzen im unteren Rücken können in verschiedenen Bereichen auftreten, mittig, rechts oder links. Zudem lassen sich Rückenschmerzen in Bezug auf ihren zeitlichen Verlauf in drei Kategorien einteilen:
- Akute Rückenschmerzen: Neu auftretende Schmerzen, die weniger als sechs Wochen andauern.
- Subakute Rückenschmerzen: Schmerzen, die zwischen sechs und zwölf Wochen bestehen.
- Chronische Rückenschmerzen: Schmerzen, die über zwölf Wochen hinweg anhalten.
Die Stärke der Schmerzen und ob sie nur bei Bewegung oder auch bei Ruhe auftreten, kann während dieser Zeit variieren.
Schmerzen im unteren Rücken mittig
Schmerzen in der unteren Rückenmitte sind in den meisten Fällen auf Rückenverspannungen zurückzuführen. Seltener sind rheumatische Erkrankungen wie Morbus Bechterew die Ursache. Manchmal kommt es zu Bandscheibenproblemen, Nervenreizungen oder Gelenkblockaden, die sich beidseitig bzw. in der Mitte des unteren Rückens bemerkbar machen. In der Schwangerschaft können Schmerzen in der unteren Rückenmitte eine Folge der natürlichen Ausschüttung des Hormons Progesteron sein.
Schmerzen im unteren Rücken rechts oder links
Schmerzen im unteren Rücken können seitlich rechts oder links auftreten. Ein seitlicher Bandscheibenvorfall kann eine Nervenwurzel- oder Nervenreizung bzw. einen beeinträchtigten Ischiasnerv (Ischialgie/Lumboischialgie) rechts oder links verursachen. Auch eine einseitige Gelenkblockade kann die Ursache sein. Bei Unterleibsschmerzen rechts, die in den rechten unteren Rücken ausstrahlen, können neben Verdauungsbeschwerden auch eine Blinddarmentzündung, Darmverschlingungen oder eine akute Entzündung im Darm vorliegen. Bei Unterleibsschmerzen links, die in den linken unteren Rücken ausstrahlen, können neben Verdauungsbeschwerden auch eine chronische Entzündung des End- und Dickdarms (Colitis ulcerosa) oder eine Divertikulitis vorliegen.
Schmerzen im unteren Rücken, die sowohl rechts als auch links auftreten und in Gesäß, Hüfte oder ein Bein ausstrahlen, können durch einen Bandscheibenvorfall (Prolaps) oder eine -vorwölbung (Protrusion) ausgelöst werden. Ebenso kann ein Hexenschuss (Lumbago) Schmerzen im Rücken unten rechts oder links hervorrufen mit Ausstrahlung in das Gesäß, die Hüfte und die Beine. Grund dafür ist eine Reizung, Einklemmung oder Entzündung des Ischiasnervs.
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Symptome von Schmerzen im unteren Rücken
Symptome bei Schmerzen im unteren Rücken können sich auf den Bereich der Lendenwirbelsäule beschränken oder in Becken, Unterleib und Beine ausstrahlen. Zu den LWS-Schmerzen können im weiteren Verlauf Empfindungsstörungen hinzukommen. Die Schmerzwahrnehmung kann außerdem in bestimmten Situationen, in denen Menschen psychisch herausgefordert sind, intensiver sein. So entsteht ein Wechselspiel, bei dem sich psychische Faktoren und Schmerzen gegenseitig verstärken.
Diagnose von Schmerzen im unteren Rücken
Eine korrekte Diagnose ist entscheidend für eine effektive Behandlung. Der Prozess beginnt mit einer gründlichen Anamnese, bei der der Arzt den Patienten zu den Schmerzen, ihrer Dauer, auslösenden Faktoren und lindernden Maßnahmen befragt. Anschließend folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Körperhaltung, Wirbelsäulenform, Muskelverhärtungen, Beweglichkeit, Muskelkraft und Reflexe überprüft werden.
In einigen Fällen kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) der Lendenwirbelsäule dabei helfen, die genaue Ursache für die Schmerzen zu finden und ein detailliertes Bild der Wirbelsäule zu erhalten. Dies wird erforderlich, wenn sich in der Untersuchung Hinweise auf einen spezifischen Rückenschmerz oder eine ernsthafte zugrunde liegende Erkrankung (sogenannte positive Red Flags: u. a. Entzündungswerte im Blut, Fieber oder neu aufgetretene neurologische Ausfälle) finden, die für den Arzt Signalcharakter haben.
Therapieansätze für Schmerzen im unteren Rücken
Die Behandlung von Schmerzen im unteren Rücken hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. In den meisten Fällen empfehlen Experten zunächst konservative Therapien wie Physiotherapie, Massage sowie Kälte- oder Wärmeanwendungen.
Konservative Behandlungsmethoden
- Wärmetherapie: Optimal bei verspannungsbedingten Schmerzen. Hier eignen sich neben klassischen Hausmitteln wie Wärmflasche, Heizkissen, Sauna, heißes Bad oder Infrarot-Licht besonders ThermaCare Wärmeumschläge.
- Kältetherapie: Wenn die unteren Rückenschmerzen durch akute entzündliche Reaktionen ausgelöst werden, können Kälteanwendungen, wie kalte Umschläge, Coolpacks, kühlende Gelkompressen oder Schmerzgele, angebracht sein.
- Massage: Bei Muskelverspannungen und -verhärtungen können Massagen lindernd wirken.
- Physiotherapie: Kann helfen, Blockaden in der Wirbelsäule zu lösen sowie die Muskulatur zu lockern und zu dehnen.
- Akupunktur und Akupressur: Wenn Nadeln gesetzt werden, bzw. Druck in bestimmte Trigger-Punkte gegeben wird, können (so die Theorie hinter Akupunktur und Akupressur) Verspannungen in der Rückenmuskulatur gelöst werden.
Medikamentöse Behandlung
Sollten konservative Therapien nicht ausreichen, können Schmerzmittel wie Diclofenac oder Ibuprofen eingesetzt werden, um die Beschwerden zu lindern. Bei ganz starken Schmerzen im Lendenwirbelbereich können auch Muskelrelaxanzien eingesetzt werden. Da diese Medikamente aber starke Nebenwirkungen (und im Falle einiger Muskelrelaxanzien sogar Suchtpotenzial) haben können, sollten sie nur kurzfristig und unter ärztlicher Beobachtung eingesetzt werden. Schnelle Linderung können nicht-steroidale Schmerzmittel und Entzündungshemmer wie Ibuprofen und Diclofenac oder Analgetika wie Paracetamol verschaffen.
Minimalinvasive und operative Behandlungen
Bei Operationsindikationen, wie einem Bandscheibenvorfall oder einer Spinalkanalstenose, kommen minimalinvasive Injektions- oder Infiltrationsbehandlungen infrage. In Fällen, in denen eine Schädigung am Rücken zu gravierenden Nervenausfällen führt, kann eine Operation das letzte Mittel sein.
Selbsthilfemaßnahmen
Neben professionellen Behandlungen können Betroffene auch durch Präventionsmaßnahmen und Selbsthilfe ihre Beschwerden lindern:
- Ausreichend Bewegung im Alltag und aktive Pausen integrieren.
- Einseitige Belastungen vermeiden.
- Übergewicht reduzieren.
- Rückenmuskulatur durch spezielle Übungen stärken.
- Entspannungsverfahren wie Autogenes Training, Meditation oder Yoga anwenden.
- Ergonomische Möbel nutzen und auf eine korrekte Körperhaltung achten.
Wann einen Arzt aufsuchen?
Betroffene sollten immer dann einen Arzt aufsuchen, wenn ihre Lebensqualität durch die Schmerzen stark eingeschränkt wird und die Beschwerden mehrere Tage in Folge anhalten. Weitere Warnsignale sind Taubheitsgefühle in den Beinen, Probleme beim Wasserlassen oder mit dem Stuhlgang, Gefühlsstörungen im Gesäßbereich, Fieber, Schüttelfrost, Schwäche oder Gewichtsverlust. In solchen Fällen ist eine umgehende ärztliche Abklärung erforderlich.
Präventionsmaßnahmen für einen gesunden Rücken
Um Rückenschmerzen im unteren Rücken vorzubeugen, empfehlen Experten folgende Maßnahmen:
- Regelmäßige Bewegung und aktive Pausen
- Vermeidung einseitiger Belastungen
- Gewichtsreduktion bei Übergewicht
- Rückenfreundlicher Arbeitsplatz mit ergonomischer Gestaltung
- Rückentraining und Stärkung der Rückenmuskulatur
- Entspannungsverfahren zur Stressreduktion
Psychische Faktoren und Rückenschmerzen
Der Verlauf von Rückenschmerzen kann durch psychische Faktoren beeinflusst werden. Denk- und Verhaltensmuster, die Rückenschmerzen begünstigen oder verstärken, sowie Depressionen und Schlafstörungen können körperliche Symptome wie Rückenschmerzen auslösen oder verschlimmern. Psychische Erkrankungen wie etwa Depressionen beeinflussen außerdem, wie wir Schmerzen verarbeiten: Die körpereigene Schmerzwahrnehmung „funktioniert“ nicht mehr richtig und Menschen nehmen Schmerzen verstärkt wahr. Daher ist es wichtig, auch psychosoziale Risikofaktoren wie Stress, Konflikte am Arbeitsplatz oder die Neigung zu Depressionen zu berücksichtigen, um das Risiko für chronische Rückenschmerzen einzuschätzen. Eine der zentralen Erkenntnisse zur Rückengesundheit lautet daher: Nicht nur Rückenschmerz-Symptome sollen behandelt, sondern auch die Gesundheit der Seele berücksichtigt werden.